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Diener Dienerin
Dīēner, m., –s; uv.; –chen, lein; -. ~in, f.;
–nen: Perſon, die und inſofern ſie Einem dient
(ſ. „dienen“, worauf ſich die Bem. in [ ] beziehn,
und vgl. „Bedienter, Knecht“ u. ä. m.): 1) eine
Perſon, inſofern ſie von einem Herrn oder Gebieter
abhängt, ihm zu gehorchen und ihre Thätigkeit zu wid-
men verpflichtet iſt [1a u. e]: Du macheſt deine Engel
zu Winden und deine D. zu Feuerflammen. Pſ. 104, 4;
Moſe und ſein D. Joſua. 1. Moſ. 24, 13; Spr. 29, 12;
[Die Obrigkeit] iſt Gottes D–in. Röm. 13, 4 u. o.; Erſt
war ich der D, nun bin ich der Knecht. G. 1, 100; Hat
vom Herrn zu einem D. ihn gemacht. Prutz Woch. 87 ꝛc.;
D. eines Fürſten, Privatmanns, des Gerichts, der Polizei ꝛc.
a) zuw. auch von perſonificierten Dingen: Rufe aus
allen Kammern deines Herzens und Gehirns die D., daß ſie
an die Arbeit gehen. Tieck Acc. 1, 34 ꝛc. Nam. ſo: Stumme
D., kleine Tiſchchen, das bei Tiſch Gebrauchte aus der
Hand zu ſetzen (vgl.: Kammer-D., Servante, Licht-, Stiefel-
Knecht ꝛc.). 2) eine Perſon, inſofern ſie Etwas als
Herrn anerkennt und deſſen Geboten gehorcht, einem
höhern Weſen Verehrung zollt ꝛc. [1b]: D. Gottes, der
Götzen, Baals, des Mammons, des Bauchs, der Lüſte, der
Sünde, der Gerechtigkeit, der Wahrheit, des göttlichen Worts ꝛc.
3) eine Perſon, die einem höhern Ganzen als die-
nendes Glied ſich ein- und unterordnet und ihre Thä-
tigkeit widmet [1e]: D. des Staats, der Geſammtheit,
der Republik, der Kirche ꝛc. 4) eine Perſon, inſofern
ſie einem Andern ergeben iſt und die Intereſſen desſelben
zu befördern ſucht, nam. als Höflichkeitsausdruck, oft
zur bedeutungsloſen Phraſe geworden, wie die entſpre-
chende Anrede: Mein Herr! [1f]: Ich bin, verbleibe
Ihr ergebenſter D., Ihre unterthänigſte D–in ꝛc. So auch
oft iron. (vgl. bedienen 1b)=ich danke dafür (ſ. ,,Dank“
2b; danken 1e ꝛc.): Sein D., Herr Kaiſer! Euch trüget
eu’r Sinn. B. 67b; „Komm du Maulaffe!“ ... Gehorſamer
D.! Sucht euch einen anderen Maulaffen. Tieck Acc. 1, 186;
Gotthelf Sch.347; Mörike N. 437; Du ladeſt mich in deine Berge
ein. Gehorſame D–in. Scherr Nem. 1, 116 ꝛc. 5) daran
ſchließt ſich D. als Höflichkeitszeichen = Verbeugung:
Einen tiefen D. machen ꝛc. 6) veralt. in einigen andern
Bed. von „dienen“, z. B.: Meiner Nothdurft D. [1g,
ſ. 2. Kor. 8, 14]; Phil. 2, 25; nach Eß: Aushelfer meiner
Bedürfniſſe; Ein D. der Beſchneidung. Röm. 15, 8 [1a:
der der Beſchneidung ſich unterworfen hat]; Herodis D.
Matth. 22, 16 [von der Partei des H.] ꝛc. 7) in
einzelnen Fällen auch wie „Knecht“ (ſ. d.) übertr. auf
Sachen.
Anm. Als Bſtw. gilt D. auch für das fem.: Schnitter-
mädchen .., der Meeresgöttin D.-Schaaren. Grün Schutt 23.
