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Ende
Ende, n., –s; –n, (uv.); Endchen, lein; End-:
das Außerſte, wo ein Ggſtd. aufhört. 1) räumlich,
wo es ſich um das Nebeneinander handelt, ſtehn ſich
die verſch. E–n gegenüber, und zwar wo beſ. die Län-
genausdehnung hervortritt (mathem. bei der Linie) 2,
ſonſt mehrere, da jeder Grenzpunkt ein E. iſt; nam.
aber heißen ſo die, wo der Ggſtd. in eine Spitze aus-
läuft: a) Beide E–n eines Stocks, einer Schnur. G. 20,
63 einer Schleife. Lewald W. 1, 310; Das dicke [ſ. d.]
E. kommt nach; Beide E–n [Oſten und Weſten]. Zinkgräf
1, 297; In allen 4 E–n der Welt. Sch. 113b; Die 2
äußerſten E–n [Ertreme], zw. welchen Wahrheit und Natur
inne liegen. 699a; G. 31, 83; Die letzten E–n aller Dinge
will | ſein Geiſt umfaſſen. 13, 176; Von einem E. der
menſchlichen Natur zum andern gewirbelt. Leiſewitz Jul. 6;
Von einem E. des Landes, Himmels zum andern. Ier. 12,
12; 5. Moſ. 4, 32; Am E., an den E–n [Grenzen des
Ackers]. 1, 23, 9; 3, 19, 9; Aus, von allen E–n kom-
men. 1, 19, 4; Mark. 1, 45; An allen E–n [überall].
Ap. 17, 30; 21, 28; 28, 22; Hat erſt am E. [2], wo
Alles zuſammentreffen ſoll, den Verdruß, weil es an allen E–n
fehlt. G. Sch. 2, 203; Ungewitter .., das uns umzieht von
allen E–n. Sch. 334b (ſ. Ecke 2a); An allen Orten und
E–n. G. 40, 225; Aller Orten und E–n. Bodenſtedt 2, 52;
An allen E–n und Orten. Hebel 3, 55; Von allen Orten
und E–n ſtrömte der Überfluß herbei. Sch. 869b ꝛc.
Veralt., mundartl.: An Ort und E–n, da ꝛc. [= da,
wo]. Zinkgräf 2, 65; An einen End od. Ort. Carolina §. 146;
128 ꝛc.; Daß man den Himmel an etlichen E–n [Orten]
kaum mochte geſehen. Stumpf 725a; Des Ends [daſelbſt].
390; Zinkgräf 1, 216 = der Ends. 119; 233; 2, 40 ꝛc.,
ſ. Schmeller 1, 75 und vgl. plattd.: Wo ans? ꝛc. b)
zu a) gehört noch: Wer des Knäuels zartes E. hält, | der
ſchlingt ſich wohl durchs Labyrinth. G. 6, 24; Daß ich hie-
mit kein falſches E. aufgefaſſt habe, zeigt der lange nicht ab-
reißende Faden, den ich dadurchvon einem ſehr verwirrten Knaule
abzuwickeln im Stande bin. L. 11, 504; Etwas beim rech-
ten E. anfaſſen. Eckermann G. 1, 331 ꝛc. Aber auch
ohne Rückſicht auf das Folgende: ein Faden, z. B.:
Der wie ein E. Zwirn ausſieht. Chamiſſo 4, 241; Ein End-
chen Band ꝛc. und ähnlich: Ein E. [Stümpfchen] Licht.
