Faksimile 0377 | Seite 369
Ente
I. Ente, f.; –n; Entchen, lein; –n; -: 1) ein
zahnſchnäbliger Schwimmvogel, der ſich von der nah-
verwandten Gans durch die geringre Größe, durch den
Schnabel, der an der Spitze mindeſtens ebenſo breit
als an der Grundfläche iſt und durch die kürzern nach
hinten ſtehnden Beine unterſcheidet, Anas. Es giebt
viele Arten. Ohne Zuſatz verſteht man gw. darunter
unſre zahme oder Haus-E., in der Kinderſprache:
Pak(er)-, Quak-, Quackel-, Wackel-, Wat-
ſchel-, Schnatter-E. ꝛc., mit vielen Spielarten, im
Ggſtz. der wilden E–n; unter dieſen unterſch. man
z. B. die Süßwaſſer- und die See-E–n, jene ohne
—, dieſe mit häutigem Rand an der Hinterzehe, und
weidm. nam. nach der Größe z. B.: Die Groß- (oder
Blau-), die Halb- (oder Kriek-), die Mittel-E. ꝛc.;
ferner: Lock-E., gezähmte wilde Ente zum Herbei-
locken der zu ſchießenden ꝛc. Die E. ſchnattert, pakt,
pa(c)kert, quakt, die Jungen gaken ꝛc.; Die E–n watſcheln ꝛc.
Sprchw.: Er kann ſchwimmen wie eine E., ſpot-
tend: wie eine bleierne E., daher übertr.: O Himmel, wie
die E. taucht! [die Schwimmerin]. HoKleiſt Hinterl. 272
ꝛc.; Die umhertrippelt wie ein Huhn, das E–n ausgebrütet
hat und ſie aufs Waſſer gehen ſieht. Lewald W. 2, 245;
Auerbach Barf. 22; Damit er, wie die E. auf dem Teiche,
ſo auf den Brettern ſeinem künftigen Lebensgewackel und Ge-
ſchnatter eiligſt entgegengeleitet werde. G. 18, 314; Iſt
dumm wie Stroh und ſieht aus wie die E., wenn’s blitzt.
Forſter Br. 2, 655; So grobe Eſel, Gänſe oder E–n. Luther
8, 7a [als Bez. von Dummköpfen]; Die E. trägt ihr
Recht auf dem Buckel [wo mir eine Schaden thut, hab’
ich das Recht, ſie todt zu ſchlagen]. Adelung ꝛc. Der
E–n Zug, die ſchwimmend näher kommen; | wie dieſe taucht,
wie jene ſchnatternd ruhn, |„wie im Moraſt die gelben Schnä-
bel ſpielen. Hagedorn 2, 277 ꝛc.; Sahen .. eine Flucht wilder
E–n vor uns aufſteigen. Forſter R. 1, 258; Die wilden E–n
reihen (ſ. d.), begatten ſich ꝛc. 2) eine fälſchlich ver-
breitete Nachricht, lügenhaftes Gerücht, ſo nam.:
Blaue E–n. Paracelſus 1, 62a; Friſch 1, 106c; Des Ma-
giſters Rauſchers päpſtliche Lug-E–n. Fiſchart B. 67b;
209b ꝛc. (als Verdrehung von Legenden); „Wir hielten
dich für todt.“ Zeitungs-E.! Du ſiehſt, ich lebe. Kapper
Chr. 1, 252; Gutzkow Zaubr. 3, 294; Die tollſten politiſchen
E–n. Herrig 21, 207 u. o.
Anm. Ahd. anut ꝛc. (Graff 1, 335), vgl. lat. anat-is,
als Gen. von anas, was viell. mit gr. ~oοo zuſam-
menhängend urſpr. den Waſſervogel bez. So veralt. und
mundartl. Antvogel (ſ. d.): Ich ſchwamm wie ein A. V.
Sh. 1, 56; Eppendorf 97; Fiſchart B. 150a; Garzoni 786b
ꝛc.; Die Anten und auch underweilen die Gäns. Ryff Th.
99 ꝛc. Vgl.: Der Zugführer bei den wilden Entevögeln.
Holtei Lammf. 1, 99, gw. Entvogel als Bez. des Männ-
chens (ſ. Enterich), z.B. im Ggſtz. der Ente (des Weibchens).
Döbel 1, 71a u. ö. 2 viell. übertr. von dem Geſchnatter
der Enten, viell. urſpr. Lug-E. (ſ. o.), wofür dann allmäh-
lich das bloße E. Platz griff, doch vgl.: Der Eckart blau
Gänſe einherſagt von einem König, ſ. Benecke 1, 478b und
vgl. Fiſematenten.
Zſſtzg. ſ. o., ſehr zahlreich zur Bez. der verſch.
Arten von [1], ſ. Nemnich 259—284; Oken 7, 446 ff.
und im Regiſter 121c ff., ferner Tſchudi Th. 70; Grube
Geogr. 3, 234 ꝛc.