Faksimile 0216 | Seite 208
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Breite
Brēīte, f.; –n; –n:
das Breitsein und eine breite (s. 1) Fläche.
1) die Ausdehnung von Flächen und Körpern quer, senkrecht zur Länge: Die B. des Tuchs, des Wegs, des Flusses, des Feldes etc. Ein Fluß von beträchtlicher B.; Die B. des Zeugs beträgt Ellen; In der B. so lang als groß. Alexis H. 1, 1, 71; Zwanzig Schritte in der Länge und zehn in der B. Chamisso 4, 241; Um eines Haares B. zu weit gegangen. Sch. G. 2, 84; Die Felder kunnten sich in keine B. strecken. Mühlpforth Hochz. 3 etc.
a) Sinkt auf die B. des Lagers. G. 1, 233 = auf das breite Lager; Auf Eises Läng’ und B. [auf dem sich lang u. breit ausdehnenden Eise]. 18 etc.
b) In der Erdk. heißt B. eines Orts sein senkrechter Abstand, nördlich oder südlich, vom Aquator, in der Sternk. ähnlich B. eines Gestirns, der senkrechte Winkelabstand von der Ekliptik: Ein guter Astronom nahm viele Längen und B–n. Forster Ans. 3, 54; Unter dem 54. Grad Süder B. Reis. 1, 4; Aufenthalt in hohen B–en. 5 [Gegenden unter hohem Breitengrad] etc.
c) von Zeugen, Kleiderstoffen = Bahn (5), Blatt (3c): Ein Rock von vier B–n.
d) ähnlich von Feldern etc., insofern sie ununterbrochen von einem Markstein bis zum andern sich weit erstrecken, „bei ansehnlichem Verhältnis der B. zur Länge“. Schmeller 1, 269; Nicht dulden, daß auf ihren großen Acker- B–n einst Nichts als Markstein an Markstein wachsen. Auerbach D. 4, 99; Die schnittreifen Feld- B–en. 328; 47; Wild, welches seinen Korn-B–n Schaden zufüge. Immermann M. 1, 312 etc. So oft in der Bibel = Ebene, Thal. Ps. 104, 8; 4. Mos. 33, 49 etc. (s. Gebreite).
e) so auch von andern sich weit und breit ausdehnenden Dingen, z. B.: Als ich eine solche Güter- und Waaren-B. [auf der Messe] in Feuer aufgehen sah. G. 19, 391.
f) nam. auch vom Flachs, Hanf etc. sowohl der Zustand des Ausgebreitetseins (s. 3) zum Trocknen (der Flachs liegt auf der B.), als auch: Das so von einer Art Zusammenliegende: Drei B–n Flachs etc.
g) der Raum, den ein Mäher mit der Sense bereichen kann, „Schwaden, Jahn“: Die Frauen schnitten immer zwischen den Männern drein den schrägen, etwas schmälern Streifen, den sie zwischen einander stehen ließen; sie selber mit ihrer stärkeren Kraft nahmen größere B–en oder, wie man hier zu Lande den Ausschnitt nennt, den ein Jeder macht, einen größeren Jaun. Auerbach D. 4, 328.
h) Breitchen, Bruch, Sprücke, Folge etc. in Meißen, Streifchen Wiesenland, die dem Einzelnen von einem Gemeindeland als Antheil eingeräumt sind (als etwas Zerstückeltes „Gebrochnes“, dem Einzelnen „Verabfolgtes“). 2) übertr. wie breit (s. d.), z. B.: B. der Darstellung der Aussprache etc., nam. auch die sich weit verbreitende Ausdehnung, oft dabei als das Flache (die Fläche) dem Tiefen entgegengesetzt: Daß die Anlagen, was ihnen an Weite und B. fehlte, durch das Jnnere und zunächst Genießbare ersetzten. G. 15, 257; [Gleichgesinnte], deren Anzahl aber in der B. der Welt zerstreut ist. 30, 284; 20, 161; Mit der B. der moralischen Welt ziemlich bekannt. 22, 135, 4, 204; Die große B. der Umsicht, die vom Dichter gefordert ward. 209; Dem Wissenschaft und Erfahrung in solcher B. zu Gebote standen. 39, 381; Weder die B. noch die Tiefe der Erscheinung. 39, 308; Wird Vieles vor den Augen abgesponnen | ..., so habt ihr in der B. gleich gewonnen. 11, 7 etc.; In den reifern Jahren, wo das Wissen nur noch in der B. gewinnt, aber in der Tiefe nicht mehr. Börne 2, 14; An Lebens- B. gewonnen, was wir an Lebenstiefe verlieren. Heine Reis. 1, 127; Sch. 89a. –– 3) mundartl. zuw. = Ausbreitung (s. 1e): Das Heil der Seele, mit B. meines Namens. Zwingli 2, 3 etc.