Faksimile 0250 | Seite 242
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bunt
Búnt, a.: –eſt: 1) eig. mehrfarbig (ſ. ſcheckig):
Bekannt wie ein b–er Hund; B–e Herde. 1. Moſ. 31, 8;
Zwickt b–er ſie | als Waldkatze oder Pard. V. Sh. 1, 88;
B. [fleckig] im Geſicht; Jris, freundlich b. G. 13, 55; B.
von Blumen. 102. B–e Jacke (ſ. d.), b–er Rock, des
Soldaten. Kinkel E. 435; Platen 6, 166; des Narren ꝛc.;
B–e Karte ſ. Bild 2; B–es Waſſer (ſ. d.) ꝛc. a) zuw.
auch von den verſch. Schattierungen einer Farbe:
Das mancherlei friſche Grün doch gar zu b. G. 18, 278;
Wie die Natur die innig reiche’ Bruſt | mit einem grünen
b–en Kleide deckt. 13, 121; Das grüne B. Rückert 2, 310
(verſch. grün-b. ſ. Zſſtzg.). b) zuw. = farbig im
Ggſtz. zum dunkeln Schwarz und farbloſen Weiß. So
bei den Färbern alle andern Farben als Inbegriff —;
ſo ſtickt man mit „b–er Seide“, wovon jeder einzelne
Faden einfarbig iſt; B–e Bilder im Ggſtz. von Zeich-
nungen mit ſchwarzer Kreide, Kupferſtichen ꝛc.; Die
b–en [,,gemalten“ 196] Wangen. G. 1, 197; 39, 6;
Morgen geh ich wieder b. [nicht mehr trauernd in
Schwarz]. Gotter 1, 64. c) ſo theils Ggſtz. des
Düſtern: Den üppig b–eſten und brünſtigſten Naturkulten
huldigend. Heine Verm. 1, 91; Das Leben nicht ſo b., | ſo
luſtig mehr. Geibel Rod. 45; Sch. G. 1, 204 (ſ. 2),
theils tadelnd von ſchreienden Farben, grell: B–es Ge-
mälde. G. 37, 282; Die Kleidung reich, nicht b. Schlegel
Haml. 1, 3. 2) übertr.: allerlei berſch. Elemente in
ſich faſſend; wild und ungeordnet durcheinander; man-
nigfaltig; verziert; abwechſelnd ꝛc.: B. gemiſcht. Bur-
meiſter gB. 2, 185; zuſammengewürfelt. Freitag Soll 2, 78;
gedrängt. G. 10, 278 ꝛc.; Alles zeigt ſich b. durcheinander.
39, 227; Das ſich nicht b–er träumen läſſt. Muſäus M. 2,
112; Wimmelt’s b. von Menſchen. G. 26, 208; B–s Ge-
wimmel. 11, 40; B–er Schwarm. 13, 102; Hauf. 2, 119;
B–e Gemeinde. 3, 41 ꝛc.; Viel Krauſes und B–es erzählt.
Gutzkow R. 3, 67; B–re wunderliche Reden. Heine Lied. 265;
Der Dichter b–es [mannigfaltig] Lied. FSchlegel Luc. 289;
An ihren b–en [krauſen, wirbelnden] Liedern klettert | die
Lerche ſelig in die Luft. Lenau 1, 65. Auch im b–en Spiel der
Erſcheinungen eine durchherrſchende Gleichförmigkeit und Re-
gelmäßigkeit. Zſchokke 1, 73; und in witziger Verbind. des
Ggſtzs: Dieſe Art ſich ſelbſt zu überfüllen | und in dem b–ſten
Einerlei [vgl. 1a] | von Sinnenrauſch den Geiſt herumzudril-
len. W. 12, 53 (vgl. Bunterlei). a) ſprchw.: Es Einem
zu b. und zu kraus = arg, wild ꝛc. (Muſäus M. 4, 47),
zu b. (1, 21; L. 1, 580) machen, treiben ꝛc.; Etwas iſt,
wird Einem zu b. (Engel 12, 300; Gutzkow R. 2, 290;
Sch. 195a); B. wirthſchaften (Freitag Soll 1, 301; G. 9,
367); Kraus und b. geht’s durcheinander (Alexis H. 1, 1,
315); Es geht b. her, zu (G. 19, 329; Zelt. 1, 193;
Gutzkow R. 1, 147); über (Muſäus M. 4, 147; 2, 130);
über Eck (Forſter Br. 2, 569; Holtei Menſch. 1, 96; Immer-
mann M. 4, 59; L. 2, 418) u. ä. m. b) aber auch
von regelmäßiger Abwechslung, nam. der Herren und
Damen: B–er Kranz. W. 12, 18; gw.: B–e Reihe.
Eckermann G. 2, 24; H. 1, 176; 6, 35; 103; Jacobi Jr.
3, 10 ꝛc.; B–er Reihen. Sch. 553b.
Anm. Nach Benecke 1, 135 von dem Buntwerk (ſ. d.
und Grauwerk und vgl. Bunt-Füttrer, -Macher, -Werker =
Kürſchner) als den „bundweis verkauften Fehwammen“ (ſ.
Feh), nach Grimm umgekehrt (vgl. bebindet). Nbnf. bei Spate
260: Bunt-ig, -lich. Birken (oſtl.Lorb. 320 u. Wacker-
nagel 2, 415 Z. 4).
Zſſtzg. mit Farben als Bſtw., als Bez. der Haupt-
und Grundfarbe, z. B.: Blau-, gelb-, grau-,
grün-, roth-, ſchwarz-, weiß-b. ꝛc.; ferner z. B.:
Elſter-: wie eine Elſter. Forſter R. 1, 83. Fár-
ben-: F–es Bild. Stahr Rep. 2, 160. Fêder-: Der
Leib iſt f. Schottel 1014. Frühlings-: vom Früh-
ling bunt gefärbt. Rückert 6, 331. Gréll-. Heine
Reiſ. 3, 110. Kākel-: buntſcheckig. Schütze 2, 213,
der erklärt: „Hühnerbunt, von allen Farben.“
Kāūder-: Aus dem Hauſe quillt es in k–em Zorn. Reithard
54, vgl.: Welſcht und kaudert (ſ. d. 1b), je kunter, je bunter.
Tieck Acc. 1, 183, ſ. kunter-b. Kúnter-: ſehr
bunt, buntſcheckig: K. gekleidet. vHorn rhD. 2, 172;
nam. im Sinn des verwirrten Durcheinander: Die
k–eſten Redensarten. Auerbach Dicht. 2, 206; Ab. 213;
Dorf 1, 169; Blumauer 1, 194; Devrient 3, 412; G. 2,
119; Gutzkow 3, 288; Schlegel Sh. 6, 104; Tieck NKr. 4, 173;
W. 12, 60 ꝛc.; Es geht ja manchmal ein wenig konter-b. |
und garſtig zu auf dieſem Erdenrund. 10, 283; ſ. kauder-
b. und vgl. Schmeller 2, 312: Kunter-Thier, Ungeheuer,
alſo viell. monſtrös bunt. Līēbes-: Der Strauch
blüht l. Eichendorf Lärm9 = bunt von Liebe. Sónn-
tags-: Die ſ–e Menge. Meißner Gd. 128 = ein Sonn-
tagsſtaat u. v. ä.