Faksimile 0356 | Seite 348
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eifern
Ēīfern, intr. (haben): Eifer (ſ. d.) haben, in
Eifer gerathen, von Eifer erfüllt ſein. 1) in heftigen
Zorn, Unwillen ꝛc. gerathen: Erzürne dich nicht über die
Böſen und eifere nicht über die Gottloſen. Sprüche 24, 19;
Daß er für ſeinen Gott geeifert. 4. Moſ. 25, 13; Sie e.
um Gott, aber mit Unverſtand. Röm. 10, 2; Manche Leute
ſind gewohnt, am meiſten zu e., wenn ſie am wenigſten zu
antworten haben. L. (Danzel 536); zuw. mit Genit. der
Sache oder mit Dat. der Perſon, z. B.: Es eiferte
wahrlich des Anblicks | jeder geſittete Mann. V. Od. 1, 229;
Du muſſt mir darum nicht gram ſein oder mir e. 23, 213;
17, 189; 19, 121, ſ. Er-e. 2) eiferſüchtig ſein, in
Eifer (ſ. d. Anm.) ſein wegen eines Nebenbuhlers ꝛc.
4. Moſ. 5, 14; Sir. 9, 1; 26, 8; Sprüche 6, 34; 2. Kor.
11, 2 („Ich eifre um euch mit göttlicher Eiferſucht.“ Eß)
ꝛc.; Chamiſſo 3, 103; Daß ſie als unverheirathete Frau
ſchon mit ihrem Mann eifere. Kurz Sonn. 410; Kompert
Böhm. 11; Beide Weiber eiferten auf einander, meine Be-
gierde zu entzünden. Sch. 710b; Fingen beide Völker an,
gegen einander zu e., jeder Theil forcht, der ander wöllte ihm
in Einnehmung Gallierlands vorfahren. Stumpf 308a; Die
der freundliche Gärtner (eifere nicht!) mir geſchenkt. V. 2,
35; Auslenkend dem Zorn der e–den Here. Moſch. 2, 77;
Th. 1, 38; Weidner 37 ꝛc. So zuw. auch: Neid, Miß-
gunſt hegen. 1. Kor. 13, 4. 3) Wetteifer zeigen;
eifrig ſtreben, hinter Andern nicht zurückzubleiben (ſ.
4): Nicht ſo ſchmetternd, ſo hell eifre dein Wettgeſang | mit
der ſilbernen Saite. Hahn (Matthiſſon Anth. 11, 13): In
e–dem Gemiſche | ſprießt, buhlend um den Kreis, ihr bunter
Kranz. WHumboldt 1, 374; Wann in Elis und des Jſthmos
Flur, | e–d, ob des Sieges Kranz ſie kröne, | flog zum Ziel
der Flammenräder Spur. 349; Da entbrennen in feurigem
Kampf die e–den Kräfte. Sch. 75b; Viel der Helden Achaia’s
eiferten ſtrahlend in Erz um das lodernde Todtenfeuer. V.
Od. 24, 69; Stauden und Bäume eiferten in die Wette,
ihnen eine Mannigfaltigkeit von Früchten in den Schoß zu
ſchütten. W. 29, 233; Eiferten in die Wette, welche ſich
am artigſten herausputzen könne. 252; Um die Wette e. ꝛc.
4) (ſ. 3) eifrig ſtreben, Etwas zu erreichen: Röm.
11, 14; Seine e–de Verfolgung. Chamiſſo 4, 220; Alles
unſer Streben, alles E. um Tugend und Wahrheit und Er-
kenntnis bringt es nicht weiter. Forſter Br. 1, 396; Dich ruf’
ich in der Tugend Namen auf, | die gute Menſchen zu ver-
binden eifert. G. 13, 142; Ich eiferte [mühte mich] für
Kiſt’ und Schrein. 12, 44; Die Vögel . . . e. jetzt die Schul-
tern mit reichlichem Thau zu beſprengen. V. Georg. 1, 386 ꝛc.
5) zuw. refl., z. B. mit Angabe der Wirkung.
Sich zu Tode e. Pſ. 69, 10; 119, 39; Du eiferſt dich aus
dem Athem. L. 7, 265 ꝛc., aber auch: Es [er]eifert ſich
der Neid um Sachen. Logau 3, 181; und oberd. nach
Adelung auch tr.: Etwas e., mit Eifer betreiben.
Anm. E. tr., Etwas aufrühren, von Neuem aufneh-
men. Sprüche 17, 9; und dazu Luther SW. 64, 106; Da
fing er an, erſt mein vorig Beſchluß zu e. Eck (Luther 1,
161a); Daß er Solches nicht gebührender Weiſe eifert’ oder
klagt. Muſäus Ph. 2, 191 ꝛc. iſt Nbnf. von äfern (ſ. d.).
Eīf(e)rer, m., –s; uv.: 2. Moſ. 34, 14; Biſt du der E.
für mich? [der für mich beſorgt in Eifer geräth]. 4, 11, 29;
E. über dem Geſetz. Apoſtelg. 21, 20; E. um Gott. 22, 3;
Bei allen E–n für ihre Sekte. G. 14, 246; Indem die
Lauigkeit der Einwohner die E. aufregt. König Kl. 3, 158;
Auf Alles ein E. V. Th. 22, 58 ꝛc. Veralt. = ein Eifer-
ſüchtiger. Luther Tiſchr. 433a; 505b ꝛc. Über das Femin.
