dick
Dicke
Dick(e), a.: viel Maſſe habend (Ggſtz. dünn), vgl.
dicht, von welchem nahvwdt. Wort es nam. die ältre
Sprache nicht immer genau ſcheidet (ſ. 1d; e; 3c):
1) viel Maſſe habend und deßhalb äußerlich umfang-
reich: a) Die ſieben magern Ähren verſchlangen die ſieben
fetten und d–en Ähren. 1. Moſ. 41, 7; Mein kleinſter Finger
ſoll d–er ſein als meines Vaters Lenden. 1. Kön. 12, 10;
D–e Balken. 7, 6; D–e Eiche. 2. Sam. 18, 9; Ein Baum,
der war ſehr hoch, groß und d. Dan. 4, 8. ꝛc.; Eine Perſon,
der Bauch, ein Buch, ein Brett, ein Tuch ꝛc., eine Schicht iſt
d.; Sand, womit der ganze Flur d. beſtreut war. Immermann
M. 3, 22; Der Eine war ihr zu d.; „das Weinfaß!“ ..
der Dritte zu kurz: „Kurz und d. hat kein Geſchick!“ Grimm
M. 169; Ich muß das Brett bohren, wo es am dünnſten
iſt; wenn ich mich von außen weniger geplagt fühle, will ich
das d–e Ende [das Schwierige, Schlimme] wieder vor-
nehmen. L. 12, 265; Der meint, das d–e Ende käme nach,
wir beſehen noch Fröſte. Holtei Lammf. 1, 296. — Der be-
deutende Umfang wird zuw. durch Zſſtzg., die einen
Vergleich enthalten, hervorgehoben, z. B.: Dieſe Wände
ſind elephanten-d. Gutzkow R. 6, 247; Knollen-
oder knollig-d.; Spannenlanger Hanſel, nudel-d–e
Dirn. Rank Arm. 81 (vgl. Pudel-d. d) ꝛc., ſ. 2a; zuw.
auch übertr.: Dieſe hochmüthige Splitterrichterei bei eigner
balken-d–er Verſtocktheit. Stahr Par. 2, 355 (vgl. Matth.
7, 3); Er ſchlief ſtock-d. [ungemein tief, feſt]. Gotthelf
Sch. 282, vgl.: Stock-d. finſter. Hiob 10, 22. Zuw.
giebt das Bſtw. auch die Urſache des D.-ſeins an:
Ganz roth und bier-d. geworden. HHerz 174. — b) D.
= angeſchwollen: Eine d–e Back (verſch.: D–e Backen),
ein d–es Geſicht haben; Er hat die Waſſerſucht, ſeine Beine
ſind ganz d. (aber: Das d–e Bein, oder Dickbein, ſ. d. u.
vgl. Diech; ferner D.-Darm ꝛc.). — c) D. = ſchwan-
ger, trächtig, ſ. Stalder; Weinhold ꝛc.; hochd. zumal von
Thieren: Gehen ſie vier Wochen d–e. Döbel 1, 32a; 37b;
44a ꝛc.; Zink 1, 313 u. o. — d) Sich d. [voll, ſatt]
eſſen, trinken ꝛc.; Ihr Land wird trunken werden vom Blut
und ihre Erde d. werden vom Fetten. Jeſ. 34, 7; 6; Als ſie
d. ſatt war. Grimm M. 128; Woraus ich ſo oft d–e und be-
rauſcht gegangen. L. 3, 34; Und aßen ſich in Gänſen d–e.
Lichtwer 111 ꝛc. — Dazu: Etwas d. haben, es ſatt haben,
überdrüſſig ſein, z. B.: Hatt’ es ſchier über-d., dies
verdammte Herumkriechen. Scherr Pilg.1, 17 (ſ. Weinhold 15a).
