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Bold
Bóld, m., –(e)s; –e; Böldchen, lein; -: 1) (ſ. bald,
Anm.) eig. = kühn (vgl. engl. bold), als Endung
vieler Eigennamen und in Zſſtzg. hier in der Bed.:
einer ſchlimmen Eigenſchaft, einem Thun und Treiben
eifrig ergeben, in zu hohem Grad anhängend; doch auch
aufgelöſt: Einem Pflaſtertreter und grobem Bold [etwa =
Kerl]. Hoffmann F. Geſellſch. 210 (ſ. Anm.); bei Neuern
zumal = kleines neckiſches Weſen (vgl. Heren-Tücke-
bold und das freilich wohl nicht als Zſſtzg. anzuſehende
Kobold): Gleich dem Meervolk giebt es kleine B–e im Erd-
ſchacht. Rückert 1, 162; Wer lehrte dem kleinen Bold [Kna-
ben] die unbewußte blitzſchnelle Heuchelei des Zartgefühls?
Keller LvS. 128. 2) Florfliegen oder B–e (Neuro-
ptera). Oken 5, 1429, ſ. Schille-B.
Anm. Es findet ſich auch zuw. Bolz (ſ. d.), z. B.:
Trunkene Bölz. Kaiſersberg himml. Lewe 56b; Trunken-
bölz. Fiſchart Garg. 5; Zutrinker und volle Bölz. Würtem-
berg. Landesordnung von 1567 ꝛc., wie auch umgekehrt (ſ.
Schillebold und Bolz 3). Genitiv ꝛc. auch Bolden,
z. B.: Einen Trunkenbolden. Freiligrath 2, 78; Einen
Trunkenbolzen. Garzoni 6a ꝛc. Fortbildungen z. B.:
Erging ſich in allerlei Witzboldereien. Riemer G. 1, 431;
Trunkenboldiges Weſen; Wegen ihrer ungeheuren an-
gebornen, mütterlichen Trunkenboldigkeit (Studenten-
lied) ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Héren-: H., dein Gold iſt mein. Werner
Febr. 168. Kúrz-: Menſch von kurzer gedrungner
Geſtalt. Arndt Stein 61. Lūgen-: Betrügen will er
uns, der L. Werner Luth. 12; Kr. 1, 61. Múcke-:
Holtei Menſch. 2, 91; Perſon, die an Andern ihre Mucken
ausläſſt ꝛc. Rāūf-: vgl. Raubebald. Jeſ. 8, 1;
R–s Sitte. Reithard 81; Jahn Merk. 302. Rēīm-:
Schwergereimte Ode, an R. V. 4, 113. Sāūf-: Trun-
kenbold. Schílle- [2]: die große Libelle, Schmal-
jungfer, Libellula grandis, auch Teufelsbolz; nach der
bolzenförmigen Geſtalt und den ſchillernden Farben be-
nannt: Das Flattern der Bienen und Sch–e. Gutzkow Bl.
1, 177; Oken 5, 1489. Schlāg-. Trúnken-.
Chamiſo 3, 92; L. 3, 416. Tücke-: an Tücke ſich er-
götzend, ſie gern übend; daher auch perſonificiert =
Irrlicht, auch „Tückebote“ genannt: Dann neck ich ihn
als T. | mit Irrlicht weit vom Hauſe. V. 3, 165; Tückeböld-
chen mit uns geſpielt. Sh. 1, 86; 501; Matthiſſon A. 8,
132 ꝛc. Wítz-: Witzling. Heine Rom. 249.
Zánk-. Keller gH. 4, 84 u. ä. m.