Faksimile 0374 | Seite 366
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enden Endigen) Endin
End~en(~igen), tr., refl. und intr. (haben):
aufhören; ein Ende haben, nehmen; zu Ende kommen; Etwas zu Ende bringen etc.: 1) tr.:
a) Etwas zu Ende, zum Schluß bringen, weniger als „voll-e.“, zum vollen Ende, zum Abschluß bringen: Wenn sie ihr Zeugnis geendet haben. Off. 11, 7; Geendet hab ich mein Gedicht, | es fehlt noch viel, daß es vollendet wäre. G. 13, 194; Noch bleibt es unvollendet, | wenn es auch gleich geendigt scheinen möchte. 108; Gefäße, welche sie endigen [fertig machen] sollten. 29, 3; Das Modell .. war .. ziemlich geendigt und überhaupt mit großem Fleiß und vieler Kunst gearbeitet. 12; Braun .. konnt’ ihn nicht zwingen,| welcher Weise soll ich es enden? [zu Stande bringen]. 5, 145; Ein blaues Gebirg endigt [schließt, begrenzt] im Dufte die Welt. Sch. 75a; Vorbei, geendet ist der Krieg. 57a; Meine Laufbahn war geendigt, aber nicht vollendet. FSchlegel Luc. 259; Willig, sie [die Noth] zu enden und zu wenden. W. 11, 168; Sein Leben e., seltner: Sein .. Kranksein, Heilen und Reisen endigten ihn hier mit einem Nervenfieber. IP. HV. 126 etc.
b) Die Böttcher enden die Dauben, geben ihnen ein Ende d. h. schräg einwärts gehnde Kanten, schneiden sie oben und unten gleich. 2) intr. (vgl. 1, oft mit leicht ergänzbarem Obj.): Er kann nicht enden [das Gedicht, kein Ende finden], kann nicht fertig werden. G. 13, 103; So lasst mich enden [meine Rede]. 6, 417; Ein altes Märchen endigt so [hat dieses Ende, diesen Schluß]. 11, 200; U. eh der König noch geendet [die Rede]. Sch. 57a; Sie hat geendet [ihr Leben]! | seht einen Engel scheiden. 486a (s. ver-e.); Damit endet mein Auftrag [hat ein Ende, geht nicht weiter]; Diese Treiber endigen nicht selten damit, daß sie .. davon laufen [hören damit auf, laufen schließlich davon]. Kohl I. 1, 37; Hier endigte der Alte mit Erzählen. W. 20, 174; Wie Despoten enden [ihr Leben, welch Ende sie nehmen]. Platen 6, 27; Noch Keinen sah ich fröhlich enden. Sch. 57b etc.; Das Thal endigte [lief aus] in einen jähen Felsspalt. Chamisso 4, 221; Der Anbau ..endete.. in ein em Salon. Gutzkow R. 2, 375; Die Gasse endigt in einem Sack. Sch. 712a etc. 3) refl. = 2 z. B.: Die Grenze endet sich am Meer. Jos. 17. 9; Mit ihm hat die .. Vererbung des Mordes sich geendet. Auerbach Ab.; Jedes Wort endigt sich mit einem Selbstlauter. Forster R. 1, 195; Die Häutchen, zwischen welchen sich die höchst zarten Gefäße nunmehr endigen. G. 36, 39; 39, 205; Einen Gang, der sich in einem Blumenrunde endet. Gutzkow R. 3, 428; Finger, die sich in ein fein getuschtes Roth endigten. FSchlegel Flor. 1, 23 etc.; Ein ungeheurer Flor, der sich nicht enden wollte. Lichtwer 123; Ihr langes Elend endet sich. Nicolai 1, 129; Endet euch, verhaßte Tage. 2, 38 etc.
Anm. Endigen ist die jüngre Form, vgl.: rein(ig)en, stein(i)gen, beerd(ig)en etc., die aber in Zsstzg. (s. d.), außer bei be-e., nicht durchgedrungen ist. Von Ableitungen gewöhnl.: Endiger, m., –s; uv.: Der Lenz ist da, der E. des Streits. Reithard XV (pgl. Ender). Dagegen gilt: Endigung, f.; gewöhnl. für das Endigen; Endung, f.; –en, für Das, womit Etwas endet, namentl. in Sprachlehren für die Wort- ausgänge: Eigenschaftswörter dreier E–en; E. oder Fall- E. = Kasus; Zahl-E. = Numerus. Spate 2, 22 etc.; seltner: Phtha, bei den Griechen Phthas, dies ist aber bloß griechische Endigung. Schelling 2, 2, 396, ungewöhnl.: Soweit sich Ewig nicht in Endung wird verkehren. Opitz = Ende.
Zsstzg. z. B.: Áb-: tr.: ein Wort grammatisch abwandeln, durchflektieren, vgl. um-e.