— Zſſtzg. z. B.: Trank ſich dudel-d. Goltz 3, 372;
Höre, Bruder, ich war pudel-d. Lichtenberg 1, 344; Pudel-
hagel-d., katzen-d,, ſternblind-d. ꝛc., ſ. dudeln,
Anm. und pudeln und vgl. dick, betrunken. Brem. Wör-
terb. 1, 204. So auch: Im dichten Rauſche. Gervinus
Lit. 3, 518. — e) D., zuw. = bedeutend, inſofern der
äußre Umfang als Zeichen innrer Bedeutenheit gilt:
War der reichſte Bauer auf weit und breit, ein ſchwerer, d–er
Bauer, wie man dort herum zu ſagen pflegt. vHorn Schmj.
47; 5 ꝛc.; Kredit? weißt du nicht, daß der des Bauers d–ſter
Feind iſt. 37; So wurden wir jetzt wieder d–e Freunde. Höfer
V.9 (vgl.: Deichte Freunde. Waldis Eh. 143a, ſ. deihen,
Anm. und: Nahe Freunde) ꝛc. — Es wird wohl ſo d.
damit [mit der Frömmigkeit] nicht ausſehen. Gutzkow R. 1,
253; Daß das Griechiſche nicht ſo d. bei ihm ſitzen konnte.
Lichtenberg 4, 270 (vgl. 3); Will er es dann recht d. zwin-
gen, ſo iſt des Beehrens kein Anfang und kein Ende. Jahn M.
312 ꝛc. — Nam. gehört hierher: Sich d. [vgl. groß,
breit 2d] machen, d. thun = großthun, prahlen, vgl.:
Da er aber fett und ſatt ward, ward er geil; er iſt fett und
d. und ſtark geworden ꝛc. 5. Moſ. 32, 15; Er brüſtet ſich
wie ein fetter Wanſt und macht ſich fett und d. Hiob 15, 27.
— Das klägliche Dünnethun mit baldigem Sterben und das
drohende D.-thun mit kräftiger Unſterblichkeit. Heine Reiſ. 3,
391; Jahn M. 245; Ich will mich nicht d. machen, Herr
Baron, und mich auch nicht beſchönigen. König Kl. 3, 97. —
Ferner: Es d., fauſt-d. [ſehr, in hohem Grad] hinter
den Ohren [ſ. d.] haben, tragen, z. B.: Tieck Acc. 1, 187;
Gotter 3, 168; Blumauer 2, 3; Es fauſt-d. [handgreiflich
ſ. 4b] unverhüllt vor Augen haben. Gotthelf Sch. 276; Es
Einem fauſt-d. zu verſtehen geben. 365 ꝛc. — f) inſofern
die Dicke das Hindurchdringen hemmt, bez. d. auch un-
zugänglich für etwas Einwirkendes, unempfindlich,
hart ꝛc., vgl. 3d, z. B.: Eine d–e Haut, ein d–es Fell
haben, d.-häutig, -fellig ſein, unempfindlich gegen Züch-
tigungen ꝛc.; Einen d–en Kopf, eine d–e Stirn haben, d.-
köpfig, -ſtirnig ſein, von ſchweren Begriffen: Daß die
Schwellung der materiellen Theile meines werthen Hauptes
in aller-d–ſt demſelben den Gedankenraum dergeſtalt verengt
habe. Chamiſſo 5, 71; Äußerſt abſurd und d.-ſtirnig. G. 18,
41; Das Fieber hält mich auf der Stube in der d–ſten [ein-
engendſten, beſchränkendſten] Gefangenſchaft meiner Sinne.
Merck’s Br. 1, 215; Seine Ohren ſind nicht d–e geworden,
daß er nicht höre. Jeſ. 59, 1; 6, 10; So iſt die Diſſonanz zu
auffallend, als daß nicht auch das d–ſte Ohr ſie empfinden ſollte.
