Faksimile 0338 | Seite 330
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dunkel
Dúnkel: I) a.:
dem es an Licht, übertr. an Klarheit, fehlt, Ggstz. von hell und klar, svwdt. finster, düster, trübe, unklar (s. d. und schwarz):
1) eigentl. Ggstz. von hell, so namentl. von Farben, tief gefärbt, wenig Licht zurückwerfend, schwarz oder dem Schwarz sich nähernd; von Räumen, wohin wenig Licht dringt; von Gegenständen, die wenig erleuchtet sind oder wenig Lichtgeben etc.: D–e Farben; Ein d–es Roth; D-blau, gelb, grün, schwarz etc.; Der Farbe nach gehören sie zu den d–sten Brünetten. Forster R. 1, 16; Indem man .. eine Farbe hell, die andere d. zusammenbringen kann. G. 37, 266; Man betrachte ein schwarzes Rund auf einer hellgrauen Fläche, so wird man .. einen hellen Schein um das d–e Rund schweben sehen. 19: Dort hinten in der Zelle | sitzt noch Einer d.-helle. 12, 89 (vgl. Zsstzg.: Hell-d.); Die Sonne schien zwischen den Stämmen der Bäume hell ins d–e Grün des Waldes. Stilling 1, 130; Im d.-wogenden Meere. V. Od. 3, 104 etc. Im D–n ist gut munkeln; Tappen wie ein Blinder im D–n. 5. Mos. 28, 29; Die Sonne gehet finster auf und der Mond scheinet d. Jes. 13, 10; Ein finstrer Tag, ein d–er Tag. Joel 2, 2; Des Herrn Tag wird ja finster und nicht licht sein, d. und nicht helle. Am. 5, 20; Daß seine Augen d. [trübe] wurden zu sehen. 1. Mos. 27, 1; 48, 10; Wenn man aus dem Hellen ins D–e geht. G. 37, 14; Im d–en Zimmer. ebd.; Ein trüber Gast | auf der dunklen Erde. 4, 17; Bei d. [gewöhnl. d–er] blinder Nacht. Hebel 3, 163etc. D–es Licht, als Oxymoron Brockes 9, 95; als Spott G. 40. 91; aber auch wissenschaftlich von dem sogen. „unsichtbaren oder latenten Licht“. Pouillet 2, 364.
2) übertr. auf geistige Anschauung:
a) unklar, unverständlich, räthselhaft: D–e Sprüche zu errathen. Dan. 5, 12; D. war der Rede Sinn. Sch. 69a; Des Geschickes dunkle Hand. 24a; Eine d–e Stelle in einem Schriftsteller; Ein Autor schreibt, ist d. (schwer verständlich, vgl. d) u. o.
b) von Etwas, dessen man sich nicht klar bewusst ist: Was ich immer d. geahnet hatte, wurde mir klar durch die Anschauung der Meisterschaft. Börne 2, 425; In dem d–n Gefühle, denn also nennen wir das Bewusstsein ohne Einsicht der Gründe. Fichte 7, 9; Diese dunklen Anregungen ... Bei Menschen, die nur d. vor sich hinleben, nicht bei solchen, die schon durch Erfahrung aufgeklärt sich mehr bewusst sind. G. 15, 10; Ein guter Mensch in seinem d–n Drange | ist sich des rechten Weges wohl bewusst. 11, 16; Einen d–n und unentschiedenen Trieb. 19, 291; D–e Jdee. Heinse A. 2, 87; Wir leben nicht, uns träumet | des Daseins dunkler Traum. V. 3, 216; Wer ist stets Herr der d–en Empfindung? W. 11, 237 etc.
c) düster, trübe (vgl. schwarz): Es ward immer dunkler in Lottens Gemüth. G. 14, 148; Vor jener d–n Höhle [dem Grab] nicht zu beben. 11, 32; Diese That ist ein d–er Fleck in seinem sonst strahlenhellen Leben etc.
d) von Personen (vgl. a u.: Ein heller Kopf etc.), zuw.: sich selbst unklar, z. B.: Mit soviel d–n, unwilligen, ungeschickten Menschen Geduld gehabt. G. 20, 121; Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann, | der über die Natur und ihre heil’gen Kreise | in Redlichkeit, jedoch auf seine Weise | mit grillenhafter Mühe sann. 11, 44.
3) wenig bekannt, unbekannt, unberühmt: Er bringet heraus das D–e an das Licht. Hiob 12, 22; Die d–e Zukunft etc. (s. 2a). Des edlen Stammes dunkle Glieder. Nicolai 1, 139; Nicht d. ist euch das Geschlecht der Erzeuger, | nein aus rühmlicher Männer Geschlecht etc. V. Od. 4, 62; Von d–eren [obskurern] .. Pinselieren gemalt. Keller gH. 4, 342.
4) (veralt.) zuw. vom Ton, nicht klar und deutlich hervortretend: Nach dem „n“ hat es [das G] einen tunkeln Ausspruch. Spate 2, 13.
5) zuw. unkenntlich: Meine Gestalt ist d. worden für Trauern. Hiob 17, 7, vgl. Ps. 6, 8.
