Faksimile 0291 | Seite 283
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derb Derbe
Dérb(e), a.: 1) eigentlich von zuſammengedräng-
ter Maſſe und dadurch feſt und ſchwer, alſo ſowohl
ſtark, kräftig, kernig, tüchtig, als auch maſſiv, grob,
plump. Ggſtz. locker, ſchwach, zart, fein: D–es Pumper-
nickel. Börne 1, 261; Gewöhnlich bezeichnet man als d. alle nicht
ſchiefrigen Materien, wenn ſie in großen Maſſen auftreten.
Burmeiſter Gſch. 6, 39; Quarz, welcher . .. kryſtalliſiert er-
ſcheint, weil er aber wenig Räume zwiſchen ſich läſſt, für d.
angeſehen werden kann. G. 40, 206; 22, 147; Alles roh
und d. 10, 267; Die Natur gab ihr einen zarten Körper-
bau . .. und ich ſollte ſie den Mühſeligkeiten des Lebens aus-
ſetzen, eben als wenn ſie d. gebildet wäre. 29, 235; Euer
Excellenz ſtehen ſo d. auf den Füßen, anſtatt daß mein Alter
immer mit geknickten Beinen herumſchlurft. 6, 349; Eine
runde d–e Magd. Rabener 3, 57; Wer von d–rer Speiſe lebt.
Rückert 6, 387; D–e, vierſchrötige Geſtalt. Stahr Rep. 2,
102; Der Stamm der Buche verräth in ſtrammen Buckeln
die d–e Kraft ſeiner Holzfaſer. Tſchudi Th. 40; Fing den
d–en Stoß des Königs auf. W. 11, 113 ꝛc. 2) übertr.
in der Bed. wie 1 (ſ. d.), z. B. in Bezug auf geiſtige
Eigenſchaften ꝛc., wobei nam. d. = gehörig, tüchtig,
Beachtung verdient: Seit 60 Jahren ſah ich gröblich
irren | und irre d. mit drein. G. 3, 60; Wie ein Ritter d.
128; In d–er Liebesluſt. 11, 47; In etwas herben und
d–en Zügen. 21, 86; D.-grobe Bürger. 29, 159; Die
Ausbildung ſovieler d–er, tüchtiger Individuen. 39, 290;
Sprich nur . .. recht d. und deutſch. Zelt. 2, 171; Als die
Reden der Bauernburſche d. wurden. Gutzkow R. 2, 28;
D. und zufahrend, wie er war. Immermann M. 1, 355;
Rennet mit dem Kopf | d. an den Pfeiler an. Lichtwer
138; Gab ihm eine d–e Schelle. 87; D–e theuer. Merck’s
Br. 2, 174; Daß euch mein Schlüſſel nicht d. zerdreſche.
Platen 3, 14; 4, 393; Ein d–er, deutſcher Fluch. Thümmel
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5, 44; Recht d–e angeſchnauzt. Tieck Acc. 1, 183; Mit d.
einhauenden Riemen. V. Th. 22, 108; Einen d–en Schmatz.
W. 12, 24; Von d–en Nuditäten. 89; Der guten alten
Ritterszeit, | die zwar ſo fein, wie unſre nicht gewoben, |
doch deſto d–er war. 20, 69 ꝛc.
Anm. Ahd. derp (Graff 5, 220; Benecke 1, 322) von
ungeſäuertem Brot, das alſo nicht aufgegangen, nicht locker
iſt; mhd. auch = feſt, vgl. dän. djärv (trocken und ſehr) und
„faſt“. Grundbegriff iſt der des Zuſammentrocknens (ſ.
dürr). Schmeller 1, 391 ff. Vgl. auch bieder(b) (womit es
ſich nam. in der Verbind. mit deutſch berührt) und verderben.
Zſſtzg. z. B.: Hand-d–es [vgl. handfeſt] weſt-
fäliſches Bauernweib. Kkhne Char. 1, 261; Die kräftigen
und natur-d–en Damen der Halle. Mundt Kaiſerſk. 2, 80.