B. 346a; So fein, als eine d–e Seele, | wie er, nur immer
kann. W. 12, 42. — 2) a) Inſofern d. den Umfang und
die körperliche Ausdehnung bez. (im Ggſtz. zu „lang“
und „breit“ als Flächenausdehnungen) verbindet es
ſich mit Maßbeſt., worüber das unter breit 1 Geſagte
gilt: 30 Ellen d. Judith 1, 2; 4 u. o.; Eines Daumens
d. L. 13, 297; Die in Schichten von 6 bis 12 Zoll d.
[Dicke] übereinander lagen. Forſter R. 1, 76; Arm-d–e
Stämme. Burmeiſter gB. 2, 211; Daumen-, zoll-,
finger-, fuß-, ellen-d. ꝛc., nam. oft Fauſt-d. z. B.
Kinkel Erz. 404, oft übertr. = ſehr dick. Höfer V. 203,
ſ. 1e. — b) Dem „lang und breit“ (ſ. d. 2b) ſteht
„kurz und d.“ gegenüber: Da man über die That nicht
ins Klare kommen können, ohne ein Langes und Breites, griff
man Das auf, was kurz und d. vorlag [ohne weitre Er-
örtrungen klar war]. Alexis Dor. 1, Kap. 11. — 3) maſſen-
haft, viel Maſſe habend, inſofern des dazu Gehörigen
Viel vorhanden iſt, — hier zuw. nahe an „dicht“ (ſ.
d.) grenzend, doch andrerſeits davon verſch. = maſſen-,
haufenweiſe, in Menge, häufig (als adv. zuw., doch
veralt. = oft. Schmeller ꝛc.), reichlich ꝛc.: a) Ein d–er
Wald [wo viele Bäume ſtehn]. Jeſ. 9, 18; 10, 34; Jer.
4, 29; G. 9, 18 u. o.; Ein dichter Wald [wo die Bäume
nahe zuſammenſtehn]; Im d–ſten Hain. W. 11, 207;
vgl.: D–es u. dichtes Fell, Fließ, Haar ꝛc.; Auf den Ber-
gen wird das Getreide d. ſtehen. Pſ. 72, 16; (Dicht Getreide
ſteht im Lande. Mendelsſohn ebd.); Die Auen ſtehen d–e mit
[von] Korn. Pſ. 65, 14; 8, 17; Die Blüthen d–er Saat.
Hagedorn 2, 10; Ein Cedernbaum d. von Laub. Heſ. 31, 3;
Wird d–er [viel] Hagel fallen. Weish. 5, 23 ꝛc.; Daß die
alten Väter dickmals [oftmals] wider einander ſind. Fiſchart
B. 39a; Leute, wie man ſie nicht d. [oft] findet. Gotthelf
G. 187; Weil .. Honig mit der Milch in d–en [reichen]
Strömen lief. Haller 22; In d–en [vielen] Beiſpielen anzu-
führen. H. 9, 339; D–e [reichliche] Thränen rollten in ſei-
nen Bart. Klinger F. 183; So d. und häufig. Luther 5, 530b;
D. [oft, mehr] erwähnter Flappert. Muſäus Ph. 1, 42 ꝛc.;
Wo Kampf und ſtrenge Schlacht am d–ſten [gedrängt] nflegt
zu ſein. Opitz 2, 261; Ihre d–e Schaaren. 14; Mit Lor-
beerbäumen d. umwachſen. Schaidenraißer 36b (9, 183); Die
Herrn .. ., die ſich ſo d. [in Menge] hier zuſammen fanden.
