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Bock
Bóck, m., –(e)s; Böcke; Böckchen, lein; –s- (-):
ein viele Bed. in ſich faſſendes Wort, worin vielleicht
verſchiedne Stämme zuſammengefloſſen: 1) das Männ-
chen aller gehörnten Vierfüßer mit Ausnahme der Rin-
der, wozu auch einige ungehörnte, aber ſonſt ähnliche
Thiere kommen, z. B.: Biſam- oder Moſchus-,
Lama-B. ꝛc.; der B., Rammler [Kaninchen-B.]. Döbel
1, 316. Jhnen entſprechen für das Weibchen theils die
Bez.: Kuh, Geis, Ziege (ſ. d.), theils eigne Namen
(z. B. Hindin, Ricke, Tiffe ꝛc.); in manchen Fällen
iſt auch für das Männchen eine andre Bez. oder viel-
mehr Umſchreibung gw., z. B.: Das männliche (ſ. d.)
Elenthier; Männchen (ſ. d.) des Elenthiers, ſt. Elenthier-
B., vgl. Steinbock ꝛc. Beiſp. einiger Zſſtzg.: Des
Geisbocks Seele. Lichtwer 133; Daß man weit mehr
Gemsböcke ſchießt und fängt als Gemsziegen. Kohl A. 3,
400; Jetzt wechſelt ein Rehbock über den Weg. Auerbach
Leb. 2, 159; V. 3, 45; Rechböck und Rechgeißen. Stumpf
608b; Ibſchgeißen iſt des Steinbocks Weiblin. 609a;
Und den Springbock ſtürzen vom Fels [auf der Jagd].
Schiller 497a, allgem. wie Felſenbock (ſ. d.) ꝛc., Bez.
der auf Bergen lebenden durch ihre Sprünge ſich aus-
zeichnenden Böcke, wie Gemſen, Steinböcke ꝛc.; in
engerem Sinn auch die afrikan. Antilope euchore.
Giebel 309; Da der Hirſch [beim Tann- oder Damwild]
ein Tannbock, das Thier eine Tanngeiß und das Kalb ein
Tannkitzle genannt wird. Döbel 1, 23b; Hüpfte wie unſer
bunter Ziegenbock. Guhrauer L. 1, 313; 1. Moſ. 38,
17 ꝛc. 2) Oft aber ſteht auch nur das einfache B.
und der Zuſammenhang muß das Nähere beſtimmen,
z. B.: Die Schildwache, welche bei den Gemſen ausgeſtellt
wird, iſt auch gewöhnlich eine weibliche Gemſe (eine Geis);
die trotzigen Böcke ſind viel gleichgultiger. Kohl A. 3, 401;
Der B. [Reh]. Stumpf 608b ꝛc. Im erſten Jahr heißt es
[d. Reh . . .] ein Spießbock ... Hernach bleibt es ein Bock
und wird beſtändig ſo genannt, er ſei ſo alt als er wolle.
Döbel 1, 28b; Fleming J. 2, 105a; Im ſchlichten Rock hat
manchen Bock | der Kaiſer abgefangen. Simrock ꝛc., im gw.
Leben aber der Schaf-, auch Ramm- (V. Th. 3, 4),
Rammel-B. genannt: und noch gewöhnlicher der
Ziegen-B. (ſ. d.). So iſt z. B. in manchen Stellen der
Luther’ſchen Bibel oft erſt durch ein Vergleich mit dem
Original zu entſcheiden, ob Dieſer oder Jener gemeint
iſt: Die ſprenklichte und bunte Böcke (Zunz ,Schafböcke“).
1. Moſ. 30, 35; Die Böcke ſprangen auf die ſprenglichte
Herde (,,die Böcke, welche die Schafe beſprangen“). 31,
10 ꝛc. Aber: 200 Ziegen, 20 Böcke, 200 Schafe, 20
Widder. 1. Moſ. 32, 14; Der ſoll zum Opfer bringen einen
Ziegenbock .. und ſeine Hand auf des Bocks Haupt legen. 3,
4, 24 ꝛc. So z. B. unentſchieden: Daß Einer den B.
melkt, der Andre das Sieb unterhält. Kant 2, 94, vgl.:
Pfingſten, wenn die Böcke lammen (ſ. d., ſprchw. = nie-
mals). 3) inſofern nun aber B. eine beſtimmte
Thierklaſſe bez., finden ſich wieder neue Zſſtzg., wie
z. B.: Heil-B., verſchnittner; Jährlings-B., ein-
jähriges Bocklamm; Kiel-B., hörnerloſer, Ggſtz.
