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Brücke
Brücke, f.; –n; Brückchen, lein; –n-:
ein erhöhter schmaler, zwei durch etwas Dazwischenliegendes getrennte Punkte verbindender Weg. (vgl. Steg): 1) gewöhnl., die beiden Ufer eines Gewässers verbindend auch über Klüfte und Abgründe führend, aus Holz, Stein, Metall, in verschiedner, theils roher, theils kunstvoller Form angelegt und gebaut, und ähnlich übertr.: Eine B. über den Fluß legen, bauen, schlagen etc., sie sperren, abbrechen etc.; Hängende (s. Hänge-), fliegende (s. Gier-), bewegliche B. Hackländer Sold. 124 etc.; Auf Pfeilern und auf Bogen schwer | aus Quadersteinen von unten auf | lag eine B. drüber her. B. 36a; Über den Abgrund fehlt die B. Gotthelf G. 215; Ausgefüllt des Daseins große Lücke, | ein Regenbogen schlug mir eine Brücke. KGroth 78; Der Frost macht die Flüsse zu B–n. Lichtwer 264; Führt ihn ... auf die B. | des Geisterreichs. Die Scheidewand der Körperwelt zieht sich zurücke. Ramler F. 1, 101; Über Schlünde baut’ ich Stege, | B–n durch den wilden Fluß. Sch. . 48b; Von Perlen baut sich eine B. [Regenbogen]. 73a etc. Sprchw., übertr.: Freund hinterm Rück ist eine feste Brück. Schottel 1131b, sicher über Verlegenheiten, Noth etc. führend; Wenn das Wort eine B. wäre, ginge ich nicht hinüber, es ist unsicher, unzuverlässig; Fliehendem Feind bau goldne B–n! sei ihm mit Aufopfrung dazu behilflich, daß er fliehn kann; Einem die B. (s. Zug-B.) aufziehn, ihm den Weg abschneiden, z. B. einem Kunden den bisher gewährten Kredit entziehn etc., Ggstz.: Einem die B. niederlassen oder treten (L. 2, 411), ihm zum Fortkommen behilflich sein, Vorschub leisten; B–n machen, zur Tilgung alter Schulden neue machen etc. 2) in andrer, übertr. Anwendung, z. B.:
a) Buchdr.: an der Presse ein Riegel zwischen den Seitenwänden mit einem Loch in der Mitte, wodurch sich die Büchse bewegt.
b) Eisenbahn: Unterbau, aufderen Oberfläche die über ein Wasser führende Bahn unmittelbar angebracht ist. Karmarsch 1, 615, s. Durchlaß.
c) Hüttenw.: s. Gicht-B. und h.
d) Messingw.: ein abhängiges Holzgestell, worauf die Gießsteine ruhn.
e) Mühlenw.: die vom Erdboden zum Boden der Sägemühle gelegten Hölzer zur Fördrung der Baumstämme nach der Mühle.
f) Mus. (veralt.): Steg musikal. Instrumente. —g) Stellmach.: bei Bauerwagen ein auf den beiden Armen des Vorderwagens befestigtes Holz, worauf der Langwagen ruht. h) Töpfer: B. im Sfen. Mitscherlich 2, 2, 198, eine aus Backsteinen aufgeführte Mauer, die verhindert, daß Asche und Schlacken in den Heizkanal kommen, s. Feuer- B. i) weidm.: die „,Kehle, Einkehle“ am Treibzeug zum Hühnerfang, ein niedriges Gestricke, worüber die Vögel in den Zeug hinein-, aber nicht zurückkönnen. k) s. Adler 2i, Bank 2g, Bricke und Anm.