Sch. 320a; Oft und d–e. W. 10, 236; D. berührter [oft,
mehr genannter] Hans Lang. Zinkgräf 1, 227 ꝛc. S. 1f:
Etwas d., haufen-d. [in großer Menge] haben, Raſen-
d–e geſäet. Reichart Gart. 3, 155; 32 ꝛc. — b) D. gilt
nam. von der Luft: W. 13, 12; vom Nebel: Heſ. 8, 11;
Sir. 43, 24; Wolken: 2. Moſ. 19, 9; 2. Sam. 22, 12 u.
v.; Finſternis: 2. Moſ. 10, 22; Nacht: Haller 169; Opitz
2, 260; 268; Platen 1, 349; Sch. 467b; Staub: Nah. 1,
3 ꝛc., wo mit einer Nüance überall auch „,dicht“ ſtehn
kann: Dichte Luft, inſofern ihre Theile nahe zuſammen-
gedrängt ſind (z. B. durch die Kompreſſionspumpe);
Dichter Nebel, inſofern Nichts hindurchdringen kann ꝛc.;
dagegen d., von bedeutender Maſſe und deßhalb ſchwer
drückend, ſich den Sinn des Geſichts, des Gefühls läſtig
bemerklich machend: Daß es ſo finſter werde .., daß man
es greifen mag .. Da ward eine d–e Finſternis. 2. Moſ. 10,
22; Ein Nebel, d. zum Greifen. W. 11, 198 ꝛc., vgl.:
Von ſchweren Körpern in den d–en Schlaf gedrückt. IP. 9, 258.
Daher z. B. nur: Der Himmel iſt d. [von Wolken,
trübe] ꝛc. — c) ſo namentl. in Bezug auf Flüſſigkei-
ten, die ſich mehr einer feſten Maſſe nähern, konſiſtent
werden, gerinnen ꝛc., vgl.: Das Waſſer in der Tiefe des
Meeres iſt durch den Druck des darauf ruhenden Waſſers
dichter als das an der Oberfläche; Lehmiges, trübes Waſſer
iſt d.; Salben, Schmiere, Brei ꝛc. ſind d., im Ggſtz. des
dünnflüſſigen Waſſers, Ols ꝛc.; Dinte, wenn ſie eintrock-
net, wird d.; D–e oder geronnene Milch (ſ. dicken 2); Begann
das d–e Blut zu ſtocken. W. 20, 124 (dagegen ungew.:
Des Lebens Purpur ſtockt und jeder Saft wird dicht. Haller
56). Namentl. oft: Durch D. und Dünn [eigentl. durch
Moraſt und Waſſer ꝛc.], z. B.: Alxinger D. 13; Forſter
Br. 1, 358; Gutzkow R. 7, 415; Hebel 3, 216; König Kl.
2, 323; IP. 14, 45; W. 11, 10; 20, 44 u. . —
d) übertr., inſofern das D–e, ſchwerer beweglich iſt,
ſtockt ꝛc.: Ihr Herz iſt d–e wie Schmeer. Pſ. 119, 70; Ei,
ei, wie iſt dein Witz ſo d.! W. 20, 109 ꝛc. (ſ. 1f). —
4) als Hw.: a) Durch D. und Dünn. ſ. 3c. — b)m.:
Der D–e [Mann]; Karl der D–e ꝛc. ſ. 1a; aber auch:
Der nur ſogen. rothen D–en [3c] trank, einen .. ſchweren,
ſüßen Wein, der ſtark gefärbt iſt und blaue Ränder um die
Lippen macht. Prutz Muſ. 1, 286; vgl.: „D.-roth, lichtroth,
weiß und goldgelb“ als verſchiedne Arten des Weins. Ryff
Sp. 64b. — c) fem.: Weil Dem die Schlanke, Dem die
D–e [1a] .. mehr gefällt. Nicolai 1, 100; G. 12, 133 ꝛc.;
ſchwzr. auch eine ſpan. Münze von 20 Sous ꝛc. Stalder
(vgl. Dickthaler); in der Gießerei die den Kern dicht
anliegend umſchließende Lehmſchicht, das ſogen. Hemde
der Lehmform. Karmarſch 2, 114, abſtrakt ſ. „Dicke“.
— d) n.: Das D–e [3c Bodenſatz] des Weins, Biers,
Kaffes ꝛc.
Zſſtzg. ſ. 1a; d; e; f; 2a und 3a.
Work in progress
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