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denken Um-Denken Um-Denken
Dénken, intr. (haben) und tr.: dachte, dächte;
gedacht: urtheilend geiſtesthätig ſein (vgl. Gedanke):
1) jenachdem nun die Geiſtesthätigkeit mehr oder min-
der in klarbewußten Vorſtellungen, in Verſtandesſchlüſ-
ſen und wirklichen Urtheilen ſich kundgiebt, erſcheint
der Begriff verſchieden nüanciert. So iſt z. B. a) einer-
ſeits d. dem Empfinden und Fühlen entgegengeſetzt:
Lange war ich noch ein Thier, | da ich ein Menſch ſchon hei-
ßen ſollte ... Mein D. ſtieg nur noch [erſt] bis zum Em-
pfinden. Haller 173; Das D., das Vor und Nach war
ihr ja das Peinlichſte! Nur fühlen mochte ſie, empfin-
den, verſchweben. Gutzkow R. 6, 23 ꝛc.; andrerſeits heißt
es minder genau auch: Ich dachte an ihn! Es iſt doch das
D. | ein gar zu köſtliches, ſüßes Gefühl. Körner 257a ꝛc.
Vgl. andre Wörter, die theils als ſvwdt. erſcheinen,
theils aber auch als Ggſtz., z. B.: b) ſinnen: Mit ſin-
nendem Haupt ſaß der Kaiſer da, | als dächt’ er vergangener
Zeiten. Sch. 70a; Denn was er ſinnt, iſt Schrecken. Uhland
444; Alle d. Mord. FSchlegel Al. 55; Die Phantaſie und
der Traum ſind Gifte, die Nichts neutraliſiert; ſie laſſen nur
ein Sinnen, kein D. zu. Waldau Nat. 1, 116. c)
glauben, meinen: „Warum haſt du Das gethan?“ Ach,
ich dachte [ſ. 2g] „Das heißt: Du meinteſt; aber du
ſollſt nicht meinen, ſondern wirklich d.; Wenn ſie [ſeine Hel-
den] ſagen ſollen: ich meinte oder ich glaubte, ſo ſagen ſie:
ich dachte.“ L. 5, 41; Die Pfaffen wollen. daß das Volk
glaube, nicht denke; Unſere Gegner d. nur anders als wir,
wenn ſie aufrichtig ſind, oder, wenn ſie heucheln, reden ſie
nur anders, als wir, aber ſie haben keinen Glauben, dem
unſrigen entgegenzuſetzen. Börne Franz 38; Eine neue Tu-
gend, | die, ſtolz und ſicher und ſich ſelbſt genug, | von kei-
nem Glauben betteln will. Er denkt! Sch. 265b ꝛc.
d) vorſtellen, immer tr.: Ich denke, d. h. ich ſtelle mir
Etwas vor; aber man kann nur ſich Etwas d., auch
Andern Etwas vorſtellen, einen Begriff, eine An-
ſchauung in ihrer Seele vergegenwärtigen: Ich will
Nichts auslegen .., ich will Ihnen nur vorſtellen, was
ich denke. G. 16, 305. Der Geiſt ſtellt ſich Etwas vor,
indem er es ſich lebhaft vergegenwärtigt; aber wenn er ver-
ſchiedenartige Vorſtellungen mit einander verknüpft, daraus
Folgerungen und Schlüſſe zieht, ſo denkt er; D. iſt: Vorſtel-
lungen in einem Bewußtſein vereinigen. Kant 3, 222 ꝛc.
e) das D. äußert ſich im Wort und verwirklicht ſich in
der That, doch zeigt ſich andrerſeits oft ein Zwieſpalt,
ein Widerſpruch und Ggſtz. zw. dem Gedachten, dem
Geſprochnen und dem Geſchehnden: [Die Alten] dachten
ihr Leben und lebten ihre Gedanken. Börne 2, 158; Das,
was geſchah, hatte für ſie [d. Alten] den einzigen Werth, ſo
wie für uns nur Dasjenige, was gedacht oder empfunden [a]
worden, einigen Werth zu gewinnen ſcheint. G. 30, 11; Frei
will ich ſein im D. und im Dichten, | im Handeln ſchränkt
die Welt genug uns ein. 13, 183; Ich müßte | die That
vollbringen, weil ich ſie gedacht? Sch. 382a; Als Menſch an-
ders d. und als Hofrath anders handeln. Vogt Köhl. 107;
Natur gab ihm Verſtand, um recht zu d.; | um recht zu
handeln, gab ſie ihm das Herz. Blumauer 1, 7; Die ihr
Beruf zu Neuigkeiten | nie d., ewig reden heißt. Gellert 1,
82; Was ich denke, darf ich ſagen. Sch. 323a ꝛc. Die
raſche Ausführung des Gedachten, Beabſichtigten und
die Ubereinſtimmung mit der That bez. die Ra.: Ge-
dacht, gethan (ſ. 7a). G. 18, 55; Es war gethan faſt, eh
gedacht. 1, 55; Gethan, wie gedacht. 184; Gedacht, gewagt!
17, 120 ꝛc. Was ſonſt noch im Beſondern über die
Bed. zu bemerken iſt, knüpft ſich am füglichſten an die
nachfolgende Beſprechung der Konſtruktion. 2) D. ohne
abhängiges Verhältnis: a) Der Menſch denkt, die Thiere
d. nicht; „Denk’ ich, ſo bin ich!“ Wohl! doch wer wird
immer auch d.? Sch. 95a; All mein Sehnen, all mein D.
1a; Verbannt war der Sinne flüchtige Luſt | und der Menſch
griff d–d in ſeine Bruſt. 51a; Stört ihn, wenn er denkt und
dichtet | in ſeinen Träumen nicht. G. 13, 107; Alles D.,
Dichten, Trachten und Schreiben aufgeben. 31, 21; Was
denkt ihr viel? Der Menſch muß niemals d.; d–d altert man
nur. 23, 134; Sobald ihm ſein Verluſt zu d. giebt. Forſter
Br. 1, 457; Jedes Selbſt-D. der Regierten. Waldau Nat.