Anm. Ahd. brucca, mhd. brucke, brücke, brügge, mit fraglicher Ableitung. Nbnf. Bruck, z. B. Berlichingen 14; G. 2, 204 (außerm Reim, wonach Grimm’s Außerung zu berichtigen); 6, 78; WMüller 1, 106; Kretzschmer V. 1, 120; 2, 97 etc., so namentl. auch: Eine sogenannte Bruck, d. h. ein ländliches Ruhebett, das Sopha der Bauern. Scherr Nem. 1, 189; Höfer Hausbl. (56) 1, 324; Schmeller etc.; auch: Ofen- und Hennen-Bruck, weil sie gewöhnlich in der Nähe des Ofens steht u. die Hühner darunter ihren Aufenthalt haben, vgl. auch: Brüge, Bühne, erhöhtes Brettergerüst. Stalder; Benecke etc., womit zu vgl. Britsche und: Eine Treppe zu einer obern Prieche [in der Kirche]. Immermann M. 3, 71, s. Frisch 1, 144a. Als Bestimmungsw. z. B.: 29 Brücken-los. Fallmerayer Mor. 1, 12; Brücke-los. Opitz 1, 60 etc.
Zsstzg. vielfach, außer nach dem Stoff, z. B.: Eisen-, Felsen-, Holz-, Quader-, Stein-B. etc. (vgl. Faß-, Schilf-, Schnee-B.); nach Dem, worüber die Brücke führt, z. B. namentl.: Fluß-, Strom-, Elb-, Oder, Rhein-, Donau-B. etc., oder nach dem Ort, wohin sie führt, z B.: Burg-, Festungs-, Schloß-B. etc. (s. Gicht-B.), oder häufig als Eigenn., nach irgend einem Umstande benannt, oft nach darauf befindlichen Bildsäulen, z. B.: Die Kurfürsten-, die Simsons-B. in Berlin etc., ferner z. B.: Āūf- zieh-: Zug-B. JP. 23, 182.
Bínsen-: aus großen Binsenbüscheln mit darüber gelegten Hürden bestehend, Schilf-B.
Bóck-: tragbare, auf Mauerböcken ruhende Brücke, Kolonnen-B.
Bōgen-: von Bogen getragne und zwar z. B.: Balken-, Bohlen-, Hänge-B. etc.
Drêh-:
1) drehbare Brücke, um Schiffen die Durchfahrt zu gestatten, zuw. auch statt Roll-B.
2) die Drehscheiben auf Eisenbahnen. Kar- marsch 1, 634. Esels-: übertr.:
1) Eseln zum Übergang dienend; eine zur Bequemlichkeit von Faulen, namentl. faulen Schülern veranstaltete Einrichtung: E–n für die liebe Jugend, lateinische Schulbücher mit deutscher Übersetzung daneben. Prutz DM. 1, 2, 346; Die Formel diente ihm nach dem groben deutschen Ausdruck zu einer E. Raumer Päd. 3, 1, 162; 60; Über alle Wissenslücken | geht’s sicher auf den E–n. Rückert 6, 15 etc.
2) zuw. Etwas, worüber ein „Esel“ oder Dummkopf nicht fortkann, vgl.: Die Ochsen stehn am Berge etc.: Er konnte mich nicht weiter als zur sogenannten E., dem pythagoreischen Lehrsatze, bringen. Kerner Bild. 285. Fáll-:
1) Brücke, die man durch eine geringe Bewegung schnell niederfallen lassen kann, um die darauf Befindlichen in die Tiefe zu stürzen, s. Stürz-B.
2) Zug-B. Fáß-: aus verbundnen Tonnen und Fässern, mit dar- über gelegten Balken und Brettern. Féld-:
1) über einen Graben auf dem Felde.
