Faksimile 0314 | Seite 306
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donnern
Dónnern, intr. (haben) und tr.: laut tönend und
mächtig erſchütternd ſchallen oder ſo ſchallen laſſen.
1) intr.: a) von dem den Blitz begleitenden Rollen in
den Wolken: Der Herr donnerte im Himmel. Pſ. 18, 14;
Der Gott der Ehren donnert. 29, 4; Der Herr ließ d. und
hageln. 2. Moſ. 9, 23; Daß aufhöre ſolches D. und Hageln
Gottes. 28; Der Herr ließ d. einen großen Donner über die
Philiſter. 1. Sam. 7, 10; Kannſt [du] mit gleicher Stimme
d. als er [Gott] thut? Hiob 40, 4; Die Wolken donnerten.
Pſ. 77, 18 (Rückert Mak. 1, 22; Geßner 1, 170) u. ä. m.;
Gott donnerte, da floh der Feind. Gleim; Über ihm donnert |
hoch die ätheriſche Pfort’. V. Georg. 195; Zeus donnerte
ſchnell vom glanzerhellten Olympos | hoch aus den Wolken
herab. 194; Und wenn in dieſem Augenblicke tauſend Jupiter
gedonnert hätten. Börne Par. 1, 264; Ach, lieber Herrgott,
ich möchte d. lernen; blitzen kann ich .., ach, lehren Sie mich
auch d.! Heine Börne 132; Wir armen Bauern werden wohl
zur Frohn’ im Himmel d. müſſen. Ramler F. 3, 193.
Gewöhnl., wie bei allen ähnlichen Naturerſcheinun-
gen, unperſönlich: Es (ſ. d. †) donnert. b) von an-
derweitigem lauten und erſchütternden Schall, ſehr
häufig in der gehobnen Rede, zumal in dem oft zum
Ew. gewordnen Part. d–d; in Bezug auf Sprechende
theils von dem lauten, heftigen Sprechen, theils von
der erſchütternden Macht der Rede, theils endlich =
wettern, fluchen (ſ. Donner 2): „Zurück!“ ſo donnert
er. Alxinger D. 23; Draußen donnerte fortwährend das Ge-
ſchütz. Auerbach Tageb. 204; Flieget d–d auf [in die Höhe]
das Schiff. Chamiſſo 4, 48; Wo donnert durch den Sand ein
ſolcher Huf? Freiligrath 1, 123; [Wenn] ihrem Fall dumpf,
hohl der Hügel donnert. G. 11, 142; Die Eumeniden ..
ſchlagen hinter ſich | die ehrnen Thore fernab-d–d zu. 13, 55
(vgl. 34, 188); Eine zwar muntere, aber d–de Epiſtel. 22,
195; Auf den Tiſch wurde mit entſetzlichen Flüchen gedon-
nert. Gutzkow R. 3, 166; Die d–dſten Schlagworte. R. 2,
331; Bis du [Rhein] durch freie | Bogen donnerſt. Herwegh
1, 57; 34; Seine Stimme donnerte. Immermann M. 3,
380; Sie donnern [ſchießen] nach uns [Vögeln] .. Iſt es
ihnen denn nicht genug, auf ſich ſelber zu d.? Kl. 2, 212;
Donnerte .. wider den Epigrammatiſten. L. 3, 277; Donnre
wie Cicero. 336; Er urtheilet und donnert alſo: „Du
ſollſt nicht andre Götter haben“. Luther 8, 2a; Sollt man
darum ſo heraustoben und d. wider uns? 176a; Und don-
nert auch mit Kugelſaat die Schlacht. Matthiſſon Anth. 8,
156; Auch donnert mancher Schuß. WMüller 2, 5; „He!
Holla! Aufgemacht!“ Wer donnert denn noch ſo gräulich?