2, 9 ꝛc. b) Der Menſch denkt [hat Abſichten, entwirft
Pläne ꝛc.], Gott lenkt. c) (ſ. 9) Er kann lange d. =
ſich zurückerinnern; Daß ich (es) d. kann = ſo weit ich
mich zurückerinnere. Lewald W. 1, 199; 2, 381; Seit,
bei Manns-D. Gotthelf U. 2, 179; G. 322; Sch. 91; Seit
Menſchen-D. W. 20, 100 ꝛc. (ſ. Gedenken). d) mit
beigefügtem Adverb, theils die Geſinnung nach ihrem
ſittlichen Werth ꝛc., theils die Gedanken als Außrung
der Verſtandesthätigkeit (ſ. 7a) bez.: Der Eine kann ſo
gut wie Jener d., | doch keiner von euch [mittelmäßigen
Skribenten] denket ſchön. Gellert 1, 125; Du denkſt | nur
anders und du glaubſt deßwegen, | ſchon recht zu d. G. 13,
197; So denk’ ich auch hinterdrein. 9, 57; Ich bin gewohnt,
armſelig zu leben; aber nicht, armſelig zu d. 10, 24; D.
auch 2, 3 Nachbarn überein [gleich]. 8, 43; Der .. edler
denkt als mancher Fürſt gedacht. Hagedorn 1, 15; Sie d.
würdiger [ſ. 8i] von mir, als daß Sie glaubten, | ich über-
lebte meines Hauſes Fall ... Wir d. königlich. Sch. 404;
Er denkt ſcharf, tief, ſeicht, richtig ꝛc.; Zurück d. [an das
Vergangne]; vorwärts, weiter d. [an das Kommende] ꝛc.
e) man beachte dazu das Partic.: Ein d–der (ſ. a)
Kopf; Der denkendſte Künſtler; Ggſtz.: Dem und–den Nach-
beter. Engel 1, 72; L. 12, 271 ꝛc.; ferner: Schonung der
Anders-D–den. Gutzkow R. 5, 193; Kurzgebunden, lang-
d–d [nachtragend]. G. 8, 298; Seicht-d–den .. Deiſten.
Mendelsſohn 4, 2, 198; Einer ſolchen übel-d–den und
übelwollenden Perſon. Börne 1, 271; Dem Wohl-
D–den die Anzeige erleichtert .., dem Übelwollenden er-
ſchwert. V. Myth. 1, VII ꝛc.; Mit zwiefacher Steig-
rung: Der Mißtrauiſchſte und Klein-D–dſte. Gutzkow
R. 1, 63; Den ſchwach-d–dſten Theil. H. 18, 24; Der
ſchwächſt-d–de, am ſchwächſten d–de Theil ꝛc. f) der Jm-
perativ oft, um die Gedanken der Hörer auf Etwas
als beſ. beachtenswerth hinzulenken: Die goldne Doſe,
denkt nur! denkt! | die König Friedrich mir geſchenkt, |
die war was Das bedeuten muß? | ſtatt voll Dukaten
voll Helleborus. L. 1, 8; Das Alles will ich ihm nun
weiſen | und ruf ihn. Denkt! 2, 257; Und läſſt es, denk
doch, und läſſt es bei dem Rade bewenden. Sch. 122b; Gel-
lert 1, 41; Denkt nur den Hundsfott! Müllner 5, 180
[ſ. 4d] u. o. So auch mit abhängigen Sätzen: Denkt,
wie geſund die Luft, wie rein l ſie um dies Jungfernſtift muß
ſein! L. 1, 4; Denkt nur, Nathan, was | mir eben jetzt mit
ihm begegnet. 2, 257 ꝛc. So auch: Denk mal Einer an!;
Ha! Ha! Geheimer Rath! Geheimer Rath! Denkt an!
Ramler F. 2, 346 ꝛc., ſ. 3d. g) das Impf. allein od.
m. abhängigen Sätzen, um eine Anſicht, Meinung als
im Widerſpruch zu dem darauf wirklich Geſchehnden
(1e u. c) zu bez.: „Eine peinliche Lage, deren Qual er
doppelt und dreifach in ſeiner Einſamkeit empfindet.“ Ich
dachte doch .., ihm wären von verſchiedenen Orten Anerbie-
tungen gemacht. G. 15, 6. [Irre ich od. ſind ihm nicht
A. gemacht?]; Ich dachte Wunder, welche Freude ich Ihnen
machen würde, [und nun mach ich Ihnen keine]. Kotebue
3, 355; Ich dachte, wie geſchwind | ſie mir den Sack mit
Thalern füllen würde! | Nun ſeh’ ich wohl, ’s war Alles lau-
ter Wind. W. 12, 10; Da, dacht’ ich, liegt das Gold wie
Stroh .. . Allein, wie kann der Menſch ſich trügen! Claudius;
Wie? ließ er ihn ins Zuchthaus bringen? | Ich dachte
gar! [Warum nicht gar? Welch ein Einfall!]. Gelert
1, 235 ꝛc. h) ähnlich der Konj.: Ein fein Geſchenk!
bei meiner Treu! |. Man dächte [ſollte Wunder meinen],
was dahinter ſei. W. 12, 80 ꝛc., häufig aber auch = Das
wäre meine Anſicht, Meinung (bedingungsweis aus-
gedrückt = Das iſt ſie): Ich dächte .., wir ſetzten unſre
Reiſe fort. Ramler F. 3, 100; Ein alter General | hat,
dächt’ ich, doch wohl wiſſen können, daß ꝛc. Gellert 1, 128;
G. 1, 22; Ich dächte zwar, Das blieb uns ja | noch immer
übrig. L. 2, 258; 226 ꝛc. 3) D. mit abhängigem
Satz (ſ. 2f, g u. h): a) mit direktem Satz: Du dachteſt:
ich, Babel, bin eine Königin ewiglich. Jeſ. 47, 7; 10; 38, 13;
Und denket bei ſich ſelbſt: Wer ſiehet mich? Sir. 23, 25;
5, 3; Ich denke bei mir, in meinem Herzen, Sinne, mein
Herz denkt: Wer ſiehet mich? ꝛc. b) mit indirekter Rede:
Mancher denket, er habe Etwas vor ſich gebracht. Sir. 11,
18; Soll d., daß man wieder hungern kann. 18, 25; Nun
möget ihr d., was euch zu thun ſei. Richter 18, 14; Sie d.
nur, wie ſie ihn dämpfen. Pſ. 62, 5 ꝛc. c) m. Inf.
u. ,,zu“, = die Abſicht haben, hoffen ꝛc.: Sie d., mir
das Leben zu nehmen. Pſ. 31, 14 ꝛc. Veralt. auch ohne
,zu“: Er dachte reich werden und ſich zu ſetzen. Luther 4,
33a ꝛc. d) zuw. m. Accuſ. u. Inf. = ſich vorſtellen:
Nun denk dir einmal [ſ. 2f.], die .. Vettel vor mir herum-
tanzen. Sch. 117b. Häufiger, wie „glauben, meinen,
m. einem Accuſ. u. einem Präd., gew. Ew. od. Partic.:
Ich dachte mich von meinem Ohr getäuſcht. Chamiſſo 4, 290;
Du denkſt dich was Rechts. G. 9, 200; Eines Mannes, den
ſie nicht beſſer dachten als ſich ſelbſt. Sealsfield Leg. 2, 113;
Er, der ſo klug ſich denkt. W. 12, 36, vgl. dünken; und
noch gewöhnlicher mit beigefügtem perſ. Dat.: Jch denke
mir deinen Bruder recht kräftig [ſtelle ihn mir ſo vor] ꝛc.
