Bock
Bóck, m., –(e)s; Böcke; Böckchen, lein; –s- (-):
ein viele Bed. in sich fassendes Wort, worin vielleicht verschiedne Stämme zusammengeflossen:
1) das Männchen aller gehörnten Vierfüßer mit Ausnahme der Rinder, wozu auch einige ungehörnte, aber sonst ähnliche Thiere kommen, z. B.: Bisam- oder Moschus-, Lama-B. etc.; der B., Rammler [Kaninchen-B.]. 1, 316. Jhnen entsprechen für das Weibchen theils die Bez.: Kuh, Geis, Ziege (s. d.), theils eigne Namen (z. B. Hindin, Ricke, Tiffe etc.); in manchen Fällen ist auch für das Männchen eine andre Bez. oder vielmehr Umschreibung gw., z. B.: Das männliche (s. d.) Elenthier; Männchen (s. d.) des Elenthiers, st. Elenthier- B., vgl. Steinbock etc. — Beisp. einiger Zsstzg.: Des Geisbocks Seele. 133; Daß man weit mehr Gemsböcke schießt und fängt als Gemsziegen. A. 3, 400; Jetzt wechselt ein Rehbock über den Weg. Leb. 2, 159; 3, 45; Rechböck und Rechgeißen. 608b; Ibschgeißen ist des Steinbocks Weiblin. 609a; Und den Springbock stürzen vom Fels [auf der Jagd]. 497a, allgem. wie Felsenbock (s. d.) etc., Bez. der auf Bergen lebenden durch ihre Sprünge sich auszeichnenden Böcke, wie Gemsen, Steinböcke etc.; in engerem Sinn auch die afrikan. Antilope euchore. 309; Da der Hirsch [beim Tann- oder Damwild] ein Tannbock, das Thier eine Tanngeiß und das Kalb ein Tannkitzle genannt wird. 1, 23b; Hüpfte wie unser bunter Ziegenbock. L. 1, 313; 1. 38, 17 etc. —
2) Oft aber steht auch nur das einfache B. und der Zusammenhang muß das Nähere bestimmen, z. B.: Die Schildwache, welche bei den Gemsen ausgestellt wird, ist auch gewöhnlich eine weibliche Gemse (eine Geis); die trotzigen Böcke sind viel gleichgultiger. A. 3, 401; Der B. [Reh]. 608b etc. Im ersten Jahr heißt es [d. Reh . . .] ein Spießbock ... Hernach bleibt es ein Bock und wird beständig so genannt, er sei so alt als er wolle. 1, 28b; J. 2, 105a; Im schlichten Rock hat manchen Bock | der Kaiser abgefangen. etc., im gw. Leben aber der Schaf-, auch Ramm- Th. 3, 4), Rammel-B. genannt: und noch gewöhnlicher der Ziegen-B. (s. d.). So ist z. B. in manchen Stellen der Luther’schen Bibel oft erst durch ein Vergleich mit dem Original zu entscheiden, ob Dieser oder Jener gemeint ist: Die sprenklichte und bunte Böcke ,Schafböcke“). 1. 30, 35; Die Böcke sprangen auf die sprenglichte Herde (,,die Böcke, welche die Schafe besprangen“). 31, 10 etc. — Aber: 200 Ziegen, 20 Böcke, 200 Schafe, 20 Widder. 1. 32, 14; Der soll zum Opfer bringen einen Ziegenbock .. und seine Hand auf des Bocks Haupt legen. 3, 4, 24 etc. So z. B. unentschieden: Daß Einer den B. melkt, der Andre das Sieb unterhält. 2, 94, vgl.: Pfingsten, wenn die Böcke lammen (s. d., sprchw. = niemals). — 3) insofern nun aber B. eine bestimmte Thierklasse bez., finden sich wieder neue Zsstzg., wie z. B.: Heil-B., verschnittner; Jährlings-B., einjähriges Bocklamm; Kiel-B., hörnerloser, Ggstz. Horn-B.; Leit-B., der die Herde führt. 