Faksimile 0193 | Seite 185
Faksimile 0193 | Seite 185
Faksimile 0193 | Seite 185
Bohrer
Bōhrer, m., –s; uv.; - (ſ. Bohr und Näber):
1) Perſon, die bohrt, z.B. die Löcher zu den Spickern ꝛc.
in das Holzwerk eines Schiffs ꝛc. im Bergb. Böhrer.
Zſſtzg. z. B.: Aus- (ſ. Ausbohren 2b), Brunnen-,
Salz-B. Eckermann G. 2, 174 ꝛc. 2) das zum Boh-
ren dienende Werkzeug, wovon viele Arten (ſ. Zſſtzg.).
3) Name mehrerer Thiere, theils nach der Ahnlich-
keit mit 2) z. B.: Turbo terebra, eine Art Schrau-
benſchnecke, theils weil ſie ſich in Etwas einbohren, wie
z. B. die Pholaden oder Stein-B.; Palmen-B.:
Calandra palmarum; Weiden-B.: Bombyx ligni-
perda, ein Nachtfalter, deſſen Raupe vieles Holz zer-
ſtört ꝛc. (ſ. Bohr-Muſchel, -Käfer). 4) eine
Krankheit der vom Borkenkäfer angebohrten Bäume.
Stalder.
Zſſtzg. nam. zu 2 (vgl. Bohr, welche Form im
Schiffb. gewöhnlich iſt), z. B.: Áb-: bergm. zum
Abbohren. Áblaß-: Zapfen-B. Bánd-: bei
den Zimmerleuten, die Löcher zu den hölzernen Nägeln
der Schrägbalken zu bohren. Bánk-: Bein-B.,
die Löcher zu den Beinen der Bänke zu bohren.
Bāūch-: bei den Drechslern, die innre Weite eines
Stücks auszubohren. Bēīn-: Bank-B. Bérg-:
Erd-, Stein-B., der Bergleute, zum Graben arteſiſcher
Brunnen ꝛc.; übertr.: IP. 2, 119 ꝛc. Bōgen- :o
Roll-B. Brúnnen-: zum Bohren von Brunnen,
zumal von arteſiſchen, ſ. auch [1]. Brúſt-: ſ.
Trauben-B. Büchſen-: zum Bohren von Büch-
ſenläufen. Bútter-: womit man aus der Mitte
oder dem Grunde eines Faſſes Butter herausholen kann,
ſich von der Güte derſelben zu überzeugen. Cén-
trum-: mit dreikantiger Spitze in der Mitte, einem
kleinen ſcharfſchneidigen Zahn an der einen und einer
zugeſchärften Schaufel an der andern Seite, damit ſehr
glatte, völlig cylindriſche Löcher in Holz zu bohren.
Karmarſch 1, 320. Cylínder-: z. B. für arteſiſche
Brunnen. Karmarſch 1, 70. Diamánt-: zum Boh-
ren auf Glas, aus Diamantenſplittern. Díppel-,
Dȫpel-: der Böttcher, kleiner als der Querſcheiben-
B., Beides Windel-B., in einem Bodenſtück Offnungen
für einen hineinzuſteckenden Hahn zu machen.
Drāht-: kleiner Bohrer, die Löcher für Drahtſtifte
vorzubohren. Drāūf-: die Aufreißahle der Gelb-
gießer; (Schiffb.): Frettbohr, ſ. Trauben-B.
Dréll-, Dríll-: bei den Nadlern zum Einbohren
des Ohrs dienend, ſ. auch Rollen- und Fiedel-B.
Eīnſchneide-: Schülpbohr, deſſen ausgehöhlte
Walze nur an einer Seite ſchneidet im Ggſtz. der Zwei-
ſchneide-, Zober- oder gewöhnlichen Schülpbohre.
Erd-: womit in die Erde gebohrt wird, z. B. nach
24
arteſiſchen Brunnen. Fīēdel-: ein mittels einer
geigenbogenartig an einen Stock geſpannten Sehne in
Bewegung geſetzter Drillbohrer, z. B. der Bildhauer.