ſ. 4c. e) weſentlich verſch. davon iſt eine äußerlich
ähnliche Fügung, in der aber das Ew. das bez., was
das Obj. nicht iſt, ſondern erſt durch das Denken wird:
Hatte . . ſeine Entſchlüſſe reif gedacht. Immermann M. 4, 71;
Dieſe Fabel .., an der ich mich dumm gedacht habe. Chamiſſo
5, 130; Du könnteſt dich wohl gar wahnſinnig daran d. Sch.
162a ꝛc. (ſ. ſich). 4) mit einem Objekt (ſ. 3du. e.
u. 7). a) allgem. Fw., wie Das, es ꝛc. oder Sätze
als Inhalt des Gedachten (vgl. 3a, b): Was ich denk
und thu, | trau ich Andern zu; Denkt, was ihr wollt, und
zahlt, was ihr ſollt. Auerbach Dicht. 2, 138; [Sie] paſſten
wohl auf, | Das kann leicht Einer ſich d. [vorſtellen, vorher
wiſſen ꝛc.] Chamiſſo 3, 193; Sie müſſen gar vor langer
Weile leſen? | Ich dacht’ es wohl, drum kam ich ſo geſchwind.
Gellert 1, 82; Gegraben ſteht das Wort, du denkſt es kaum.
G. 4, 4; Wie er das Fieber | nur mehr und mehr erhitzt,
du denkſt es nicht. 13, 150 [glaubſt es nicht, haſt keine
Ahnung davon]; Dacht’ ich’s doch! L. 2, 219; Sch. 95a;
Man hat uns nur genarrt, ich hab’s gedacht. Müllner 5, 196;
Was das Herz denkt, muß die Zunge ſagen. Sch. 634b; So
auchrefl.: Mancherlei doch denkt ſich [läſſt ſich denken] bei
bei den Worten. 337b; Verluſt denkt ſich nicht, er fühlt ſich
nur [wird nicht mit dem Verſtande, ſondern nur mit
dem Herzen ermeſſen]. G. 31, 165 ꝛc. Eigenth.:
Einem Etwas d. ſtatt des gw. ,,gedenken“ (= nachtra-
gen, nicht vergeſſen ꝛc.): Wart! | ich denk es dir! G. 8,
38; 146; Kant Anthr. 203; Klinger Th. 3, 182 ꝛc.; fer-
ner: Du denkſt es [= daran] nicht mehr. Kompert Pfl. 2,
304, entſinnſt dich deſſen, ſ. Schm. 1, 383. b) mit
einem ſächl. Ew. (vgl. 2d u. 8i): Warum denkt [ſinnt]
ihr ſo Arges in euren Herzen? Matth. 9, 4; D. Böſes über
mich. Pſ. 41, 8; Die Gutes d. Spr. 14, 22; 16, 30; Zur
rechten Zeit, fällt Einem nie was ein | und, was man Gutes
denkt [die guten Einfälle], kommt | meiſt erſt hinterdrein.
G. 7, 73 ꝛc. c) Sich (Dat.) Etwas d., = vorſtellen:
Ich denke mir dieſe Perſon, das Verhältnis ſo (3d) ꝛc.; Denke
dir einen Rieſen und daneben einen Zwerg; Zu dem ſchönſten
Onyx geworden, den man ſich d. konnte. G. 19, 322; Er
mußte ſich ... ihre himmliſch ausgeſprochene Neigung, er
mußte jenen Augenblick d., wo ſie ſich ihm ſo unverhofft ge-
widmet hatte. 18, 263 ꝛc. d) in der gehobnen Rede
(ſ. d. letzte Bſp. in c.) auch ohne perſ. Dat.: Etwas,
einen Gedanken (ſ. d. 4) d. Kt. M. 4, 854; W. 19, 165 ꝛc.
Zuw. läſſt ſich mit leichter Nüance ſtatt des Obj. eine
Präp. oder eine Zſſtzg. von ,,denken“ wählen: Du denkſt
nur [an] dich und [be-] denkſt den Fürſten nicht. G. 13, 197;
Bedenke nur und wenn du recht bedenkſt, | ſo wirſt du ſchwer-
lich etwas Beßres [er-] d. 187; [Die] ihr eignes Glück ver-
gaß und nur [auf] das meine dachte. Alxinger D. 33 ꝛc.
Oft iſt aber der Unterſch. bedeutender und ſehr fühlbar:
Gieb mir den Mann, den ich jetzt denke, den ich anbete, ſter-
ben, Sophie, oder beſitzen muß. Sch. 188b. [der mein gan-
zes Denken iſt, meinen Geiſt vollkommen erfüllt und
beſchäftigt, verſch.: an den ich denke, neben Andrem],
ebenſo Alxinger D. 42; Chamiſſo 3, 70; Forſter Sak. 76;
Kl. 2, 43; L. 6, 15; Tieck Nov. 2. 120; Gott dacht ein
Weiſer innig. V. 3, 217 ꝛc. So auch: Etwas d., es dem
Geiſt vergegenwärtigen, lebendig vorſtellen: Gott dachte
die Welt, d. h. er ſchuf ſie; Da denkt mein Geiſt mit Preis
und Dank | die Schickung im Zuſammenhang. Gellert 2, 229;
Jch denke nicht den Tod [ſtelle ihn mir nicht als gegenwär-
tig vor, ſondern hoffe auf Rettung]. G. 13, 26; Die
Welt iſt ſo leer, wenn man nur Berge, Flüſſe und Städte darin
denkt. 17, 200; Hier dacht’ ich [wähnte ich, ſtellte mir
vor] lauter Unbekannte | und finde leider Nahverwandte. 12,
132; Er denkt gar zu tiefe Sachen. Sch. 325b; Er dachte
die Vergänglichkeit. Stiling 2, 86; Noch denk’ ich immer |
der Senſe Schimmer, | den blanken Hut. V. 3, 139; D–d
des Vaters Bild. Od. 1, 115; Die ihre Träume denkt. W.