6) bergm.: Eine Zeche d. oder türkel (s. d.) hauen, sie abhütten (s. d.), abköhlen. II. als Hw. n., –s; uv. (selten): das Dunkle, ein dunkler Raum, die Dunkelheit, der Lichtmangel (s. I.): Finsternis und D. müssen ihn überwältigen. Hiob 3, 5; Ins Land der Finsternis und des D–s. 10, 21; 34, 22; Dein D. wird sein wie der Mittag. Jes. 58, 10; Im D. des Berges. 1. Sam. 25, 20 etc.; Taucht aus tiefstem D. | heller nur empor. Chamisso 3, 9; Unser Zeitpunkt scheint neben dem hellsten Licht auch das tiefste D. zum Kontrast zu haben. Forster Br. 1, 518; Im Finstern, wahrscheinlich in einem wenig erhellten D. schon Gegenstände unterscheiden. G. 37, 15; Wie dem Auge das Dunkle geboten wird, so fordert es das Helle, es fordert D., wenn man ihm Hell entgegenbringt. 23; Das mittlere D. umgrenzt. 40, 104; Lüftete das mysteriöse D. Gutzkow R. 4, 29; Licht gesellt sich zum Lichte | und zum Trüben das D. Knebel 46; Ragt in das wolkige D. der Zeit hinauf. Kohl Alp. 2, 174 etc.; Zwischen Tag und D. vHorn rhD. 2, 284; Kinkel E. 81 etc.; Zwischen Licht und D. G. 29, 228 = in der Dämmrung, im Zwielicht, Zwei-D. (s. d.). Die seltne Mz. z. B.: Wenn der weite Dom der Lüfte | sich erfüllt mit heil’gen D–n. Geibel 57. S. Dünkel, Anm.
Anm. Ahd. tunchal, mhd. tunkel. Grundbed. wohl die tiefe Farbe, vgl. dumm, Anm. 2, dumpf, düster etc.; auch den Ggstz. Hell. I. 6 vielleicht aus „türkel“ verderbt, und Dies, insofern die d. gehaune Zeche einfällt (s. torkeln).
Zsstzg. zu I. und II. vielfach, leicht zu mehren und zu verstehn nach den folgenden: Abend- [II. u. I.]: Die a–e Landschaft etc. Bérges- [II.]: Böttger 3, 94. Dóppel- [II.]: In ries’gem D. birgt | sich That und Thäter. Beer Arr. 149. Erden- [II.]: Schwab 97; auch: Thut, eh ihr zum Himmel schaut, | euch Erdedunkels ab zuvor. Rückert 2, 454. Gehēīmnis- [I.]: Es liegt ein g–er Schleier über dieser Stunde. Heine Reis. 2, 240, und [II].
Glǖh-: Die Augen sind g. Gutzkow Zaubr. 2, 11, von dunkler Farbe u. glühnd. Hálb- [II.]: Das ungewisse H. Devrient 1, 226 u. [1].
Héll-: im Ggstz. des völlig Dunkeln ein beleuchtetes, erhelltes Dunkel, dämmernd, z. B. [1]: Das höchste nicht blendende Helle wirkt neben dem völlig Dunkeln; zugleich werden wir alle Mittelstufen des H–n .. gewahr. G. 37, 15; In dem h–n Labyrinth. W. 19, 211; Es konnte vor der einzigen h–n, wunderbar beweglichen Empfindung kein eigentlicher Gedanke in ihr entstehen. Novalis 1, 32 etc. [II.] Daß sie in der Entfernung mehrerer Jahrhunderte noch ein gewisses abenteuerliches H. gewinnt. G. 27, 371; Das H., clair–obscur, nennen wir die Erscheinung körperlicher Gegenstände, wenn an denselben nur die Wirkung des Lichtes und Schattens betrachtet wicd; im engern Sinne wird auch manchmal eine Schattenpartie, welche durch Reflexe beleuchtet wird, so genannt. G. 37, 271 ff.; Heinse Ard. 2, 22 etc., vgl. die umgekehrte Zsstzg.: Es herrschte darin der sanfte dämmernde Tag, | das Dunkelhell. W. 15, 45; Eine schöne Nacht .., deren Farbe ein Dunkelklar. Rückert Mak. 1, 24 etc. Himmels- [II.]: Weiß und Azur, umsäumt mit H. Tieck Cymb. 2, 2 etc. Nácht- [I.]: Auf seinem n–n Roß. Tieck Acc. 1, 266 (dunkel wie die Nacht). [II.] Beim unsichern N. Willkomm Wald 196.
Péch-: In p–er Nacht. Heine Reis. 1, 101.
Púrpur-: Diese p–n Haare, diese rabenschwarzen Brauen. Tieck Acc. 1, 289. Sárg- [I.]: dunkel wie im Sarg. Grabbe Hann. 68. Schátten- [II.]: Das Sch. zerreißen, welches bisher ihren [der Freiheit] heiligen Namen umhüllt. Schāūer- [Il.]: Grotte, die du mich | in dein Sch. birgst. Schubart 2, 8 etc.
Stích-: Gutzkow R. 5, 456; 7, 5.; Stichen-: Kinkel Erz. 199; Stíck(en)-, Stóck-: in hohem Grade dunkel, s. Stock und vgl. Hiob 10, 22. Tánnen- [I.]: durch Tannenwald dunkel: Aus deines Schwarzwalds t–n Wiesen. Freiligrath 2, 85; DMus. 1, 1, 52 etc. [II.]: Der Mondschein, | der durch T. bricht. Heine Sal. 1, 153. Tīēf- [I.]: Das t–ste Blau. Gutzkow R. 6, 88 etc. Wáld- [I.]: Von w–n Ahnungen umdämmert. OMüller Med. 1, 96 etc. I. auch: Waldes- dunkel. Burmeister gB. 2, 188. Zwēī- [lI.]: Zwielicht, Dämmrung: Es war Z., zwischen Wolf und Hund. Seume Sp. 64 u. v. ä.