2, 92; Sommer-B. Th. 561), von einem Steinbock im Sommerbalg; Spiegel-B., Schafbock mit dunklem wolligem Rand um die Augen; Sprung-B., zum Bespringen dienend, nam. bei Schafen zur Veredlung der Wolle. Soll 1, 296; N. 2, 61, versch.: Spring-B. (s. d.); Stamm-B., wovon eine Herde herstammt; Stand-B. Th. 401, von Gemsen, insofern sie an bestimmten Stellen ihren Stand, gewöhnlichen Aufenthalt haben; Stutz-B., mit gestutzten Hörnern. 57b; Stutzböckchen. 35, 405; Zeit-B., der zur Zucht reif, zeitig ist, Bocklamm über 2 Jahr etc. — 4) das Männchen der Ziege (s. d.): Mähen nach den Böcklein hier die Ziegen, | meckern nach den Ziegen da die Böcklein. 2, 254; Wenn nun der Bock der Gatte der Ziegen heißt, so können Sie Alles anhören. M. 2, 4etc., so auch sprchw. Redensarten, z.B.: Da sprang wie ein Böcklein der Abt vor Behagen. Man prügelt Schnurren, | doch bleibt er steifer als ein B. Sich auf Etwas steifen, verlassen, wie ein Bock auf seine Hörner; Wilt du nicht, so musst du wohl, das ist Recht; denn der B. weiß, daß er Hörner hat. 183; Stinken nach Schweiß, wie die Böcke (s. 27); Geil wie ein B.; Den B. zum Gärtner, auf die Haferkiste setzen, seine Sache den schlimmsten Händen anvertraun; Auf Etwas losgehen, wie der B. auf die Haferkiste, mit größter Gier; Was der B. an sich selbsten weiß, trauet er der Geis. U. 299; Sch. 240 [Was ich denk und thu, trau ich Andern zu, zumal in Verletzung ehelicher Treue]; Da steckt der B. in den Dornen. (s. 1, 115b, vgl.: 1. 22, 13), da hapert’s etc.; Du weinst ja, als wenn dich der Bock gestoßen hätte. 1, 330; Hier schluchzte Klaus, daß ihn der Bock stieß. Sag. 1, 81 (von dem krampfhaften, stoßweisen Schluchzen, s. 7); Rühre nicht, Bock; denn es brennt [s. d.]. 8, 391 etc. — 5) übertr. auf Personen = Ein geiler; alter geiler; stinkender; alter steifer, streitsüchtiger, stößiger Bock; Es gebe noch Andre für sein Meitschi als so altêBöcke und Sünder. G. 242 (vgl. Sünden-B.); Daß sie ihr jung’ Tag’ soll verzehren | bei diesem alten stinkenden B. Fastn. 12c; Diesen beiden greisen Ziegenböcken. Hann. 21; Ein paar Steif- böcke. R. 1, 250; Preußische oder hessische Holz- böcke. 1, IX. [steife Soldaten], zumal oft als höhnende Bez. der vom Sitzen steifen Schneider: Und schalt den Schneider einen B. 4, 91; 135; 5, 73—81 (ebenso Geis-, Ziegenbock), — auch = Schafskopf; Einer, mit dem man die Wände einrennen kann (vgl. 7): Die nun so großes Ding, den edlen theuren Wein, | dem B–e schreiben zu, Das müssen Böcke sein. 1, 117. — Oft in Zsstzg. als Schelte: Holz-(störrisches Kind); Hörner-, Loden-, Zulken- (Mensch mit Zottelhaar); Lumpen-, Mecker- oder Stammel-, Stotter-, Schiel-B. (vgl. Bocksauge, Schielender) u. a. m. 11a). — Dagegen 14, 9; 10, 3: mehr orientalisch als deutsch (nach die Leitböcke, Führer des Volks. — 6) zuw. euphemistisch = Teufel: Hol’s der Bock! Meckl. (1848) S. 11; Vorn auf den B. [des Kutschers, s. 11] zu sitzen ... Er dachte an einen andern B., auf dem die Hexen reiten. 