20, 118 ꝛc. 5) ſelten mit Dativ: Ihm nur bin ich,
ihm nur denk’ ich [gilt mein Denken]. Tieck Acc. 2, 26.
vgl. Schmeller 1, 383. 6) häufiger mit Gen., wie
„gedenken“ = an Etwas d. (ſ. 8a): Denkt an die
Becher, die ihr dort geſchwenkt! | Des Drucks der Hand
und auch der Thräne denkt. Freiligrath Garb. 49; Ich denke
der alten Zeit. Pſ. 77, 6; Jeſ. 64, 9; Ich denke dein. G. 1,
48; Matthiſſon 191; Niemand dachte derſelben [der Ge-
ſchichte]. G. 17, 228; 1, 256; Denkt (ſeiner) Kinder und
(ſeiner) Enkel. 34, 198. (vgl. 13, 72); Als dächt’ er ver-
gangener Zeiten. Sch. 70a; O denket nicht des Irrthums
meiner Jugend. 543b u. ä. m. 7) zu 4 gehört das
Part. „gedacht“: a) Gedachtes und Nachgeſchwätztes. G.
24, 131; Es kommt auf ein paar ſchreibſelige Morgen an;
gedacht iſt Alles. 125 ꝛc. (ſ. auch 1e); oft mit Adv. (ſ. 2d):
Etwas iſt groß, kühn, männlich, edel, ſchön, kleinlich, niedrig,
gemein, ſchlecht gedacht ꝛc. b) = erwähnt, genannt
(ſ. Anm., wohl von gedenken): Gedachter großer Kavalier.
G. 28, 71; Obgedachter Herr Antonio. 76; Gedachte
Vorſtellung. 39, 14; 73; Erſt gedachte drei Männer. 98;
Seit gedachtem Jahre. 237 ꝛc. (ſ. dein 3). 8) D. mit
abhängiger Präp. (alphab.): a) An Einen, Etwas d.
(ſ. 4d u. 6), ſeine Gedanken darauf richten, = ſich
Deſſen erinnern ꝛc.: Wer der Gefahr ſpottet, gedenkt ihrer;
der wahre Held aber denkt gar nicht an die Gefahr. Börne 2,
354; Denkt aber an mich! es wird einmal die Zeit kommen ꝛc.
Fiſcher B. 5b; An meine Frankfurter Reiſe will ich d. Dies-
mal in Frankfurt geweſen [und nie wieder]. Hebel 3, 431;
Ich will es ihm eintränken, daß er an mich d. ſoll. L. 12,
530; Nun ſeid ihr getränket, | daß ihr daran denket! Uhland
367; Woran ihr im Traum nicht dachtet. V. Sh. 1, 371;
Denke daran, es bald zu thun! = Thu es ja bald ꝛc. So
auch: Übrigens denkt ſie nicht daran, aus Spanien zu ſein.
Dingelſtedt 238 ꝛc., iſt es garnicht. Ungw. mit Dat.: An
einem Kriege .. d. Börne Frz. 106. (oder Druckf.?), vgl.:
Oft werde ich .. an Ihnen gedenken. Herz. Amalie Merck 2,
273 ꝛc. Daß ſich ein geſcheiter Kerl daran zu Schanden
denkt (ſ. 3e). b) Auf Etwas d., als Ziel der Gedanken,
als das zu Erreichende, bedacht ſein auf Etwas: Dachte
er weniger auf Sinnengenuß und mehr an die Ewigkeit.
JvMüller 1, 28; Die Parteiführer dachten auf ſich [ihren
Nutzen] 105; L. 12, 395; 545; D. wir auf ein bequemes
Hotel! Ruge Rev. 2, 174; Denk auf deine Rettung! Sch.
301a; Darauf denkt allein, | wie ihr ſie unterwürfig wollt
empfangen. 426b; Tieck Nov. Kr. 4, 47 ꝛc. Seltner: Laß
uns auf Arabella d. [die Gedanken richten, wie wir für
ſie ſorgen können]. L. 2, 89. c) Bei Etwas d., als
Dem, was zum Denken Anlaß, Gelegenheit giebt:
Was denkt der Held bei ſeinen Schlachten? Gellert 1, 72;
Gewöhnlich glaubt der Menſch, wenn er nur Worte hört, |
es müſſe ſich dabei doch auch was d. laſſen. G. 11, 109 (ſ. h).
d) Der Schauſpieler muß da, wo dem Dichter etwas
Menſchliches begegnet iſt, für ihn d. L. 7, .. ꝛc. Gegen (ſ. k).
e) Ich denke [4c] mir die Liebe in dieſe friedliche Bruſt.
Sch. 316a [denke ſie mir von Liebe erfüllt]; Es denkt ein
Jeder in ſeinen Sack [ſorgt für ſeinen Vortheil].
f) Nach (veralt. ſtatt „auf“) Etwas d. Spr. 31, 16;
Hoſ. 4, 5 ꝛc. Nach Hauſe = an die Heimath d.; ſ.
zurück-d. g) Über Etwas, Einen d., als der Gegenſtand,
der dem Denken zu Grunde liegt: Ich habe lange über
das Räthſel gedacht, mich denkend damit beſchäftigt;
Was, wie denkſt du über mich (von mir)? ꝛc.; Pſ. 41, 8;
Jene alterthümliche [antike] Eigenheit, daß er ſich immer mit
ſich ſelbſt beſchäftigte, ohne ſich eigentlich zu beobachten: er
denkt nur an ſich, nicht über ſich. G. 30, 42. h) Unter
Etwas etwas Andres d. (ſ. 4d), es ſich darunter vorſtel-
len, damit den Begriff verbinden: Hier iſt unter Liebe
das edelſte Bedürfnis geiſtiger Vereinigung gedacht. G. 2,
356; Was denkſt du unter (ſ. c) dieſem ſchallenden Gepraſſel
von Worten? Klinger F. 337. i) Von Einem, von Etwas
Etwas d., glauben, eine Meinung, einen Begriff haben;
Ich denke nicht frech, denke nicht niedrig von dir. G. 1, 224;
Denk beſſer von mir. Sch. 216a; Wie klein, | wie niedrig
Sie von Menſchenwürde d. 278 (ſ. 2d) ꝛc.; Er denkt von
Jedem das Schlimmſte (ſ. 4b) ꝛc. Veralt.: Weil von
Etwas, womit ich dies Papier nicht beflecken mag, darin nicht
gedacht worden. H. Rel. 7, 71, ſtatt des allerdings von
Etwas nicht vorhandenen Genit. k) Denke Keiner
wider ſeinen Bruder etwas Arges. Zach. 7, 10; ähnlich:
Wie denkſt du gegen mich? [wie biſt du gegen mich ge-
ſonnen?]. 1) Zu Einem hin-, zurück-d. (ſ. d.)
