Faksimile 0344 | Seite 336
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Dusel
I. Dūſel, m., –s; 0: (ſ. Daſel ꝛc.) Schwindel,
Bewuſſtloſigkeit, Betäubung, Rauſch, Träumerei,
Halbſchlaf, das träumeriſche Hinleben ꝛc.: In betäubtem
D. ekelhaft vor ſich hinlärmend. Auerbach Tag. 137; Den
gemüthlichen Glückſeligkeits-D. Dorf. 4, 98; Wie
er die Aufſeher trunken gemacht habe, die dann im D. nicht
bemerkt ꝛc. König Leb. 1, 166; Den ganzen D. und Aufruhr
in ſeinem Kopfe. Kl. 2, 205; Die rothe Monarchie ſei beſſer
als der ſchwarzrothgoldne D., der alle Gegenſätze verwiſchte.
Ruge Rev. 1, 111; Die .. Wirkungen der .. Revolution
vermochten den Alten keineswegs aus ſeinem D. zu wecken.
Scherr Graz. 1, 105; In jenem kurioſen träumeriſchen Wa-
chen, welches unſere (ich meine die märkiſchen) Dichter Halb-
D. nennen. Holtei Lammf. 1, 143.
Anm. S. Brem. Wörterb. 1, 276; Friſch 1, 212c ff.;
Spate 352; Weinhold 16b; Schmeller 1, 401, und vgl. ahd.
tusic, geiſtesſtumpf, thöricht. Grundbegriff iſt, wie bei dem
ſvw. Dämeln ꝛc. (ſ. d.) der des Dunkels, der dann in die Um-
neblung und Verdunklung des Bewuſſtſeins übergeht, vgl.
Stalder 1, 330 ff.; Es war ſchon ganz duſel, daß es Nacht
war. Berlichingen 84; War es ganz Duſel und Nacht. 33
(ſ. duſter). Hierzu gehören noch: Dūſeln, intr.: 1) (ha-
ben): im Duſel ſein, träumen, druſeln (ſ. d.): Das träumet
und duſelt wie die Pflanzen. Goltz 1. 226; Sänftiglich ent-
ſchlafen ...., duſelte behaglich. vHorn rhD. 2, 210; Wie
er nun mit ſeinem traurigen d–den Auge dasſelbe ſuchte. Keller
LvS. 411; Wobei er ... mit halbgeſchloßnen Augen duſelt.
Tſchudi Th. 87 ꝛc. 2) (ſein): im Duſel ſich fortbewegen:
Der die zum Graben geduſelten Kracken wieder ins Geleiſe
reißt. Goltz 3, 86 ꝛc., und ſo: 3) tr.: Ich muß nun [nach
dem Tode meiner Frau] wieder anfangen, meinen Weg allein
ſo fort zu d. L. 12, 500. Zſſtzg. z. B.: Und damit du-
ſelte er ab (2); Bleiben Sie ruhig liegen und duſeln ſich ge-
müthlich aus. Keller gH. 4, 326; Da er ſpät und etwas
beduſelt [angetrunken] nach Hauſe kam. König Jer. 3, 22;
Endlich war ich grade über dieſem eintönigen Gedanken ein-
geduſelt. Ruge Rev. 1, 172; vHorn rhDd. 2, 60; Hausbl.
(56) 1, 335; Dort duſelt und hantiert man ... in der
Stube herum. Keller gH. 4, 250; Während ich nun in
meiner Verliebtheit ſo hinduſelte. Scherr Nem. 2, 44; Zupft
mit wohlgemeintem Mahnen | dir der Schlaf die Augenlieder, |
wolle nicht hinüberduſelnd | für die Welt geſchwind noch
richten. Lenau 2, 264; Nun duſle ich umher wie ein krei-
ßendes Weib. Zelter 5, 192; Du Verduſſelter! V. Ar. 3,
266 ꝛc. Dazu: Dūſ(e)ler, m., –s; uv.: Träumer ꝛc.:
Für einfältige Leute, für eine Art gemüthlicher D. Keller gH.
3, 209; War früher ein rechter Sprudler, jetzt aber ſcheint
er nur noch ein D. zu ſein. Scherr Graz. 1, 95; Ein Herum-
D. Goltz 1, 46, auch: Duſelhans. Chamiſſo 6, 49. Fer-
ner: Mein träumeriſches Weſen, welches er Duſſel ēī
nannte. V. Br. 1, 9 ꝛc. Dūſ(e)lig, a.: träumeriſch,
betäubt, betäubend: In einer Atmoſphäre, die ſo fuſelig und
d. war, daß mir augenblicklich .. der Athem verging. Hack-
länder Sold. 9; So dämiſch und d. Höfer V. 176; 179;
Sie liebte, eine Herzſtärkung [Schnaps] zu nehmen, konnte
jedoch nicht Viel vertragen und wurde leicht d. Immermann
M. 1, 225; Das ſchläfrige, d–e Deutſchland. König Kl. 2,
291; Dir iſt wohl ein bischen d.? DMuſeum 1, 2, 300;
574; Miſchte auf eine halb duſſelige Weiſe [Alles] .. durch-
einander, daß man zuletzt nicht mehr wußte, von wem die
Rede war. G. 21, 285; Wie er von des Schmauchpfeifchens
myſtiſchem Qualm duſſelig, auch ſeine Andächtigen benebelt.
V. Ant. 1, 107 ꝛc.; Die Schreibweiſe mit weich zu ſpre-
chendem ſſ (vgl. engl. dizzy) ſchließt ſich dem Plattd. an,
wie das unter „däſig“ erwähnte: Döſig, düſig: ſchwindlig,
wirr, betäubt, verrückt ꝛc. Einige mundartl., veralt. Bed. und
Wörter, ſ. bei Stalder ꝛc., darunter: Duſel, f.; –n: Ohr-
feige, betäubender Schlag; Einen abduſeln, gehörig ohr-
feigen ꝛc. Wohl aber andern Stamms: Düſſeln, intr.
(haben): ſchleichen ꝛc., und dazu wohl das tr.: Magiſtrat und
Bürgerſchaft düſſelten [ſannen heimlich, brüteten] Rache. Sch.
107a. Geduſele, ſ. duten Anm.