Faksimile 0275 | Seite 267
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Das
Dás, n., zu „der“ (ſ. d. in allen Bedeutungen,
und vgl. Es, Dies und Daß). 1) in Bezug auf ein ſächl.
Hw. 2) auf etwas Gedachtes, gewöhnl. durch äußre
Zeichen Verdeutlichtes: [Sie] werden dahin ſterben wie D.
Jeſ. 51, 6, mit der Randgloſſe: Solch muß man mit ein
Finger zeigen, als ſchlüge man ein Klipplin mit Fingern, wie
man ſaget: ich gebe nicht Das drümb. Luther SW. 64, 129,
vgl. Tappius 217b: Das ich mir aus dem Tode nicht D.
mache, wenn ich mich ſo alltäglich ausdrücken darf. Claudius
5, 90; H. 3, 434 u. o. 3) in Bezug auf einen im
Voraufgehnden oder Nachfolgenden liegenden Begriff.
So namentl.: a) auf einen ganzen Satz (in allen
Kaſus, ſ. 4): Luſtig gelebt und ſelig geſtorben! D. heißt:
dem Teufel die Rechnung verdorben; Zeigt man Verſtand,
ſo iſt auch D. nicht recht. G. 6, 60; D. eben iſt der Fluch
der böſen That, | daß ſie fortzeugend Böſes muß gebären. Sch.
357b; D. glaub’ ich nicht, daß ꝛc.; Du hätteſt mir helfen
ſollen, ſtatt Deſſen ſchadeſt du nur; Statt Deſſen, daß du ꝛc.;
Er iſt reich, trotz Dem iſt er nicht glücklich; Kränk’ ihn nicht!
er iſt ohne D. unglücklich ꝛc. So auch: Und D. = und
zwar: Er wird beſtraft und D. von Rechtswegen ꝛc.
b) als Erſatz einer ruhenden Form (Infin. oder Partic.)
eines voraufgehnden Zeitworts: Der Mann dauert
mich .. D. [dauern] wird er Sie auch. L. 12, 257; Er hat
ſtudiert; D. haſt du nicht; Den könnt’ er .. weiter ſchicken.
Wen auf der Welt kann man D. nicht? Sch. 260b ꝛc., ſo
auch mit „thun“ (ſ. d.): Er lügt, D. thut ſie auch.
c) als Erſatz des Prädikats ꝛc.: Sie ſind arm (Bettler),
D. ſeid ihr nicht. ſ. Es [2]. Verſch. das ein beſtimm-
tes Einzelweſen als ſolches hervorhebende masc. oder
fem.: In der Menge weiß ich Einen nur, | der unbeſiegbar
ſeinen Platz bewahrt, | vom Andrang unbewegt. Daß ich Der
[dieſer Eine] bin, | auch hierin laſſt es mich ein wenig zei-
gen. Schlegel Cäſ. 3, 1; Alkmene, entdeckend, daß der in
Geſtalt ihres Gatten zu ihr Kommende nicht Amphi-
tryo iſt, ruft: Du biſt nicht Der, der du ſcheinſt, und
in ihm das übermenſchliche Weſen ahnend: Du biſt auch
D. nicht, was du ſcheinſt, du biſt kein Menſch, ſondern ein
Gott ꝛc. d) ähnl. allgemeine Bezeichnung des Subj.
in Nennſätzen (mit einem Hw. als Prädikat), auch hier
wie bei c zuweilen das m. oder f. zur beſondern
Hervorhebung eines Einzelweſens, einer Perſon als
ſolcher: Erlauben Sie mir, die Herren vorzuſtellen: D. iſt
Herr Schmid und Jenes Herr Meier. „Welcher von Beiden
iſt Herr Schmid?“ Der hier iſt Herr Schmid. „Wer
kommt?“ D. [die Kommenden] ſind unſre Gäſte; Wer ihn ſo
lange ſtieß, bis ꝛc., D. war ich. Immermann M. 4, 47; D.
bin ich; D. iſt, heißt, ſcheint ꝛc.; zuweilen mit ausgelaß-
nem „iſt, ſind“ ꝛc.: Ein braver Mann D., der’s gebaut. G.