u. ä. m. 9) unperſönlich: Es denkt mich od. mir
(ſ. †,,Es“) = Es macht mich an Etwas, mich einer
Sache denken; ich entſinne mich: So lange, als mir’s
denkt [als ich d. kann, ſ. 2c]. G. 7, 342; Denkt’s euch
noch, wo er die Schramme herhat? Kurz Sonn. 247; Soviel
denkt mir allerdings noch. 294; Mich denkt des Ausdrucks noch
recht wohl. L. 2, 238; 5,313 zu: Es denkt mich noch ein Spiel.
Logan 1, 1, 84: Es denkt mich .. daß ꝛc. Lohenſtein Roſ. 73;
Mich denkt die liebe Zeit. Kleop. 41, 263; Mir denkt’s kaum,
daß ich ſie einmal ſah. Mörike N. 176; Denkt’s euch noch,
wie wunderſchön ſie | war? Scheffel 287; Ganz ohne Bei-
ſpiel, Prinz, | ſolang mir denkt, daß ich dem König diene.
Sch. 283b. 10) häufig der Inf. als ſächl. Hw.
(ſ. z. B. 2a; c.), ſowohl die Thätigkeit des Denkens,
als der Jnbegriff des Gedachten, der Gedanken: Da das
D. und die Regeln des D–s ihr [der Logik] Gegenſtand ſein
ſollen. Hegel Log. 3; Soll ſie mein einzig Träumen ſein u. D.
Sch. 606b ꝛc.; Gegen Menſchen-D. [alle Erwartung].
363b.; Ungw. dagegen iſt „Denkung“ außer als
Bſtw. in Zſſtzg. wie Denkungs-Art, Weiſe ꝛc.
Anm. Goth. thagkjan, ahd. denchan, mhd. denken.
Man hat das Wort mit lat. tango (berühre) u. ä. m. als
urvw. zuſammengeſtellt, ſo daß die Grundbedeutung die des
geiſtigen Erfaſſens iſt, doch ſ. dichten. Dazu gehören Dank,
Gedanke, dünken, däuchten, dichten, (An-)dacht, (be-)dachtu. v. ä.
Mundartl. iſt die ſchwache (regelm.) Abwandlung. Schmeller
1, 383; Ich hab mir oft (ge)denkt. Auerbach Dorf. 4, 185;
260; 304 ꝛc., wodurch die Verwechslung mit den gleichlau-
tenden Formen von dachen vermieden iſt. Das Part. gedacht
kann außerdem noch zu gedenken (ſ. d.) gehören, ſ. z. B. 7bu.:
Keine ſeiner Schwachheiten werde gedacht. Seume Sp. 177 ꝛc.
Zſſtzg. vielfach z. B.: Áb-: Etwas ab- oder zudenken
an einem Gegenſtand; Sich a., denkend abmatten. Eichendorf
Phil. 22; Auf und ab [hin und her] denken. Tieck Nov. 7,
3o. Án: 1) [2f]. 2) Sie denttnicht eines an [daran],
daß ihre Schwelgerei | der bloßen Dürftigkeit und Krankheit
Mutter ſei. Opitz ꝛc.; gw. im Partic. = Etwas im Ge-
dächtnis bewahrend: Ich bewahr’ a–d das gütige Wort in
der Seele. V. Ov. 2, 371 v. 9; 118 v. 8; 143 v. 143;
H. 4, 8 und noch häufiger im Inf. als ſächl. Hw., mit
uv. Mz. = Erinnrung, Gedächtnis und Das, was zur
Erinnrung an Einen dient: Ihr ſteht in einem A. bei Hof..,
daß es nicht zu ſagen iſt. G. 9, 40; In gutem, friſchen A.
ſtehen; Die Strafe bis auf das letzte A. erlaſſen. Sch. 123a;
Rühmlichen, löblichen, verhaßten, ſchauerlichen A–s. Hack-
länder Sold. 8; Einem ſo großen Ahnen poetiſchen A–s.
L. 6, 116; Dürfte ich mir ſchmeicheln, daß Ihr A. [Ihr
Denken an mich] mir folgen wird. Tieck Nov. 7, 45; For-
ſer Br. 2, 275 ꝛc.; Ihr A. [Mein Denken an Sie] wird
in meinem Herzen nicht verlöſchen ꝛc.; Unter allen A. iſt mir
dies das theuerſte. S. auch An-Gedenken. 3) refl.:
Fähigkeit Zelters, ſich ſeinem Freunde anzuempfinden, ſich ihm
anzudenken. Riemer (Zelter’s Br. I, XXII) = ihm im Den-
ken ſich anzuſchmiegen ꝛc. Āūf-: 1) er-d.: Sich
eine Geſchichte, ein Märchen a. 2) Mein Geiſt denkt
[ſtrebt] höher auf. Herder 6, 89. Āūs-: 1) zu Ende
denken: Einen Gedanken a. L. 10, 19; 12, 397; Einen
Einfall .. durchſinnen und a. G. 18, 222; 10, 468; Denke
deinen Schmerz nur recht aus. Paalzow Th. 3, 10 ꝛc.
2) Etwas durch Denken herausbringen, erſinnen: Leicht
iſt es [ſolches Stück] vorgelegt, | ſo leicht wie ausgedacht.
