Daum
Daumen
Dāūm, m., –(e)s; Däume; -. — ~en, m., –s;
uv.; Däumchen, lein; -: 1) der kürzre und dickre
Finger der Hand, der, von den übrigen getrennt, ihnen
gegenübergeſetzt werden kann und den weſentlichen
Unterſchied der Hand vom Fuß bildet; doch zuw.
auch: Verhieben ihm die D–en an ſeinen Händen und Füßen
[= großer Zeh]. Richter 1, 6; 7; ſo auch nach der Ahn-
lichkeit, von den Fledermäuſen, die zu den ſog. Flügel-
händern gehören: Häkeln ſich mit den D–en der Vorder-
füße neben einander feſt. Tſchudi Th. 135 u. v.; ferner
bei den Vögeln: „Der Vorderarm mit zwei Knochen, an
denen vorn der kurze D–en und die zwei parallelen Knochen
der Mittelhand anſitzen“ ꝛc. — Die meiſten Anwendun-
gen und viele ſprchw. Redensarten beziehn ſich aber
natürlich auf den D. der menſchlichen Hand: Hält zwi-
ſchen D. und Finger | den Schlüſſel. V. 4, 121; Als er ge-
nug mit dem D–e die klingenden Saiten geprobet. Ov. 2,
164; 1, 279; Entreibt mit dem D. vordringende Thränen.
2, 156 ꝛc. — Margarethe hatte [überlegend] die Hände auf
dem Schoß gefalten, knickelte mit den D–en gegen einander.
Stilling 1, 116; Sie ſpielte das holländiſche D–enſpiel.
Auerbach Ab. 128 [einen D. um den andern zu drehn].
— Er ſchob den D–en der rechten Hand ein paarmal über
den Zeigefinger . . . „Wo einmal Das [Geld] fehlt. Engel
12, 247; Den D–en in der Hand zu halten, zu filzen, kar-
gen. Garzoni 157b; Auerbach Barf. 231; Den D–en rüh-
ren [Geld herausrücken]. Prutz Felix 1, 292; Schmeller 1,
370; Simrock Sprchw. 1508ff.; Brem. Wörterb. 1, 270 ꝛc.;
aber: Den D–en rühren, frei führen, zum Betrug (wie
z. B. der Schlachter „den D–en zum Fleiſch wiegt“, die
Wagſchale niederdrückend). Fiſchart B. 209a; 211b ꝛc.
— Der D–en fällt Einem in die Hand, vor Schreck, Ver-
legenheit, weil man den Muth verliert ꝛc. Gotthelf Erz.
3, 169; Käſ. 126; Einem den D–en halten, ihn unter-
ſtützen, ihm ſich günſtig zeigen. Zelter 5, 392; Einem
den D–en drehen, ihm ſchmeicheln ꝛc. — Einem die D–en
ſchrauben, ihn foltern, ſ. daumeln. — Er zog krampfhaft
die D–en in die Fäuſtc. Klinger F. 214; Man bricht der
jungen [ohnmächtigen] Frau die D–en aus. Gellert 1, 57. —
Wie wollen wir den Fürſten den D–en auf dem Aug halten.
G. 9, 39 = ſie in Schranken halten: oft auch: Einem
den D–en aufs Auge halten. Muſäus M. 2, 71; Tieck Nov.
3, 196; Vater und Mutter den D–en gehörig aufs Auge
ſetzen und Geld herausſchrauben. Prutz Muſ. 3, 69; Möch-
ten die Naſe wieder höher tragen . ..; hat mein Herr ihnen
letzthin ſeinen D–en nicht feſt genug aufgedrückt! Alexis Dor.
1, Kap. 13; Du bringſt ſie unter den D–en. Spindler Stadt
1, 18; Daß ſie ſich nicht imponieren ließen, nicht unter dem
D–en ſeien. Gotthelf Sch. 116; Jedes will den beſſern D–en
[die Obergewalt] haben. U. 2, 203. — Das Jucken im
D–en ſagt mir, daß wir bei ihm finden, was wir ſuchen.
Alexis H. 1, 1, 294; Juckend ſagt mein D–en mir, | etwas
Böſes naht ſich hier. Sch. 572b. — Den D. gegen Jemand
beißen, — um ihn durch dieſe Geſte zu verhöhnen, ſ.
Schlegel Romeo 1, 1 und Anm. und vgl. Feige 5; Wie
da der Senſenſchmied ſich freut | und ſeinem Nachbar Lan-
zenſchäfter ’nen Daumen beißt. Droyſen Ar. 1, 55 ꝛc. —
Ein Diebs-D., D. eines Gehenkten, ſoll zauberkräftig
wirken, Glück verleihn ꝛc. — 2) D. als Maß = Zoll
(vgl. Fuß): Zwei D–en höchſtens größer als ich. W. 12,
30; Ohne daß der Plan um einen D–en rückt. 11, 265;
Nicht eines D–ens breit. 252; Nur D–es groß. Grimm M.
130. Daher auch ein Perſönchen von geringer Größe,
ſo hoch wie ein D., „Däumchen“ heißt. Platen 4, 138,
ſ. Däum(er)ling. — 3) am Handſchuh der den D. be-
kleidende Theil, Däumling 2, vgl. Fingerling. —
4) im Berg- und Mühlenbau ꝛc. die Hebearme an der
ſog. D–en-Welle zum Aufheben von Stampfen, Häm-
mern ꝛc., auch die kleinen Hölzer an den Pochſtämpeln,
vermittels deren dieſe Hebearme die Stämpel heben,
die dann zum Unterſchied auch wohl Däumchen, Däum-
ling heißen, ebenſo wie zuw. die Kämme eines Kamm-
rads ꝛc.: Ein Geſtänge .. ., welches vermittelſt eines D–ens
mit einer Horizontalwelle . . . in Verbindung ſteht und ſie
hin und her ſchwankend bewegt. Forſter Anſ. 1, 286; [Es]
befindet ſich am Schuh ein Stäbchen, D., welches einige Zoll
in das Läuferauge hineinreicht und .. . das Schütteln des
Schuhs [in der Mühle] erzeugt. Karmarſch 2, 674; Die
Welle . .. hebt den Hammer durch die ſechs D–en. Mitſcher-
lich 2, 2, 102 u. v. ä.
Anm. Ahd. dûmo, mhd. düme. D–en iſt die gewöhn-
lichere Form; die Beiſp. zeigen auch D., ſo noch Heinſe A. 1,
271 und nam. L. 11, 161, wo beide Formen neben einander
ſtehn. Ableit. unſicher; nach Adelung zuſammenhangend mit
„Stamm“. — Wohl verſch. (mundartl., veralt.) D., etwas
zum Feſtſtopfen Dienendes (frz. tampon) und dazu: (ver-)
dāūmen, feſt-, verſtopfen. Schmeller 1, 371; ferner: D.,
Dampf. ebd.; verdaumen, ſ. verdämpfen.
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