Flách-: den Zug der Schraubenmutter vorzuboh-
ren. Frét(t)-, Frítt-: auch der Frett, Fritt
genannt, ein Bohrer, deſſen halbe ausgehöhlte ſchnei-
dende Walze unten eine gewundne Schärfe und ſchrau-
benartige Spitze hat, ſ. Drauf-B. Fróſt-: in die
hartgefrorne Erde zu bohren. Döbel 2, 34a; 170a ꝛc.
Gēīgen-: Fiedel-B. Gewínde-: der Zimmer-
leute, Löcher in Zapfen und Balken zu bohren.
Glās-: in Glas zu bohren. Grúnd-: der Mau-
rer, zur Unterſuchung der Beſchaffenheit des Grunds
und Bodens als Fundament. Hāhn-: der Roth-
und Gelbgießer, ein gegoſſnes Loch, z. B.: das eines
Hahns zu den Fäſſern zu glätten. Hánd-: kleiner
mit einer Hand zu handhabender Bohrer, ſo im Bergb. der
zu einmänniſchen Bohrlöchern dienende ꝛc. Hāū-:
Schlägel-B. Hírn-: Schädel-B. Hōhl-: in
Geſtalt einer Rinne. Karmarſch 1, 320. Hólz-.
Kámm-: die Löcher zu den Kämmen der Kammräder
zu bohren. Kanōnen-. Kǟſe-: womit man
in die großen Käſe bohrt, um ſich von der Güte zu
überzeugen. Klǖſ(en)-: Schiffb.: zum Bohren
der Klüsgatten. Knīē-: gewundne Löcher zu boh-
ren, wie durch den Hals der Holz- oder Meerſchaum-
Pfeifenköpfe; auch das ſogen. Ochſenknie der Pferde
und mundartl.: ein arger Geizhals, Filz. Kólben-
(Bergb.): an der Bahn oder dem Bohr-Ende zwei
Kreuzſchneiden mit fünf hervorſpringenden Spitzen ha-
bend. Kópf-: Schädel-B. Krǟūſel-: zum
Ausbohren von Schraubenmuttern. Krēīſel-:
Rollen-B. Krōnen-: Bergb.: an der Bahn 4
Spitzen mit 4 einſpringenden Winkeln habend.
Lādeſtock-: der Büchſenſchäfter. Lêder-: mit
Lederriemen zum Umdrehn. Lóch-: bei den Wag-
nern, zum Vorbohren für den Nabenbohrer dienend.
Löffel-: mit einer halben ausgehöhlten, vorn löffel-
artig abgerundeten Walze; heißt bei Schiffbauern
Schülpbohr. Māūer-: eine Belagrungsmaſchine
der Alten. EKleiſt 2, 59. Māūl-: Hohl-B.
Mēīßel- (Bergb.): mit meißelförmiger Schneide an
der Bahn. Nāben-: Näber, zum Ausbohren der
Naben, in engrer Bed. der größre Bohrer, womit die
durch den Lochbohrer gemachte Offnung ausgebohrt
wird. Nāgel-: die Löcher für einzuſchlagende Nä-
gel vorzubohren, auch Fritt-B. genannt. Pálm-
[3]. Pérl(en)-: Drillbohrer, Perlen zu durchboh-
ren. Pflóck- (Bergb.): das Zündloch in die höl-
zernen Pflöcke zu bohren, womit man früher die ins
Geſtein zum Sprengen gebohrten Löcher zuzuſchließen
pflegte. Púmpen-: die Röhren zu den Waſſer-
pumpen zu bohren, auch Schülpbohr; ferner [1]: der
dieſe Röhren bohrende Pumpenmeiſter. Quêr-
ſcheiben-: ſ. Dippel-B. Rād(e)-: die Naben
der Wagenräder auszubohren, ferner: Löcher in den
Radfelgen zu den Nägeln zu bohren ꝛc. Réchen-:
Löcher zu den Zinken eines Rechens zu bohren.