G. 11, 7; Hatt’ ich doch ſo klug mir ausgedacht, | wie ꝛc.
13, 179; 15, 12; Neues auffinden und a. 39, 122; Du
denkſt? o denke mir den Weg der Freiheit aus. 9, 238; 213;
Grundſätze a., wenn auch nicht. Heinſe A. 2, 47; Dieſem
wohlausgedachten Plane. Muſäus M. 5, 75 ꝛc. Be-:
tr. Etwas zum Gegenſtand ſeines Denkens machen:
1) Etwas b., es erwägen, beachten, Rückſicht darauf
nehmen, ſein Thun danach einrichten: Was du thuſt, ſo
bedenke das Ende. Sir. 7, 39; Es giebt in der Welt ſo Man-
cherlei zu b. G. 6, 317; Alles mußte bedacht und überdacht
werden. 31, 76; So haben wir die Zeit zu b., in welcher
Etwas geſchehen. G. 39, 250; Was, von Menſchen nicht
gewuſſt | oder nicht bedacht, | durch das Labyrinth der Bruſt |
wandelt in der Nacht. 1, 81; Freut ſich, daß er das Geld
nicht, wie der Römer, bedenkt. 224 [ängſtlich berückſichtigt,
ſchont]; Bedenke deine Geſundheit; Ich würde dich nicht
ſchonen, wenn ich nicht deine Eltern bedächte ꝛc. Doch
ſchmückt Hephaiſtos, wohl-b–d, reich ſie aus. G. 10, 295;
Etwas weislich, recht, genau b. ꝛc. So auch: Vorge-
than und nach bedacht | hat Manchen in groß Leid ge-
bracht. Sprchw. u.: Dies vorbedenkend, hab’ ich ſchon
bereit .. allen Zubehör. Tieck Cymb. 3, 4. Ungw.
= denken. Luther 6, 6a ꝛc. 2) Einen, Etwas bedenken,
dafür ſorgen; Einen mit Etwas b., verſorgen: Du be-
ſonders in deinem Theil [biſt] nicht zum beſten bedacht. G.
18, 221; Die Gaben, womit er auch ſie bedacht. 16, 2;
Nur ſich ſelber b–d. 5, 9; Recht ſchön. .., daß du des Freun-
des Zuſtand mit ſoviel Theilnahme bedenkſt, allein erlaube
mir, dich aufzufordern, auch unſer zu gedenken. 15, 6; Einen
im Teſtament reich, väterlich, kärglich b. ꝛc. Veralt. auch:
Einem Etwas b. (zudenken): Welchem die Ehre des König-
reichs nicht bedacht war. Dan. 11, 21; Alberus 142. 3)
Da die Erwägung, die Prüfung der Gründe für und
wider Etwas dem Entſchluß vorangeht und ihn auf-
hält, ſo nimmt b. auch die Bed. an: zögern, Anſtand
nehmen, Etwas zu thun, vgl.: Bedenke (1) Nichts! ſag,
wie du’s fühlſt. Sch. 386a; Bedenke nicht! gewähre wie du
fühlſt. G. 13, 81; nam. refl.: Der Held bedacht ſich [be-
ſann ſich] nicht zu lang. Uhland 380; Ich hätte mich be-
dacht, den Hals für ſie zu wagen. W. 11, 216 . .; Deſſen
[das zu thun] möchte er ſich mehr bedacht haben. L. 7, 132.
Doch auch ſonſt: 4) refl. = ſich beſinnen (ſ. d.) ꝛc.:
Wenn ich mich bedenk’ und faſſe. G. 1, 48; Sich eines An-
dern, Beſſern b. [zu einem beſſern Entſchluß kommen],
und ſo früher oft auch mit andern Genitiven, z. B.:
Ich habe mich zweier Wege bedacht. L. 9, 4; So bedachte er
ſich zugleich eines Grundes. 8, 325. 5) ſ. Bedacht, adj.
mit aktivem Sinn: Der Bedachte (act.) thut nichts Un-
bedachtes (pass.) ꝛc. 6) B., n., –s; uv.: die Hand-
lung des Bedenkens und das Ergebnis desſelben, nam.:
a) Gutachten, wohlüberlegtes Vrivaturtheil: Jſt Das
mein beſtes B. Luther 6, 4b; Sein B. begehrt über vorhaben-
den Krieg. Zinkgräf 1, 234; Rechtliche B. einholen ꝛc.
b) Zweifel, Anſtand, Bedenklichkeit (ſ. 3): Deine alten
unberechtigten B. Beck Mat.Dol. 116; Wenn du ein klein
B. haſt. G. 1, 61; Jede Mittheilung war ihm bedenklich;
B. aber hebt jede Mittheilung auf. 18, 105; Loben thu ich
ohne B. 139; Wohl hab’ ich mein B. ihm geäußert. Sch.
357b u. o. I. und II. Durch-: von Anfang bis
zu Ende in allen Theilen hindurch Etwas bedenken, mit
Doppelbetonung: ⏑–⏑ (untrennbare Zſſtzg., durch-
dacht ꝛc.) und ––⏑ (trennbar, durchgedacht ꝛc.), z. B.:
Den fürchterlichen Gedanken, den er ganz dürchzudenken, ſo-
viel Zeit hat. Engel 1, 196; L. 12, 42; Alles das Schöne
zu faſſen und zu d. 219; 4, 12 ꝛc.; Der ſeine Materie nie
recht durchdächt hatte. Fichte Nic. 38; Dann traten mir alle
meine Verbindungen vor die Seele, ich habe ſie durchgedacht,
durchgefühlt. G. 15, 261; 27, 53; Die verwickelte Lage
nicht durchdacht, ſondern durchfühlt. König Kl. 2, 105; H.
16, 98; Lewald Wandl. 2, 212; 254 ꝛc. Seine Formen
hab’ ich dürchgedacht. G. 3, 86; 22, 157; 31, 73; Dieſe
Angelegenheit durch und durchzudenken. Zelt. 4, 162; Wie
kann ich aber einer Aufgabe nachdenken, ohne ſie vorher durch-
zudenken? Wie kann ich die Auflöſung zu finden hoffen,
wenn ich von der Aufgabe und ihren Theilen keinen deutlichen,
vollſtändigen und genauen Begriff habe? L. 11, 462; Heinſe
A. 1, 243; Mendelsſohn 4, 1, 251; [Thucydides] wollte
lieber durchgedacht, als ſchnell allgemein beklatſcht werden.
JvMüller 1, 117. Eīn-: 1) ſ. eingedenk, Anm.
2) refl.: Kunſt, mit der ſie ſich in ein ihr fremdes ... Leben ein-
dachte. Gutzkow R. 9,271; G.27,9, ſ. hinein-d. Er-, tr.:
durch Denken hervorbringen, erſinnen: Daß ich dachte,
wieder dachte, Nichts e. konnte. G. 18, 324; 30, 176; Es
würde ſchwer ſein, einen zweiten Fall zu e. Sch. G. 2, 51;
Tieck Acc. 2, 131 ꝛc. Mundartl. refl.: Sich eines Dings
e. = entſinnen. Fórt-: weg-, weiter-d. Ge-:
mehr oder minder gew. in allen Bed. von denken (ſ. d.