Zſſtzg. unerſchöpfl., nam. nach dem Herrn, welchem
oder der Geſammtheit, welcher Jemand dient; nach
dem ihm überwieſenen Ggſtd. oder Bereich ſeiner Thä-
tigkeit u. ſ. w., z. B. wonach ſich leicht andre bil-
den und erklären laſſen, ſ. z. B. Verjüngungs-D. —:
Amts-: Gerichts-D. ꝛc. eines Amts. Āūgen-:
Heuchler, der nur dient, wo und damit es geſehn wird,
um ſich einzuſchmeicheln: Nicht als A., nur Menſchen ge-
fallen wollen. Epheſer 6, 6; Koloſſ. 3, 22; So ein
rechter Manteldreher, A. vHorn rhD. 2, 159 ꝛc. Bāāls-:
[2]. Bāūch-: [2]. Brāūt-: Brautführer. Luther
6, 354a; den Bräutigam am Hochzeitstag bedienendu. ins
Schlafgemach führend, ſ. ,,Brautjungfer“. Dórf-,
Fléckens: Möſer Ph. 1, 237, vgl. Stadt-D. Für-
ſten- [1]: Jch kann nicht F. ſein. Sch. 277b. Ge-
mēīnde-: vgl. Stadt-D. Geríchts-: Perſon
im Dienſt des Gerichts, deſſen Aufträge ausführend,
Perſonen vorladend ꝛc. Góttes- [2]: Prieſter.
Götzen- [2]. Hōf- [1]: 1) Diener an einem fürſtl.
Hof: Sollten nicht Staatsdiener, ſondern H. genannt wer-
den. Börne 2, 310. 2) ein zu Hof- oder Frohndienſten
verbundener Bauer. Jāgd-: Jagdbedienter, herr-
ſchaftlicher Diener, der mit der Jagd zu thun hat.
Kálb- [2]: das „goldne Kalb“ gottesdienſtlich ver-
ehrend. Luther SW. 63, 19. Kámmer-: 1) Diener
eines Vornehmen, der um deſſen Perſon in den Wohn-
und Schlafgemächern beſchäftigt iſt. G. 18, 216; Hebel
3, 176; W. HorBr. 1, 117; Niemand iſt ein Held vor ſeinem
K. (Sprchw.) Heine Lut. 1, 50; K–in; verſch.: Kammer-
Herr, -Frau. 2) [1a]: Zu Häupten deſſelben ſtand ein
vielgebrauchter etwas ſchadhafter K., auf welchem .. ein
dickes Heft .. lag. Wilkomm Banco 1, 281. Kír-
chen-: 1) ſelten = Diener [3] der Kirche; gw. =
Kirchner, Küſter, Meßner. G. 15, 226 ꝛc. Lēīb-:
Diener eines Vornehmen, um deſſen Perſon beſchäftigt:
L–n aller Art, von Läufern und Heiducken. W. 12, 45.
Livréē-: Livrée-Bedienter, in der vom Herrn für ſeine
Bedienten als ſolche beſtimmten unterſcheidenden Tracht.
Lōhn-: Lohnbedienter, Lohn-, Miethlakai, den
man nur auf kurze Zeit für beſtimmten Lohn zum
Dienſt hat ꝛc. Mámmons- [2]. Márkt-
[1]: 1) Markthelfer. 2) Diener des Markt-Meiſters
oder -Vogts. Méß- (c): 1) Sakriſtan, Meßner:
Keines Meſſedieners Glocke, kein | Hochwürdiges in Prieſters
Hand. Sch. 408a. 2) Marktdiener. Mít-: Dienſt-
genoſſe, Kamerad. Danzel 311; Schaidenraißer 61b ꝛc.
Ohren-: Schmeichler, ſ. Ohrendienſt. Policēī-:
im Dienſt der Policei dem Gerichts-D. ſ. d. ent-
ſprechend: Da ſchlich ſich, wie man zu ſagen pflegt, ein P.
durch das Zimmer; in andern Städten pflegt man auch bei
ähnlichem plötzlichen Stillſchweigen zu ſagen, es ſchwebe ein
Engel durch die Konverſation. Hackländer Namenl. 1, 237 ꝛc.
Rāths-: im Dienſt des Rathskollegiums dem Ge-
richts-D. entſprechend. Schūl-: Schulpedell.
Sílber-: an Höfen ꝛc. die Aufſicht übers Silberge-
ſchirr führend. Spindler Stadt. 1, 79. Stāāts-
[3]. Stádt-: ſelten [3] ein ſtädtiſcher Beam-
ter, gw. der ſtädtiſche Gerichts- oder Policei-D.
Sünden- [2]: Gal. 2, 17; Gelert 2, 133. Syna-
gōgen-: vgl. Kirchen-D. Univerſitǟts-: Pe-
dell. —Verjüngungs-: ſcherzh.: Diener, deſſen Amt
es iſt, den Herrn jung ausſehen zu machen. G. 18, 119.
Wōhl-: deſſen Streben einzig dahin geht, von
dem Machthaber als Einer bez. zu werden, der ihm
„wohl gedient“, vgl. Wohldienerei ꝛc.: Dadurch unter-
ſcheidet ſich von einem knechtiſchen W. ein freier und adliger
Mann, das er im Dienſte ſeines Fürſten Herr ſeiner eignen
Verhältniſſe bleibe. König Kl. 1, 143; Jer. 3, 52 ꝛc. u. ä. m.