Faksimile 0339 | Seite 331
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dünn
Dünn, a.: Ggſtz. von dick (ſ. d.):1) eig. von
geringer Dicke: Gott dehnet den Himmel aus wie ein d–e[s]
Fell. Jeſ. 40, 22; Die ſieben d–e[n] Ähren verſchlangen die
ſieben dicke[n] Ähren. 1. Moſ. 41, 24; Das Brett bohren, wo
es am d–ſten iſt. Auerbach Dicht. 2, 126 U. v.; Die arm-
dicken oder d–eren Stämme. Burmeiſter g. B. 2, 211; D.,
wie eine Spinne und ſchmächtig wie eine Spindel. Rückert
Mak. 1, 104; D., wie ein Karten- (Mohn-) Blatt ꝛc.
So auch: [Der Schlafrock] iſt d. [abgetragen] und alt. G.
5, 4 ꝛc. 2) (ſ. dick 1e und f.): Sich durch ein von
almoſenſuchender Demüthigung weit entferntes D–e-Thun
ein Gewicht zu geben. Lichtenberg 1, 220. Ein d–er
[feiner] Faden ꝛc. und übertr. Eine d–e Stimme haben; fer-
ner: D–e Ohren, eine d–e Naſe haben = fein, ſcharf hören,
riechen. 3) (ſ. dick 3a und b) d., von Dem, was
aus wenigen und weit von einander entfernten Theilen
beſteht; verſch. locker (ſ. d. und dicht), inſofern nach
heutigem Gebrauch Dies nur von Körpern gilt, deren
Maſſe, wegen des geringen Zuſammenhangs der Theile
unter einander, einen bedeutenden Raum einnimmt:
Gut aufgegangnes Brot iſt lockrer [nimmt bei derſelben
Maſſe einen größern Raum ein] als andres, das eben deß-
halb d–er (1) ſein kann; D–es Haar haben. Jeſ. 17, 4;
Hiob 40, 7; Pſ. 79, 8; Dort ſtehen die Bäume d–er. Frei-
tag Soll 3, 90; D. blühen die Spätling’ edles Samens
[ihrer ſind wenig]. V. 3, 9. Ebenſo: D. geſäet ſein.
Forſter Br. 1, 316; WHumboldt 2, 139; Merck’s Br. 2, 49;
So d. geſäet, als armer Leute Korn. Weidner 22; 60;
Weinhold 16b ꝛc.; ferner (ſ. dick) 3b): Die Menge, die
dich zerſtreuen, werden ſo Viele ſein als ein d–er Staub. Jeſ.
29, 5; Zerflattert wie eine d–e Luft. Weish. 2, 3; 5, 15;
Im d–en Nebel. Heinſe A. 1, 82; In d–e Lüfte war ſie
fort. Sch. 37a ꝛc. 4) (ſ. dick 3c) von Flüſſigkeiten,
ohne beſondre Konſiſtenz, wäſſerig: Die Dinte, das Bier,
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die Milch, der Kaffe iſt zu d.; Molken ſind das D–e von der
Milch; D–es Bier [ſoll] ein Traktament für Feſttage werden.
Sch. 117a ꝛc.; Durch Dick und D.; auch: Durch D. und
Dicht (ſ. d.). Rückert Mak. 1, 65; Durch Flach, Rauh, Dicht
und D. V. Myth. 1, 9.
Anm. Ahd. dunni, mhd. dünne. S. dehnen.
Dünn e, oft bei Luther u. A., als Prädikat und Adv.; ugw.
aber z. B.: Die dünn eſten Wolken. Geßner 4, 165.
Mundartl. = ſeicht. Stalder; Das Waſſer dünnet =
wird ſeicht ebd.; In dieſer Dünne [ſeichten Stelle] bei der
Brucken. Stumpf 475b ꝛc. Das D–e (veralt.) = die
Dünne (2): Seinem Leib am D–en aufgeriſſen, | nicht ferren
von der Schoß. Opitz 2, 255. Dūnnlich, a. (vgl. dick-
lich), ein wenig dünn: Solch d–er philoſophiſcher Berei-
tung iſt unſere Leſewelt längſt entwachſen. Heine Reiſ. 4,
187; Sein Haupt auf den Scheitel mit d–er Wolle beſäet.
V. Il. 2, 219.:
Zſſtzg., z. B.: Den hager-d–en und ſchattenartig
langen Beinen. Heine Lut. 1, 7; Der faſt luft-d–e Schirm.
Tieck Nov. Kr. 4, 96. In papier-d–em Bleche. Karmarſch
1, 561; Eine ſpindel-d–e Schneiderfigur. Mörike Nat.
15; Der magere ſplitter-d–e W. 128; Wir arme
wind-d–e [vgl. winddürr] Geſchöpfe. Lichtenberg 2,
185; Eine zwirnfaden-d–e Stimme ꝛc.