Faksimile 0355 | Seite 347
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Eid
Ēīd, m., –(e)s; –e; -: eine heilig zugeſchworne
Verſichrung, daß etwas Vergangnes oder Gegenwär-
tiges wahr iſt oder etwas Zukünftiges treu und unver-
brüchlich gehalten werden wird; die Formel dieſer Ver-
ſichrung; das dadurch Verſicherte und Betheuerte: Frei-
williger E. (zu dem man ſich erbietet), nothwendiger
(Noth-) E.; Körperlicher, leiblicher E., mit aufgehobnen
Fingern geſchworen (veralt. auch: zierlicher oder „uf-
gehabner E.“, Zwingli 2, 11); Gelehrter (vom Richter
vorgeſprochner) E., ebenſo: Geſtabter E. (wobei urſpr.
der Schwörende den vorgehaltnen Richterſtab anrührt)
ꝛc. Falſcher E. (Mein-E.) im Ggſtz. des treuen (Schai-
denraißer 8a), ehrlichen, redlichen; E. der Treue (wodurch
dieſe gelobt wird), vor (für) Gefährde (wodurch man ver-
ſichert, nicht aus Schikane gegen den Andern zu han-
deln) ꝛc.; Einen E. ſchwören, leiſten, auf Etwas ablegen
(es beſchwören), auf die Bibel ꝛc. leiſten (als das Heilige,
wobei man die Wahrheit zu ſagen verſichert) ꝛc.; Mit
einem E. (bei den Göttern; mit dem E–e der Götter. V. Od.
2, 378), mit dem höchſten E. beſchwören, betheuern ꝛc.; An
E–es Statt, auf den E. hin (Hebel 3, 65) verſichern, gelo-
ben ꝛc.; Sich zum E. erbieten; Einen E. von Einem verlan-
gen, fordern, ihn abnehmen; Der Richter legt Einem den E.
auf; Dem Gegner den E. zuſchieben, antragen, zurückſchieben,
ihn annehmen ꝛc.; Sich durch einen E. reinigen, rechtferti-
gen ꝛc.; Seinen E. halten, erfüllen, E. und Pflicht in Acht
nehmen; Den E. brechen; Einen von ſeinem E. los-, frei-
ſprechen, entbinden, ihn des E–es entbinden, entlaſſen; Frank-
reich ward von dem E. der Treue gegen ihn losgebunden.
Hebel 3, 385; Eide ſchwör’ ich unverrückter Treue. Platen 4,
292; Des Fürſten Rath, von E–en frei, | verrieth mich. 6,
30 [durch Eide ſich nicht gebunden fühlend]; Verpflich-
ten wir uns .. anſtatt eines körperlichen E–es. Sch. 351a;
195b; 1082a; Man wurde gleich beim Ritterſchlag | dazu
in E. und Pflicht genommen. W. 11, 203.
Anm. Goth. aiths, ahd. eid, mhd. eit. Man führt
Dies auf die Wurzel ît (im Skr. binden) zurück (vgl. Weide,
Wiede), wozu auch noch goth. aithei, ahd. eidî, mhd. eide,
Mutter und Eidam, ahd. eidam, mhd. eidem als „Ver-
bundne“ gehören ſollen. Vgl. Ehe.
Zſſtzg., namentl. bei Juriſten vielfach (vgl. z. B.
Gtca Pand. 12, 281 ff.), z. B.: Ámts-: womit
Einer treue Verwaltung eines Amts gelobt. Aūs-
ſage-: über Vergangnes ꝛc., im Ggſtz. des Zuſage-
Eids, von der Zukunft. Beámten-: Amts-E.
Lewald W. 1, 332 ꝛc. Beſtǟtigungs-. Be-
zēūgungs-. Bürger-: den Einer zu leiſten hat,
wenn er Bürger wird. Sch. 542b. Dīēnſt-: Amts-
E. Dóktor-: vgl. Bürger-E. Entſchēī-
dungs-: Juramentum principale, Haupteid, der
für die Hauptſache im Prozeß entſcheidend iſt. Glück 12,
229. Erb- (veralt.): Huldigungs-E. des Leibeig-
nen. Erfüllungs-, Ergänzungs-: zur Er-
gänzung eines unvollſtändigen Beweiſes. Fāh-
nen-: Soldaten-E. Beck Heim. 95. Glāūbens-:
über Das, was der Schwörende glaubt, für wahrſchein-
lich hält. Hāūpt-: Entſcheidungs-E. Hāūs-:
ſprichw., Zank-E., den Eheleute beim Zank ſchwören.
Schottel 1122b. Húldigungs-. Lewald W. 1, 332.
Jūden-: der Eid, wie er in manchen Ländern für
Juden mit beſondern Förmlichkeiten vorgeſchrieben iſt.
Lêhens-: Lenau Alb. 29 ꝛc., der dem Lehnsherrn
geleiſtete Eid der Treue. Mēīn-: falſcher Eid.
Platen 6, 30 ꝛc. Minderungs-: zur Vermin-
drung des vom Kläger nach ſeiner Schätzung verlang-
ten Schadenerſatzes. Glück 12, 480. Nêben-:
Ggſtz. von Haupt-E. Nōth-: im Ggſtz. des frei-
willigen, vom Richter auferlegter Eid. Weiske
Rechtslex. 4, 808 ꝛc. Partēīen-: im Ggſtz. des
Zeugeneids, wobei der Schwörende ſelbſt als Partei
intereſſiert iſt. Rēīnigungs-: wodurch ſich Je-
mand von dem Verdacht eines Verbrechens reinigt.
Rítter-: Alxinger D. 311, den Jemand zu leiſten hatte,
wenn er Ritter wurde. Schä́tzungs-: wodurch
der Werth des ſtreitigen Gegenſtandes beſchworen wird.
Schīēds-: zur Entſcheidung eines Rechtsſtreits.
Sícherheits-: Die Ablegung des S–es ... ., dem
Haupt und den Gliedern des Reichs Sicherheit und bei dem
bevorſtehenden großen [Krönungs-] Werke unverbrüchliche
Ruhe anzugeloben. G. 20, 225. Soldāten-: Fah-
nen-E., wodurch man der Fahne Treue gelobt, ſie nicht
zu verlaſſen ſchwört. Verpflíchtungs-: zur Be-
ſtärkung einer Verbindlichkeit oder Zuſage. Ver-
ſícherungs-: Beſtätigungs- E. Verſpré-
chungs-: Verpflichtungs-E. Vōr-: Eid vor Ge-
fährde. Adelung. Wǘrderungs-: Schätzungs-E.
Zánk-: ſ. Haus-E. Zēūgen-: vgl. Parteien-
E. Zuſāge-: Verpflichtungs-E. u. v. ä.