Faksimile 0335 | Seite 327
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duften Duften
Dúften, Dǘften, 1) intr. (ſein): als Duft (ſ. d.
1 und 2) aufſteigen: Von deinem Flügel düftet | ein Bal-
ſam. B. 8a; Ein kalter Schweiß duftete überall hervor. Stil-
ling 1, 148 ꝛc. 2) intr. (haben): Duft [1 und 2]
aushauchen: a) Es dämmerte ſchon und duftete feucht um
den See. G. 15, 270; Klar fernher duftete das blaue Ge-
birg. Platen 2, 218; Indem die Steine im Winter duften
[beſchlagen]. Reichard Gart. 2, 208; Die duftende Kälte
kandierte ſeinen ſchwarzen Bart. Thümmel 7, 162 ꝛc.
b) Eine duftende Ananas. Burmeiſter gB. 2, 280; Von den
vielen modernden Pflanzentheilen eigenthümlich duftend. 186;
Der düftenden Blüthen. Engel 1, 240; Wie ſchon ſeine Win-
deln von dem attiſchen Salze dufteten. Fichte Nic. 12; Blu-
men duften. Freiligrath Garb. 118; Der nach Lavendel düf-
tet. Heine Lut. 2, 229; Viel zarter, viel milder, viel duften-
der ſprechen. Gutzkow R. 9, 90; Fragt man die Roſe, ob ſie
Dem, der Geruch hat, duften will? Leiſewitz Jul. 13; Duf-
tende Kühlung. Sch. 75a; Dieſer Kelch, woraus mir Gott-
heit düftet. 4b ꝛc. 3) tr. wie 2 mit beigefügtem Obj.,
Etwas d. = danach duften, aber auch mehr faktitiv, es
ausſtrömen laſſen: Sie duftete den köſtlichen Geruch der
.. . Wurzel, die ihren Buſen durchbalſamte. Forſter Sak.
66; Für den armen Zimmermann düftete dieſer Briefwechſel
ſo betäubende Wolken, daß ſie beitrugen, ſeinen Kopf zu ver-
wirren. Br. 1, 56; Die duften Jugend. G. 12, 185; Wenn
den Schleier Liebchen lüftet, | ſchüttelnd Ambralocken düftet
[duften läſſt]. 4, 2; [Der Lorbeerkranz] duftete Träume
mir ins Gehirn. Heine Rom. 168; [O Roſe] duft’ ihr Düfte.
Matthiſſon 8, 148; Lauter Nektar düften. W. 1, 18 ꝛc.,
nam. oft: Duftend: Mit ſegen-d–en Schwingen. G. 11,
21; Öl-d–e Räume. Gutzkow 11, 228; Speiſen-d. R. 7,
229; Den anmuth-d–en Buſen. V. Moſch. 4, 56 ꝛc.
Anm. Adelung verlangt für 1 duften, für 2 düften,
was aber, wie die Beiſp. zeigen, nicht beachtet wird.
Düft- und Dünſtungen. Brockes 9, 124, häufiger von
den Zſſtzg.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: Fläche, die ſich in immer abduf-
tenden [in Duft verlierenden] Landſchaftsgründen dem Ge-
ſicht entzieht. G. 21, 250; Der leiſe Geruch eines ſchon ab-
duftenden Rauchpulvers. König Jer. 2, 273. Án-:
Stille .. Nacht, vom Schlummerthau angeduftet. Brinckmann
1, 238; Die uns mit ätheriſchem Zauber a. Tieck Sternb. 2,
114. Āūf-: Wie aus niederm Graſe | Labung auf ſie
duften. H. 15, 164, ſ. empor-d. Āūs-: Keinen an-
genehmen Geruch ausduften. Forſter R. 1, 46; Blumentöpfe
düfteten die lieblichſten Gerüche aus. W. 7, 59 ꝛc.; auch:
Da ich als beſtellter Räuchwerker ein dumpfiges Zinmer aus-
duftete. V. Sh. 1, 375. Be-: Zum bedufteten Garten.
G. 10, 272; Saaten, von röthlichem Scheine beduftet. V.
1, 45; Pflaumen, mit zarter Bläue beduftet. 2, 175; Un-
beduftet vom Glaſe [nicht nach Schnaps riechend]. 4,
123 ꝛc. Durch-: Weihrauch durchduftete das Gemach.
Roquette Hühn. 167 ꝛc. Eīn-: Da duften nicht ganze
Wälder von Blumen betäubend auf uns ein. Gutzkow B.
163. Empōr- [1]: Mein Lob und mein Dank ſollen
mit dem Dank der ganzen erfriſchten Natur emporduften.
Geßner 3, 198; W. 29, 78 ꝛc. Ent- [1]: Süßres
Aroma entduftet den Felderdbeeren als andern. Ent-
gêgen-: Einem e. Jacobi 2, 73 ꝛc. Hêr- ꝛc.: Wie
es ſchon friſch herüberduftet aus der nahen Zukunft. Mörike
N. 48; Das ſehnende Mädchen duftet [mit der überſandten
Roſe] mit hinüber. H. R. 7, 5 ꝛc. Míſs-: Mißduft
verbreiten, ſtinken: Vor Angſt m–d ſchlimmer als ein Wie-
ſelchen. Droyſen Ar. 1, 191. Nāch-: Jede Blüthe duf-
tet ew’gen Frühling | dem Abgeſchiednen . .. in einklangs-
vollem Strahlendufte nach. Körner 149b ꝛc. Über-:
Ein frommer Schmelz . .. überduftete . .. die Sehnſucht.
Rank Arm. 161 = überhauchen, aber auch = Etwas
an Duft übertreffen ꝛc. Um-: Laube . . ., von blü-
henden Bohnen umdüftet. B. 61a; Umduften. Hölty 96; Kl.
M. 1, 57; Von Moder umduftet. Jahn (Pröhle 268); Die
veilchen-umdufteten Halme. Platew 1, 347; Ein grauer Gewit-
terdunſt umduftet [2a] den ſchwülen Sommerhimmel. Kürn-
berger Am. 4 ꝛc. Faktitiv: Ward ſein Bild gekränzt, geſalbt,
mit Weihrauch umdüftet. V. Georg. 45. Umhêr-: Biſam
duftet Rufillus umher. V. Hor. 2, 50 ꝛc. Ver- [1]: duf-
tend verſchwinden ꝛc.: Was er beginnen wolle? Verdam-
pfen, verduften, verſchwinden. Immermann M. 3, 439; Eh’
es verdüftet, | ſchöpfet es ſchnell. Sch. 51b; 330b; Ver-
duftend ſchwand an der Sonne der Thau. V. 2, 160 ꝛc.;
In der verduftenden Ferne. Zſchokke 8, 95; auch refl.:
Eine Roſe, die ſich ſchon ein bischen verduftet hat. Heine Reiſ.
3, 118; Sein Athem glich den Lüften, | worin ſich Roſen
verdüften. W. 3, 72 ꝛc. Zū-: Freude duftet mir aus
jeder Blume zu. Geßner 4, 219; Die Blumen duften mir
Freude zu ꝛc. Zurück-: Daß der Wohlgeruch deiner
Muſchirumi [Blume] den Geruch meiner Geſinnung auf dich
zurückdüftet. Muſäus M. 564 ꝛc.