Be-: tr.: Mit diesem Briefe hat Wieland diese Sammlung geschlossen, allein .. nicht beendigt. W. 24, 374; Ein Werk beend(ig)en etc., ungewöhnl.: Der Friesen Reich beenden [zerstören]. Streckfuß Rol. 9, 87.
Um-: tr.: gramm. ein Wort flektieren, von Kl. für „deklinieren“vorgeschlagen: Die Bestimmtheit der Umendungen und Fügungen. V. Br. 1, 14; Umend-bar, -lich, deklinabel, flektierbar etc.
Ver-: tr.: veralt.: Nach verendtem Reichstag. Matthesius Luth. 160a; Der ich viel zu schwach bin, daß ich’s möchte ver-e. Schaidenraißer 11b etc. gewöhnl. intr. = sterben: Ihr v–d Röcheln. Geibel (D Mus. 5, 1, 26); Ich bin ein Mensch und soll nicht ver-e. dürfen in Ruh? Prutz Eng. 1, 385 etc., namentl. weidm.: Der Hirsch hat geendet oder verendet. Döbel 1, 196; Griff das v–de [Thier, den Steinbock] am Horn. Reithard 35; Die Verendungen und Wiedergeburten. Goltz 1, 266. Voll- [1]: tr., refl. und intr.: vollständig enden, so daß Nichts fehlt; Etwas vollbringen, vollführen (s. d.), zur Vollkommenheit bringen etc., vgl. Vollends: Also vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke. 1. Mos. 2, 1; Ich habe den Lauf vollendet. 2. Tim. 4, 7; Im Geiste habt ihr angefangen, wollt ihr’s denn im Fleisch voll-e.? Gal. 3, 3; Die Sünde, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod. Jak. 1, 15; Der soll all meinen Willen voll-e. Jes. 44, 28; Es wird Alles vollendet [erfüllt] werden. was geschrieben ist von des Menschen Sohn. Luk. 18, 31 etc. Ob das ein Verbrechen sei, was, vollendet mit einer Lorbeerkrone; versucht, mit einer Dornenkrone vergolten wird. Börne 3, 19; „Zu voll-e. ist nicht die Sache des Schülers; es ist genug, wenn er sich übt“ Aber doch fertig macht, so gut er kann. G. 16, 35; Vollende Faust [den Schlag]! 10, 287; Erscheint es in vollendeter [vollkommner] Gestalt. 11, 6; Ist dein Wille .. nunmehr vollendet [erfüllt]? 13, 54; Das von oben herein zu voll-e., was er von unten herauf begonnen hatte. 15, 9; Daß ihre Liebe, um sich zu voll-e. [vollkommen zu werden], völlig uneigennützig werden müsse. 232; Ihr verwirrtes Haar und losgegangnes Gewand vollendeten das Bild einer bezaubernden Heiligen. Heinse A. 1, 160; Das bereitete Opfer vollende | Atreus’ Sohn. Sch. 83b; Er hat vollendet [sein Leben]. 399a; Die herrlich vollendete Welt. 491b; Die Götter vollendeten ihre Vermählung [ließen sie zu Stande kommen]. V. Od. 4, 7; Dir ward doch Alles völlendet [,,gewährt“ Stolberg] | Jenes von Zeus. Jl. 18, 74; Eine vollendete Thatsache; Vollendete [vollkommne] Staatsmänner, Bösewichter etc. Dazu: a) Vollénder, m., –s; uv.
(~in, f.; –nen):
Der Anfänger und V. des Glaubens. Hebr. 12, 2; Gram-V. [Tod]. Göckingk Lieb. 140; Der Rache V. [Vollstrecker]. Matthison A. 7, 44; Als V. zu kehren | Deß, warum wir kamen. V. Od. 3, 60; Desselbigen Weges V. 10, 41; auch von Sachen: Nahm die Geräthschaft, | alle V. der Kunst. Il. 18, 413 etc.; Des Gebots V–in. Ds. etc. b) Volléndung, f.; –en: das Vollenden; das Vollendete, Vollbrachte, Vollkommne, die Vollkommenheit: Es geziemt, des Tags V. | mit Genießern zu genießen. G. 4, 12; Sie stand in lächelnder V. da. Hölderlin H. 1, 103; Solltest du .. nicht die V–en alle durchlaufen? 2, 106; Ein ewig erneutes Beginnen ohne irgend eine abschließende V. Stahr Par. 1, 39; Was schon zur V. genaht [geschehn] war. V. Il. 18, 4; In des rollenden Jahres V. Od. 4, 87; 1, 16; Weibliche Blüthen-V. vom Knospenthum unterscheiden. Waldau (DMus. 1, 2, 134) etc. Hat er nun dieses leider nur beabsichtigten Weltwunders [des Kölner Doms] Un-V. von innen und außen beschaut. G. 26, 254; Die Unbestimmtheit und Un-V. des Nasläppchens. Lavater 1, 105 [Unfertigkeit] etc. c) (Un-)Vollendetheit, f.: das (Un-)Vollendetsein.