Geburt
Gebūrt, f.; –en; –s-: (ſ. gebären): 1) das Ge-
bären: Der G. gehen die Wehen vorauf; Eine in. der G.
begriffne [kreißende] Frau; Eine ſchwere, leichte G. [Ent-
bindung] haben; Arznei in ſchweren G–en; Es kam ſie hart
an über der G.; da es ihr aber ſo ſauer ward in der G.,
ſprach die Wehemutter. 1. Moſ. 35, 17; Offenb. 12, 2 ꝛc.
— 2) das Geboren-Werden oder -Sein, Entſtehung,
Abſtammung, Herkunft ꝛc.: a) Verflucheſt den Tag deiner
G. Sir. 23, 19; Pred. 7, 2; Viel werden ſich ſeiner G.
freun. Luk. 1, 14; Die Kinder ſind gekommen an die G. und
iſt keine Kraft da, ſie zu gebären. 2. Kön. 19, 3; Jeſ. 37, 3;
Weish. 7, 5. — Zu Feiertagen ſüßer Namen und lieber
G–en. G. 6, 95; G. und Grab. 11, 24; Der .. erhabenſte
Gedanke in der G. erſtickt. 10, 164; Die erſte G. könnte
man „Sein“, die Wieder-G. „Leben“ nennen. Hippel Ehe 1,
149; Das Knäblein | ſpäter G. [ſpätgeborne]. V. Th. 24,
31ꝛc. — b) Das Buch von der G. [Abſtammung] Chriſti.
Matth. 1, 1; 4. Moſ. 1, 18 u. o.; Nur des Berittnen wei-
cher Enkel | iſt von G. edel und klug. V. 3, 173; Von ho-
her, niedriger, vornehmer, geringer G. — Wenn er von G.
wäre. W. 19, 250 [d. h. adelig, ſ. gebären 1i und
Familie]. — 3) das Geborne oder zu Gebärende (Lei-
besfrucht), übertr. allgem. Erzeugnis: Wie eine unzei-
tige G. [Früh-G. Mendelsſohn], ſehn ſie die Sonne nicht.
Pſ. 58, 9; Hiob 3, 16; Sich die G. abtreiben ꝛc.; Jeder
Unmuth iſt eine G., ein Zögling der Einſamkeit. G. 22, 158;
Würden uns weniger verſchobene G–en des Geiſtes anekeln.
31, 15; Die G–en ſeines Kopfs. L. 11, 178; Ein kleines
Lied . . . war die G. Ramler F. 2, 539; Die abſcheulichſten
G–en der Tyrannei an das Licht zu brüten. Sch. 1040a;
Mit allen rohen G–en eines unmündigen Verſtandes. 1106b;
1107b; 1233b.
Anm. Veralt. Burt z. B. HSachs 4, 1, 32b; vielleicht
gehört hierher auch Bürdlein (ſ. Bürde 3) = Nachgeburt.
Vgl. die im Allgem. ſeltne Verklein., z. B.: Hypotheschen
oder ähnliches Miſsgebürtchen des eigenen Köpfchens.
Heine Reiſ. 1, 103. — Man beachte den gedehnten Vokal
in Gebūrt neben dem geſchärften in (ge)bürtig ꝛc.
Zſſtzg. (ſ. Zſſtzg. von gebären) z. B.: Ab- [3]:
Miß-, Fehl-G.: Einem Abſceß, einer A., welche aus gräu-
lichem Inceſte entſteht. Zelter 5, 251. — Áfter- [3]:
Nach-G., ſ. Bürde 3, auch wohl eine falſche, täu-
ſchende Geburt. — Aūs- [3]: zumeiſt in ſchlimmem
Sinn: Es war keine der Muſen, die den Künſtler zu ſolchen
A–en begeiſterte. Forſter Anſ. 1, 136; G. 26, 104; Eine
der troſtloſeſten A–en eines Volks, das ꝛc. Gutzkow R. 1,
184; A–en des Lugs und des Trugs. Heine Verm. 1, 217;
Daß A–en der Kunſt ſogar neben ihrer höchſten Ausbildung
beſtehen können. WHumboldt 1, 9 u. o. — Doch auch ohne
tadelnden oder ſelbſt mit lobendem Nebenſinn: Eine
köſtliche A. dieſer kreißenden Nacht. Eichendorf Lärm 52;
Göttliche A–en. Forſter Anſ. 1, 124; Da dieſe Schnecken
. . A–en des ſüßen Waſſers ſind. G. 26, 244; Des Lichts
und des Schattens echte A. 39, 160; 159; Die Centaurin
giebt der jüngſten A. ihres Doppelweſens die Milch der Mut-
terbruſt. 31, 274; Eines Werks aber, der wahrſten A. des
ſiebenjährigen Krieges . . . muß ich . . . ehrenvoll erwähnen,
. . . Minna von Barnhelm. 21, 80; Keller gH. 2, 294;
Schlegel Haml. 3, 1; W. 15, II ꝛc. — Erſt- [2 und 3]:
Verkaufe mir heute deine E. 1. Moſ. 25, 31ff. [das Recht
der E.]; 1. Chron. 6, 1 ff. — Die E–en [bei Luther:
„erſten Geburt“] ſind mein, ſeit der Zeit ich alle E.