Horn-B.; Leit-B., der die Herde führt. V. 2, 92;
Sommer-B. (Tſchudi Th. 561), von einem Steinbock
im Sommerbalg; Spiegel-B., Schafbock mit dunk-
lem wolligem Rand um die Augen; Sprung-B., zum
Beſpringen dienend, nam. bei Schafen zur Veredlung
der Wolle. Freitag Soll 1, 296; Waldau N. 2, 61, verſch.:
Spring-B. (ſ. d.); Stamm-B., wovon eine Herde her-
ſtammt; Stand-B. (Tſchudi Th. 401, von Gemſen, in-
ſofern ſie an beſtimmten Stellen ihren Stand, gewöhn-
lichen Aufenthalt haben; Stutz-B., mit geſtutzten
Hörnern. B. 57b; Stutzböckchen. G. 35, 405; Zeit-B.,
der zur Zucht reif, zeitig iſt, Bocklamm über 2 Jahr ꝛc.
4) das Männchen der Ziege (ſ. d.): Mähen nach den
Böcklein hier die Ziegen, | meckern nach den Ziegen da die
Böcklein. Talvj 2, 254; Wenn nun der Bock der Gatte der
Ziegen heißt, ſo können Sie Alles anhören. Immermann M.
2, 4ꝛc., ſo auch ſprchw. Redensarten, z.B.: Da ſprang
wie ein Böcklein der Abt vor Behagen. B.; Man prügelt
Schnurren, | doch bleibt er ſteifer als ein B. Pfeffel; Sich
auf Etwas ſteifen, verlaſſen, wie ein Bock auf ſeine Hörner;
Wilt du nicht, ſo muſſt du wohl, das iſt Recht; denn der
B. weiß, daß er Hörner hat. Weidner 183; Stinken nach
Schweiß, wie die Böcke (ſ. 27); Geil wie ein B.; Den B.
zum Gärtner, auf die Haferkiſte ſetzen, ſeine Sache den
ſchlimmſten Händen anvertraun; Auf Etwas losgehen,
wie der B. auf die Haferkiſte, mit größter Gier; Was der
B. an ſich ſelbſten weiß, trauet er der Geis. Gotthelf U. 299;
Sch. 240 [Was ich denk und thu, trau ich Andern zu,
zumal in Verletzung ehelicher Treue]; Da ſteckt der B.
in den Dornen. Luther (ſ. Friſch 1, 115b, vgl.: 1. Moſ. 22,
13), da hapert’s ꝛc.; Du weinſt ja, als wenn dich der Bock
geſtoßen hätte. Goltz 1, 330; Hier ſchluchzte Klaus, daß
ihn der Bock ſtieß. Willkomm Sag. 1, 81 (von dem krampf-
haften, ſtoßweiſen Schluchzen, ſ. 7); Rühre nicht, Bock;
denn es brennt [ſ. d.]. Fichte 8, 391 ꝛc. 5) übertr. auf
Perſonen = Ein geiler; alter geiler; ſtinkender; alter ſteifer,
ſtreitſüchtiger, ſtößiger Bock; Es gebe noch Andre für ſein
Meitſchi als ſo altêBöcke und Sünder. Gotthelf G. 242 (vgl.
Sünden-B.); Daß ſie ihr jung’ Tag’ ſoll verzehren | bei
dieſem alten ſtinkenden B. Ayrer Faſtn. 12c; Dieſen beiden
greiſen Ziegenböcken. Grabbe Hann. 21; Ein paar Steif-
böcke. Gutzkow R. 1, 250; Preußiſche oder heſſiſche Holz-
böcke. Bettine 1, IX. [ſteife Soldaten], zumal oft als
höhnende Bez. der vom Sitzen ſteifen Schneider: Und
ſchalt den Schneider einen B. V. 4, 91; 135; Volksharfe 5,
73—81 (ebenſo Geis-, Ziegenbock), auch = Schafs-
kopf; Einer, mit dem man die Wände einrennen kann
(vgl. 7): Die nun ſo großes Ding, den edlen theuren Wein, |
dem B–e ſchreiben zu, Das müſſen Böcke ſein. Opitz 1, 117.