ſ. Abenteurer. Eīferung, f.; –en: (ſelten) ſ. Zſſtzg.
Zſſtzg. z. B.: Áb- [5]: ſich eifernd abmatten.
Án-: tr.: zum Eifer antreiben, anfeuern: Zur Er-
bauung und Aneiferung aller redlichen Leute. Kapper Chr. 2,
110. Be-: 1) tr. (ſelten): Ein Verſehn b., darüber
eifern; Der Alles will und Nichts erträgt, Alles wünſcht
und Nichts beeifert. Meyern Dyanaſore 5, 351 [eifrig be-
treiben]. 2) gw. refl., ſich eifrig zeigen, bemühen
ꝛc.: Jedes der Beiden | beeifert ſich um die Wette, | höhere
Zinſen zu entrichten. G. 4, 120; Sich b., ſeine Schwachhei-
ten zu entſchuldigen. W. Hor. Br. 1, 15 ꝛc. 3) Beeifert
als adjektiv. Part. = eifrig: Beeiferten Antheil nehmen.
Immermann 12, 25; Dieſe beeiferte Spürnaſe. König Jer.
1, 66 ꝛc. 4) Beēīferung, f.; –en: Eifer, Be-
mühung: Ließ es an keiner B. fehlen. Enſe Blücher 122;
Der ſoviel ſchöne B. gezeigt hat, ſein Vergehen wieder gut
zu machen. HvKleiſt E. 1, 302; Ohne daß zwiſchen ihnen
ſelbſt die geringſte Nachahmung oder B. [Wetteifer] ge-
weſen. L. 6, 421; 7, 364; 8, 479; Er erfüllte ihn mit
einer edlen B. nach allem Großen. JvMüller 1, 333; V. Ov.
1, 143 ꝛc., ſ. Wett-e. Empōr-: eifrig emporſtre-
ben. V. Ant. 1, 170. Er-: gw. refl.: Sich e., über,
um Etwas, in Eifer, Zorn gerathen, entbrennen: Da
Tiberius ſich über dieſen Gegenſtand ſehr heftig ereiferte. W.
Hor. Br. 1, 91; Daß nun Keiner ſo billigen Worten ent-
gegen | zu feindſeliger Rede mit Ungeſtüm ſich ereifre. V.
Od. 18, 415; 20, 15; aber auch intr. (ſein): Aber
anitzt um den Bettler e. wir. 18, 403; Daß nicht Zeus dir
ereifre. 24, 544, vgl.: Die ereiferten [zornigen] Worte.
22, 225 ꝛc. Hinēīn-: ref.: ſich eifernd in eine
Stimmung hineinreden ꝛc. Gutzkow Zaubr. 2, 177.
Mít-: wett-e., eifernd mitſtreben. Nāch-: einem
Vorbild eifrig nachſtreben: Eifere nicht einem Freveln
nach. Sprüche 3, 31; Röm. 11, 11; Eifert er | den großen
Fürſten alter Zeiten nach? G. 13, 119; V. Ov. 1, 38;
Ein ehrwürdiger Nacheiferer der Tapferkeit ſeines Groß-
oheims. JvMüller 1, 415; Daß den künftigen Fürſten bei
deinem Namen das Herz für Nacheiferung poche. Leiſewitz
Jul. 84 ꝛc. Um-: tr.: Etwas mit Eifer als Ziel
des Strebens umringen: Der umeiferten Stadt Schutz-
göttin. V. Ar. 3, 32. Vōr-: intr. (haben, ſein):
eifernd voreilen, eifrig zuvorzukommen ſtreben: Gluck
hat Nacheiferer und vielleicht eifert ihm bald Jemand vor,
daß er nämlich die ganze Bude des zerſchnittenen und zer-
fetzten Opernklingklangs umwirft. H. (ſ. Wigand Jahrb. 2,
365). Wétt- (⏑–⏑) [3]: intr.: um die Wette
eifern, ſtreben, wer es dem Andern zuvorthut: Sie
wetteiferten um ſeine Zufriedenheit. Droyſen V. 1, 45; Mit
dir allein | will ich w. (⏑–⏑). G. 4, 22; Ihr Antlitz, ange-
ſchaut allein, höchſt ſchöner war’s, | dem ſonſt des Körpers
Wohlgeſtalt wetteiferte. 10, 299; Ein höchſt zuſammenge-
ſetztes mit einem Zweige w–des Blatt wird entwickelt. 36,
23; Da wetteifre Rubin und Smaragd. 1, 246; Shawls
und Spitzen wetteiferten an Feinheit ꝛc. 15, 124; 9, 224;
Sch. 29a; Meer und Himmel wetteiferten in azurner Bläue
um den Preis der Schönheit. Stahr Rep. 3. 271 ꝛc.
Das Partic. meiſt: Gewetteifert, doch auch: Wettgeeifert
ward ohn Ende, | wer ſie mehr und ſchöner fände. V. 4, 44.
Dazu: Be-w., refl., ſich um die Wette beeifern:
Die Bewetteiferung der folgenden Kaiſer. L. 11, 162.
Zer- [5]: ſich abeifernd aufreiben. Zū-: Ein
Deklamierſtück, das er nicht mehr ſeinen Mitſpielern, ſondern
dem Parterre mit übertriebenen Accenten zueifert. Tieck Gſ.
Nov. 1, 11 = eifernd zuſchreien ꝛc. u. ä. m.