Faksimile 0356 | Seite 348
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Eifer
Ēīfer, m., –s; 0: eine heftige Gemüthsbewegung,
Hitze, womit Etwas unſern Geiſt erregt, auf ein zu
erreichendes Ziel hintreibt ꝛc.: Wie lange willſt du ſo
gar zürnen und deinen E. wie Feuer brennen laſſen? Pſ. 79,
5; Ich habe in meinem feurigen E. geredet. Heſek. 36, 5;
Sein E. entbrannte um das Geſetz. 1. Macc. 2, 24; E.
und Zorn. Sir. 30, 26; Grimm und E. Heſek. 16, 38;
In E. gerathen; Im E. des Geſprächs; Dein blinder E.
lodert auf zum Brande. Chamiſſo 4, 16; Jm blinden E.
immer über das Ziel hinaus geſchoſſen. Eichendorf Lärm. 42;
Nach Mögen und nach Dürfen frug er im E. nicht. Freilig-
rath Garb. 52; Wir ſtreiten in der Welt um dieſe falſchen
Güter, | der E., nicht der Werth, erhitzet die Gemüther.
Haller 158; Die Leute . . . zum E. zu treiben [daß ſie ſich
eilen]. Heinſe A. 1, 133; Aus Liebe und E. nach der Ge-
rechtigkeit. Luther 5, 355b; E. für dein Haus hat mich ver-
zehret. Mendelsſohn Pſ. 69, 10; Entflammet durch dies
Wort iſt ihres E–s Glut. Sch. 32b; Er treibt’s mit gewal-
tigem E. V. Od. 2, 327.
Anm. Ahd. eiver (Graff 1, 100), altnord. aefr, bren-
nend, hitzig, ſo z. B. noch: Eifere Lauge. Logau, ſ. L. 5,
314; Mit ſehr ſcharfer und efferer Laug waſchen. Mat-
theſius Luth. 165a u. o., ſ. Friſch 1, 219b; niederd. auch
efern und Zſſtzg. von dem ſcharfen, um ſich freſſenden Eiter
der Wunden. Viel geſuchter iſt die Ableit. vom ahd. ainferi,
auf Etwas ein-, losfahrend. Veralt iſt die Bed.: Eifer-
ſucht (ſ. d. und Eifern 2), z. B.: Meine Gemahlin dörfte
einen E. wider euch faſſen. Zinkgräf 2, 85, vgl. 2. Kor. 11,
2; Das hab ich mit einem Wort nicht beſſer können nennen
denn E., wiewohl man daſſelbe allein von Mann und Weib
pflegt zu ſagen, daß der Mann dem Weibe und das Weib
dem Manne vergünnet [mißgönnet], mit Andern allzufreund-
lich umzugehen. Luther SW. 46, 192 ff., ſ. Provincial-E.,
dagegen: Blanka erräth ohne Mübe, daß dieſer E. der Kö-
nigin Eiferſucht ſein müſſe. L. 7, 291 ꝛc. In der Basler
Bibel von 1523 als „ausländig“ erklärt durch „Ernſt“.
Zſſtzg. vielfach, z. B.: Ámts-: im Amt bewie-
ſener Eifer: Die mich in ihrem A. recht derbe angeſchnauzt.
Tieck Acc. 1, 183 ꝛc. Bekêhrungs-: Sch. 948b.
Dīēnſt-: ſ. Amts-E.; Eifer, Einem zu dienen,
Dienſtbefliſſenheit: Iſt Das Euer D., Schurken? Sch.
194b; Gutzkow R. 1, 316. Ehr-: das eifrige Hal-
ten auf —, Streben nach Ehre. Fēūer-: feu-
riger, brennender Eifer: Platen 6, 69; Vor dem höher
angefachten | neuen Glaubens-F. | des arabiſchen Propheten.
Rückert Morg. 1, 250. Frēīheits-: eifriges Stre-
ben nach Freiheit, Eifer um die Freiheit. KantSch. 33.
Glāūbens-: die eifrige Bemühung für den
Glauben, religiöſer E. Sch. 1106a. Mít-: Durch
eignen Eifer und durch den M. ſeiner Landsleute. Arndt
Erinn. 183. Nāch-: Eifer, es einem Vorbild nach-,
gleichzuthun. Pflicht-: Eifer in Erfüllung der
Pſlicht. Provinciāl- [Anm.]: Eiferſucht der
Provinzen untereinander: Sie ſind ſämmtlich Widerſacher,
haben den ſonderbarſten P.- und Stadt- Eifer, können ſich
Alle nicht leiden. G. 23, 142. Rách-: eifriges Stre-
ben nach Rache. V. Sh. 2, 390. Sēēlen-: Blumauer
2, 207. Ǖber-: übertriebner Eifer: Hat ſich und
der guten Sache durch U. oder Ungeſchick geſchadt. Alexis H.
2, 3, 20. Vāter-: Ihre Wuth . . . war ſo väterlich
warm, nur verfehlte der warme V. des Weges. Sch. 202b.
Wétt-: Eifer, es einem Mitſtrebenden gleich und
zuvorzuthun, ihn ſich nicht vorkommen zu laſſen: Ein
edler W. ꝛc. Zórnes-: Im blinden Z. aufgefahren.
Tieck Acc. 1, 344 u. ä. m.