Degen
Dēgen, m., –s; uv.; –chen, Degelein; -: 1)
Waffe mit gerader, langer, ſchmaler, ſpitzer, in einem
ſ. g. Gefäß befeſtigten Klinge, eig. Stichwaffe (doch
giebt es auch Hau-D.), — oft als Ehrenzeichen, —
verſch. von dem gewichtigen „Schwert“, der breitklingi-
gen Hiebwaffe, wie Beide vom krummen Säbel, der
ſichelförmigen Schneidewaffe, obgleich die beiden er-
ſten nicht immer genau geſchieden werden. So ſtand
in ältern Uberſetzungen Luther’s ſt. des jetzigen „ein zwei-
ſchneidiges Schwert“ Richt. 3, 16 „D.“ und wo Haller 14
ſchreibt Heldenleben .., das tauſend D. nicht verſehrt —
ändert Matthiſſon Anth. 1, 259 dem heutigen Gebrauch
gemäßer Dies in „Schwerter“ ꝛc.: Wiewohl ich einen lan-
gen und kurzen D. bei mir hatt’, ſo nahm ich doch das kurze
Degelein [Dolch] und ſchlug ihn damit. Berlichingen 26; Ach,
wozu nützen dieſe Piſtölchen? | nur euch zu hindern, ſchlau-
dert der D. | Bringt ein Paar andre, bringet ein Schwert.
G. 8, 52; (Taſſo): Hier nimm den D. erſt, den Du mir
gabſt | ... Ich führt ihn nicht mit Ruhm, doch nicht mit
Schande ... Geſelle dich [o Kranz] zu dieſem D. .. . Gefan-
gen geh’ ich. 13, 154; 14, 44; Sch. 292b; 714b; Ihn
vor ſeinen D. fordern. 813a. Der unverzagte D. | (Tizonada
war ſein Name), | der das Schrecken aller Mauren. H. Cid
15; Der Panzer ..., der undurchdringlich iſt ſelbſt einem
Zauber-D. W. 20, 67; Mit dem D. in der Fauſt eine
Almoſen begehren. Zinkgräf 2, 80 ꝛc. — Man unterſch.
mehrere Arten, z. B.: Fauſt- (Dolch), Ballen-od.
Fecht- (Rapier), Galanterie- (zur Zierde dienend:
Wie auch das alte Schlachtſchwert ſich allmählich verfeinerte,
bis es endlich ein alberner G. wurde. Heine Sal. 1, 72,
auch Hof- od. Kammer-D. genannt); Gal(l)a- (bei
Hoffeſten getragen); Hau- (ſchwertähnlich, ſ. 2u. 3b);
Interims- (von Officieren außerm Dienſt getragen,
im Ggſtz. des Ordonanz-D–s); Officiers-; Pa-
rade- (Kavaliersehre, die ſich zur wahren Ehre des Edel-
manns verhält wie der P. eines Hofmanns zu der feſten Waffe.
Lewald W. 1, 359); Rauf- (ſ. 2, Schläger, Raufer,
mit großem Stichblatt, zu ernſtem Gefecht. Sch. 107b);
Reiter- (lang und ſchwer); Stoß- (Ggſtz. von Hau-
D.); Streit- (Rauf-D.) Gleim 3, 824; Uniforms-
D. ꝛc Ferner z. B.: Käſe-D., Käſeſchwert, ein degen-
förmiges Holz zum Zerſchneiden der Käſematte, in der
Schweiz. Stalder 1; und dann auch verächtl. Bez. eines
Degens. — Schabe-D. der Zinngießer, aus Stahl, zum
Beſchaben ihrer Arbeit ꝛc.— 2) D. ſtatt desmit dem Degen
bewaffneten Mannes: Der Page drängt ſich zur Königin
groß, | durch alle die D. und Fächer [Herren und Damen].
