empören
Empȫren, tr. und refl.:
empor, in die Höhe bringen.
1) eigentl.: Etwas, Einen, sich e. = emporsteigen machen etc., nur noch dichterisch, s. 2: Eisen ... empöre dich in seinen Händen, | kehre gegen seine Brust die Gluth. 513; Wie Windeswirbel . .. rührig Laub und Staub empört. 52b; Grausen empörte sein Haar. 248b; Hinter ihm empörte sich die Fluth. 4, 221; Die Furcht des Herren stehet | über alle Ding’ empört [erhaben]. Bibl. 5, 115); Wo sich der Tagstrahl empört [die Sonne aufsteigt]. Wenn ihr Busen sich empört [hebt, steigend wallt]. 1, 78; Ihre Brust empörte sich. 1, 75; Ihr Schweif empört sich. 2, 29; Die Elephanten all’ empörten | die Rüssel. Nal. 248; Diese Schwerter, die wir hier e., | nicht eh’r zu senken. Gd. 2, 14; Empöret steigt das Meer. 17b; 29b; 47a; Mein Haar beginnt der Schauder zu e. 1, 478; Alsdann empört sich [erhebt sich, macht sich auf] eine ganze Landschaft zum Gejägd [des Wolfes]. 607b (s. Th. 428); Empöret [erhebt sich] ein schwerer blutiger Krieg. 109b; Jeden [der Winde] .. zu besänftigen und zu e. Od. 11, 22; Vom bloßen Gedanken empört sich jedes Haar | auf ihrem Kopfe. 15, 11. —
2) übertr.: das Gefühl aufbringen, aufregen, erregen, entrüsten etc.: Empört ist jeder Puls. D. 154; Die Gluth, | von welcher jetzt die Edlen brennen, | empört die Sinne nicht. 170; Mit dem e–d Schrecklichen. Gsch. d. Po. 1, 125; So rief er und empörte Muth und Kraft | in Jeglichem. 163b; O Vater Zeus, empört denn Mavors dich | mit solchen Frevelthaten nimmermehr? . . . Sie, welche diesen Rasenden . .. zuerst empört .. .Empöre [3] nur Minerven wider ihn. 167a; Was für Wunderdinge! sie haben meine Seele so empört, daß sich Alles darin durcheinanderjagt. 291b; Worte .., die schauerlich e. | sein tiefstes Herz. 4, 106; Der Zeit empörter [1] Wellenschlag. 3, 363; Gegen den besten Funken der Liebe . .. empörten sich unlenksame Leidenschaften. Br. 1, 324; [Das] bleibt mir abscheulich, empört [1] jegliche Faser in mir. 1, 237; Wer will dich versöhnen, wenn das Schicksal dich empört? H. 2, 78; Wie sehr auch die Erinnrung mir | die Seele schaudernd mag e. 28b; Sie wissen, daß ich es bin, der euch empört und erbittert hat. 123b; So sehr es mich | empört, zu einem Äußersten zu greifen. 436a; Es empört [1] ihm das Herz bangathmende Wollust. 1, 112; Die voll Zorns die Atreiden zu feindlichem Hader empörte. Od. 3, 136; Den wild empörten Schaaren. 20, 119; Der Aufruhr, der den ganzen Saal empöret. 120 etc. — So nam. auch:
3) Einen (s. 2: 167a), gw. sich gegen, wider Einen e. (seltner mit bloßem Dativ): sich gegen ihn erheben, auflehnen, aufstehn, zumeist von einem Aufstand und thätlicher Widersetzlichkeit gegen eine anerkannte Macht, gegen die Obrigkeit etc.: Die empöreten sich wider Mose. 4. 16, 2; Wider den Herrn. 27, 3; 14, 35; Alle Heiden e. sich wider uns, daß sie uns ganz vertilgen. 1. 3, 52; Die Kinder werden sich e. wider ihre Eltern. 10, 21; Da empörten sich die Juden einmüthiglich wider Paulum. 18, 12 [,,Trat die gesammte Judenschaft gegen Paulus auf.“ Vernimmst du ... ein Wort von E. gegen Tyrannei? F. 49; Eine Schöne, | die dem Freunde sich empört. 264; Diese dem Staat Empörten sind auch gegen sich selbst empört. Acc. 2, 14; Dem Staate, dem er sich empört hatte. 166; Den Deinigen empört und gehässig. Nov. 2, 39 etc. —
4) dazu:
a) Empörer, m., –s; uv. (-in. f.; –nen), nam. (3) ein sich Empörender: Du nanntest uns E. — so nenn’ uns immerfort! | Empor! empor! so heißt es, der Griechen Losungswort. 2, 190; Mächtiger, der du als E. uns verdammst. 6, 13; R. 4, 70 etc.; Der Wahrheit ein E. Mak. 1, 86 [gw.: E. gegen die Wahrheit]. —
b) Empörung, f.; –en: Hat die Wellen-E. (s. 1) . .. geglättet. 1, 320. — Des Prinzen E. [s. 2, Entrüstung], sein gerechter Zorn. Ferd. 3, 76. — Kriegen und E–en (s. 3). 21, 9; 19, 40; Wenn Liegende, was sie längst hätten sollen, | empor sich raffen, nennt’s E. 2, 10 etc.
Anm. 1, 153 enboere und erboere. Aber: Darum erpört sich das Gefühl. lerste Ausg.] 2, 131 nur Druckfehler st. empört, s. zweite Ausg. 3, 151. — hat: Un entpört. — In der Basler Bibel von 1523 noch als „ausländig“ erklärt durch „erheben, strensen“.
Zsstzg. selten, z. B.: Āūf-: Wenn der Tiefe Fluth in wüstem Schwall | sich empört’ auch auf vom Meeresgrund. WHumboldt 1, 343; Logau 2, 1, 12.
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