Oft in Zſſtzg. als Schelte: Holz-(ſtörriſches Kind);
Hörner-, Loden-, Zulken- (Menſch mit Zottel-
haar); Lumpen-, Mecker- oder Stammel-, Stot-
ter-, Schiel-B. (vgl. Bocksauge, Schielender) u. a. m.
(Weinhold 11a). Dagegen Jeſ. 14, 9; Zachariä 10, 3:
mehr orientaliſch als deutſch (nach Geſenius) die Leit-
böcke, Führer des Volks. 6) zuw. euphemiſtiſch =
Teufel: Hol’s der Bock! Rabe Meckl. (1848) S. 11; Vorn
auf den B. [des Kutſchers, ſ. 11] zu ſitzen ... Er dachte
an einen andern B., auf dem die Hexen reiten. Hebel 3, 348.
Vgl.: Ein alter B., wenn er vom Blocksberg kehrt. G. 11,
86 (Ggſtz.: Kerl von rechtem Fleiſch und Blut).
Aus dem Gen. „Bocks“ mag ſich in manchen Fluch-
ausrufen das bekannte „Potz“ (ſ. d. und vgl. Blicks
und Blitz ꝛc.) entwickelt haben, doch iſt dies im Allgem.
wie das gleiche „Kotz“ ꝛc. aus „Gottes“ verderbt.
7) übertr. auf manches Stoßende: Ein Bäuerlein, das
vom B. (vgl. 6) des Übermuthes geſtoßen wird. Gutzkow 3,
179; Wo iſt der Menſch, den der B. nicht einmal ſtößt?
Höfer V. 47, ſ. 4 zu Ende; dazu wohl auch: Bock (Eim-
bock) als Bez. des ſtarken Münchner Biers. 271; Heine
Rom. 144 ꝛc., weil es Manchen umwirft ꝛc., als
Umdeutung des urſpr. „Embeckiſchen Biers“. Schmeller
1, 151; ferner veralt. B. = Dolch, als das ſtoßende
Werkzeug. Kirchhof Wendum. 150b u. a. m., nam. aber
ein früher im Krieg übliches Werkzeug zum Einrennen
der Mauern, aus einem langen ſchweren Balken be-
ſtehnd, der vorn zuw. die Geſtalt eines Widderkopfs
hatte, auch Mauerbrecher, Widder, Sturm-B. genannt:
Mit den Widdern, mit den Böcken ... die Köpfe ſind von
Eiſen, | rütteln an den Mauern laut. Schwab 544; Heſek. 4,
2; 21, 22; 26, 9; Mein Kopf iſt nicht dazu gemacht, gegen
die Mauer der Verhältniſſe gerannt zu werden, ich habe zu
einem Sturmbock nicht das Zeug. Scherr Gr. 1, 87; Pr.
23 ꝛc. Ähnlich auch: der große Klotz in einer
Ramme und dieſe ſelbſt, Rammbär (ſ. Bär III. a) B.,
Ramm-B.; Hand-B., eine kleine, mit der Hand be-
wegte Ramme. 8) Aber auch ſonſt ſteht B. in man-
chen Fällen wie Baum (ſ. d. 4 und vgl. 10, bocken
und bäumen; bock- und baumſtill ꝛc.), ſo z. B. in
Bremen die Pfähle im Waſſer, woran die Schiffe liegen
oder womit der Strom geſperrt wird (Brem. W. 1, 156);
und allgem. Eis-B.: Eisbaum, Eisbrecher. Bobrick;
bergm. (ſ. 10): die an beiden Seiten der Trift hän-
genden Hölzer oder Docken, ſ. 14 ꝛc. 9) (ſ. 8)
Burzel-B. Steinbach 1, 142 = Burzelbaum und da-
her: Einen Burzel-, Purzel-B. oder bloß Bock ſchießen =
purzeln, ſtraucheln, fallen, einen Fehltritt, verſehn
machen und Bock = Fehler ꝛc.: Er hat alſo den geogra-
phiſchen B. geſchoſſen. Müllner 5, 7; Alexis H. 2, 2, 242;
Rückert 6, 39 ꝛc.; Auch ein B. macht ihm kein graues
Haar. G. 2, 126; Gotthelf U. 2, 86; Das iſt ein gewaltiger
B. von Herrn Maſch. L. 11, 508; HLNicolai 1, 185; Bocks-
ſtreich. Waldau Nat. 2, 55; 3, 233 ꝛc. (ſ. bocken 9).
