Faksimile 0201 | Seite 193
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Bote
Bōte, m., –n:
–n; –n-: ein Etwas Entbietender, der einen ihm für Jemand mündlich oder schriftlich gegebenen Auftrag Diesem überbringt, versch. von Verkünder etc., durch den Bezug aufeinen Auftraggeber: Der Verkünder (als Pers.) handelt frei und weiß immer, was er verkündet; Der B. ist der willenlose Diener des ihn Sendenden, oft selbst ohne Kenntnis von dem Inhalt Dessen, was er auszurichten hat (z. B. Brief-B. etc.). So bez. B. heute gewöhnlich nur eine zum Verschicken im Ausrichten von Aufträgen gebrauchte Person niedern Stands, oder selbst, indem der Begriff des Schickens zurücktritt, eine dienende Person (so: Dienst-B.). Doch hat die gehobne Sprache B. in dem edlern Sinn eines Gesandten etc. bewahrt (s. 1).
1) in edlerm Sinn:
a) Nach St. Barthelmes- Tag der heiligen zwölf Boten [Apostel ]. Berlichingen 280; Petrus, der Zwölfbote, tritt herfür. Schwab (46) 145. Ein B. Christi, der für sich verzichtet, | ein Missionar. Chamiso 4, 132; Jener B. [Priester]. 107; So seid ihr mir, auch ungeweiht, ein Priester, | ein B. Gottes. Sch. 442b.
b) Gesandter: Solch edle B–n hat er [der König] nun nicht mehr zu schicken; | wenn Diese nicht an mir verdienen Botenbrot, | wer thut’s ihm dann? Rückert Rost. 58a; Die B–n [Gesandten] vieler Städte fand ich dort [in des Kaisers Pfalz] ... Mich euren B–n, wies man an die Räthe. Sch. 530b; Ich selbst, als euer königlicher B., | errichtete den zwanzigjähr’gen Bund. 664b u. v.; Ein päpstlicher Bott [Nuntius], der des Papstes Schlüssel auf seiner Botenbüchse führet. Fischart B. 60a etc. (s. Zsstzg. und Botschafter).
c) So haben mich dle Götter ausersehn | zum B–n [Verkünder] einer That, die ich so gerne | ... verbergen möchte. G. 13, 42; Wer wird nach dem düstern Strande | meines Grames B. sein? ... Ach sie [die sprossenden Pflanzen] sind mir theure B–n, | süße Stimmen vom Kocyt. Sch. 54 ff. und so oft von Sachen: Ist’s nicht genug an diesen flammenden B–n, | die rings herum auf allen Bergen leuchten? 547b; Tröste mich Lämpchen indeß, lieblicher B. der Nacht. G. 1, 234; Der Tod ist ein B. des Lebens. Hölderlin H. 1, 54; Die Sennen winselten und ihre B–n [die Pfeile] schwirrten. Rückert Rost. 89b etc. Nach dem Jnhalt der Botschaft heißt der B.: ein guter (2. Sam. 18, 26); harter (1. Kön. 14, 6); böser, schlimmer, falscher etc.; Der hinkende B. kömmt nach. L. 7, 124 u. o. [die schlimme Nachricht, die auf eine vorausgeeilte gute folgt]; Glücks-, Unglücks-, Friedens-B. etc. (s. Zsstzg.).
2) Person, die um Lohn zur Ausrichtung von Aufträgen, zum Überbringen von Nachrichten, Briefen etc. geschickt wird; Botengänger, Botenläufer; Ein reitender, expresser; ein rascher, langsamer, getreuer, zuverlässiger B. etc.; B–n schicken, senden; Wer hat dir einen B–n geschickt? ironisch = nach dir geschickt, dich kommen heißen etc.; Muß ich dem Amtmann B–n [als B. ] laufen. Hebel 3, 151 = Botendienst verrichten; übertr.: Wer einen Gruß an das liebe Fleisch zu bestellen hat, darf nur das gute Herz B–n gehn lassen. Sch. 181betc.; Zu Dem laß ich mich nicht mehr B–n schicken. Auerbach D. 4, 276 etc. (s. Boten, Anm.) Ausgesendet wurde Vot’ um B. Platen 4, 276; Begegnet ihm ein Bott mit einem Bottenspieß. Zinkgräf 1, 281 etc. Der wegkundige B. dient oft auch als Geleiter, Wegweiser, z. B. G. 18, 9 etc. Übertr. auch auf Schriften, insofern sie Etwas melden etc.; so nannte Claudius sich den „Wandsbecker B–n“; Zeitschriften führen den Namen: Volks-, Landtags-B. etc.
3) B. gilt auch von weiblichen Wesen (vgl. Botin), z. B.: Jris, ein Friedens-B., ein Götter-B. überhaupt. G. 39, 6; Lerche ... des Himmels B., du Liederfreundin. H. 15, 10; In denen sie ... als ein hilfreicher, trostbringender B. ... erschienen. Lewald W. 1, 308; Amalie, B. des Himmels! Sch. 116b.
Anm. Früher oft Bott (s. o.); noch jetzt zuw. Bot. Rückert Rost. 84. Die Verkleinerung selten, Bötlein z.B. HSachs 5, 233a.
