böse
I. Bȫse, a.:
Ggstz von gut: 1) nicht gut, insofern Etwas schadet und zwar seinem Wesen nach nicht anders als schaden kann, versch.: schlecht, d. h. nicht gut, insofern Etwas nicht taugt. Z. B.: Eine Satyre ist schlecht, taugt als Gedicht nicht; Eine b. Satyre kann als Gedicht sehr gut sein, aber sie schadet dem Nächsten; Ein b–r Kettenhund beißt, ein schlechter nicht; Wer Einem nützen könnte und es unterlässt, zeigt seinen schlechten Willen; wer Einem zu schaden sucht, seinen b–n; Den schlechten Mann muß man verachten, | der nie bedacht, was er vollbringt. Es kann der Beste nicht in Frieden leben, | wenn es dem b–n Nachbar nicht gefällt. Schlechte Bissen, unschmackhafte; Das sind mir allzu-b. Bissen, | an denen die Gäste erwürgen müssen. 3, 14; Ein schlechter Apfel; Eine schädliche b. Wurzel. 1. 1, 11 etc. — So z. B.: B. Menschen, Buben, Herzen, Begierden, Zungen, Mäuler etc.; Ein b–s Weib; Der b. Feind, Geist, der B. 10, 210) u. o. = der Teufel; B–s thun; Einem B–s thun, wünschen, B–s [Nachtheiliges] von Einem sagen etc. — B–s Blut (s. d.), b. Säfte, Krankheiten, nam.: Das b. Weh, die fallende Sucht u. ä. m. — Auch zuw. was durch Böses bewirkt wird, z. B.: B–r Leumund; B–s Gewissen; B–s [von bösen Säften herrührendes] Geschwür; Einen b–n geschwollenen Backen. Br. 2, 102; Mit b–n Windsalben. 3, 38 [st. Salben gegen den bösen Wind] etc. — Wie man sieht, berührt sich b. mit den sinnverwdt. schlecht, schlimm, übel, arg (s. d.), doch findet, wo es mit einem dieser Ausdrücke vertauscht werden kann, im Hochd. ein — mundartl. freilich oft nicht beobachteter — Unterschied Statt. So z. B. gw.: Das Wetter, ein Weg, die Landstraße ist schlecht; B–s Wetter aber ist viel schlimmer, weit ärger als schlechtes, indem es gleichsam personificiert zu schaden, zu verletzen sucht (vgl.: B. Wetter in den Bergwerken); B. Zeit. 23, 173. So auch: Auf b–n [etwa = sehr schlechten] Wegen bis nach Tafelbay gebracht. R. 1, 58 (vgl. dagegen Alp. 2, 196 über den „cimbrischen“ Sprachgebrauch) etc. Das Böste [gw. Schlimmste] sei gewonnen. Sch. 21; erstritten. 90 [überwunden]. — Vgl. noch: Ich galt viele Jahre für einen schlimmen Feind des Königs und wurde von seinen bösen guten Dienern arg verfolgt. R. 2, 351; Als ich ... zur Gemeinde | als Freund, als Vater aus dem Herzen sprach, | dem Guten fördernd meine Hände reichte, | dem B–n [persönlich] wie dem Übel [sachlich] widerstritt. 13, 282; vgl. auch 13, 81 und 34, 205 etc. —
a) Gegen den heutigen allg. Gebrauch aber heißen b. z. B.: Kleider V. 613; 6, 501b), ein Hut (333a), Hemden U. 1, 7) (st. schlecht); B. [falsche] Steine, Karten, Würfel, Geld etc. Die Schweine thun nicht bös. G. 260 [sind nicht schlecht]; Jst sparsam, häuslich, hat bös [lebt knapp]. U. 2, 262; Sch. 21; 235 und vgl. das allgm. gültige: Es b. haben bei Einem; B. Tage haben etc. = viel geplagt werden etc. — So geht’s zu b–n Häusern [ins Zuchthaus] oder gar zu b–n Bäumen [an den Galgen]. 3, 216; 77; 124; 245 u. ä. m. s. —
b) oft: Ein B–r 17, 4), der B. (24, 19), die B–n (15, 3); Den B–n [Teufel s. o.] sind sie los, | die B–n sind geblieben. etc.; B–s; Das B.; B–s muß mit B–m enden. 53b; Nicht in B–m aufnehmen, was ich in guter Meinung gesagt. 3, 186; Ich will meinen Mund nicht zum B–n aufthun [berufen]. 3, 332 etc. — Ohne Artikel auch: Die wunderbaren Verwandtschaften zwischen Gut und Bös, Muth und Verbrechen. R. 7, 27; Unschuldig an Bös und Gut. Mak. 1, 76. — 2) bös, böse, Ggstz. von gut in der Bed. „Einem freundlich geneigt, wohlwollend“ = unfreundlich, zürnend: Ich gelobe dir, daß du an mir keinen schlechten Vater haben sollst . . . Daß du mich aber nie als einen b–n Vater wirst kennen lernen, Das kann ich dir just nicht schwören. Weihn. 228; Daß ich nicht b., aber wohl empfindlich auf Sie werden kann. 13, 308; Da er b. wird, daß etc. 11, 178; Du bist mir bös? 335b; „Er ist bös auf mich“ . .. Bös über dich? bild dir’s nit ein. 34, 265; Bist du nicht bös ..., daß ich b. that. 2, 97 etc. — Mundartl.: Die Mutter hatte es [war] recht b. G. 265. — In diesem Sinn auch: Liebes Böschen [Zürnende], sei mir nicht so b. 2, 58; vgl. falsch 2d.
Anm. Zuw. ohne Uml. z. B. 6, 544b; 1, 270 unterscheidet: Ich bin bos — nicht bös — mit der Welt; vgl. erbosen etc. — Die Form bös (ohne e) ist häufig, nam. in Bed. 2, doch auch: Bös Beginnen, böses Ende. 4, 121; Sein bös Gelüsten. 517b u. o. — Steigrung: Falschheit zeigt sich böser | im Kön’ge als im Bettler. Cymb. 3, 6; Wenn auch nicht zu böst geredet wird, sondern zu best. Sch. 258; G. 328; Wer geboren in bösten Tagen, | dem werden selbst die bösen behagen. 3, 37, sonst gw. eben mit wegen der nahliegenden Verwechslung: Der böseste etc. — Ahd. bôsi, mhd. bôse, bese, Ableit. unsicher.
Zsstzg. einen hohen Grad bez.: Bǟr-: Wenn seit gestern Abend nicht das Meer | so bärbös wär. Müllner 2, 66, vgl. bärbeißig. —
Bítter-: Dem b–n Krieg. Heinse A. 1, 17; Der war ihnen schon lange b. Immermann M. 3, 168 u. v., vgl.: Nun schwur er mir alles Bittere und Böse. Tieck Nov. 5, 296. — Bōden-. Gotthelf G. 344; 407. — Erz-. Luther 5, 533b. —
Frêvel-: dessen Bosheit sich in Freveln äußert. Ps. 140, 12. — Grúnd-, u. a. m.
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