10) ein erhabnes erhöhtes Geſtell, worauf Etwas ruht,
das Etwas trägt, ein Trage-B., z. B. ſ. Bockmühle:
Daß aus launigten, eigenwilligen und dem Anſchein nach un-
gelehrigen Köpfen gerade die Böcke geworden ſind, worauf das
ganze Gerüſte einer Staatsverfaſſung geruht hat. Möſer Ph.
3, 124; Die Schwungbretter waren ſchon gelegt, das
Schleppſeil an die Pfoſten-befeſtigt und das ſtraffe Seil über
die Böcke gezogen. G. 16, 109; Über allen dieſen Kochſtätten
waren Böcke oder Roſte errichtet, auf welchen Bratpfannen
ſtanden. Immermann M. 3, 4; Richtete mit Blöcken, Böcken
und Brettern eine gewaltig lange Tafel zu. 5; Zwei lange
Bretter waren auf hölzerne Böcke gelegt, anſtatt des Tiſches.
Stilling 1, 28; Düringer 168; Bergb.: Böcke (ſ. 8):
zwei in die Erde gegrabne, oben mit einem Holm zu-
ſammengehaltne, die Feldkünſte, beſ. den Steg derſel-
ben tragende Hölzer; Schmelzh. (ſ. 16; 17): ein
das Sieb zum Abſondern des groben Erzes vom feinen
tragendes Holzgeſtell; auch die Unterlage der hölzernen
Gerinne zum Aufſchlagwaſſer; Böckchen, das Geſtell zum
Abwärmen des Brandſilbers; Bock beim Billardſpiel,
die Krücke, die Maſchine, auf welche man das Queue
legt ꝛc. Für einzelne Arten bedient man ſich, wo
Zweideutigkeiten entſtehn können, der Zſſtzg., z. B.:
Binde-: Geſtell zum Binden der Faſchinen, Binde-
bank; Brand- oder Feuer-: auf Herden und Ofen
ein Brandroſt, worauf das Feurungsmaterial, das zu
röſtende Erz ꝛc. liegt: Die Feuerböcke ... von Silber,
zwei ſchlummernde Kupido’s. Schlegel Cymb. 2, 4; aber
auch Brand-, Brenn-: Brenneiſen (Schiffb.):
eine Stange mit einem zweibeinigen eiſernen B. n
beiden Enden, worüber die durch das Brennen zu krüm-
menden Schiffsplanken gelegt werden. ſ. 17; Braten-:
eiſernes Geſtell, worin der Bratſpieß ſich dreht; Falz-
(Gärb.): zum Falzen dienende Vorrichtung. Karmarſch
2, 565; Färber-: die gefärbten Tücher darauf zu le-
gen, damit die überſchüſſige Farbe ablaufe; Holz- oder
Säge-: Kreuzgeſtell der Holzhacker, das Holz darauf
zu ſägen, aber auch = Feuer-B., und ſonſt allgem.
ein hölzerner Bock; Lager-: worauf eine Maſchine ꝛc.
als auf ihrem Lager ruht. Karmarſch 1, 328; Meſſer-:
bei Tiſch die Meſſer und Gabeln drauf zu legen; Pfan-
nen-: in den Salzſiedereien, für die aus ihrem Lager
genommenen Pfannen, in denen der Bodenſatz mit
untergelegtem Stroh ausgebrannt werden ſoll; Räder-
(Bergb.): Geſtell für das Erzſieb, den ſog. Räder;
Rüſt-: als Unterlage eines Gerüſts bei Zimmerleuten
und Maurern; Sattel-: Sattel-Baum, -Bogen, das
den Sattel tragende Gerippe: An den engen Sattelböcken
hangen Karabiner. Freiligrath 165; Schabe-: Schabe-
baum, Etwas darauf zu ſchaben, zumal bei Gärbern,
bei Kamm-Machern, das Horn mit dem ſogen. Bock-
meſſer; auch = Schiebe-, Schub-: Schubkarre.
