Faksimile 0274 | Seite 266
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darben
Dárben, intr. (haben), zuw. tr. (ſ. 3): Mangel,
Noth leiden: 1) Pſ. 34, 11 u. o.; Er verrieth das D.
der Sinne, den Schmerz der Seele verrieth er nicht. Börne
5, 266; Bei meinem Golde d–d. Chamiſſo 4, 254; 296;
Genug beſitzen, hieße d.; Alles bedürfte man. G. 13, 262;
14, 115; Im d–den Elende zu verkommen. Heine Verm. 1,
313; Die gedarbt bei deren Fette. Rückert 1, 168; Die hier,
weil ihre Brüder darbten, praßten. Mak. 1, 57; Am Quell
der Freude d. W. 20, 118. 2) der Ggſtd. woran man
Noth leidet, mit „an“: D–d an Genüge. B. 99a; Weißt
du denn, woran du darbeſt, was dir einzig fehlt. Hölderlin H.
1, 118. Aber auch: 3) im Sinn und in der Fügung
von entbehren (mit Gen. oder Obj.): Jch darbe Etwas
= es fehlt mir an Etwas, ich bin ohne Dasſelbe:
Ein getheilt Mahl iſt beſſer als ein gedarbet Mahl. Sprchw.
(Heniſch); Keiner war’s, | der gleichen Theils gedarbet hätte.
B. 147b v. 667; 223a v. 203; Darbt noch der Stärke
des Kampfs. WHumboldt 3, 36; Die Geiſtlichen müſſen ...
des Lehnrechts d. Möſer Ph. 3, 185; 4, 299; Tantalus, |
der ewig eines dargebotnen Mahles darbt. Ramler 259; V.
Sh. 3, 472 ꝛc. Ein ſchönes Angeſicht kann Schmink’ und
Anſtrich d. Gryphius; Muß ich deſſen Einfluß d. Günther 293;
Viel Wucher (342), die Früchte (873), den Mangel (782)
d. [= ohne Mangel ſein]; Er darbet Nichts und ſagt
doch, ihm gebricht. Opitz; Schweinichen 1, 388; Die Weis-
heit darbet nie zufriedne Wonne. W. ꝛc. 4) Mit Et-
was d., damit kargen, geizen, es ſpärlich verwenden
ꝛc.: Wie haſt du mit den Stunden des Schlafs gedarbt!
Engel 1, 243. 5) refl. mit Angabe des Erfolgs:
Sein Abgott war Gewinnſt, ſein Zweck ſich reich zu d. Licht-
wer 124 (vgl.: Er darbt, um reich zu ſterben. 213, und
ſich).
Anm. Das Tranſ. (3) iſt im Allgem. veralt., ebenſo
die Ableit. Dárb, m., –e, f.: Mangel, Noth. Steinbach 1,
281. Die Noth und D–e ſeines Nächſten. Luther 2, 482a,
und im Wortſpiel mit anklingenden Eigenn.: Die wüſten
Häuſer Darbſtädt und Mangelburg. Lehmann 53 ꝛc. Vgl.
(Be)dürfen; (ver)derben; dürre ꝛc. Benecke 1, 364.
Zſſtzg.: Áb-: tr.: Etwas ſich, ſeinem Munde, Leibe
ꝛc. a.; es ſich am Munde, Leibe a. = es ſich entziehn, ab-
knapſen, ſich die Entbehrung Desſelben auflegen: Jede
Minute, die er ſich a. konnte, gehörte ihr. Gutzkow 11, 246;
R. 5, 173; Wir haben uns den Thaler am Munde abge-
darbt. Monatbl. 1, 578b; A–d mir ſelbſt auch den Biſſen
vom Maul. Prutz Woch. 140 ꝛc. Ungebräuchlich aber
iſt: Einem Andern Etwas a., doch findet ſich: Ich war ..
ſo verarmt und abgedarbt an Liebe. Kühne Freim. 24 ꝛc.
Be: (veralt.) = darben. Luther Br. 2, 659 ꝛc. Da-
hín-: intr. (ſein): darbend hinſchwinden ꝛc.: In
troſtloſer Armuth d. Heine Lut. 1, 31 ꝛc. Ver-: intr.
(ſein): darbend vergehn, verkommen, zu Grunde gehn:
Wie lechz’ ich nach einer Unterhaltung mit dir, da man hier
bei aller Fülle leiblicher Genüſſe geiſtig verkümmert und ver-
darbt. Vgl. verderben. Zuſámmen-: tr. [5]:
Ein großes Vermögen ꝛc., U. ä. m.