Faksimile 0198 | Seite 190
Born
Bórn, m., –(e)s; –e, Börne(r); Börnchen, lein; -:
1) Brunnen (ſ. d.), Quell, oft in der Bibel: Ehe ...
der Eimer zerlech[z]e am B. und das Rad zerbreche am B.
Pred. 12, 6; Jer. 15, 18; Schöne Börne zu trinken. Heſ. 34,
18 ꝛc.; Freie Ergüſſe aus dem reichen B. naturwiſſenſchaft-
licher Forſchungen. Burmeiſter gB. 2, 324; Dir ſtrömet von
den Lippen ein ruhig klarer B. Chamiſſo 3, 327; Ein B. der
Üppigkeit und des Genuſſes. Freiligrath Pol. 1, 21; So fließe
denn der holde B. der Gnaden. G. 13, 269; Lief zum
Brunnen und ſprach: B., du ſollſt mir Waſſer geben.
Grimm M. 307; Auf der Einfaſſung des Börnleins. Kinkel
Erz. 421; An gefrornen B–en. Platen 1, 132; Sch. 72b;
73b; V. 3, 11; Aus lebendem B. Ov. 1, 140 ꝛc.
2) zuw. (mundartl.) auch = (Quell-)Waſſer, Trank,
in Thüringen: Bornkanne. (Adelung) Grimm Weisth. 2,
249; 254; Gefüllt mit dem ſprudelnden B–e des Felſens.
V. 2, 171; Der Meiſter tränke [bei den Köhlern] Spring, die
Knechte B., und die Jungen Waſſer, wird aber aus einer
Quelle geſchöpft. Döbel 3, 64b; ſo auch = Viehtränke
und dazu (mundartl.): Das Vieh bornen, börnen
= tränken. Schütze; Brem. Wörterb.; Bornblock, Tränk-
trog ꝛc.; Ein Kalb börnen, es mit Milch ſäugen.
3) ſehr oft Brunnen, woraus die Soole geſchöpft wird.
Zu B–e gehn, Soole ſchöpfen und ſieden; rufen ꝛc., ſo
auch als Bſtw. in Zſſtzg. wie: Born-Fahrt, Beſichtigung
der Salzbrunnen, -Herr, -Knecht, -Meiſter, -Pfennig (Al-
moſen der Salzſieder an verarmte Bornknechte), -Schrei-
ber ꝛc.
Anm. S. Brunnen. Mz. (veralt.) Börner. Spate
252; Wiedemann Okt. 39. Veralt. Born (vgl. Bern-
ſtein ꝛc.) = Brand. Grimm Weisth. 2, 167; vgl. Berner
(Scheuer-)Börner = Feuerſchröter, Hirſchkäfer.
Zſſtzg. vielfach meiſt zu 1) ſ. Brunnen, z. B.: Ein
Labetrunk aus dem ewig klaren Geiſter-B. der Helenen-
welt. Fallmerayer Mor. 1, XIV.; Wie wärmend da der
Glüh-B. [2 des Weins] durch-Kunzens Kehle rann. Grün
Rttn. 123; Waſch uns rein im Gnaden-B–e. Chamiſſo
3, 321; Kryſtallborn. V. 3, 75; O Mutter, Lebens-
B. und Schoß! Gottſchall G. 18; Wie ein Quell-B. immer
Waſſer hat; Luther 6, 133b; Quick-B. (Kl. Groth), leben-
dige Quelle; Röhr-B. | Tief im Silber-B–e. Platen
4, 258; Spring-B. Fouqué 8, 73; Der Wolk’ ent-
ſtrömt ein Thränen-B. Gottſchall G. 5; TrinkB. und
Salzpfuhl, öd’ und fruchtbar. V. Sh. 1, 23; Ur-B. alles
Seins. Ant. 2, 37; Ar. 3, 100; Durch zum Lichtes-Urborn
dringen. Arndt G. 407; Wieſen-B. Hölty 101; Salis
46 u. v. ä.