Faksimile 0347 | Seite 339
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echt Echtheit
Echt, a., –eſt (~heit, f.; –en, mit dem Ggſtz.:
un-e.) 1) ehehaft (ſ. d.), d. h. rechtmäßig, vom Geſetz
anerkannt, z. B.: E–e Noth. Friſch 1, 214b; Schilter
256b; auch als ſächl. Hw. (ebd.) das geſetzmäßig aner-
kannte Recht der Familie und Freiheit, z. B. Möſer Ph.
3, 260 ꝛc. Im Allgem. veralt., außer in der Bed.
ehelich (ſ. d.): Die un-e–n Kinder. 2, 161; Den Hurkindern
einerlei Ehre mit den e.-gebornen zu geben. 162; 164; 176
u. v.; Die Tugend und Natur ſind .. e–e Schweſtern. Haller
90; Auf ein Kind in alle Wege kommt es an, | ob e., ob
un-e. [untergeſchoben]. Prutz Woch. 79; Im e–en Ehebett
geboren. Sch. 438a; „So iſt ja Portia des Brutus Buhle nur
und nicht ſein Weib.“ Ihr ſeid mein e–es, ehrenwerthes Weib.
Schlegel Sh. 2, 52 ꝛc. So auch übertr., von geiſtigen
Erzeugniſſen, Schrift- und Kunſtwerken ꝛc., je nach-
dem ſie einem Erzeuger mit Recht oder Unrecht zuge-
ſchrieben werden (e., Ggſtz. un-e. oder untergeſchoben, ſ.
2): Das Gemälde iſt ein e–er Rafael; Schrift von unbe-
zweifelter E–heit. JvMüller 1, 95; Die E–heit der Grab-
ſchrift .. in Frage geſtellt oder vielmehr die Un-E–heit ..
bewieſen. Guhrauer L. 2, 80; 149; Heinſe A. 2, 212 u. o.
S. auch: Er ſoll in mir die e–e Tochter finden. Sch.
350a [die nicht aus der Art geſchlagene, die ſein Weſen
bewahrende, ihm gleiche]. 2) (ſ. 1) wirklich Das
ſeiend, was es ſcheint und wofür es ausgegeben wird,
und ſo die Probe beſtehnd, daher auch: wahr, wahr-
haft, werth- und gehaltvoll, probehaltig, dauernd,
gehörig ꝛc.: E–e Diamanten, im Ggſtz. der un-e–n,
nachgemachten, denen die weſentliche Härte fehlt;
ebenſo: E–e Treſſen (von Gold oder Silber), un-
e–e (nachgemachte); E–e Brüche im Ggſtz. der un-
e–en, die die Form der Brüche haben, aber ganze Zah-
len enthalten: E–e Freunde bewährt die Noth; E–e Farben
(die nicht verſchießen); Ein e–er [gehöriger] Feinſchmecker;
Es werden jetzt ſo ſchön plattierte Lügen verfertigt, daß ſie
von e–en Nachrichten gar nicht zu unterſcheiden ſind. Börne 2,
123; Was den Thieren verſagt war, Das mußte den Men-
ſchen bezeichnen, Das ſeinen eigenthümlichſten e. menſchlichen
Vorzug abgeben. Burmeiſter gB. 2, 99; Es ſoll mein e–es
Ich ſich offenbaren, | zu Nichts verfließen Deſſen leerer Schein.
Chamiſſo 4, 22; Der e–e [wirkliche] Thronfolger ..., der
untergeſchobene Schwager. G. 25, 111; Was glänzt, iſt für
den Augenblick geboren, | das E–e bleibt der Nachwelt un-
verloren. 11, 6; Mit den grünlichen Römern, den e–en
Bechern des Rheinweins. 5, 10 [die als weſentlich dazu
gehören]; Du biſt der Freuden e–e [wahre ꝛc.] Dichter-
quelle. 4, 22; Die Kritik, das Abſondern des E–en vom Un-
e–en [ſ. 1]. 39, 89; Nun erſt kann mein Gemüth dem Grö-
ßeren und E–eſten .. ſich entgegenheben. 21, 210; Du haſt
dich auf dem ſchwarzen Probierſtein des Todes als e–es, ge-
läutertes Gold aufgeſtrichen. Zelt. 2, 43; Iſt .. nicht Einer
e.? [wirklich tugendhaft]. Haller 89; Waren Beide zu tüch-
tig, zu e. dazu, oder, wie H’s Pathe ſagte, in der Wolle ge-
färbt. vHorn rhD. 2, 56; Vom e–eſten Schrot und gewich-
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tigſten Korn. Immermann M. 1, 315; Der e–e Ring, ver-
muthlich, ging verloren. L. Nath. 3, 7; Un-e–e Konvenienz
muß keinen e–en Affekt beſiegen. L. 7, 284; Die un-e–en
Steine, die ſcheinen und nicht ſind. Putlitz Wald. 66; Was
die Schmauſerwelt | für e–e Leckerbiſſen hält. Ramler F. 3,
106; Iſt er ein Knecht, | ſo iſt ſein Sinn doch hoch und e.
Schwab 346; Zweifel an der E–heit meiner Begeiſterung.
Voigts H. 46 ꝛc.
Anm. Aus „eft“ (vgl. achter, after u. ä. m.) ſ. Richt-
hofen 589 ꝛc. und „ehehaft“. Plattd. Echte, f.; –n: =
Ehe, z. B. noch: Dat ſe enen Herr Mann hebben to Echte.
Laurenberg 61; vgl.: Wenn ſick Twe toſamen echten. 91
[verheirathen] ꝛc., allgemeiner = Hode (Hut), Schirm, Schü-
tzung zur Bez. von „Genoſſenſchaften, worin die Freien auf-
genommen, geheget, geſchützet, vertheidigt und zu Recht ge-
holfen wurden, welche nicht zu den alten hofgeſeſſenen Eigen-
thümern gehörten und ſich nicht in die vollkommene Knecht-
ſchaft begeben wollten“. Möſer Ph. 3, 336 ff. Dazu: Kūr-
echt, a.: der ſich ſeine Echte küren, frei wählen kann, kur-
mündig. 341. S. auch: Einen recht-, echt- und friedelos
erklären. 3, 13; Osn. 1, 260; Schilter 256 von den Vogel-
freien, außer den Schutz des Geſetzes Geſtellten ꝛc. Veralt.
auch: Das Echt als ſächl. Hw.: In der erſten Periode ſeines
Verfalls nennte man das wahre Eigenthum noch Erb-E., oder,
wie wir es verdorben haben, Erb-Exenſchaft, Andre Orfacht,
woraus Einige Torfacht gemacht haben. Möſer Ph. 4, 164;
Auch in dem ſtädtiſchen Bannkreiſe giebt es ein beſonderes
Erb-E. 167 ꝛc. Über das mundartl. echt, echter (etwa,
irgend) vgl. icht, nicht, etwa.