Breite
Brēīte, f.; –n; –n: das Breitſein und eine breite
(ſ. 1) Fläche. 1) die Ausdehnung von Flächen und
Körpern quer, ſenkrecht zur Länge: Die B. des Tuchs,
des Wegs, des Fluſſes, des Feldes ꝛc. Ein Fluß von be-
trächtlicher B.; Die B. des Zeugs beträgt 1½ Ellen; In
der B. ſo lang als groß. Alexis H. 1, 1, 71; Zwanzig
Schritte in der Länge und zehn in der B. Chamiſſo 4, 241;
Um eines Haares B. zu weit gegangen. Sch. G. 2, 84; Die
Felder kunnten ſich in keine B. ſtrecken. Mühlpforth Hochz. 3 ꝛc.
— a) Sinkt auf die B. des Lagers. G. 1, 233 = auf das
breite Lager; Auf Eiſes Läng’ und B. [auf dem ſich lang
u. breit ausdehnenden Eiſe]. 18 ꝛc. — b) In der Erdk.
heißt B. eines Orts ſein ſenkrechter Abſtand, nördlich oder
ſüdlich, vom Aquator, in der Sternk. ähnlich B. eines
Geſtirns, der ſenkrechte Winkelabſtand von der Ekliptik:
Ein guter Aſtronom nahm viele Längen und B–n. Forſter
Anſ. 3, 54; Unter dem 54. Grad Süder B. Reiſ. 1, 4;
Aufenthalt in hohen B–en. 5 [Gegenden unter hohem
Breitengrad] ꝛc. — c) von Zeugen, Kleiderſtoffen =
Bahn (5), Blatt (3c): Ein Rock von vier B–n. —
d) ähnlich von Feldern ꝛc., inſofern ſie ununterbrochen
von einem Markſtein bis zum andern ſich weit er-
ſtrecken, „bei anſehnlichem Verhältnis der B. zur Länge“.
Schmeller 1, 269; Nicht dulden, daß auf ihren großen Acker-
B–n einſt Nichts als Markſtein an Markſtein wachſen. Auer-
bach D. 4, 99; Die ſchnittreifen Feld- B–en. 328; 47;
Wild, welches ſeinen Korn-B–n Schaden zufüge. Immer-
mann M. 1, 312 ꝛc. So oft in der Bibel = Ebene,
Thal. Pſ. 104, 8; 4. Moſ. 33, 49 ꝛc. (ſ. Gebreite). —
e) ſo auch von andern ſich weit und breit ausdehnen-
den Dingen, z. B.: Als ich eine ſolche Güter- und
Waaren-B. [auf der Meſſe] in Feuer aufgehen ſah. G.
19, 391. — f) nam. auch vom Flachs, Hanf ꝛc. ſo-
wohl der Zuſtand des Ausgebreitetſeins (ſ. 3) zum
Trocknen (der Flachs liegt auf der B.), als auch: Das ſo
von einer Art Zuſammenliegende: Drei B–n Flachs ꝛc. —
g) der Raum, den ein Mäher mit der Senſe bereichen
kann, „Schwaden, Jahn“: Die Frauen ſchnitten immer
zwiſchen den Männern drein den ſchrägen, etwas ſchmälern
Streifen, den ſie zwiſchen einander ſtehen ließen; ſie ſelber
mit ihrer ſtärkeren Kraft nahmen größere B–en oder, wie man
hier zu Lande den Ausſchnitt nennt, den ein Jeder macht, einen
größeren Jaun. Auerbach D. 4, 328. — h) Breitchen, Bruch,
Sprücke, Folge ꝛc. in Meißen, Streifchen Wieſenland,
die dem Einzelnen von einem Gemeindeland als An-
theil eingeräumt ſind (als etwas Zerſtückeltes „Ge-
brochnes“, dem Einzelnen „Verabfolgtes“). —
2) übertr. wie breit (ſ. d.), z. B.: B. der Darſtellung
der Ausſprache ꝛc., nam. auch die ſich weit verbreitende
Ausdehnung, oft dabei als das Flache (die Fläche) dem
Tiefen entgegengeſetzt: Daß die Anlagen, was ihnen an
Weite und B. fehlte, durch das Jnnere und zunächſt Genieß-
bare erſetzten. G. 15, 257; [Gleichgeſinnte], deren Anzahl
aber in der B. der Welt zerſtreut iſt. 30, 284; 20, 161;
Mit der B. der moraliſchen Welt ziemlich bekannt. 22, 135,
4, 204; Die große B. der Umſicht, die vom Dichter gefor-
dert ward. 209; Dem Wiſſenſchaft und Erfahrung in ſolcher
B. zu Gebote ſtanden. 39, 381; Weder die B. noch die
Tiefe der Erſcheinung. 39, 308; Wird Vieles vor den Augen
abgeſponnen | ..
., ſo habt ihr in der B. gleich gewonnen.
11, 7 ꝛc.; In den reifern Jahren, wo das Wiſſen nur noch
in der B. gewinnt, aber in der Tiefe nicht mehr. Börne 2, 14;
An Lebens- B. gewonnen, was wir an Lebenstiefe verlie-
ren. Heine Reiſ. 1, 127; Sch. 89a. –– 3) mundartl. zuw.
= Ausbreitung (ſ. 1e): Das Heil der Seele, mit B.
meines Namens. Zwingli 2, 3 ꝛc.
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