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Dank
Dánk, m., –(e)s; 0 oder (veralt.) –en (s. 1), Dänke (s. 3b); -:
1)m. Mz.: Danken, urspr. das Denken, der Gedanke (s. d.). Benecke 1, 351: Der D., den du hast, ist nicht das Wort, aber das Wort ist das Ende des Gedanks. Keisersberg Post.; Ausschlag | solch D–en aus dem Herzen dein. HSachs 4, 3, 14a; Ihr Sinn und D–en Tag und Nacht. Waldis Ps. 56, 2 etc., so selbst noch G. 6. 68 wenn man nicht lieber da = dann fassen will: Und bring, da hast du meinen D., | mich vor die Weiblein ohn’ Gestank; vgl. Rückert Weish. 2, 239. Diese veralt. Bedeutung dauert noch fort in der Verb.: Gegen, ohne, wider Jemandes Dank (= Absicht, Willen): Was man aber wider den D. der Natur [ihr zuwider] macht, Das macht man jederzeit schlecht. Kant Sch. E. 79; Daß selbst die entschiedensten Verfechter dieser Denkart gegen ihren D. und Willen .. noch immer etwas Beßres sind. Fichte 7, 33; Dienst ohne D. [nicht begehrten, aufgedrungnen] lohnt man mit Gestank. [Sprchw.] Luther 6, 84a u. v. So auch: Wider des Henkers (Teufels) D. = ohne daß der Henker (d. h. irgend Jemand) daran gedacht, das gewollt. Adelung; Gryphius 2, 728. Ferner die Redens- art: Einem Etwas zu D. [so wie er es denkt, haben will, wünscht, nach Wunsch] machen etc.: Jes. 56, 16; Der nie mit sich selbst zufrieden ist und dem es daher Niemand zu D–e machen kann. G. 14, 74; Schenk’ ich meinem Herrn zu D. [den Wein ein]. 4, 117; Nun, wenn nicht dir zu D., zum D–e [s. 2] sing’ ichs dir. Rückert 6, 355 etc. So auch in der Formel, womit Rechnungen quittiert werden: Zu D. erhalten etc. Hier aber grenzt D. ganz nahe an die heute gewöhnl. Bedeutung. 2) das Gefühl Dessen, dem etwas „zu Dank“ gemacht worden; der Ausdruck der Verpflichtung für empfangnes Gute.
a) dies Gefühl und der Ausdruck desselben in Worten: Einem für Etwas D. schuldig sein, schulden, sagen, abstatten, zollen, wissen; wenig, schlechten D. wissen etc.; D. verdienen, ernten; Einem gebührt D., viel, tausend, großer, unermeßlicher, reicher, schöner D.; Etwas mit D. zurückgeben; Habe D., nimm meinen schönsten D., ich spreche dir meinen besten, tiefsten, innigsten D. aus für deine Freundlichkeit; Gott, dem Himmel, dir sei D. dafür etc.; Er .. zollet dir gerührt | mit Thränen frommer Ehrfurcht den D., der dir gebührt. Chamisso 3, 343; Nimm entgegen meines D–es Zoll. 4, 183; Der von seinen Freunden für vortreffliche Künste schlechten D. erntet. 281; Und nimmt für flücht’ge Gabe | nicht mehr den flüchtigen D. G. 1, 75; 76; Sie erhalten .. die .. Abhandlung mit D–e zurück. Sch. 1, 11; Haben Sie tausend D., daß Sie ihn aufnehmen. Zelt. 1, 217; Hätte sich noch obendrein einen schönen D. von Beiden verdient. Hebel 3, 488; Der seinen gefühltesten D. aussprach. König Jer. 3, 214; Sonst erntet man Stank für D. und Hohn für Lohn. Stilling 2, 103; Wovon wir nur des Teufels D. (s. 3a) haben. Vogt Köhl. 88; Gotthelf U. 2, 304 etc.
b) oft in Erwidrungsformeln auf Höflichkeiten (s. Anm.): Trank | ... und sagte: Schön D. Chamisso 3, 241; „Guten Tag, mein Kind!“ „Großen D.“ G. 8, 141; Mit einem kahlen Schöndank abgefunden. W. 21, 199 etc. Auch als iron. Verneinung (vgl.: Prost Mahlzeit! etc.): Nun wird er doch das Suchen bleiben lassen? | Ja, großen D. Burmeister Fab. 160; Mich prellen? Großen D.! Der Alt’ ist euch zu fein. Müllner 5, 315; V. 3, 105 u. v.
c) als Parenthese dient: „D. sei“ etc. zur Bezeichnung der Ursache von etwas Bösem sowohl als Gutem; oft bleibt „sei“ weg und D. wird dann ganz zur Präpos. mit abhängigem Dat., zuweilen Genit. (s. Anm. und vgl. Danker 2b): Brabant ist seines Aberglaubens wegen berühmt, D. sei es Philipp’s grausamer Politik. Forster Ans. 2, 8; Pfeffel Po. 3, 53; Könnte nun, D. meinem blauen Dampfe, | mir den Bauch füllen. Rückert 2, 218; Nun ist sie .. hin, | D. eurer allzuraschen Hitze. W. 11, 48; D. dem verliebten Fieber. 224 etc. Beide Summen werden, D. der Erfahrung ..., D. seines ehrlichen Willens, groß genug sein. Gutzkow R. 3, 121.