Langbein 2, 125; Senſen-: das die Ahren ꝛc. beim Mä-
hen zuſammenfaſſende und in Schwaden legende Gerüſt
über der Senſenklinge (ſ. 12); Stutz-: Geſtell, Etwas
darauf zu ſtützen, z. B. Perückenkopf (ſ. Stutz): Paſtor
Schmolke | hing, weil er keinen St. ſah, ans Fenſter ſeine
Wolke. Langbein 1, 255; dann auch wie Perücke =
Menſch mit einer ſolchen: Nunmehr ward’s vor den Augen
hell | den blinden Stutzeböcken. ebd.; Waſch-: Geſtell für
Waſchkübel; Wehr-, Wende- (bergm.): an den
Feldgeſtängen, wodurch gewehrt wird, daß die ganze
Laſt an einem Krummzapfen hange u. ä. m. (vgl. die
Zſſtzg. von Baum). 11) ganz ebenſo ein erhöheter
Sitz für Perſonen, z.B. die meiſt höher oder niedriger
zu ſchraubenden ſchmalen Sitze vor einem Pult oder
Schreibtiſch, worauf der Schreiber rittlings ſitzt; ſ.
Leſeeſel: Recenſent, der tapfre Ritter, | ſteigt zu Roſſe kühn
und ſtolz; | iſt’s kein Hengſt aus Andaluſien, | iſt es doch ein
B. von Holz. Uhland 307; Schreib- (Hackländer Hdl. 1,53);
Schreibe- (Skl.1, 15); Schreiber- (Gutzkow R. 1, 143);
Kontor-, Komtoir-B. Heine Sal. 1, 238 ꝛc. nam.
auch der hohe Sitz der Kutſcher, der Bedienten auf dem
Wagen: Lohnkutſchern, die er, als wären’s die Herren, ſich in
die Wagen ſetzen ließ und ſelbſt vom B. fuhr. G. 21, 45;
5, 4; 16, 173; Bediente ſprangen von den vordern Böcken
und öffneten die Schläge. Gutzkow R. 9, 75 ꝛc.; Per Bock
mitfahren, heimlich, als blinder Paſſagier. Ahnlich auch
bei den Eiſenbahnwaggons: Der Kondukteur- oder
Bremſer-B. Karmarſch 1, 678. 12) ein Erhöhtes,
Gebognes, Gekrümmtes mit oder ohne den Neben-
begriff des Tragens, ſo zunächſt: Einem den Bock ſtehen,
halten, Spate, ſich auf die Hände legen, damit Einer den
Rücken als Schemel benutze, um in die Höhe zu ſtei-
gen, z. B. aufs Pferd (ſ. 10; 21), vielleicht auch An-
ſpielung auf die Fabel vom Fuchs, der den B. dazu
benutzt, aus dem Brunnen zu ſteigen), auch übertr. =
ſich zu den niedrigſten, demüthigendſten Dienſten brau-
chen laſſen; B., ſtehe feſt! Spiel, wobei ein Kind ge-
bückt daſteht, damit andre darüber wegſpringen. Über
einen B. ſpringen, über eine ſo gebückte Perſon, oder
auch über ein Holzgeſtell, ſo zumal beim Turnen.
13) B., zuw. auch Geiß, eine Maſchine, ſchwere Laſten
empor zu winden, z.B. Kanonen; Schiffb.: Maſten
einzuſetzen; Säge(r)-: um Bäume, aus denen Planken
geſägt werden ſollen, in die Höhe zu winden und auf
die Schragen zu legen. Bobrick 123. Bullen-B., ein
auszubeſſerndes Schiff auf die Seite zu winden ꝛc.
14) weidm.: ein aus 3 zuſammengewachſenen Holz-
ſpitzen gemachtes Geſtell mit Pferdehaarſchleifen an den
Füßen, das auf den Horſt eines Raubvogels geſetzt
wird, um dieſen in den Schleifen zu fangen. Döbel 2,
164; Leim-Böcke oder: Bäume, Stangen, worin die
Leimruthen der Vogelſteller ſtecken: Ruheböcke, wor-
auf die heruntergelaſſenen Leimſtangen ruhen. 219a.
