Faksimile 0229 | Seite 221
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brodeln
Brōdeln, intr. mit „haben“ und zuw. (ſ. Anm.)
mit „ſein“: mit Geräuſch wallen: 1) von kochenden,
ſiedenden Körpern, auch von ſolchen, die in Fett brutzeln:
Die Schinken brodelten und ſchwitzten am Spieß. Alexis H.
1, 1, 106; Die Morgenſuppe brodelt. 308; Brodelte ein
Keſſel mit Erbſen. 2, 2, 242; Hörte .. Etwas im Schmalze
b. Auerbach Leb. 1, 90; Lodre, Lohe! Keſſel, brodle. B. 303b;
Freitag Soll 2, 285; Geibel 152; Gotthelf U. 2, 21; Hack-
länder Stillfr. 1, 276; Heine Rom. 94; Immermann M. 3,
3; Lewald Ferd. 2, 108; Und brodelt und kocht, wie Butter
in der Pfanne thut. Prutz Woch. 64; Scherr Pilg. 1, 99; V.
2, 172; Ov. 2, 27 u. o. 2) von ſchäumenden Wel-
len ꝛc.: Wie es aufbrauſend einen b–den Rand an der Welle
bildet. Burmeiſter gB. 2, 32; Welle! lodre, brodle, ſchäume!
Gutzkow R. 6, 306 (ſ. 1: B. 303b); Wilkomm Wald 83;
Auf dem ſchaumbrodelnden Gipfel einer ungeheuren Welle.
Scherr Pilg. 2, 90 ꝛc. Auch: Der Champagner ...
ſchäumte und brodelte. Prutz Muſ. 1, 250. 3) vom Ne-
bel ꝛc.: Während .. in den Keſſeln .. Nebel kochen und gä-
ren, b. und aufflattern. Waldau 1, 7; Quoll und brodelte der
Nebel nach allen Seiten hin auseinander. Scherr Nem. 1, 9;
Das Wetter .. zuckt, es brodelt. Ruge Rev. 2, 69.
4) übertr.: In dem beinernen Topf [Kopf] kocht und bro-
delt mein Gehirn. Auerbach Dicht. 2, 167; Kinkel Erz. 432;
Die kriegeriſchen Gelüſte, die .. ſo ſtürmiſch loderten und bro-
delten. Heine Lut. 1, 203; Abſchaum der kriegsbrodelnden
Zeit. König Jer. 1, 355; Maß und Willkür brodelten durch
einander. Keller gH. 2, 204 ꝛc.
Anm. Mit dem Hilfszeitw. „ſein“, wenn b. ein Zeitw.
der Bewegung iſt und bed.: ſich brodelnd bewegen, ſ. Zſſtzg.
Tonw., vgl. bräteln und brauen. Nbnf.: Von dem
Aufwallen und Brudeln eines ſiedenden Waſſers. Büchner
Konkord. 462a. Wie ein Waſſer in einem Keſſel ſeudt [ſiedet]
oder prudelt. Schaidenraißer 52b (Od. 12, 237); Punſch,
wenn er noch brudelt und brodelt. Holtei Lammf. 1, 188;
Brudelt und wudelt nun Alles in den Reimen. Gervinus
Lit. 3, 293; Zu einem Hauſe, deſſen Euter ſprudelten
und deſſen Töpfe brudelten. Rückert Mak. 2, 161; Da
brudelten die großen Mühlenräder. Tieck Nov. Kr. 3, 51.
S. dieſe Wörter.
Zſſtzg. (vgl. die von wallen, quellen, kochen ꝛc.),
meiſt (ſ. Anm.) mit „ſein“, z. B.: Aūf-: brodelnd
emporſteigen. Prutz DM. 1, 2, 256; Gelächter und Ge-
ſchrei brodelten von Neuem auf. Voigts H. 17. Āūs-:
Das Waſſer iſt ausgebrodelt, aus dem Keſſel; hat aus-
gebrodelt, brodelt nicht mehr. Empōr-: auf-b.
Hervōr-: Alle die Stücke, die .. wie ein nie verſiegender
Spülicht zwiſchen den Kuliſſen hervorgebrodelt ſind. Immer—
mann M. 1, 57. Ver-: 1) intr. (ſein): brodelnd
vergehn, verſiegen: Es iſt ein unabläſſig Rollen, | ein nie
verbrodelndes Gekoch. Strachwitz. 2) tr.: bei brodelndem
Kochen verderben: Ekel vor dieſem verbrodelten Volksbrei.
Auerbach Leb. 2, 209, vgl. verprudeln u. ä. m.