Bolz
Bolzen
Bólz, m., –es; –e, Bölze; -. — ~en, m., –s;
uv.; Bölzchen, lein; -: 1) ein cylindriſches, vorn
zugeſpitztes Holz als Armbruſtpfeil ꝛc. Schieß-, Ziel-
B.; Vogel-B.; Kron-B. der größern Rüſtzeuge, vorn
anſtatt der Spitze wie eine Krone geſtaltet ꝛc. — Die
großen zu Hagel verwendeten B–en der damals in Skandina-
vien gebräuchlichen Auerhahnbüchſen. Bülau Geheime Gſch. 7,
266; Wo ein B–en treffen kann, muß man keine Kugel ver-
ſchwenden. G. 35, 90; Die verſchoßnen B–en. 9, 9; Die
Bölze gut gefiedert. Hammer RH. 432; Den Aar erreicht
ſein guter B. Heine NGd. 246; Reithard 216; Gleich einem
abgedrückten B–en flog er. 38 [pfeilgeſchwind]; Dreht ſie
ſich als wie ein B. | mit mir im Ring herum. Schubart 3,
69; Gerade wie ein B. Rückert M. 1, 178; Gerader als ein
B. W. 20, 153; Stieg bolzgrad in die Höhe. Gotthelf 166;
266; 363; Hackländer Nam. Gſch. 1, 155 u. o. (ſ. 2).
Sprchw. und übertr.: Nicht jedes Holz giebt einen Bolz;
Böſe Leute, die Alles zu B–en drehn. Rabener 3, 40 U. o.
(Alles haarſcharf nehmen, übel deuten, nicht durch die
Finger ſehn); Öl zum Feuer getragen, alle B–en heimlich
gefiedert. Schottel 1111; Einem Redner die B–en fiedern. Friſch
1, 118c [ihm Etwas ſuppeditieren]; Jene ſpitzt ſie zu und
Die verſchießt die B–n. Gellert 3, 462; Schiftet und fiedert
Bölze, die oftmals ander Leute verſchoſſen. Schuppius 834;
So kreuzten ſich die B–en [Reden und Gegenreden]. Reit-
hard 91; Als nun Jene verſchoſſen ihre B–en. Rückert Mak
1, 44 [mit ihrer Weisheit zu Ende waren]; Es ſind
wohl einige B–en von mir darin [in den Briefen über
deutſche Literatur]. L. 12, 128; 13, 104; Daß Sie dgl.
B–en für Hagedorn verſchießen. 12, 227 [vgl. eine Lanze
einlegen]; Er ſchneidet ſich des Liedes flücht’ge B–e. Platen
2, 89 ꝛc. — 2) Zimmerm.: ein auf einem Quer-
balken ſenkrecht ſtehnder Hauptbalken. Stalder; Grade
wie ein B. (ſ. 1); Bergb. ꝛc.: ein ſenkrecht ſtehender
Baum zur Stütze oder das Einſtürzen des Erdreichs zu
verhindern; Auf B–en zimmern. So auch: Einen
Thurm ließ er untergraben und mit Holzunterbölzen [da-
mit er nicht ſofort einſtürze]. ſ. Friſch 1, 118c. Bergb.:
Auf den B. ſtehn, Acht geben, ob kein Aufſeher kommt ꝛc.
Wage-B., Wagebalken, auch die Gabel, worin die
Zunge ſteht; Stange der Schnell- oder Bolz-Wage ꝛc.
— 3) nach der cylindriſchen Geſtalt heißt auch die Li-
belle: B–e, Schiller-, Teufels-B. (Nemnich); bei Friſch
1, 118c außer Schille-Bold (ſ. d.) auch Adderbold, we-
gen des Farbenſpiels wie bei den Schlangenbälgen. —
Teufelsbolzen aber auch die Schwanzmeiſe; ferner
Bolze = Gänſekiel, Nemnich, wie ſchon bei Apherdian
(Friſch). — 4) Keil, z. B. der Schuſter, die Richt-
leiſten aus einander zu treiben; im Bergb. die Eiſen-
keile, die verfahrenen Gänge damit zu gewinnen ꝛc. —
5) Keule, Lende, der Bug an Arm und Hüfte. Brem.
Wörterb.; Grimm. — 6) das Eiſen, das glühnd eig. in
ein Krüll- oder Bügel-, allgem. aber auch in ein Plätt-
Eiſen gelegt wird, um Zeug zu bügeln oder zu plätten.
Einen B–en einlegen (ins Feuer), dann auch wie Plätt-ꝛc.