15) kleiner in die Höhe gerichteter Haufen, z. B. von
Ziegeln, Heu, Getreide, Flachsbüſcheln, Torfſoden ꝛc.,
dazu: „Bocken, mehrere Flachsbüſchel, Torfſoden ꝛc. ſo an-
einanderſtellen, daß ſie ſich gegenſeitig aufrecht halten und ſo
in der Luft beſſer trocknen“. Schmeller; Birn-B.: vier zu
einem Häufchen zuſammengelegte Birnen ꝛc.; Heide-
böckchen, Häufchen aus dem abgemähten Heidekorn, zum
beſſern Austrocknen der Körner ꝛc. Vgl.: Bockhaufen:
Miethen, neben den Scheunen errichtete Getreidehaufen.
Adelung. 16) Kohlenb.: der am Schluß des Bran-
des aus den Uberbleibſeln des großen Meilers gebildete
kleinere; Hüttenw. (ſ. 10 und 17): ein man-
gelhafter, nicht die gewöhnliche Menge Erz enthalten-
der Roſt; Den B. umbringen, das Erz eines ſolchen Ro-
ſtes in ein andres Feuer bringen. 17) mehr mit dem
Begriff der Krümmung, Biegung des Bogens ꝛc.:
Hüttenw. (ſ. 10; 16): das krumme Eiſen zum
Rühren der Roſte im Brennofen („Eiſernes Inſtrument
mit zwei krummen Hörnern“ Jablonsky); das Gewölbe un-
ter dem Schmelzofen, worin die Windlöcher ſind, und
daher auch das beim Schmelzen aus dem Krug durch
die Windlöcher in den B. fließende Meſſing ſelbſt.
18) Stellmach.: an den Rädern das runde ausgebohrte
Holz, in welchem die Achſe geht, und zwar nam. deſſen er-
habenſter Theil, worin die Speichen befeſtigt ſind, wäh-
rend der vordere Theil „die Nabe“, der hintre „der
Stoß“ heißt. 19) Anat.: der vom Ohrläppchen
durch ein Grübchen oder Spalt abgeſonderte Theil des
äußern Ohrs, wie der entgegengeſetzte ſchneckenförmig
aufſteigende: Gegen-B. Oken 4,97.—20) Schriftg.:
der im Verein mit der Feder die Gießform feſt zuſam-
menhaltende Haken. 21) mehrere veralt. Marter- u.
Strafwerkzeuge (vgl. Folter, Anm.), bei deren An-
wendung der Rücken des Hineingeſpannten gekrümmt
wird (ſ. 12): Einen in den Bock ſpannen, ihn bocken oder
böcken, Hände und Füße dicht zuſammen zw. zwei
Klötzen mit runden, für die Theile hinter den Hand-
und Fußwurzeln grade Raum habenden Ausſchnitten
ſpannen; waren Zehen- u. Daumſchrauben damit ver-
bunden, ſo hieß dies Folterwerkzeug: Der ſpaniſche,
wurde es unter die Waden geſpannt: Der polniſche
(vgl. 28) eine Art auch: Der bambergiſche Bock ꝛc.
Vgl. Bockſchinden, ein waghalſiges Kunſtſtück der Alp-
ler: Der, welcher „den B. ſchindet“, hängt ſich mit den Fü-
ßen am Rand einer ſchroffen Felswand an einen herausſtehen-
den Baum oder Strauch und ſchlenkert den Kopf unten
ſeinen Leib in kühnen Schwingungen über dunklen Abgründen.
Reithard 364. Andre Anwendungen (ſ. auch Butz):
22) ein Sternbild im Fuhrmann (V. Th. 7, 53; Ov.
2, 364), die Böcklein. 23) Es ſchießen ſehr viele Möh-
ren in Samen, welche man Stockmöhren oder auch Böcke zu
nennen pflegt. Reichard Gart. 3, 154; 164, wohl wegen
der Geilheit, mit der ſie wuchern, vgl.: Eich-B.
24) Orgelb.: der Tremulant im Rückpoſitiv, wegen
der Ahnlichkeit mit dem Meckern. 25) im Kartenſp.
ein Blatt, das nicht geſtochen werden kann. Schmeller 1,
150, wohl: das ſich ſteif hält, d. i. unbeſiegt, ſ. 4.