6, 375; Zwei Menſchen D., die ꝛc. Gutzkow R. 8, 33; 4;
vgl.: Der Balg Der! G. 7, 87; Der Fuchsſchwänzer Der!
Gotter 3, 171 ꝛc. e) daran ſchließt ſich D. v. männl.
oder weibl. Hw. (wie umgekehrt z. B.: Das kleine Ge-
ſchöpf .., die mich in dieſen verwünſchten Zuſtand gebracht
hat. G. 20, 72; Ein armes, armes Kind, deren Augen ꝛc.
Chamiſſo 3, 27; Das Weib, die mit dir ſprach und ſich die
Wolluſt nennet. Lichtwer 175 ꝛc.; aber auch: Zu einem
Fremden, wie ich (fem.), das Ihr nicht kennet. Auerbach Barf.
232), wenn der Begriff des Einzelweſens mit beſtimm-
tem Geſchlecht, der Perſönlichkeit hinter dem allgemei-
nen, in dem genannten Wort liegenden zurücktritt,
wenn Perſonen gleichſam als Sachen behandelt werden,
wenn Einzelweſen als Geſammtheit zuſammengefaſſt
werden, wenn die Gattung bezeichnet wird, oft = ſo
ein Weſen, wie das genannte ꝛc., vgl. Herrig 18, 114ff.:
Ein Dichter iſt ein närriſches Geſchöpf! D. küſſt ꝛc. Falk 70;
Fort, Schuft! .. D. [So ein Geſchöpf] will Sinne haben!
G. 29, 223; So froh ſollteſt du ſein, wie unſere Thiere. D.
ſpringt ꝛc. Gutzkow R. 9, 9; D. [die Geliebte] ſpringt um
mich, D. athmet Luſt und Leben ꝛc. 8, 464; Ich bin bei
Kindern. D. ſchreit und weint und lacht. Diak. 151; Liesli
62; Fromme Viehhirten, Ochſen und Kühe vor ſich hertrei-
bend; D. zieht über kahle Berge. Heine Börn 94; Immermann
M. 2, 141; Aber Unſereins! Ich bin ſo ein Ding, was man
Hageſtolz nennt. D. hat keine Frau ꝛc. L. 12, 152; Lewald
3, 123; Roth. Erd. 74; Sie iſt nicht in der Stadt erzogen. |
D. glaubt noch felſenfeſt an den Romanenſchwur. Müllner
5, 24; 140; 7, 135; Paalzow Th. 1, 200; Prutz Eng. 3,
414; D. denkt wie die Seifenſieder. Sch. 329b; Ei, D. muß
immer ſaufen und freſſen. 320a; D. fürchtet ſich auch vor
den engen Stuben. 321b; D. ſchlendert wie die Schnecken.
520b; 627b; Thümmel 1, 217; D. iſt nun ſchon Dechant
und des Viſchofs rechte Hand, D. denkt natürlich darauf, auch
Biſchof zu werden. Tieck NovKr. 2, 330; 4, 118; Nov. 1,
31; 5, 275 ꝛc. 4) D., wie „es“ (ſ. d. 9) ꝛc., findet
ſich zuweilen als Obj. in Fügungen, die wenn ſtatt
der allgemeinen Beziehung eine beſtimmte eintritt,
gewöhnl. den Gen. oder Präpoſ. nothwendig machen,
z. B.: D. wirſt du ſie nicht überreden. G. 3, 141 (vgl.:
Wer mich dieſes bereden könnte. L. 8, 336); Das Alles wer-
den wir .. benöthigt (ſ. d. L. 12, 122) ſein. G. 19, 227;
D. ſind wir einverſtanden. Chamiſſo 5, 36; D. ward die Frau
Holle bald müde. Grimm M. 110; Der Herr war D. zufrie-
den. 244; D. zürnten ſie nicht. Gotthelf G. 119; Sie hätten
es nicht gezürnt. 120 ꝛc. 5) als bezügl. Fw. ſteht
nach heutigem allgemeinen Gebrauch d. nur in Bezug
auf ein beſtimmtes ſächl. Hw.; dagegen was (ſ. d.),
wo etwas Allgemeines oder ein Zuſammenfaſſen von
Einzelnem bezeichnet werden ſoll, alſo namentl. in
Bezug auf einen ganzen Satz, wie auf ſubſtant. ge-
brauchte ſächl. Ew. und Fw., vgl.: Ich theile dir ein
freudiges Ereignis mit, d. du noch nicht weißt ꝛc.; ſo nam.