Anm.), womit es auch formell im Partic. zuſammen-
fällt, nam. oft in der Bibel, wie jede Konkordanz zeigt:
Habe, was ich damals dabei gedachte, wieder vergeſſen. L. 6,
96; 12, 3; jetzt zumeiſt gw.: 1) in Bed. [4a]: lEr]
wird den Streit | nicht unſerm Freund und uns g. wollen.
G. 13, 161; Ich will dir’s g. Hebel 3, 151; König Kl. 3,
50 ꝛc.; minder gew.: Ob ich dieſem Unternehmen mit
Fluch oder Segen g. ſollte. Eckermann 1, 243. 2) mit
Gen. [6]: Etwas, Einen im Gedächtnis, im Andenken
bewahren, ſich daran erinnern, es erwähnen ꝛc.: Will
..dein g. G. 4, 2; Anderer Unwahrſcheinlichkeiten nicht zu
g. 20, 152; 15, 6; 39, 139; Tigerin, die .. des numidi-
ſchen Walds plötzlich und ſchrecklich gedenkt. Sch. 76b; 543b
ꝛc. Zuw. auch mit „an“: Gedachte mit Lebhaftigkeit an
die Schönheit Charlottens. G. 15, 96. 3) mit Infin.
und „zu“ = die Abſicht, den Vorſatz haben ꝛc. [3]:
Fichte 7, 6; Sommer, den ich zu genießen gedachte. G. 15,
10; 16, 299; 20, 57; Wir gedachten, es zu überſetzen.
39, 91; Platen 4, 279 u. o. 4) zuw. unperſ. [9]:
Das Schiff war ein altes Gebäude, dem es ſeit 1804 ge-
dachte. vHorn Schmj. 87; Seit’s ihnen gedachte. 160;
167; Es gedenkt ſie viele Monate. Jacobi Ir. 6, 283; So-
lang es ihn gedenkt. LHNicolai 3, 181; Mir gedenkt, als
ich verliebt war, zerſchlug ich meinen Degen. V. Sh. 3, 46;
Nun gedenkt mich, ſie war’s. 2, 401; Ihr ſeid noch nicht
des Alters .., daß Euch Dieſes g. könnte. Zinkgräf 1, 145
(ſ. 5) ꝛc. 5) oft im Inf. = Gedächtnis, Andenken:
Als ob er’s zu ihrem G. thue. Auerbach Barf. 78; Dem be-
ſondern Denkmal, welches ich unſerer Freundſchaft ſchuldig
bin, durch ein voreiliges G. Abbruch zu thun. G. 39, 459;
In gutem G. leben. Lewald Wandl. 1, 234 ꝛc. So auch:
An-G. du verklungner Freude. 1, 77; Zum A. aufbewahrt.
11, 226; Zum An-G. | nahm ich die Pfeife mit. Pfeffel;
Tieck Nov. 6, 44; Die der Heimath An-G. .. austilgt.
Scheffel 7; Im An-G. dieſer That. Stahr Par. 1, 218 ꝛc.
b) ſ. 4: Bei Manns-G. Peſtalozzi 1, 28; Stumpf 607b;
Bei Menſchen-G. Möſer Ph. 1, 4; Über aller Männer G.
nicht anders geweſen. Osn. 1, 39. In den übrigen
Fügungen iſt „denken“ gebräuchlicher, doch findet ſich
z. B.: 6) An [8a]: Ich gedenke an Nichts weniger als Dich-
telei. Forſter Br. 1, 270; Es hilft, gedenkt an eine Frau.
Gellert 1, 18; 58; H. 9, 165; Ramler (Guhrauer L. II.
Beil. 2) ꝛc. 7) Auf [8b] das Praktiſche des Chriſten-
thums g. L. 3, 151 ꝛc. 8) tr.: Der Leib läſſt ſich nicht
ohne die Seele g. 11, 113; Die Böſes g. in ihrem Herzen.
Pſ. 140, 3; Die alte [der alten] Zeit gedacht’ ich. G. 2,
90 u. ä. m. 9) auch Zſſtzg. wie bei d., ſ. 5: An-
G.; Nach-g. Pſ. 73, 16; Den Mann voraus-g–d,
[formteſt du] ſie zur Dienerin. G. 10, 294 ꝛc., ſ. „zU-
denken“. Hêr-, hín- ꝛc.: Allerlei hin und her-den-
ken; Ich dachte vor mich hin. Thümmel 5, 11; Wo denken
[ſtreben, wollen] Sie hin? König Kl. 1, 385; W. 20, 34
ꝛc. Sich Etwas heran-d. [in Gedanken heran-, nahe
bringen]. G. 15, 134. Wie der Grieche zum Glauben
an einen Gott ſich allmählich hinaufdachte. V. Ant. 1, 395.
Wenn er einmal über das Leben hinaus denkt [weiter
denkt]. G. 15, 162. Daß er dieſe Punkte nicht in den
Zuſammenhang hinein denkt, aus welchem ſie in meinem
Denken hervorgehen. Fichte Nic. 40; In die antiken Gewän-
der hat er ſich gut hineingedacht. Heinſe A. 2, 13; Die gram-
matiſchen Verhältniſſe .. kleben weniger den Worten an, als
ſie hineingedacht werden. WHumboldt 3, 272 ꝛc. Ich habe
in allen meinen Papieren herum gedacht. G. Sch. 4 U. ā. m.
Hínter-, tr.: = bedenken, berückſichtigen (ver-
alt.). Rachel 7, 278. Mít-: Er wird m., wenn auch
nicht mitfühlen. G. 18, 107. Nāch-: 1) Einem n.,
als dem Vorgänger im Denken: Ehe wir ſelbſt denken,
müſſen wir einem Andern n. lernen. Engel 1, 263; L. 6, 7
ꝛc.; Nur auf freies Denken und Fühlen angewieſen, ſoll er
n. und handeln. Börne 1, 387; Das Genie denkt nicht ſchüler-
haft bloß Vorgedachtes nach ꝛc. 2) Einem Gegenſtand n.,
ihm denkendnachhängen, ſich denkend damit beſchäftigen,
um darüber zur Einſicht, Klarheit zu kommen: Denken
Sie der Sache gelegentlich nach! Engel 12, 65; 1, 346;
G. 8, 175; 16, 196; 23, 24; 24, 326; Sch. 1, 227;
Doch dachte er dieſer trüben Vorſtellung nicht weiter nach.