26) in Zürich: „Ein Baumwollenrad“, Stalder; eine
Schweizer Silbermünze = ¼ Gulden, wohl nach dem
urſpr. Gepräge, vgl. Bockpfennig, doch auch: Bock =
¹ Flaſche Wein. Schütze. 27) allgem., der widerliche
Schweißgeruch: Man liebt dich, Paula, nicht nach Rie-
chen; | der B. iſt bei dir eingeſchlichen. Logau 3, Zug. 42;
ſchwzr. auch der widerliche Beigeſchmack eines aus fau-
len Beeren gepreßten Weins ꝛc. Stalder. 28) B., pol-
niſcher (vgl. 21) B., Bockpfeife, Dudelſack, engl. bag-
pipe, d. i. Sackpfeife. 29) Name mehrerer nicht
vierfüßiger Thiere, zumal einiger Inſekten, ſo der ſogen.
Bockkäfer, entweder von den langen bockshornartig,
meiſt rückwärts oder ſeitwärts getragnen Fühlern, oder
wahrſcheinlicher, weil die Larven ſich ins Holz einboh-
ren (vgl. 7), wie denn auch die in Wäldern lebenden
ſich in die Haut von Menſchen und warmblütigen Thie-
ren einbohrenden milbenartigen Zecken (Ixodes) Holz-
böcke heißen (Droyſen Ar. 3, 210). Von den ſogen. Bock-
käfern ſind die bekannteſten Arten der Wieſen- (Lep-
tura) mit dornloſem, und der Holzbock (Cerambyx) mit
gedorntem Halsſchild, darunter: Der gewöhnliche Holzbock
(C. heros), auch Spieß-B., Zimmermann u. wegen
des zirpenden Tons Spielmann genannt, und der nach
dem Geruch benannte, metalliſch glänzende Biſam-
oder Moſchus- (C. moschatus), der Buch- (C.
cerdo), Blut- (C. sanguineus), Diſtel-B. (C. car-
dui) ꝛc. 30) auch von Fiſchen: See-B., Hornfiſch.
Anm. In Bed. 1 ꝛc. ahd. po(c)ch, mhd. boc, wohl von
bochen, pochen (ſ. d. u. vgl. Bengel, Anm., Pauke ꝛc.), das ſto-
ßende Thier bez. In einzelnen Fällen ſcheinen andre Stämme,
z. B. der der Biegung (vgl. Back 1, Anm., Pocke ꝛc.), mit
eingefloſſen, vgl. 28: Bockpfeife ꝛc.
Zſſtzg. ſ. o., danach leicht zu mehren, z. B. Oken
7, 1342 ff., z. B.: Āāl-: ein lachsartiger Fiſch, Salmo
lavaretus. ſ. Belch aber Alenbock auch = Möwe
auf den Schweizerſeen. Stalder 194; 95; nach Nemnich
auch Kiebitz: Grund der Bez. unklar. Antilō-
pen-: Antilope [1]. Bérg- [1]: Steinbock.
Bezoār- [1]: ſ. Bezoar. Bínde- [10].
Bírn- [15]. Bīſam- [1; 29]. Blāū- [1]:
Oryx leucophaea. Blūt-[29]. Bránd- [10].
Brāten-[10]. Brémſer- [11]. Brénn-
[10]. Būch- [29]. Búllen- [13]. Búr-
zel- [8]. Búſch- [1]: Wald-B. Dām- [1]:
Cervus dama. Dīſtel- [29]. Eīch-: vgl.
[23]: ein Schwamm, Boletus ramosissimus. Eīm-
[7]. Eīs- [8]. Elenthier- [1]. Erz-:
1) [16]. 2) [5] ein erzgeiler Menſch. Fálz-
[10]. Fä́rber- [10]. Félſen-[1]: nam. auch
Ovis montana. Fēūer- [10]. Fólter- [21].
Gazéllen- [1]: Antilope dorcas. Gêgen-
[19]. Gēīs- [1]: Ziegen-B. Géms- [1]:
Antilope rupicapra. Gnū- [1]: A. gnu.
Hánd- [7]. Hēīde-: 1) [13]. 2) [1]: männ-
liches Heideſchaf, Heideſchnucke. Hēīl- [3].
Hírſch- [1]: Cervus elaphus. Hórn-, Hör-
ner- [3; 5]. Hólz- [5; 10; 29]. Jähr-
lings- [3]. Kīēl- [3]. Kōhlen- [16].
Komtoir-, Kontōr- [10]. Kondüktȫr- [11].
Kútſch(en)-, Kútſcher- [11]. Lāger-
[10]. Lāma- [1]: Auchenia lama. Lēīm-
[14]. Lēīt- [3]. Lōden- [5]. Lúmpen-
[5]. Māūer-[7]. Mécker-[5]. Méſſer-
[10]. Móſchus-: 1) [29]. 2) [1] Biſambock.