2) im Felde oder Kriege, für den Übergang der Soldaten geschlagen: Die Kunst, Schiff- und andere F–en zu schlagen. Rüstow gK. 191. Fēūer- [2h]: worüber das Feuer vom Rost hinüberspielt. Karmarsch 1, 594 etc. Flȫß-: aus Flößen bestehnd, s. Schiff-B. Gícht-: Zum Aufgeben der Erze, Zuschläge und des Brennmaterials [im Hoh- ofen] dient gemeiniglich die G., welche entweder den Abhang eines Hügels, an welchen sich der Hohofen lehnt, oder auch ein besonders neben dem Hohofen aufgeführtes Gebäude mit der Gicht [s. d.] in Verbindung bringt. Karmarsch 1, 572. Gīēr-: fliegende Brücke, eine Fähre auf zwei verbundnen Schiffen. Bobrick; G. 25, 147 etc. Hänge-: Ketten-B., aus hängenden, mit Bohlen etc. belegten Ketten, übertr.: Eine feindrähtige H. zwischen dem schottischplumpen Empirismus und der deutschabstrakten Idealität. Heine Lut. 2, 215. Hírn- (Anat.): ein die Schenkel des verlängerten Hirnmarks umgebender markiger Ring. Jāgd-: Feld-B. (1), durch eine hohe Säule schon fern sichtbar. Jóch-: auf Jochen ruhnd. Kásten-: tragbare Brücke aus leichten Kasten, Sturm-B., vgl. Faß-B. Kétten-: Hänge- B. Klápp-: die aufgeklappt werden kann. Niebuhr Nachgel. 28. Kníttel- (Tieck N. 5, 229), Knüppel-, Knüttel-: Knüppeldamm, aus Knütteln durch Sumpfgegenden überbrückter Weg. Kolónnen-; Bock-B. Lāūf-:
1) Brettergerüst für Karrenschieber, Gichtbrücke; 2) Noth-B. Nōth-: etwas als Nothbehelf statt einer Brücke Dienendes, z. B. über einen Bach oder Graben gelegte Balken, „Lauf-B.“ und übertr.: Eine Stütze und N. für die schwächern Komödianten. Devrient 1, 288; Diese poetische N. halte ich für ganz verfehlt. OLBWolff Liter. 497 etc. Pfāhl-: auf Pfählen ruhnd, Joch-B. Pfēīler-: auf Pfeilern ruhnd. Rêgenbogen-: s. [1] u. Regenbogen: Die R. des Friedens aufbauen. Gutzkow Lenz 74. Róll-:
1) auf Rollen ruhend, um sie seitwärts zu öffnen oder vorwärtszu schieben. 2) hölzerner Weg am Ufer, um Kähne etc. ins Wasser zu rollen. Schánzkorb-: deren Joche je 3 u. 3 Pfähle in erdgefüllten Schanzkörben bilden. Schīēbe-: Roll-B. Schílf-: s. Binsen-B. Schíff-: über leichte Fahrzeuge (s. Ponton), die in einer Reihe liegen, mittels Planken u. Bohlen aufgerichtet. Sch. 873a etc. Schlāg-: Zug-B. S chnēē-: von Schnee gebildet: Eine lockere Sch., die unter seinen Füßen einbrach. Steffens Erl. 6, 93. Sēil-: aus Brettern, welche über Seilen und Tauen liegen, die an starken Bäumen befestigt sind. Stúrm-: Kasten-B., früher auch bewegliche an die bei Belagerungen zu ersteigenden Mauern geschobne Holzthürme. —. Stürze-: Fall-B. 1: „Die schmale St., worauf man zeucht nach Gunst. Logau“; St. geht besser in den Vers und ist auch stärker als Fallbrücke. L. 5, 345. Tēūfels-: Name mehrerer der Sage nach vom Teufel erbauten Brücken. Tónnen-: Faß-B. Über-: in der Höhe befindliche Brücke: Das Gouvernementsgebäude, dessen oberer Stock durch eine Ü. mit dem Fürstenwalle zusammenhing. Immermann 12, 51. Wípp(er)-: aus 2 Brettern zum Aufklappen. Körner Schulm. 2, 523; Krünitz 7, 52. Zīēh-, Zúg-: zum Aufziehn und Niederlassen u. ä. m.