d) namentl. im biblischen Stil, = Danksagung, Lob, Preis, Ruhm etc.: Dir gebühret .. Sieg und D. 1. Chron. 30, 11; D. anzuheben zum Gebet. Neh. 11, 7; 12, 46; Ich will den Namen Gottes loben mit einem Liede und will ihn hoch ehren mit D. [,,in Dankgesängen“ Mendelssohn]. Ps. 69, 31; D. opfern. 50, 14; 23; Daß .. viel D–s geschehe. 2. Kor. 1, 11; Mein erst Gefühl sei Preis und D. Gellert etc. 3) der sich in Thaten kundgebende Ausdruck der Verpflichtung für geleistetes Gute; Lohn, Vergeltung:
a) Wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was D–s habt ihr davon? Luk. 6, 34; Sehr hat mich ergetzet dein lustiger Schwank; | drum soll dich auch wieder ergetzen mein D. B. 67b; Das ist also der D. für die Mühe! Chamisso 4, 297; 3, 256; Und du, zum D., sollst diese Münze tragen. 4, 125; Wer soviel kann, Der muß auch baaren D. erlangen. Hagedorn 2, 247; Will man zum D. uns aus dem Lande werfen. Sch. 332b; Des Teufels, Henkers D. (s. 2a). Namentl. auch:
b) der vom Sieger zu erringende Preis, zumal früher in Turnieren, Mz. Dänke: Sieg erkämpfen oder D. Alxinger D. 51; Ritter, welche .. den D. außerhalb der Schranken suchen. G. 27, 372; Gewann manchen D., mißte manchen D. Immermann M. 3, 152; Die wollten im Turnier .. | die besten Dänk’ und Preis für Helden weggewinnen. Mühlpforth Hochz. 147; Den D., Dame, begehr’ ich nicht. Sch. 70b; Nicht ohne D. | gedenk’ ich diesen Kampfplatz zu verlassen. West Dian. 1, 2; Den D. davon zu tragen. W. 11, 133; 135; Austheilerin des D–s. 19, 187; 189; 20, 16; 338; Zum Ritter-D. ist dir dies schöne Weib beschieden. 130.
Anm. Auch lat. gratia, gr. αρeς, Huld (in Bezug auf den Geber), Erkenntlichkeit, Gefühl der Verpflichtung (in Bezug auf den Empfänger), vgl. namentl. die Doppelbeziehung: Du hast ganz gewiß mir D. [dankst es mir]. G. 8, 251; veralt.: D. hab [sei] dem Weihwasser. Fischart B. 42b etc., und —: Keinen D. haben. Sir. 29, 32; Habe D. [sei bedankt etc.], auch oft als Hw.: Für jede Beleidigung hatte ich sogleich mit 5 Fingern einen Habedank zur Hand. Gutzkow R. 5, 470 etc.; Als letztes Dankhab (veralt.). Butschky Kanzl. 300. Beachtung verdient dabei der Gen. statt für: Des Schusses habe D. Simrock Nib. 434; so auch: Habe D. der guten Zeitung. L. 2, 44, und ähnlich bei sein (auch ellipt.): Seiner [dafür] sei dir D. Chamisso 5, 195; Herzlichen D. der Briefe. 154; 152; So D. dir des Geschenkes. H. 16, 90; s. 2c und b: D. der Ehre. G. 1, 196; D–s. 7, 57 (s. u.), wie „es“ und dann auch der Accus. überhaupt, nam. bei „D. wissen“ steht: Ich weiß dir Dessen keinen D. Frisch 183b; Der Präsident muß es mir D. wissen. Sch. 182a; L. 2, 400; Wer wird ihm diese kleine Üppigkeit nicht vielmehr D. wissen? 6, 478; Die ihm seine Mühe und Arbeit wenig D. wußten. Musäus M. 2,8etc. —„D. sagen“ (vgl.: Danksagung) behandelt Luther als untrennbare Zsstzg.: Du danksagest fein. 1. Kor. 14, 17; Kol. 1, 12. Nicht korrekt ist der Bezug eines bestimmten Fw. auf das unbest. D. in dieser Wendung: Mir [deinen] D. zu sagen; den nahm ich mit Freuden auf. HVoß JP. 37. In einigen Fällen (s. 2b) scheint D. aus „dank’ ich“ entstanden, z. B. wohl Zeitw. G. 7, 57; 1, 196 (s. danken, Anm.); in der Grußformel: Schön D. [schön dank’ ich, ich danke schön], wenn man nicht lieber erklärt: Schön[en] D. sag ich etc. Man beachte auch die Verbindung: Tausend (s. d.) D.
Zsstzg. vielfach, mit Hw. als Bstw.: Herzen- (B. 27a), Kindes-, Freundes-, Wonne- (G. 13, 245), Ritter- (3b; Musäus M. 2, 123) -D. etc.; ferner: Be-: Jch hätte meinen B. [mich zu bedanken] nicht vergessen. Auerbach Leb. 1, 202; veralt. auch = das Bedenken, Überlegen: Der B. ist in einem Menschen behender weder in einem andern. Keisersberg Jrr. Sch. 15 etc., s. Bedenk; auch = Bedenkzeit. Schmeler 1, 383 etc.
Un-: das Vergelten von Gutem mit Bösem, zuweilen unterschieden von „Nichtdankbarkeit“, Mangel an Dank, s. G. 21, 242: „Es ist Derselbe, der mir Gutes that“. | Das ist nicht U., was die Noth gebeut. G. 13, 67; Auf den schwärzesten U. gefasst. 29, 273; Mit U. lohnen. Platen 4, 295; Der U. schrie zu laut. W. 12, 31; U. ist der Welt Lohn etc.; So solcher Rath nicht wohl glückt, so hat man es U. Weidner 41 etc.
Wólfs-: Teufels-D., Undank etc. Weidner 324 etc.