Moschus moschiferus. Ōhr(en)- [19]: zuw. auch
ein Geſchwür hinterm Ohr. Pfánnen- [10].
Rǟder- [10]. Rámm(el)- [2; 7]. Rēh-
[1]: Cervus capreolus. Rénnthier- [1]: Cer-
vus tarandus. Rīēt- [1]: Antilope eleotragus.
Giebel 315. Rōth- [1]: Rothhirſch, C. elaphus.
Rūhe- [14]. Rǘſt- [10]. Sǟge(r)-
[10; 13]. Sáttel- [10]. Schāb(e)- [10].
Schāf-: 1) [1] Ovis. 2) das weibl. Schafböckin,
wie Hanfböckin, = Haſen-, Sauneſt, Sackhaſe, eine
Bez. fehlerhaft, mit nicht gleichmäßig feſtgehaltner
Pflugſterze gepflügter Stellen auf dem Acker. Schār-:
eine beſ. durch Kälte, Näſſe, ſchlechte Nahrung ꝛc. ent-
ſtehende, zumal auf Schiffen häufige, in Anſchwellung
des Zahnfleiſches, überhaupt in Verderbnis der Säfte,
Stockung und Fäulnis des Blutes ſich kundgebende
Krankheit, Skorbut. Der Sch. aus Mitternacht. Weidner
160; Droyſen Y. 1, 41; ſ. Friſch; Kohl A. 1, 137.
Anm. Die erſte Hälfte iſt klar (vgl. engl. scurvy) =
Schorf, ſcharf; die zweite dunkel, ſchwerlich aber unſer Bock
(doch ſ. Bocksbohne), nach Friſch Bauch. Auch einige gegen
den Skorbut angewandte Pflanzen heißen Sch., z.B. Ranun-
culus Ficaria.
Schīēbe- [10]. Schīēl- [5]. Schíff-
[13]. Schrēībe(r)- [11]. Schūb- [10].
Sēē- [30]. Sénſen- [10]. Sómmer-[3].—
Spīēgel- [3]. Spīēß- [2; 29]. Spring-
[1]. Sprúng- [3]. Stámm- [3]. Stám-
mel- [5]. Stánd- [3]. Stēīf- [5].
Stēīn-: 1) [1] Capra ibex, beide Geſchlechter um-
faſſend, daher ſich auch ſtatt Steingeis Steinziege (wie
Tſchudi Th. 563 ff.) zuw. die Bez. weiblicher Steinbock
findet; auch zuw. = Steppenbock, Antilope saiga.
2) [28] bei Einigen = Holz-B., Cerambyx. 3) ein
Sternbild des Thierkreiſes, ſ. Littrow 296 in das
die Sonne beim Beginn des Winters tritt. Stép-
pen- [1]: ſ. Stein-B. 1. Stúrm- [7].
Stútz- [3; 10]. Sǘnden-: 1) [5]Die zween alten
Sündenböcke [ſündhaften geilen Kerle]. Heinſe K. 1,305 ꝛc.,
namentl. aber: 2) nach 3. Moſ. 16, 21 ff., eine Perſon,
der Andre ihre Sünden und Vergehn aufbürden, ſo
daß ſie dafür zu büßen hat. Alexis H. 1, 1, 202; 2, 2,
48; Ebenſo hat jede Bühne einen S., der, außer für ſeine
eigenen, auch noch für die Febler Andrer ausgeziſcht wird.
Mad. iſt die Sündenziege der unſrigen. Börne 1, 16; Daß
ſie der S. ſei, der Alles auseſſen ſollte. Gotthelf G. 36 ꝛc.;
Allerwelts-S. Prutz DM. 1, 2, 135 ꝛc.
Tánn- [1]: Dam-B. Trāg(e)- [10].
Wáld- [1]: wilder Ziegenbock, auch Antilope silva-
tica. Wáſch- [10]. Wêhr-, Wénde- [10].
Wīēſen- [29]. Zēīt- [3]. Zīēgen- [1;
4; 5]. Zúlken- [5]. Zwérg- [1]: Capra
depressa; auch das männliche Zwergmoſchusthier,
Moschus javanicus ꝛc. u. ä. m.