Faksimile 0268 | Seite 260
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Damm
Dámm, m., –(e)s; Dämme; Dämmchen, lein: -:
1) eigentl. jede längre Erhöhung von Erde und Stei-
nen, ſozuw. bei Schiffern = Sandbank; namentl. aber
die künſtlich aufgeworfne Erhöhung: a) das Waſſer
abzuhalten und zurückzudrängen (ſ. „Deich“), z. B. bei
den Bauten der Biber. Brockes 9, 241; Freiligrath 1,
235 ꝛc.; Der D. zerreißt, zerſchmilzt, verſchwindet. G. 1,
147 ff.; Ihr Fluthen, ſchwellt! | zerreißt die Dämme, ver-
wandelt Land in See. 13, 286; Es waren Dämme gebro-
chen. 18, 254; Reißen die Dämme | donnernd mit fort im
Wogengeſchwemme. Sch. 491b; Ganze Buchten im Meer
mit Dammen ausfüllen, um ſie mit marmornen Gebäuden
zu überdecken. W. Hor. Br. 1, 54. b) oft übertr. auf
Das, was einem Andringenden, Überſtrömenden ꝛc.
entgegentritt, es in Schranken hält. So heißt z. B.
der Wallſtein im Hohofen, „ſo genannt, weil er dem im
Herde befindlichen geſchmolznen Eiſen und der darauf ſchwim-
menden Schlacke einen Wall entgegenſetzt“ (Karmarſch 1, 572),
zuweilen auch D. ꝛc., ſ. „Dame“ Anm.; namentl.
aber oft: Deich und D. gebrochen. Claudius 6, 57; Ward
der breiten Plattheit Thür und Thor geöffnet, ja der D. durch-
ſtochen, durch welchen das große Gewäſſer zunächſt eindringen
ſollte. G. 21, 53; Wenn jener Türke nun mit ſeiner Heer-
macht Wellen | daherbrauſt, welchen D. willſt du entgegen-
ſtellen? Rückert Roſt. 55; Der D. iſt weg und der Strom
ſeiner Lüſte kann jetzt freier dahinbrauſen. Sch. 105a; Die
Sprödigkeit der Schönen | iſt nur ein D., der einen Regen-
ſtrom | zurückepreſſt. 15a; Ein Übermaß .., | das Dämm’
und Schanzen der Vernunft oft einbricht. Schlegel Haml. 1,
4 ꝛc.; Daß die Thränen .. den Schmerzens-D. umbra-
chen. IP. 2, 136. 2) ein erhöhter Fahrweg, u. dann
in weiterm Sinne namentl. in Norddeutſchland die ge-
pflaſterte Straße und das Straßenpflaſter. Dazu die
ſprichwörtl. Redensart: Auf dem D. ſein, in Bewegung,
munter, wohlauf ſein; Einen auf den D. bringen, auf
die Fahrſtraßc, auf die Bahn, in Aufnahme bringen
(vielleicht aber auch zu 1a gehörig, vgl.: ſein Schäf-
chen oder vielmehr Schiffchen aufs Trockne brin-
gen). 3) Orgelb.: Hölzer, die das Vorſchieben der
Regiſterzüge hindern: Die Dämme ſind auf der Windlade
befeſtigt und auf ihnen liegen die Pfeifenſtöcke. 4) (Anat.)
die Gegend zwiſchen Scham und After, Mittelfleiſch,
Perinaeum. 5) bei Glockengießern ꝛc. der wohlver-
wahrte (gedämmte) Ort der Formgrube: Was in des
D–es tiefer Grube | die Hand mit Feuers Hilfe baut.
Sch. 77b.
Anm. Wie Deich (ſ. d.) drückt D. urſpr. neben der Er-
höhung auch die Vertiefung aus (ſ. 5), z. B. im Dän. und
Schwed. = Teich, See; noch bei Heniſch 637 = Abzugs-
graben u. mundartl. in Öſterreich = Schleuſe. Um Bre-
men ein adliges Gut mit beſondern Gerechtigkeiten, ſ. Kobbe,
Bremen und Verden 1, 269. Veralt. iſt Thamm bei Luther
(Hiob 38, 10; Spr. 17, 14; Jeſ. 19, 6), Stumpf 400b, wie
mhd. tam; ſchwzr. Mz.: Schutt zerriſſner Dämmen. Haller
5 (ſpätre Lesart: von mürben Dämmen). Meiſt deutet
man D. als den „abhaltenden, hemmenden“, vgl. zahm und
dumpf.
Zſſtzg. vielfach (vgl. zu 1 die von ,Deich“), z. B.:
Bāūm- [2]: Steindämme giebt es nicht, wohl aber
Knüppeldämme, deren einzelne man auch Baumdämme nennen
könnte, welche, aus ganzen Tannenſtämmen zuſammengelegt,
vorzüglich über den Sümpfen und Moräſten angebracht ſind.
Arndt Erinn. 143. Blóck- [1]. Kohl Alp. 3, 279.
Dēīch-: das Waſſer vom Deich abhaltend, „Lauung“.
Féls- [1]: Wo Gebälk [den Bach] abhielt und vorgebaue-
ter F. V. Ov. 1, 188; Albion .., der Unterdrückung letzter
Felſendamm . .., die Tyrannenwehre. Sch. 20a. Hā-
fen- [1]: Molo. Platen 4, 281. Kīēs- [2].
Klópf-, Klúft- [1]: mit Raſen bedeckter Damm;
auch bei Kanalarbeiten der in Zwiſchenräumen ſtehn
gelaſſene Querdamm, zum Abhalten des Quellwaſſers,
Zwiſchendamm. Knüppel-, Knüttel-: ſ.
Baum-D., Knüppelbrücke; auch übertr.: Euch hat der
Trübſinn . .. auf dieſen Knüppel-D. geleitet = ſchlechter
Weg ꝛc. Göckingk 1, 110. Quêr-: ſ. z. B. Kluft-
. Sánd- [2]: auch = Düne. Burmeiſter Gſch. 15.
Stēīn-: 1) [1] G. 25, 109; Platen 4, 296.
~, [2] Krünit 8, 665. Wêhr-, Wūhr- [1]:
zur Abwehr dienend. Tſchudi Th. 28. Zwíſchen-:
Kluft-D. ꝛc.