Faksimile 0333 | Seite 325
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Druss
Drúss, m., –es; –e (Drüsse):
nur in Zsstzg. (vgl. Drieß): Über-: Unlust an Etwas, das durch Mangel an Abwechslung ermüdet, abstumpft, Widerwillen und Ekel erregt, Übersättigung; zuw. auch das sie Erregende: Was Sie versäumt haben, aus frischer Lust zu thun, werden Sie nur zu spät aus Ü. und Langeweile nachholen müssen. Chamisso 4, 298; Getrunken hab ich’s mir zum Ü. 82; Bis zum Ü. G. 39, 280; Ich hab des Schwätzens Ü. 11, 132; Es scheint, Sie haben sich einen Ü. an Wien gegessen. Mendelssohn 5, 661; O du der Weltenmuschel Perle! | die Schalen sind mir Überdrüsse. Rückert 2, 443; Mak. 1, 91; Da er auch in diesem Geräusch bald Leerheit und Ü. empfand. FSchlegel Luc. 136; Die Spitze der Begier erstumpft sich im Genuß. | Dies bringt Ersättigung und dann folgt Ü. W. 12, 32; 58 etc. Die Symptome des Lebens-Ü–es, der nicht selten in den Selbstmord ausläuft. G. 22, 160. Chamisso 3, 221; Tieck DrBl. 2, 72 u. v. Ver-:
1) die empfindliche Stimmung des Unbehagens über Etwas und dies sie Erregende vgl. Arger und Verdrieß und nam. Engel 7, 332; Es ist kein V., mit ihr umzugehen, noch Unlust, um sie zu sein. Weish. 8, 16; Nachdem er sie 67 Jahre getragen . ., schlechte Launen, V–e etc. Bucher Nat. Z. 11, 489; Unter täglich erneuerten Verdrüssen und Vorwürfen. Ense (DMus. 1, 2, 652, die Mz. auch Rahel 1, 223; 454); Wenn der V. mich aus den Mauern jagte. G. 6, 61; Angereizt vom launischen V–e. ebd.; [Er] büßet | nicht schnellen Rausch mit Ekel und V. 13, 101; Nichts als Unehre und V. hat man von dir. Hebel 3, 138; [Die Kritik], der zum V. ich wohl einige mittelmäßige Stücke könnte gemacht haben, der zum Trotz ich aber nie diese mittelmäßigen Stücke für schön erkennen würde. L. 3, 267; Bittend, Dieselbe wolle deß kein V. haben [es nicht übel, ungnädig Du aufnehmen]. Luther 1, 155b; Den gähnenden V. [Überdruß] betrügen. Nicolai 1, 117, vgl. Schmeller 1, 415.
2) scherzh.: Einen V. haben = Höcker, Buckel. ebd. und 3, 468; Willkomm Banco 1, 169. Wīder-: Widerdrieß, veralt. und mundartl. = Widerwille, Überdruß.
Anm. Veralt. auch als Ew.: Daß Einer seines Gemahls überdruß und ihm gram wird. Luther 5, 379b, vgl. Schmeller 1, 417 und Benecke 1, 398a. Gw. als Ew. in Zsstzg.: Überdrüssig, Überdruß empfindend, mit Gen.: Entzeuch deinen Fuß vom Hause deines Nächsten, er möchte sonst deiner ü. werden. Spr. 25, 17; Jes. 1, 14; Geron wurde Deß | bald ü. W. 11, 128 u. o.; oder mit Acc.: Es bald ü. werden. G. 10, 188; Den Laokoon ü. zu werden. H. 4, 120; Ihr Geplauder ü. sein. L. 1, 253; 7, 451; Sie ist die Stadt ü.; aber vor Eintritt des Winters wird sie das Landleben noch mehr ü. werden. Rabener 4, 388; Iffland 5, 1, 4; So oft er .. sie ü. ward. FSchlegel Luc. 122; Diese Fragen bin ich ü. Sternberg br. M. 8; Alles ü. werden. L. 6, 221; 11, 457; Mendelssohn 4, 2, 45. Selten: Über Etwas ü. werden. 2. Kön. 10, 32; aber öfter: Etwas wird mir ü. [Überdruß erregend]; Jetzt wird durch Hineinstrudeln in die Vergnügungsjagd . .. der Jugend Alles gleich ü. Jahn V. 178. Verdrüssig, gew. verdrießlich (s. d.): Ich bin absolut verdrüssig zum Schreiben, da deine Gegenwart so noth ist. Merck’s Br. 1, 165.