Möſer Ph. 1, 125; Ein E. [Strecke] Wegs ꝛc., vgl. Ecke
2c. c) E., Hervorragung, Spitzeꝛc.: ſo (Weinb.)
die Seitenruthen des Weinſtocks; überhaupt an Pflan-
zen die äußerſten Spitzen der Zweige ꝛc.; (weidm.)
der Schwanz des Hirſches (,,Sturz“), noch öfter: die
Spitzen am Gehörn: Die Gehörne werden nach den E–n
alſo angeſprochen, daß ſie nämlich von der Stange, auf welcher
die meiſten E–n ſind, doppelt gerechnet werden ꝛc. Döbel 1,
6b; 18a; Ein Hirſch von 14 E–n. Freiligrath 2, 200;
Lenau 2, 241; Ein Hirſch, Damhirſch, Rehbock von 12 fal-
ſchen Enden, wo nur eine Stange 6 E–n hat, die andre
weniger ꝛc., ſ. Ender. 2) wo es ſich um eine Reihen-
folge, um das Nacheinander handelt, giebt es nur ein
E., dem der „Anfang“ gegenüberſteht: a) Das A und
O, der Anfang und das E. Off. 1, 8; Das E. eines Dinges
iſt beſſer, denn ſein Anfang. Pred. 7, 9; Der Anfang .. iſt
Narrheit und das E. iſt ſchändliche Thorheit. 10, 13; Vom
Anfang des Jahres bis zu E. 5. Moſ. 11, 12; E. Oktobers.
Immermann 12, 83; E–s oder nach Auguſt. Rahel 1, 149;
Der Glaube, der nicht der Anfang, ſondern das E. alles
Wiſſens iſt. G. 40, 103; Das E. [des Zugs]. 20, 232;
Schon am E. der Flur, in Beginn aufſtarrender Hügel. V.
2, 169; Etwas von Anfang bis zu E. ſehn, hören, leſen,
verfolgen ꝛc.; Der E–s [am Schluß eines Briefs ꝛc.]
Unterzeichnete ꝛc.; E. gut, Alles gut; Das E. [die Länge,
lange Dauer] hat, trüge die Laſt. Möſer Ph. 3, 18 u. o.
So auch bibliſch: Das E. der Welt. Matth. 13, 40; 28,
20; aller Dinge. 1. Petr. 4, 7; der Tage. Dan. 12, 13 ꝛc.
= der jüngſte Tag. Mein E. [das E. meines Le-
bens, mein Tod] werde wie Dieſer E.! 4. Moſ. 23, 10;
Er fühlte ſein E. ꝛc. b) Etwas hat es hat damit
ein E. ꝛc., es hört auf, dauert nicht weiter: Die Freude
hat ein E. Jeſ. 24, 8; Wenn die Tyrannen ein E. haben.
34, 12; Mit ihrem Hochmuth wird es nun auch bald ein E.
haben. Stahr Rep. 2, 274; Alles vergänglich Ding muß ein
E. nehmen. Sir. 14, 20; Daß dieſe Leidenſchaft .. ihr End'
in Abſcheu nimmt. W. 12, 251 ꝛc. Einer Sache (Gen.
oder jetzt gw. Dat.), (es) damit ein E. machen = es auf-
hören machen: Ich will des Hochmuths ein E. machen. Jeſ.
13, 11; Mit dem Feuer meines Grimmes machte ich ihrer
ein E. Heſ. 22, 31; Will’s mit ihnen ein E. machen. 34,
10; Der erſte beſte glückliche Soldat wird ihr [der Republik]
ein E. machen. Stahr Rep. 2, 301 ꝛc. Es wird ja des
Finſtern etwa ein E. Hiob 28, 3; Wenn nur des ewigen ..
Gemordes ein E. wird. WHumboldt 3, 5; Des Grames ſei,
der Leiden ein E. Tieck Nov. 6, 110; Hier fände ich meinen
Klageliedern ein E. 4, 58; Greift an! macht, daß ein E.
wird! Sch. 337a; Viele Hände machen bald ein E. (Sprchw.)
