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edel
Edel, a.: von Adel (ſ. d. und vgl. adelig); durch
Vortrefflichkeit urſpr. der Geburt u. Abſtammung,
doch jetzt in Bezug auf innre Eigenſchaften über das
Gemeine und Gewöhnliche erhaben, auch, wie nobel,
zuweilen ironiſch; von lebloſen Dingen oft = köſtlich,
werthvoll, z. B.: E–e Steine, Metalle (die an der Luft
nicht roſten); bergm.: E–e (erzhaltige) Gänge. Karmarſch
1, 164; Geſchicke. 170; Novalis 1, 65 ꝛc., ähnl.: E–e
Theile des Körpers ꝛc.; Die Fürſten .., die Edlen im Volk.
4. Moſ. 21, 18; Die E–ſten in Jſrael. 2. Sam. 1, 19;
Nicht viel E–e [,,Vornehme“, Eß] ſind berufen. 1. Kor.
1, 26; Wohl dir Land, deß König e. iſt. Pred. 10, 7; E–e
Reben. 1. Moſ. 49, 11; Früchte. 5, 33, 13; E–ſte Myrr-
hen. 2, 30, 23; Edler Same. Pſ. 126, 6; E. Gold. 1. Kön.
10, 18; Gleich dem aller-e–ſten Stein. Offb. 21, 11; Weis-
heit iſt edler denn Perlen. Spr. 3, 15; Der edle Trotz der
Freiheit. Börne 1, 264; E. ſei der Menſch, | hülfreich und
gut. G. 2, 67; Der edle Hirſch. 13, 229 (ſ. Fleming 98);
Der Kirchen edlen Bau. 347; Zwei der e–ſten Naturen. 15,
16; Nur mit euch und eurer edlen Kompagnie. 9, 102
[iron. = ſaubre Sippſchaft]; Das Pferd iſt auch darin
ein edles Thier, daß es faſt Alles adelt, was mit ihm umgeht.
Gutzkow R. 1, 321; Die That iſt gut, doch e. nicht . ..
Welch edler Muth, wenn man dem Feinde Gutes thut! Licht-
wer 38; Gleich feurig zu dem Schutz des Edlen [Vorneh-
men] als des Knechts. 256; Nicht ein Sklave ſteht vor dir.., |
mein Geſchlecht iſt e. Platen 4, 293; Da zogen .. die E–n
all des Hofs dem E–ſten entgegen. Rückert Roſt. 4a; Den
edlen Hengſt. 1a; Am rohen Glück will ich das Edle rächen.
Sch. 46a; Die Hitze | des e–n Zorns. 456b; Von Silber,
Gold und edelm Stein. W. 12, 68; Sch. 455b.
Anm. Als Titel hat e. (z.B.: Ich hoffe, Eure Edeln|
weiß Solches einzufädeln. V. 4. 122; Wie Euer Edeln ..
erſehen können. W. 13, 216; Schlegel Sh. 2, 25 ꝛc.,
mit Ez. und Mz.) und die Zſſtzg. hoch-, wohl-, hoch-
wohl-e. ꝛc., hochedelgeboren ꝛc. zu verſch. Zeiten verſch.
Rangſtufen bez., jetzt aber zumeiſt veralt., ſ. über: edelfeſt.
Möſer Ph. 4, 281. Veralt. auch: Biß-e., von Einem,
der den Adel erkauft: Er iſt b.; wär Geld nit, wo wär ſein
Adel? SFranck Sprchw., vgl. Geiler Narrenſch. Kap. 76, 6;
Scheible’s Ausg. 643; Mich. Beheim Buch v. den Wienern. 9,
16 u. ä.m. Die Stelle: „Ich hatte ſchon den Ellenbogen
angeſetzt, ihr [der Äbtiſſin] die übriggebliebenen wenigen
edeln vollends in den Maſtdarm zu ſtoßen“, Sch. 118a, iſt
ſchwierig. Es liegt wohl die Verſchweigung eines ſchmutzigen
Ausdrucks oder von „Zähne“ zu Grunde.
Zſſtzg. (ſ. Anm.), ferner z. B.: Blūt-: von ed-
lem Blut, edler Herkunft: B., aber gutarm. Weidner 3,
50. Gūt-: G. und blutarm [von gutem Adel, aber
ſehr arm]. Agrikola Spr. 276; Simpliciſſimus 2, 129;
HSachs 1, 500a; 3, 2, 118c ꝛc.; auch als m. = Junker,
vornehmer Herr: Ich brauch keinen ſo G. [vornehmen
Burſchen]. Auerbach D. 4, 183; Sein G. [Sohn] iſt ja wie-
der da. Kurz Sonn. 168, und ſo übertr. auf eine vorzüg-
liche Art des Weinſtocks, die auch Schönedel, Schön-
adel, in Franken Junker, in Oſtreich Muskateller heißt.
Nemnich; Der weiße und gelbe G. mit ſeinen ſaftigen Früch-
ten hat alle ſeine Nebenbuhler in der Frühreife ausgeſtochen.
KMüller Nat. 6, 90a; Der Krach-G. ebd.; vgl.: O Freund,
es ward dein Geiſt | g. ſchon gekeltert. V. 3, 223.
ūber-: in zu hohem Grade edel. Rahel 1, 435; Ü. iſt
ein neues Wort. L. 1, 294. Un-: Ggſtz. von „edel“:
U–e oder taube Gänge; Das U–e vor der Welt hat Gott er-
wählt. 1. Kor. 1, 28; Er kann | u–n Stoff, der nur den
Knecht bezeichnet, | an ſeinem Leib nicht dulden. G. 13, 174;
Jeder war un-e., der nicht von ſeiner Rente lebte. Heinſe A.
2, 52; Dich aus dieſem unedlen Staube, der ſich ſo wenig
mit deinem Geiſt und Adel verträgt, ans Licht emporheben.
Sch. 113b; Von Edeln und U–n [Bürgerlichen, veralt.].
Stilling 2, 41; U–e Geſinnung, Handlung ꝛc. Ūr-: von
urſprünglichem Adel: Jene uredle Menſchenform. Heine
Sal. 1, 57 ꝛc.