Gutzkow R. 3, 138; 176; L. 6, 128; 12, 464; W. 20,
88 u. v., ſ. durchdenken. L. 11, 462. Ungew. mit
Gen.: Der Worte nachgedacht —, oder mit „an“: Das
N. an einen Mann. FrMüller F. 8, dagegen oft allein: n.
= ſinnen, ſich denkend beſchäftigen: Ein n–der Mann ꝛc.;
N. über eine Sache (ungew.: N–d über Planen. Stahr Par.
1, 212); zuw. auch: Weil wenig Maler darauf nachge-
dacht haben. G. 30, 270. 3) Infin. als ſächl. Hw.
nam. in Bed. 2: Ohne N. handeln; Unglücklicherweiſe hatte
er eine entſchiedene Luſt, ja Leidenſchaft zum N., ohne zum
Denken geſchickt zu ſein. G. 21, 201 ꝛc. Ungew. in Mz.:
Von ominibus und andern abergläubiſchen N. [Grillen ꝛc.].
Garzoni 454a. S. nach-bedenken, -gedenken. Über-:
über Etwas denken, es überlegen, denkend überblicken:
Sein Schickſal ü. Gellert 1, 26; Mein Unglück iſt ſo groß.
daß ich es .. nicht ü. kann. G. 10, 95; Durch wohlüber-
dachte Verordnungen. 39, 330; 251; 31, 76; 24, 327;
Ich überdenke mir, | was Das auf einen Geiſt wie Recha’s
wohl | für Eindruck machen muß. L. Nath. 1, 1; Das ſchön
Vollbrachte freudig ü–d. Sch. 519a; 30a ꝛc. Auch:
Nach einem kurzen Ü. jedoch fuhr er fort. G. 18, 141; Die
Überdenkung dieſer Wuth. Winckelmann 1, 258b ꝛc.
Ungw.: Wenn Jemand die Gewalt der Göttin .. nicht
überdenkt [bedenkt]. LHNicolai 1, 200, und, trennbar:
Denk Alles .. über. Duſch bei Adelung. I. Um-: den-
kend umgeſtalten: Den fremden Satz deutſch umzudenken.
Monatblätter 2, 225b; Jahn M. 258; Man müſſe ſich um-
d. Gentz an JvMüller (27. Febr. 1807). II. Um-: hin
und her, allſeitig bedenken: All’ erſtaunten .. und umdach-
ten im Geiſt, was doch .. beſtimmt ſei. V. Od. 2, 157.
Ver-: 1) falſch denken: Alles iſt verdacht und will nicht
paſſen zu einander. Zelter 3, 409. 2) Einem Etwas ver-
d. (ſ. verargen), urtheilen, daß etwas von ihm Ge-
thanes unrecht und ihm unangemeſſen ſei: [Dann] ver-
denk’ ich es dir nicht .., wenn du ein klein Bedenken haſt. G.
1, 61; Wie? es ſollte dem Schriftſteller zu v. ſein, wenn er
ſich die Geburten ſeines Kopfs ſo einträglich zu machen ſucht
als nur immer möglich? L. 11, 178 u. o. Meiſt veralt.
und mundartl. (Schmeller 1, 384): Einen v., übel von
ihm denken, ihn beargwohnen: Wie ein Jeder iſt, alſo
verdenket er einen Andern (Sprchw.) Schottel 1124a.
Ich will ihm abbitten, daß ich ihn unrecht verdacht habe.
Hippel Leb. 1, 134; So ſprechen meine Schweſtern und ſind
ſie zu ver-d.? W. 21, 40; Luther 8, 248b; Verdenkt mich
nun der Neid, wenn itzt mein Auge weinet? Mühlpforth Leich.
191; Zinkgräf 1, 221; Unſern Glauben ver-d. Zwingli 2,
205; 3, 3 ꝛc., ſ. auch „verwiſſen“ u. „Verdacht“.
Vōr-: in Bezug auf das Nachfolgende oder den Nach-
denkenden: Wollte ſich immer vor-d., was nun kommen
ſollte. Auerbach Barf. 229; Wer weit vordenkt, denkt auch
weit zurück. 242; Laſſt die Zeit kommen, wie den Tod! Dran
vorzudenken, iſt ſchreckhaft. G. 9, 190; Nicht der gedacht ha-
ben will, ſondern uns vordenket. H.; Daß mir Gottes Macht |
hat vorgeordnet, vorgedacht. Rückert 6, 155; BrE. 8; Fort-
bildung des Gegebenen und Vorgedachten. Waldau Nat. 2, 9
ꝛc. S. voraus-d.; vor-bedenken ꝛc. Vorāūs-:
Konnte er alle die bittern Höhnereien voraus-d.? Engel 12,
43; Warum dacht’ ich nicht auch dieſen Fall voraus? G. 13,
65 ꝛc., ſ. voraus-gedenken. Wég-: denkend weg-
ſchaffen. Jp. 2, 67; 181 ꝛc. Wēīter- [2d]: fort-d.;
auch: auf die Zukunft denken. Zer-: denkend zer-
ſtören ꝛc.: Doch zerdenkt ſich oft der Schöpfergeiſt über Mittel.
Mendelsſohn 4,2,416. Zū-: denkend hinzufügen, Ggſtz.
von ab-, fort-d.; nam.: Einem Etwas z. = wollen, be-
ſtimmen, daß Einem Etwas zukomme, zu Theil werde:
Denken die Himmliſchen | einem der Erdgebornen | viele Ver-
wirrungen zu. G. 13, 56; Wem die Himmliſchen viel Ver-
wirrung zugedacht haben. 34, 189 und ſo ſehr oft im
Part.: 6, 65; Gellert 1, 92; Haller 98; Hebel 3, 151 ꝛc.
Zurück-: an etwas Vergangnes, hinter Einem
Liegendes: Er dachte zu ſeinem Vater zurück .. und an
ſeine Phyllis. Geßner 2, 74; Er würde nur mit Beklommen-
heit an die .. Stunde zurückgedacht haben. Gutzkow R. 5,
265; Engel 12, 339; O denk zurück nach deinen Roſentagen.
Sch. 11b; Sich in ſeine Jugend z. Tieck DrB. 2, 246.
Zuſámmen-: denkend zuſammenbringen, mit einem
Mal denken: Sich ſeine Weisheit zuſammenleſen, nicht aber
ſie zuſammenforſchen, z. Riemer G. 1, 343; Das Übrige
denkt ſie ſich zuſammen [kombiniert ſie]. G. 15, 294; Doch
iſt keins der Werke vollkommen ausgedacht, völlig zuſammen-
gedacht; überall trifft man auf etwas Zufälliges, Fremdes.
31, 52 u. ä. m.