Zsstzg. unerschöpflich, z. B.: Ámts- [2]. Gutkow R. 2, 97.
Aūf-: s. Aufbot. Bēī- [1b]: in Graubünden. Brāūt- [1b]: Brautwerber. Brīēf- [2]: Briefträger; Briefpostbote. Talvj 1, 201ff.
Dīēnst-: s. o., und vgl. [3] dienende Person männlichen oder weiblichen Geschlechts, besonders die, von einer Herrschaft auf eine bestimmte längre Zeit in den Hausstand aufgenommen, gegen Kost und Lohn die niedern wirthschaftlichen Dienste zu verrichten verpflichtet ist, in ihrer Gesammtheit: das Gesinde. Dienende Boten eines Gerichts z. B. heißen daher gw. nicht D–n etc. Man nennt bei úns die D–n Ehhalten. Auerbach D. 1, 172; Leb. 1, 324; Ob sie eine ... Verwandte des Hausherrn oder nur ein D. war. GvSee Eg. 1, 24 etc. S. Dienst I.
Díng-: veralt. mundartl., Gerichts-B. s. Bot-Ding etc. Ehren- [1b]: veralt.
Eīl-: Kourier. Tieck Acc. 1, 338.
Engels-: Himmlische E–n. Fischart Garg. 65b; Himmels-B. gw. Engel, s. d. Flámmen- [1c]. WHumboldt 3, 34. Frēūden- [1c]: Der Brief war für mich ein großer F. Körner 357b. Frīēdens- [1c]. Chamisso 4, 131.
Frōhn-: (veralt.) Gerichtsdiener, s. Frisch 1, 300a; Benecke 1, 184a; Immermann M. 4, 56; 118. Frühlings- [1c]: z. B. die Schwalbe etc.
Fūß-: Ggstz. des reitenden B. G. 19, 179. Geríchts- [2]: Gerichtsdiener.
Gewált-: Walt-, Macht-B. veralt. [1b] bevollmächtigter Gesandter. Glücks- [1c]. Góttes- [1a]. H. 16, 273.
Götter-: Merkur.
Hímmels-: Engel, s. d. G. 25, 38; Gutzkow R. 3, 336; Rückert Morg. 1, 9. Hōch- [1b].
Kámmer-: Bote eines Kammergerichts, einer Finanzkammer etc.; früher Personen von hoher Würde. Sch. 128a; Schwab 499.
Kȫnigs-: vom König gesendeter Bote. Rückert Rost. 45b. Krīēgs- [1c].
Lánd(es)-:
1) Landtags-B., die zu einem Landtag abgeordneten Stände, so früher in Polen. Sch. 661a; in Ungarn. Chamiso 4, 76 etc.
2) [2] ein über Land gehnder Bote: Denen zu Schwitz ihr Landbott oder Läufer. Stumpf 604a; so auch ländlicher Briefträger etc. Līēbes- [1c]. G. 6, 101. Mácht-: Gewalt- B. Nōth-: der einen durch ehehafte Noth am Erscheinen Verhinderten vor Gericht entschuldigt. Frisch 2, 22a; dazu: Sich vernothboten, so entschuldigen lassen. Póst- [2]: Brief-B. etc., der die mit der Post angekommnen Briefe etc. austrägt; auch ein Bote, durch den die Post Briefe und Packete zwischen zwei Ortschaften befördert. Regīērungs- [2]: Pedell. Schēīn-: (veralt., von Schein = Glanz) Ehren- B. Schūl-: Pedell. Schúld-: Gerichtsbote, der eine Schuld eintreibt; Exekutor. Schīēds-: veralt., Schiedsrichter. Frisch. Schréckens- [1c]. Alxinger D. 289. Sénd(e)- [1]: ausgesendeter Bote, Apostel, Missionär, Gesandter. Danzel 104; Arndt Erinn. 271; Brem. Wörterb. Sícher-: veralt., Bürge. Benecke 1, 184b. Sīēges- [1c]. Hebel 3, 383. Stándes- [1b]: Die nach Delphen [Delphi] gehenden zwei St–n. JvMüller 1, 62. Tēūfels-: ein vom Teufel Gesendeter, Ggstz. Gottes-, Himmels-B. Luther 5. 491a. Tōdes- [1c]: G. 13, 39; s. 34, 178: Vor-B. des Todes. Únglücks- [1c]. Mendelosohn 4, 2, 387. Vōr-: was etwas Kommendes vorher verkündet, persönlich und sachlich; An- und Vorzeichen eines zu Erwartenden, s. L. 11, 656; Der V. von einer Krankheit. Engel 12, 296; Ein Vorbot und Vorläufer des Antichrists. Fischart B. 37a; Diese Kälte war gleichsam ein V. des Treibeises. Forster R. 1, 70; Dieser Vogel sollte für einen V–n vom Lande gelten. 83; Huß etc. . .. die gewissen V–n von Männern, welche. L. 11, 26; Opitz 1, 22; Der Morgenstern ein Vorbott oder Fürläufer der Morgenröthe. Schaidenraißer 55b; Sch. 860b; Stilling 4, 183; Zinkgräf 1, 195 u. o. Wált-: Gewalt-B., die spätern Landvögte etc. Zwölf- [1a] etc.