Rīēgel-: Hohl-B. der Zimmerleute. Róllen-:
Bogen-, Drell-, Drill-, Kreiſel-B.: Bohrer, der mit-
tels der Bohrrolle bewegt wird; dieſe ſitzt entweder am
Bohrer ſelbſt oder an der Spindel, ſ. Rennſpindel.
Sálz- [1]. Sánd-: der Brunnengräber, Sand
aus einem Brunnen zu ſchaffen; eine ſtarke hölzerne
Stange mit einem Eiſen, das wie eine Lichtſchere ge-
formt iſt und woran ein klingbeutelartiger Sack hängt.
Schǟdel-: Kopf-, Hirn-B., Trepan bei den
Wundärzten, zum Trepanieren oder Durchbohren der
Hirnſchale. Schêmel-: Bank-B. Schnécken-:
ſchneckenförmig gewunden, wie die Nagelbohre; die
größern dienen z. B. beim Bohren der Waſſerröhren
arteſiſcher Brunnen ꝛc. Schlägel(eiſen)-:
bergm. = Schlägeleiſen: Setzt er auch durch den alten
Mann | den Schlägeleiſenbohrer an. Mariäkircher Bergand. 537.
Schrāūben-: Spiral-B., zum Bohren von
Schraubenmuttern; im Schiffb. der Pumpenröhre ꝛc.
Schrōt-: zum Bohren der Pumpenröhre, mit
einem die Späne herausziehnden Haken am Ende.
Schülp-: ſ. Löffel-, Pumpen-B. Spirāl-: mit
ſchraubenförmigen Windungen, beim Brunnenbohren
auch Krätzer genannt. Spítz-: Bohrahle der Tiſch-
ler; ein ſpitzzulaufender Schraubenbohrer; (Bergb.):
eins von den Unterſtücken oder Zwickern des Bergboh-
rers; (Schiffb.): der Aufräumer der Blockmacher, eine
ausgehöhlte halbe, allmählich ſpitzzulaufende Walze
ohne Fritt. Spúnd(loch)-: Spundlöcher in Fäſ-
ſer zu bohren. Stēīn-: 1) Löcher in Stein zu
bohren. 2) [3]. Trāūben-, Trāūch-,
Trāūf-: Drauf-B., mittels eines krummen hölzernen
oder eiſernen Hefts umgedreht, deſſen beweglichen Kopf
man an die Bruſt anſetzt; daher auch Bruſt-B. oder
Leier genannt. Trēīl-, Tríll-: Drell-B.
Umſchlag-: mit bügelförmigem nach einer Seite
ausgebognen Griff, beſ. zum Bohren der Spicker-
löcher ꝛc. im Schifſb. Ventīl-: Cylinderbohrer
mit Klappe, nam. in Triebſand zu bohren. Wēī-
den- [3]: ein Rüſſelkäfer, Curculio cyaneus, und eine
holzzerſtörende Raupe und der Schmetterling derſelben,
Bombyx ligniperda. Wéndel-,. Wíndel-:
1) Spiral-B., Drell- oder Bogen-B. bei Gelb- und
Rothgießern ꝛc. 2) [3] eine Art Röhrenſchnecke,
Serpula lumbricalis. Wrímmel-, Wringel-:
kleiner Bohrer der Böttcher mit engen Schrauben-
gängen, Löcher für Zapfen in Fäſſer zu bohren; auch
Holz anzubohren, um deſſen innre Beſchaffenheit zu
ſehn. Zápfen-: mit zapfenförmigem Theil hinter
der bohrenden Spitze, z. B. ein volles Faß anzuboh-
ren ꝛc. Zóber-, Zwēīſchneide-: ſ. Einſchneide-
B. Zwíckel-: Zapfen-B. Zwírl-: der
Drechsler, eine vorgebohrte Röhre durch das Umdrehn
der beiden ſchräg angeſchliffnen Ecken ſeiner Schneide
zu erweitern u. ä. m.