G. 1, 177; Er hatte den Ruf, der erſte D. von Jtalien ge-
weſen zu ſein; denn er hatte ſich wohl 20mal geſchlagen. 28,
51. So auch Rauf-D. = Raufer, Raufbold; Nie-
mand ſchloß ſich an den alten Hau-D. (ſ. 1 u. 3b) an.
Seume Sp. 37; „Gehn Bauern drauf, | ei, ſo gewinnt der
Kaiſer an Soldaten ... Der D. [Soldat] hat den Kaiſer
arm gemacht, | der Pflug [Bauer] iſt’s, der ihn wieder ſtär-
ken muß. Sch. 333a ꝛc. Daher oft (vgl. D.-Knopf) in Um-
deutungdes alten D. (ſ. Anm.) = tapfrer, biedrer Mann,
zumeiſt v. mannhaften Kriegern, z. B.: (v. Blücher)
Du tapferer D. Arndt 284; Der kühne D. muß ſich als Re-
krut einexercieren laſſen. Auerbach Leb. 1, 60; Sein nahm
der D. Menelaos wahr. B. 151a (vgl. 206a: Der Krieges-
hold); Dem jüngſten D. | des Banners Obhut anvertraut.
Freiligrath 1, 267; Ein Civiliſt erwiderte ... Der alte D.
wollte davon Nichts wiſſen. G. 25, 128; Ein Dummkopf
und ein braver D. L. 1, 8; Der Herr von Sitten war ein
alter grader D. Müllner 7, 187; Mit erhobnem Schild im
Zorne rief der D. Rückert Roſt. 28a; 4a; Wo aber waren
denn die tapfern D. | Saintrailles, La Hire und Frankreichs
Bruſtwehr, | der heldenmüth’ge Baſtard? Sch. 450b; Ich
bin ein alter D. Uhland 400; 422 ꝛc. — 3) a) der das
Übereinanderlaufen der Fäden verhindernde Laufſtock
an der Seidenhaſpel. — b) Ziegelbrenn.: ein eiſer-
nes Werkzeug zum Durchdreſchen der ſchon getretnen
Ziegelmaſſe auf der Haubank, auch,, Hau-D.“ od.-Meſ-
ſer, ſ. 1u. 2. — 4) Degenförmige Haarfurche am Pferde-
hals längs der Mähne, daher die D.-Hand, Gertenhand
im Ggſtz. der Zügelhand. — 5) = Gedeihen (ſ. d.),
in der Verbind.: Er zeigt uns D. und Segen. S.Clara
Jud. 2, 664; Nicht Segen und D. haben. Jahn Merk. 175
(ſ. Anm.).
Anm. In D. ſind zwei verſch. Stämme zuſammenge-
floſſen: 1) vgl. ſpan. daga, engl. dagger, mhd. degen
(Dolch), bei Fiſchart B. 8b: Täglin; Stumpf 526b: ein Tägle
ꝛc. — 2) ahd. dëgan, mhd. dëgen, urſpr. Knabe; dann Held,
Kriegsmann, ſ. Benecke und Schmeller 1, 359 (doch vgl. frz.:
C’est une bonne, une rude épée ꝛc.). Dies gehört wohl
zu Gedeihen (ſ. 5), wie Degenheit, Mannhaftigkeit.
Waldis Eſ. 151b; Benecke 310b; Seiner Mutter Lehre ge-
fiel dem Degen wohl. Simrock Gudr. 8; 28; 218; Einen
kühnen D. 331; im Urtext „swërtdëgen, Jüngling, der
das Schwert genommen, zum Ritter geſchlagen war. S. L. 5,312
ff.; Schütze 1, 227 ff.; 215; Brem. Wörterb. 1, 190; 220 ff. —
Zu dem dort erwähnten dögelik, degelik, fromm, ſich ſchi-
ckend nachgiebig, gehört auch wohl das von Grimm 2, 901
verkannte degenmäßig, z.B.: Zahm, gütig und d. Eſels-
könig 164; ebenſo noch rothwälſch. Kurz Sonn. 414.
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