ſchlug in Ägyptenland. 4. Moſ. 3, 13; Das Löſegeld von den
E–en 42, 50; Man ſetzte ſie ... den Erſtgeborenen nach ſei-
ner E. und den Jüngſten nach ſeiner Jugend [wofür nach dem
Parallelismus vielleicht auch ſtehn könnte: nach ſeiner
Jüngſt-G.] 1. Moſ. 43, 33. — Eben-: Ebenbürtig-
keit. Hippel Ehe 5, 46. — Fêhl- [1; 3]: Von ſieben Söh-
nen | die einz’ge F. Böttger Byr. 8, 8 [Mißrathne, Un-
förmliche ꝛc.]; Bringt eine F. zur Welt. Mendelsſohn 7,
15, ſ. Abortus. — Flámmen- [3]: Aus jedem Kuß
wächſt eine neue F. [erzeugt ſich eine neue Flamme].
Gutzkow R. 9, 494. — Frǖh-: etwasfrüh, vor der
Zeit Gebornes, ſ. Spät-G., aber auch ein frühreifes
Kind: Der Held des Buchs iſt eine F., konnte ſchon am
fünften Tage reden. Gervinus Lit. 3, 389. — Gēīſtes-
[3]. Forſer Anſ. 3, 202. — Hirn- [3]: Phantaſie,
Hirngeſpinnſt. Heine Verm. 1, 235; Mendelsſohn 4, 1,
526; 4, 2, 146 ꝛc. — Hōch- [2b]: O edler Lord, denk
deiner H. V. Sh. 3, 331. — Lúft- [3]: Phantom. G.
10, 274. — Māūs- [2]: Die M. des kreißenden Ber-
ges. Gutzkow R. 5, 267. — Míſs- [1; 3]: Fehl-G.,
Monſtrum: Die M. [die Bucklige] klagt. Alexis Dor. 1,
21; Es wird mir immer übel, die kleinen M–en [ſteifen,
albernen Kinder] in der Allee auf und ab treiben zu ſehen.
G. 34, 21; Der Mäuſe M.! [verhaßte Maus]. Hage-
dorn 2, 33; Dieſe M. [mißrathne Überſetzung]. L. 3,
406; dafür bei Stumpf 397b auch Wider-G.; ſelten
= Abortus. — Míſt- [3]: Die Miß- und M–en der
neuen Romantik. Gutzkow Blaſ. 1, 382. — Nāch- [3]:
ein mit dem Fötus durch die Nabelſchnur verbundner,
nach der Geburt des Kinds aus der Mutter tretender
ſchwammiger Körper, Mutter-Kuchen, -Leber, After-
bürde genannt; — ferner z. B.: Eine ... unglückliche N.
[Nachahmung] der Emilia Galotti. Zelter 1, 364. —
Nácht-: Geſpenſt ꝛc. G. 12, 170 — Nēū-: Dieſe N.
[Neugeſtaltung] des engliſchen Kunſtdrama’s. Gervinus Sh.
1, 117; Kühne Freim. 189 = Wieder-G. — Otter-:
Es ſei eine O., die Frucht werde noch die Mutter umbringen.
Zinkgräf 2, 31, ſ. Schlangengezücht ꝛc. — Pfūhl-:
Schlangen, dem Pfuhl entſprungen. Meißner Gd. 148.
— Sēēlen- [3]: L. 13, 15. — Spǟt-: ſpät er-
folgte Geburt ꝛc.: Wie es lebensfähige Frühgeburten, ſo-
genannte Siebenmonatskinder giebt, ſo auch Sp–en. —
Spótt- [3]: Du Sp. von Dreck und Feuer. G. 11, 154
= ſpotterregende Geburt ꝛc. — Un-: Ein Unwetter,
. . . eine U. aller Beſtandtheile zu einem Wetter. Rahel 1,
279. — Wīder-: Miß-G. — Wīēder- [2]: Be-
ginn eines neuen Lebens: Das Bad der W. Tit. 3, 5:
Ich zähle einen zweiten Geburtstag. eine wahre W. von dem
Tage, da ich Rom betrat. G. 23, 176; Die W., die mich
von innen hercus umarbeitet, wirkt immer fort. 179; 14,
158; Können nach den nationalen W–en die Völker jene noch
größern Beglückungen der Geſellſchaft anbahnen. Gutzkow
R. 1, 226 ꝛc. — Wóhl- [2]: Dem Wohlgebornen tönt
der Dank | der W. V. 3, 221. — Wúnder-: wunder-
bare Geburt, z. B.: Die W. des Bacchus. — Zán-
gen-: wobei das Kind vom Accoucheur mittels der
ſogen. Zangen geholt wird, u. v. ä.
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