vHorn Schmj. 61 ꝛc. Etwas geht, neigt ſich es geht
damit zu E.; Jch laſſe .. mein unnütz Öl zu E. gehn. Nicolai
1, 67. c) Etwas hat kein E. ꝛc. (ſ. b), iſt unendlich,
unzählig, hört nicht auf, währt immerfort ꝛc.: Ge-
ſchlechtsregiſter, die kein E. haben. 1. Tim. 1, 4; Er iſt der
Ewige ..., ſeine Herrſchaft hat kein E. Dan. 6, 26; Seines
Königreichs wird kein E. ſein. Luk. 1, 33; Ihrer Schätze iſt
kein E. Jeſ. 2, 7; Deine Jahre nehmen kein E. Pſ. 102,
28; Und noch nimmt der Krug [das Bier darin] nicht ein
E. G. 1, 180; Des Verwunderns .. iſt kein E. Sch. 2,
196; Sie ſah ihrem Elend kein E. Gotthelf G. 74; Wenn
man ihm kein E. abzuſehen braucht. L. 12, 245; Des Brief-
ſchreibens hat jetzt bei mir kein E. 465; Zank ohn’ Abſehn
und E. Lewald W. 2, 382 ꝛc. Schraube ohne E., in
Verbindung mit einem Stirnrad, ſo daß ſie unaufhör-
lich gedreht werden kann, da die Zähne des Rads im-
mer wieder zurückkommen; Dieſe 2 Gurten ſind ohne E.,
d. h. eine jede an ihren beiden Enden zuſammengenäht, lau-
fen über Leitungsrollen. Karmarſch 2, 811 ꝛc. d) daher:
„und kein E.“ oft in Ausrufen und Flüchen: Nun Hans
Narr (König Kl. 1, 336); Potz Geck (L. 1, 550); Dumm-
heit (Tieck Nov. 3, 27); O Fragen (76); Spektakel (5, 95);
Donnerwetter und kein E.! NKr. 2, 105 ꝛc. Vgl.: So
ſag du und gakle und kein E. HvKleiſt Kr. 69. e) Am E.
z. B.: Ich wenigſtens bin mit meinem Latein am E. Heinſe
A. 2, 43 [kann nicht weiter] ꝛc.; auch im Ggſtz. von:
im Anfang = zuletzt: Die heilige Geduld ſelbſten wird es
am Ende ſatt. Fouqué 8, 10; Wie’s am E. ablaufen werde.
Hebel 3, 488; Am E. ſie mit einem elenden Stück Geldes
abfertigen. Sch. 339b ꝛc.; ferner = im Grunde, wenn
man die Sache eigentlich, bis auf den Grund nimmt ꝛc.:
Kann die Kraft .. doch am E. nicht zuſammenblaſen. Arndt
Br. 198; Weil .. Juden doch am E. nur eben Juden ſind.
Chamiſſo 3, 330; Ich hielt ihn für einen zarten .. Sohn der
Natur ... und am E. iſt der gute Menſch ein Taſchenſpieler!
G. 6, 332; So bedauert er es am E. doch wohl ſelbſt. L.
12, 264; Was iſt’s denn da am E.? IP. 2, 54 ꝛc.
f) Ausgang, Ergebnis, Reſultat: Die Entwicklung
haben wir freilich gehört, nun möchten wir aber auch gerne das
E. vernehmen. G. 19, 306 ꝛc. Das E. derſelbigen iſt der
Tod ꝛc. Röm. 6, 21 ff.; 2. Kor. 11, 15 ꝛc.; Das nimmt
ein böſes E. G. 8, 67; Was dürfte von allem Dieſem das
E. ſein? 39, 122; Das E. war, daß er .. ſtarb. Keller gH.
1, 119 ꝛc. Sprchw.: Das E. vom Lied iſt ꝛc. = dar-
auf läuft’s hinaus. 59; Gutzkow R. 1, 72; Immermann
M. 1, 445; Stahr Par. 1, 206 u. o. Mit Etwas zu
E. kommen, es zu E. [Stande] bringen; Sollt’ aber dieſer
Reichstag ohn’ E. zergehen. Luther 5, 76b; Wir ſchieden ohn’
Ends. Berlichingen 160 ꝛc. g) danach: Zu dem E. =
um zu dieſem Ergebnis zu gelangen, zu dem Endzweck,
z. B. Hebel 3, 62; H. Merck 2, 36 ꝛc.; Zu was E.?
Āhnlich auch: Er ging des E–s oben ans E. des Hofs.
Stiling 1, 145; 3, 83 ꝛc., vgl.: Des E–s od. Meinung
halben. Luther 8, 20a.