Eiſen, das ganze Geräth ꝛc. — 7) eiſerner oder kupfer-
ner Cylinder der Bleigießer Röhren darüber zu gie-
ßen: Form-, Grund-B. — 8) zum Befeſtigen und
Verſchließen dienende lange cylinderförmige Eiſen, wo-
von es ſehr verſch. Arten giebt (ſ. Zſſtzg.). — 9) Bolze
= Kater. Nemnich; Brem. Wörterb. ſ. Anm. — 10) Bold;
Anm.
Anm. Abl. unſicher; Hauptbegriff ſcheint die walzenför-
mige Geſtalt; Acker-Bolz ꝛc. (vgl. Döbel); plattd. Bolt, z. B.
alle Scheiben, Büchſen, Bolten [ſ. 8, nam. Splint-B.] u.
Splinten. Möſer Ph. 3, 243 ꝛc. — In der Bed. 9 vgl. bal-
zen und den nam. aus Shakeſpeare’s Romeo bekannten Namen
Tibald = Kater.
Zſſtz. vielfach, meiſt zu8gehörig: Ácker-: Dreſch-
flegel. Krünitz 9, 562. — Ādder- [3]. — Āūg- [8]:
mit rundem Loch oder Auge im Kopf. — Bêtings-
[8]: (Schiff.): das Abgleiten des Ankertaus von der
Beting zu hindern. — Bóckshorn- [8]: (Schiff.)
deſſen Kopf in einen Haken endigt, worunter ein Ring,
Bocksohren, Ohreiſen. — Bǖgel- [6]. — Fórm-
[7]. — Grúnd- [7]. — Hāken- [8]: an einem
Ende hakenförmig. — Hánge-: Weber: der an jedem
Schaft des Stuhls hangende und ſein gleichmäßiges
Herabziehn bewirkende Stab. — Jāgd-[8]: (Schiffb.)
zum Aufjagen oder Aufzwingen der Berghölzer. —
Klápp- [8]: (Schiff.) zum Anbolzen der Püttings
unter den Rüſten. — Klínk- [8]: (Schiff.) deſſen
eines Ende geklunken iſt, d. h. umgeſchlagen, ſo daß
der Bolzen nicht zurückgehn kann. — Klöppel-,
Knüppel-: cylindriſches Stäbchen zum Klöppeln. —
Kópf- [8]: mit rundem Kopf. — Krüll- [6]. —
Līēbes- [1]: vgl. Liebespfeil: Verſchießt, mein Herr.
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nicht Eure L–en! Weſt Diana 3, 8. — Öhr-: Bockshorn-
B. — Pfánnen-: Art Mehlſpeiſen in Baiern. —
Plä́tt- [6]. — Púmpen- [8]: (Schiff.) durch die
Pumpenmick. — Püttings- [8]: (Schiff.) zum An-
bolzen der Püttings. — Ríng-: 1) [8] mit beweg-
lichem Ring am Kopf. — 2) [6] = Krüll-B.: Glüht
wie ein R. Höfer V. 217. — Schárf- [8]: mit ſcharfer
Spitze, aber ohne Kopf, da ſie ganz ins Holz hinein-
getrieben werden. — Schīēß- [1]. — Schíller-
[3]. — Schlīēß- [8]: mit einer Schließe, Splint-
B. — Schōt- [8]: Splint-B., oben mit einem Ring
oder Auge. — Schrāūben- [8]: am untern Ende
mit einem Gewinde zum Aufſchrauben einer Mutter-
ſchraube. — Spítz- [8]: am untern Ende zugeſpitzt.
— Splínt- [8]: mit einem Loch am untern Ende,
wodurch ein kleiner Riegel, der ſogen. Splint, getrie-
ben wird, den Bolzen am Zurückweichen zu hindern.
— Stémpel- [8]: Kopfbolzen, womit man einen
andern Bolzen wieder aus dem Holz treibt, ſ. ſtempeln.
— Stúmpf-, Stūv- [8]: ohne ſcharfe Spitze. —
Táck-: Zacken-B. — Tēūfels- [3]. — Trēīb-
[8]: Schiff., zum Aneinandertreiben der Planken. —
Trúnken- [10]. — Vōgel- [1]. — Wāge- [2].
— Zácken-: Tack-B. [8], Scharfbolzen, mit längs-
auf nach oben gerichteten Zacken, der nicht ohne Zerrei-
ßen des Holzes wieder herausgezogen werden kann. —
Zīēl- [1] u. ä. m.
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