drohen
Drōhen (mit der alten, nam. noch dichter. Nbnf. dräuen), intr. (haben) und tr.:
Einem Furcht vor bevorstehndem Ubel erwecken, oder erwecken wollen, von Personen und von Sachen: Wer droht, der schlägt nicht (Bellende Hunde beißen nicht) etc.; Esau dräuet dir, daß er dich erwürgen will. 1. 27, 42; 2, 32, 14; Der dir den Tod gedräuet. 13, 27; Mit zornigem Dräuen. 30, 30; Dräuend über mir | hängt hier der Himmel. Arr. 131; Der [Einigen] hoch-d–de und [Andern] vielversprechende Eindrang zahlreicher .. Heere. 401a; D–d in den Wind. 3, 172; Berggipfel .., der .. überhing und gleichsam den Einsturz drohete. R. 1, 204; Was auch sich gegensetzt und dräut. 10, 225; Hat Phileros dem Strafe- Dräun gehorcht? 311; Kein Versprechen soll, | kein D. mich von der Stelle drängen. 13, 265; Der Gattin Feinde d. auch dem Gatten. 306; 304; Seine zusammengeballte Faust, die er dräuend .. in die Luft schlenkerte. M. 3, 224; Vier Bände das Wenigste, was ich versprechen oder dräuen kann. 1, XV; Die täglich ihm mit Rache dräun. 1, 260; 2, 16; 82; Also drohte jeder Schritt den Brüdern | jähen Fall. 4, 281; Ich drohte mit dem Finger. F. 3, 9; Verdienet Straf’ und Tod | für Übel, die er that, für Übel, die er droht. 1, 36; Nicht Geschehnes rächen, | gedrohtem Übel wollen wir begegnen. 527a; Mir bangt | vor deinem D. nicht. 18b; 26b; Auf sein mächtig Dräun. 6b; [Es ward] der Tod darauf gedroht. 459; Er drohte [Man mußte befürchten, er werde] in eine Predigt über das Thema auszuarten. Nat. 2, 145; Gefahr, die ihrer Tugend dräut. 15, 11; Mit Schelten und Dräuen. 11, 206; 208; [Felsen, die] bald tief bis ins Gebiet der alten Nacht | herunter dräun, bald in die Wolken pochen. 20, 209: Jede Noth, die gegenwärtig drückt und in der Zukunft droht. 190 etc. Das Part. verschmilzt oft mit dem abhäng. Objek.: Des Kriegs graundrohnde Männin. Ov. 1, 128; Wahnsinndrohnd. 4, 22 etc.
Anm. Dazu: Drōher, m., –s; uv.; -in, f.; nen: drohnde Person etc.: Wir haben nicht den Durst nach Streit,| du, D., du hast ihn. 4, 162; 6, 242; 8, 265; Noch wisst ihr nicht, ihr Dräuer, | wer länger trotzen kann. Garb. 87 etc. — Drōhung, f.; –en: das Drohen, drohende Gebärden, Worte etc.: Diese D–en schrecken mich nicht; „Soll ich beschleunigen, was mich bedroht?“| Willst du sein Werben eine D. nennen? 13, 9; Kann dich der Schatten [Gespenster] Schatten-D. scheuchen? 8, 59 etc. — So auch: Gedrōh(e), n., –s; 0: Er wundet das Unthier auf den Tod; | das lässt nur Stöhnen hören, statt Brummens und Gedräu’s. 75; 163b u. ä. (s. d. folg.). Veralt.: Durch solche Drohn und Furcht. §. 128. — Ältere Schreibweisen z. B.: Sie drawen uns. Ps. 17, 3; Drawungen. 1, 155b; Drauen. 192; Ein Soldat trewet einem Bauern. 2, 59; Träwung. 1, 259; 316; beträwlich. 126; Den Tod tröwen. 60b; Dröwet. 64a; Solche Dröwort [Drohwort] 53b; Träuwort. 1, 16; 30; Drauwort. 111 u. ä. m. — Ableitung unsicher (vgl. Trotz).