Anm. Die Mz. uv. oft bei Luther z. B. Hiob 28, 4;
2. Moſ. 25, 18 u. o. Gen. uv.: Des öſtlichen E. Bech-
ſtein Fahrt. Muſ. (37) 2, 164. Mundartl. Verkl.: Ein
Endechen. Holtei Lammf. 1, 35 ꝛc. Als Bſtw. zuw. uv.:
Endelos. Auerbach Ab. 224; H. 16, 128 (gw. endlos) ꝛc.
Skr. anta, goth. andeis, ahd. anti, mhd. ende als n. und
masc. (Benecke 1, 430) wohl mit ἄττ (anti), entgegen
vwdt. (als das dem Standpunkt des Sprechenden Gegenüber-
liegende), wie denn Antichriſt und Endchriſt wechſelnde Formen
ſind. S. Schmeller 1, 75 ff. Verſch. als adv.: Geht
end! [nach jener Seite.] Berlichingen 241, ſ. Schmeller 1, 68;
und: Ennet der Jſer. Plater 29.
Zſſtzg. vielfach z.B.: Āūßen-: Ertrem: Die A–n
berühren ſich. Zſchokke 8, 248; 292 ꝛc. Bítter-:
(Schiff.) kurzes Tau-E. Bobrick, vgl. Bitter IV 6.
Blätter- [1c]: G. 23, 103. Fínger- [1c]:
Fingerſpitze. W. 20, 156. Fūß-: ſ. Kopf-E.
Grūben- [1c]: eine in die Senkgrube geſenkte Rebe,
Senk-E., Senker. Hélden-: Heldentod. Sch. 33a.
Héll- (Forſtw.): Ggſtz. Stamm-E. des Baums,
das dünnre Ende, doch nicht die äußerſte Spitze, das
ſ. g. „Zopf-E“, ſondern das, wo der dünnre After-
ſchlag noch fortgehaun iſt: Ein junger geſunder Stamm
von 36—40“ Länge, welcher am Stamm-E. 6—7“ und
am H. wenigſtens 4—5“ im Durchſchnitt haben muß. Krü-
nitz 10, 278 ꝛc. Húnde- (Schiff.): das Ende eines
neuen Taues, das am Dreher befeſtigt geweſen und wo
deßhalb alle Kabelgarne doppelte Parten haben.
Kópf-: des Betts ꝛc., wo man mit dem Kopf liegt,
Ggſtz. Fuß-E. Lewald W. 1, 397. Schāū-: bei
Tuch ꝛc., das beſ. feine, nach außen zur Schau kom-
mende Ende: Daß an einer Waare, die doch tiefer hinein
ein ſo feines und gutes Geſpinnſt zeigte, grade das Sch. ſo
ſchlecht ſein muſſte. Engel 12, 167; Ihre Prahlſeite .., was
ſie als Sch. überall aushingen. Jahn M. 106. Sénk-:
Gruben-E. Spār-: Spar-Endchen, imperativiſche
Bildung = Sparleuchter, Lichtknecht, Profiter, wor-
aufdie Endchen Licht vollſtändig aufgebrannt werden.
Stámm-: ſ. Hell-E.: Der Baum erreicht in dem Fall
mit ſeinem untern St. den Boden gar nicht, ſondern ſteht
ſchwebend über dem Erdreich auf den kräftigen Wurzeln. Bur-
meiſter gB. 2, 199. Sténgel-: Indem man die Schale
vom St. [der Frucht] her abzieht. 286. Tāū- [1b]:
Willkomm Wald. 48 ꝛc. Tōdes-: das letzte Ende,
die letzten Züge: Mein Vater liegt an T–n nieder. B. 63a.
Un- (veralt. u. mundartl.): Unfug; unnützer Patron.
Schmeller 1, 76; Spate 376. Vōr- [1b]: das vordre,
weil es an ein Viehtrift ſtößt, unbebaut bleibende Stück
eines Felds. Wélt- [2a]. Rückert Roſt. 84a.
Zópf-: ſ. Hell-E. Krünitz 6, 633 ꝛc.