Faksimile 0259 | Seite 251
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Butz Butzen
II. Bútz, m., –es; –e. ~en, m., –s; uv.;
Bützchen, lein: 1) der Schlag, Bums, ſ. I. 1.
2) Schreckgeſpenſt, verlarvtes Weſen, Larve: Daß keine
Perſon in Böggen- fſ. d.] oder Butzen-Weis gehen oder
ſein chriſtlich Angeſicht verbutzen und verändern ſolle. Stal-
der 1, 202; 251; Schmeller ꝛc.; Ein verbutzter Teufel,
der leibhaft B. Fiſchart Garg. 231a; Ein Mummeleſſer, ein
Butzenmann, ein Kinderſchrecker und Scheuſal. B. 194a;
50b; Simpliciſſmus 2, 248 ꝛc., vgl.: Bu 2 und Böli;
Einem einen Butzen oder Putzen machen. Franck Sprchw. 2,
54a; Luther 1, 372b ꝛc., vgl. Poſſen; Butzenantlitz [ver-
larvtes]. Zinkgräf 1, 262; Faſtnacht- (166), Hanf-
[Vogelſcheuche, Popanz] (Auerbach Gev. 257; Fiſchart B.
IVb; V. 1, 186), Kuder-B. (Gotthelf G. 171), ſ. Kuder-
Werg, Hede; Vor den Häuſern junger Eheleute hielt der
Kuniberts-Pütz ſtill und artige Wickelkinder wurden hin-
aufgewunden. Kinkel E. 166 u. ä. m. Dazu: Ver-
butzen, tr. und refl.: vermummen, ſ. o. und z. B.:
V. Ant. 1, 178; 229; 2, 125; 260 ꝛc., vgl. putzig ꝛc.
3) eine zuſammenbackende, dicke, derbe, hervor-
ragende Maſſe, vgl.: Batz, Bauz, Butt ꝛc., ferner:
butzend. Heniſch 575 = aufgebläht, geſchwollen. So
z. B.: a) die verdickte Feuchtigkeit in den Augenwin-
keln (ſ. Butter 2a); in der Naſe, der Rotz, mundartl.:
„Popel“ und ſchwzr. (ſ. 2) Bög. Dazu: Butzig,
rotzig. b) das Kerngehäuſe, Kriebs (ſchwzr. eben-
falls Bög) im Obſt. Zink 1, 130; aber auch = Knospe
von Pflanzen, Knopf ꝛc., z. B.: Hagbutzen = Hage-
butte (ſ. d.); Eiterbutzen = Stachelbeere (ſ. Eiter
Anm.). c) die zu ſchnäuzende Schnuppe am Licht,
Oſel. Luther 4, 264b; Entbrannte er von einem Licht-
butzen. Zinkgräf 1, 263, dagegen verſch.: Ein hülziner
Lichtbutz. Fiſchart B. 266a, ſ. Lichtputze, Putzſchere.
Dazu: Stern-B., Sternſchnuppe. Ferner in tech-
niſchen Anwendungen ſo: d) Arzneik.: der Eiter-
ſtock eines Geſchwürs. Krünitz 6, 279; vgl. n.
e) Bäcker.: Krümel im Teig oder Sauerteig, auch:
Butzeln. Krünitz 7, 488. f) Bergb.: vereinzelt
auftretende Erze im Geſtein. Karmarſch 1, 165; aber
auch: wulſtförmige Anſchwellungen der Berge: Felſen-
kegel, die oben wie zugedrehte Säcke mit faltigen Butzen
endigen. König Leb. 2, 49. g) Buchdr.: Klecks von
Buchdruckerſchwärze. h) Feuerw.: B., Feuer-
B., erbſengroße Kugeln in Raketen. i) Gärb.:
die dickſte Stelle an den Hüften beim Sohlleder.
k) Glasbläſ.: der Fleck, wo ein mit dem Löthrohr
auf Kohle geblaſenes Kügelchen auf der Kohle aufge-
legen. l) Hüttenw.: Erzklumpen. m) Uhr-
mach.: eine auf der Welle des Bodenrads angelöthete
Hülſe ꝛc. Dazu: n) nam. zu d, mehrere ſprichw.
Anwendungen, z, B.: Der B. [Eiterſtock, Grund,
Kern des Ubels] muß heraus; Da ſteckt der Putzen
[Knoten]. Auerbach Dorf 1, 336; Geſagt muß es aber
ſein, ich muß den Putzen [das Hemmende] einmal ’raus
thun. 140; Da kam man erſt hernach auf den rechten Butzen
[Fleck]. Fiſchart Garg. 174a; Man ſtirbt nicht ſogleich vom
Butzen [Fleck, mit einem Mal] weg. Spindler Stadt 1,
46; Bei einem Butzen [auf ein Mal]; Mit B. [vgl.
Stumpf und Stiel]. Tieck 15, 344; Das iſt der eigent-
liche Kern und B. der Materie. V. Sh. 2, 37; B. und
Benz [ſ. d. = in Maſſe und einzeln, ſammt und ſon-
ders] u. ä. m. Nicht unzweifelhaft iſt die Bed.:
Verlogne Leute ſtecken dahinter, Mißgönner mit B., Neid
und Praktika. G. 35, 67, ob vielleicht = Falſchheit,
Verſtellung? (ſ. 2 B. = Larve).
Anm. S. Friſch, Grimm, Schmeller, Stalder und vgl.:
Putz und Poſſe.