Müllner 5, 175; Die Nordſee donnert ferne. 2, 17; Nie don-
nert ſeine Poeſie. Nicolai 1, 36; In das Chaos d. [zertrüm-
mernd, krachen] eure Welten. Sch. 2a; Die Wagen don-
nerten zum Ziel. 22a; Stürzt ſich die d–e Laſt. 76a; Be-
gann .. zu d. der Fels. 138a; Die Gletſcher, die des Nachts
ſo d. 535a; Auf einmal donnert’s in meinen Ohren. 710a;
D. werdenbald die Tennen. Uhland 72; Donnerte und wetterte,
daß die Kellner zitterten. Vogt Oc. 1, 199; Die Teutſchen
redten nicht, ſondern donnerten. Zinkgräf 1, 192 ꝛc.
2) tr.: a) donnernd Etwas erſchallen laſſen: Nicht
mit Worten, | mit Kanonen donnert er die Antwort. Echter-
meyer 562 (Kopiſch); Die Glocke, ſie donnert ein mächtiges
Eins. G. 1, 184; Donnre deinen beſten Donner. Heine Rom.
279; Der Himmel donnert ſeinen Hader. Lenau 1, 161;
Ihr taumelt, ſatt der Kraft und Schöne | und donnert [ver-
kündet donnernd] Gottes Herrlichkeit. V. 3, 134 ꝛc. Vgl.
auch: „Was für ein Knall war Das?“ Es war gedonnert.
Sch. 118b [paſſ.]; mit Angabe der Wirkung: Der
Donnergott .. donnert ihm die Ohren voll | und die raſchen
Schimmel toll. Matthiſſon A. 9, 111, und namentl. mit
abhängigen örtlichen Präp.: mit Donnerſchall an einen
Ort hin, von einem Ort weg bringen ꝛc.: Donnre die-
ſer Mörder Heer | aus deinem Lieblingsſitz [verjage ſie
d–d]. Hölty 148; Schon donnert unſer Morgengruß | den
Bluthund aus der Raſt. Michaelis 233; O donnr’ ins Herz
mir deine | Gebote. Rückert 1, 107[präge ſie d–d]; Der
grimme Schatten .. donnre dich aus Wonneträumen wach.
Sch 5b [wecke dich d–d, vgl. auf-d.]; So ſoll der Gott
in einem einz’gen Nu | hinunter mich in die Vernichtung d.
18a; Donnert flugs den ſchwarzen Bengel | in die tiefſte
Höllenkluft. Uhland 337; Er donnert ihnen die Stimmen
ihres eigenen Gewiſſens in die Seele. HVoß JP. 18; Wel-
chen .. die Stimme dieſes Blutes | zur Hölle d. ſoll. W.
20, 21 ꝛc.
Zſſtzg. wobei die Intr., die eine Bewegung aus-
drücken, mit „ſein“ verbunden werden vgl. Zſſtzg.
von ſchmettern, krachen ꝛc., z. B.: Áb-: Nacht, aus
der das Gewitter immer ferner und ſchweigſamer abdonnerte.
Fouqué 8, 104 ꝛc.; Ein .. in die Tiefe a–der Fels- oder Eis-
block. Kohl Alp. 2, 313, vgl.: Der felsab-d–de Rheinſtrom.
V. 3, 69 ꝛc.; Nachdem er einige Dutzend Flüche abgedonnert
hatte. Muſäus M. 4, 8; So iſt er abgedonnert worden [mit
donnernden Scheltworten abgefertigt], daß er nicht ein-
mal wieder hineindarf. Gotthelf Sch. 21 ꝛc. Án-:
[Gott] donnre jeden Felſen an, | der ſich wider dich empört.
Schubart 1, 26; Donnerten uns Kanonengrüße freundlich an.
Zſchokke 8, 234; Einen mit Worten a. [gewaltig anfah-
ren]. Ruge Rev. 1, 86; Nov. 388; Stahr Par. 1, 236 ꝛc.;
Das gleichmüthige Verlangen Stein’s donnerte ihn mächtiger
an [traf ihn] als alle Vorſtellungen. Waldau N. 2, 43; So
angedonnert hat mich der Bube mit ſeiner Leidenſchaft doch
nicht. 3, 51; Wie angedonnert [vom Donner getroffen,
erſtarrt, ſ. hinein-, nieder-, ver-d.] ſitzen, ſtehn. Gutzkow
R. 5, 362; Prutz Muſ. 2, 277 u. o.; Er ſieht ſo viele
Meineidige unangedonnertherumgehen [nicht von Zeus’
Donner getroffen]. W. 23, 137. Āūf-: 1) intr.:
Der Meergrund donnert auf in Pſalmen. Rückert Erb. 2, 6;
A. [donnernd in die Höhe gehn] wird die erſte Schale |
niedergezogen vom Gewicht der andern. Schubart 2, 28 ꝛc.
