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Dreher Dreherin Dreherei
Drêher, m., –s; uv.: 1) Perſon, die dreht (~in,
f.; nen), ſ. Drechsler (1), doch z. B. auch: D. des Ta-
backs (ſ. Spinner). Zink 1, 1093; Augen-D., Augenver-
dreher, Frömmler; Blöck-D., der die Schiffsblöcke ver-
fertigt; Daumen-D., Schmeichler. Simpliciſſimus 1,
149; Hörner-D. [der Einen zum Hahnrei macht].
Müllner 5, 168; Lorden-, Lorren-, Lurren-D.,
der Lorden (ſ. d.) dreht, bei den Schiffern = Perſon,
die Etwas veruntreut, unterſchlägt, betrügt; Mantel-
D. vHorn rhD. 2, 159 [den Mantel nach dem Winde
drehend]; Pillen-D., verächtl. = Apotheker; Sieb-
D. [Art Wahrſager, die aus der Drehung eines Siebs
einen Dieb erkennen]. W. 18, 63; Silben-D. Börne
2, 373 (der die Silben dreht, drechſelt, vgl. Silben-
Klauber, -Stecher); Tüten-D., verächtl. = Material-
händler. Kohl Südr. 1, 196; Ver-D. ꝛc., ſ. Verdrehen;
Verſe-D. Tieck Acc. 1, 127, Verſifer, Verſeſchmied ꝛc.;
Würfel-D. Fiſchart Bienk. 43b (ſalſcher Spieler, vgl.
47b und Schmeller 1, 408) u. v. ä. Dazu: Dreherēī,
f.; en: das Treiben, Wirken eines Drehers, Kniff ꝛc.:
Die Intoleranz und Augen-D. der Pfaffen. Brachvogel FB. 3,
239. ꝛc. 2) von Thieren, nam. ein drehendes Schaf,
auch Drehling; auch Zſſtzg., ſ. Drechsler 2; Rollen-D.,
Rollenwickler, ein After-Rüſſelkäfer, Attelabus; Stein-
D., eine Art Strandläufer, Tringa interpres. 3) ein
Tanz (ſ. drehen 1c): Im raſenden D. geſchwungen. Scherr
Nem. 2, 45; nach Düringer: ein langſamer Walzer.
4) Name mehrerer ſich drehender oder zum Drehen die-
nender Werkzeuge ꝛc., z. B. von dem ſich drehenden
Zeiger der Uhr: So bringt das D–chen der Zeit ſeine ge-
rechte Vergeltung herbei. Schlegel Sh. 2, 310 ꝛc., nam.:
Der D. oder Bohrſchwengel (zum Umdrehn des Erdboh-
rers). Karmarſch 1, 69; eine Kurbel zum Umdrehn (Bo-
brick 242b); der Läufer, worum ein Thorweg ſich dreht;
das Kreuz des Webebaums; der Drehbaum oder das
Drehkreuz, das einen für Fußgänger beſtimmten Weg
für Pferd und Wagen ſperrt, Haſpel; ein Triebrad im
Mühlenbau (Karmarſch 2, 674) ꝛc. Hier finden ſich auch
die Formen: Dreh- (Drie-, Drei-), Dril-ling. Vgl.: Ein
Drehling oder Dreiling, ein runder ungeſpaltner Holz-
block für die Salzwerke. Schmeller 1, 410. Ferner
(Anat.): der zweite Halswirbel; die beiden Fortſätze
vom obern Theil des Schenkelbeins.