Zsstzg., z. B.: Áb-: Einem Etwas a., durch Drohung abnehmen. Stumpf 406b etc. —
Án-: Sie schienen jetzt einander anzudrohen. Baggesen 4, 212; Einem Etwas a., als Das, was ihn treffen soll; Etwas droht an, naht drohnd: Rache angedroht. G. 31, 57; Bei a–der Gefahr. - 25, 243; Das Vorübergehen eines Übels, dessen A. (intr.) wir glücklich verschlafen hatten. 20, 124; Kinder, die man durch Androhung (tr.) einer Krankheit .. von schädlicher Näscherei abschrecken will. W. 9, 264 etc. —
Āūf-: mund- artl. = drohen: Er hat dir auch sehr aufgedroht. Miller Siegw. 676; auch tr.: Einen durch Drohen auf, in die Höhe bringen. —
Āūs-: Er hat ausgedroht, droht nicht mehr etc. — Be-, tr.: Ein freier Mann und bedroht! G. 10, 196; Bloß schmerzlicher Ausdruck; von Zorn aber und Bedräuung kann man Nichts darin sehen ... Herzliche Theilnahme an einem geliebten Meister und Bedrohung des Verräthers sind wohl schwerlich in einem Gesichte zu vereinigen. 31, 81; Die Schrecknisse, wovon er .. bedroht ist. Heine Lut. 1, 187; Der Sturm ward bedräuet [beschwichtigt, s. Matth. 8, 26]. vHorn rhD. 2, 212; Selbst an seinem Leben bedroht. Kapper Chr. 2, 82; Die Gefahr, | die Alle gleich bedroht. Sch. 30a; 25a; [Sie] bedräuen dich mit Kriegsgefahren. 57a; V. Od. 12, 231 etc.; Nachdem er weit von sich die Teufel wegbedraut [durch Bedrohung weggescheucht, gw.: weg-, fortgedroht]. Scultetus (L. 8, 296). — Zuw. ohne Obj.: Es bedräun noch Pfäfflinge. V. 1, 27, vgl.: Mit der Bedrohung, ihn .. in das Gefängnis führen zu lassen, Hebel 3, 494; ja zuw. sogar wie drohen mit Dat.: Bald bedräuten, | im Traum, Erdbeben der Natur | den Untergang. Göckingk 2, 73 etc. —
Dahēr-: Wenn Jenen das Ziel des Verderbens daherdroht. V. Il. 12, 79. —
Empōr-: drohend emporragen: Die Erde ... drohte nun mit Felsenstücken | und rauhen Bergen hoch empor. Uz 2, 253. —
Entgêgen-: Dein Richterstab | droht furchtbar mir entgegen. Uz 2, 223. —
Fórt-: zu drohn fortfahren, aber auch tr.: drohend fortscheuchen: Christus droht die Sünder majestätisch mit aufgehobner Rechten fort. Heinse A. 1, 269, s. wegbedrohen. —
Hêr-: Unter Rosen drohen die Dornen her. Bodenstedt 1, 71; Daß nun über sie All herdroh das Ziel des Verderbens. V. Od. 22, 33; 41; Wilde Zeiten drohen heran. Heine Lut. 2, 24; Die herandrohenden Schrecknisse. 1, 29; G. 33, 235; Eine schreckenvolle Aussicht, die aus dem Frieden selbst schon hervordrohte. Sch. 883a etc. —
Nāch-: Er ballte die Faust und drohte ihr nach. Paalzow Th. 2, 31 = hinter Einem her drohen, aber auch: seine Drohungen nachmachen. —
Nīēder-: Wie ein schwarzes Wolkenbild | n–d vom Himmelsplan. Müllner Ib, 24. — Über-, tr.: Einen mit Drohungen überbieten: Wenn es gedonnert, haben sie gegen den Himmel geschossen und Gott damit ü. wollen. Hammer RH. 367. — Um- tr.: mit drohenden Schrecknissen umgeben: O Land, das ihn .. mit Tod umdräuet. WHumboldt 1, 361; Als mich in Flammen umdroht Verzweiflung. Platen 2, 46; Von Gefahren stets umdroht. Rückert 6, 268; 1; Wer schützet mich auf den umdrohten Wegen? Schwab 134; Mühen, | die der Natur zerbrechlich Schiff um-d. V. Sh. 3, 589. — Wég-, tr.: fort-d. —Zurück-, tr.: zurückscheuchen: Erbarmer, dessen Gnade | mich auf des Heils verlaßne Pfade| durch einen Traum zurückgedräut. Alxinger D. 25 u. ä. m.
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