2) tr.: a) [2b]: Jede quälende Leidenſchaft zum ſchreck-
lich tobenden Tumult in ſeiner Seele aufzudonnern. Geßner
3, 143; Dem aufgedonnerten [durch die erſchütternde
Kunde emporgeſchreckten] Karthago. Sch. 45b ꝛc. (ſ.
empor-d.). b) aber auch tr. und beſonders refl. =
aufputzen, wohl eigentl. (ſich) donnermäßig, verteu-
felt ꝛc. auſputzen: Wie kann man ſich ſo a.? Immermann
M. 4, 283; 3, 287; Buntſcheckig aufgedonnert. Voigts H.
128; Gotthelf U. 1, 284; G. 20; Keller gH. 4, 283;
König Kl. 1, 376; HSmidt Devr. 109 ꝛc. Āūs-: Wie
das Geſchütz (der Krieg, Devrient 2, 63) ausgedonnert hatte.
König Kl. 1, 106 ꝛc.; Wenn man nicht zuweilen a. [ſeinem
Arger in heftigen Worten Luft machen, austoben]
könnte. Gotthelf U. 1, 285; Tod und Fluch über das neue
Geſchöpf ſeiner Hände auszudonnern. Geßner 1, 100; 211;
Wollt’ ich . . mit überlauter Macht aus meiner Bruſt aus-
dundern [donnernd rufen]: | Der groß’ Guſtav iſt todt.
Weckherlin (WMüller Bibl. 4, 97) ꝛc. Be-: tr.: an-,
ver-d.: Den .. bedonnerten [verlegnen ꝛc.] Unheilſtiftern,
den Komikern wider Willen. Goltz 1, 148 ꝛc. Da-
hêr- ꝛc.: Über den geſchwärzten Wolken rauſchend hoch d.
Rabener 3, 4; Wenn du auf deinem Wagen dahergedonnert
kommſt. Opitz 2, 260; Der Wagen donnerte dahin. Muſäus
M. 1, 28 ꝛc. I. Durch-: tr.: erſchütternd durch-
dringen: Durchdonnert von dem göttlichen Befehle, | be-
ſchließt er. Sch. 41a; Durchdonnert vom Gerüchte. 40a; Ihr
fürchterlicher Ruf durchdonnert ſelbſt die Nacht des Erebus.
43a; Wunder, ſo die Welt durchdonnert haben. Tiedge 2,
76 ꝛc. II. Dúrch-: Cis! Cis! Cis! ſo durchgedonnert
[mit donnernd durchdringender Stimme gerufen] durch
die falſchgreifenden Baroneſſen. Gutzkow R. 9, 78.
Eīn-: Die Paläſte donnerten, einer nach dem andern, ein.
Grabbe Hann. 168 = krachend einſtürzen ꝛc., und tr.:
Als ich die Thür eindonnerte. HvKleiſt Krug 74; 73 ꝛc.
Empōr-: tr.: ſ. auf-d.: Es donnert aus dem Schlum-
mer mich empor. Sch. 32a; Kürnberger Am. 487 ꝛc.
Ent-: donnernd entweichen: Den Stein zu wälzen, der
e–d weichet. WHumboldt Sonn. 84 ꝛc. Entgêgen-:
Donnert dir ein ſchreckliches „Werda!“ entgegen. Heine Börne
79; Sch. 249b; Waldau N. 90 ꝛc. Er-: Zeus .. er-
donnerte, Zeichen gewährend. V. Od. 21, 413; Flog im
Sturm die Kammerthür | e–d auf. W. 20, 63; 19, 328 ꝛc.
Fórt-: 1) fortfahren zu donnern. 2) weg-d.