Etwas, Nichts, Manches, Vieles, Alles, Mancher-, Vieler-,
Aller-lei, Allerhand, Das(jenige), was, oder, mit ausgelaß-
nem hinzeigendem Das, bloß: Was. Als Genit. aber
zu dieſem „Was“ gehört „Deſſen“, z. B.: Manches,
deſſen ich mich nicht mehr entſinne ꝛc., außer in Verſchmel-
zung mit den Präp., wie weß-halb, wegen. Der Dat.
des bezügl. was (ſ. d.) iſt ungebräuchlich; mit den mei-
ſten Präp. verſchmilzt es zu einem Wort, ſ. wo(r) u.
vgl. da, Anm.
Anm. Schwankungen und Abweichungen von der Regel
unter 5 finden ſich freilich noch bei unſern beſten Schriftſtel-
lern, z. B.: Sie führte .. dagegen an, was ein zartes Ge-
müth gewiß mit ihr gleich empfinden wird und das wir mit
Worten auszuführen nicht unternehmen. G. 18, 267; Eine
Verheimlichung Deſſen, was nicht auszuſprechen war und
Das, endlich ausgeſprochen .., zur Verzweiflung brachte. 27,
34*
376 ꝛc.; Er glaubt von einem großen Hauſe herzuſtammen,
Das ich denn auch nicht für ganz unmöglich halte. 8, 298;
Sich zu putzen, Das Sie den Weibern überlaſſen ſollten. 10,
38; Denen, die mir beiſtanden, das ungefähr zehen .. waren.
29, 58 u. o. Ich habe Langes und Breites von einer ſogen.
Blutliebe ſchwatzen hören, das ꝛc. Sch. 106a; Ich will dir
’was ins Ohr ſagen, Moor, das ſchon lang mit mir umgeht.
107a; Ertragen muß man, das der Himmel ſendet. 520aꝛc.
Ja ſogar, wo im erſten Entwurf der Jphigenie (G. 34, 161)
ſteht: Bleibt mir zu Hauſe Nichts, was mich ergötze,
findet ſich in der metriſchen Bearbeitung 13, 12: Das ꝛc.
(ſ. Etwas, Anm.). Bſp. des was für das ſind bei G.
ebenfalls nicht ſelten: Das Feſt, was wir heute feiern. 27,
411; 371; Das Unrecht, was ihm geſchah. 28, 237; Das
erſte Geſtein, was man durchfahren hat. 40, 214; Ein Ta-
lent, was man bisher an ihm noch nicht kannte. 16, 171 ꝛc.;
ſo ſelbſt noch Burmeiſter gB. 1, 223: Das größte Thier, was
die Erde jemals hervorgebracht hat ꝛc. S. namentl. auch
G. 30, 272 in einem Brief von Hackert: Es iſt das einzige
Werk, das ich kenne, was über die Kunſt geſchrieben iſt, das
ich gut finde, wofür es jetzt gewöhnl. mit Vermeidung
der vielen Relativſätze etwa heißen würde: Es iſt unter den
mir bekannten Werken über Kunſt das einzige, das ich gut
finde ꝛc.