3, 348. Vgl.: Ein alter B., wenn er vom Blocksberg kehrt. 11, 86 (Ggstz.: Kerl von rechtem Fleisch und Blut). — Aus dem Gen. „Bocks“ mag sich in manchen Fluch- ausrufen das bekannte „Potz“ (s. d. und vgl. Blicks und Blitz etc.) entwickelt haben, doch ist dies im Allgem. wie das gleiche „Kotz“ etc. aus „Gottes“ verderbt. — 7) übertr. auf manches Stoßende: Ein Bäuerlein, das vom B. (vgl. 6) des Übermuthes gestoßen wird. 3, 179; Wo ist der Mensch, den der B. nicht einmal stößt? V. 47, s. 4 zu Ende; dazu wohl auch: Bock (Eimbock) als Bez. des starken Münchner Biers. 271; Rom. 144 etc., — weil es Manchen umwirft etc., als Umdeutung des urspr. „Embeckischen Biers“. 1, 151; ferner veralt. B. = Dolch, als das stoßende Werkzeug. Wendum. 150b u. a. m., nam. aber ein früher im Krieg übliches Werkzeug zum Einrennen der Mauern, aus einem langen schweren Balken bestehnd, der vorn zuw. die Gestalt eines Widderkopfs hatte, auch Mauerbrecher, Widder, Sturm-B. genannt: Mit den Widdern, mit den Böcken ... die Köpfe sind von Eisen, | rütteln an den Mauern laut. 544; 4, 2; 21, 22; 26, 9; Mein Kopf ist nicht dazu gemacht, gegen die Mauer der Verhältnisse gerannt zu werden, ich habe zu einem Sturmbock nicht das Zeug. Gr. 1, 87; Pr. 23 etc. — Ähnlich auch: der große Klotz in einer Ramme und diese selbst, Rammbär (s. Bär III.
a) B., Ramm-B.; Hand-B., eine kleine, mit der Hand bewegte Ramme. — 8) Aber auch sonst steht B. in manchen Fällen wie Baum (s. d. 4 und vgl. 10, bocken und bäumen; bock- und baumstill etc.), so z. B. in Bremen die Pfähle im Wasser, woran die Schiffe liegen oder womit der Strom gesperrt wird 1, 156); und allgem. Eis-B.: Eisbaum, Eisbrecher. bergm. (s. 10): die an beiden Seiten der Trift hängenden Hölzer oder Docken, s. 14 etc. — 9) (s. 8) Burzel-B. 1, 142 = Burzelbaum und daher: Einen Burzel-, Purzel-B. oder bloß Bock schießen = purzeln, straucheln, fallen, einen Fehltritt, versehn machen und Bock = Fehler etc.: Er hat also den geographischen B. geschossen. 5, 7; H. 2, 2, 242; 6, 39 etc.; Auch ein B. macht ihm kein graues Haar. 2, 126; U. 2, 86; Das ist ein gewaltiger B. von Herrn Masch. 11, 508; 1, 185; Bocksstreich. Nat. 2, 55; 3, 233 etc. (s. bocken 9). — 10) ein erhabnes erhöhtes Gestell, worauf Etwas ruht, das Etwas trägt, ein Trage-B., z. B. s. Bockmühle: Daß aus launigten, eigenwilligen und dem Anschein nach ungelehrigen Köpfen gerade die Böcke geworden sind, worauf das ganze Gerüste einer Staatsverfassung geruht hat. Ph. 3, 124; — Die Schwungbretter waren schon gelegt, das Schleppseil an die Pfosten-befestigt und das straffe Seil über die Böcke gezogen. 16, 109; Über allen diesen Kochstätten waren Böcke oder Roste errichtet, auf welchen Bratpfannen standen. M. 3, 4; Richtete mit Blöcken, Böcken und Brettern eine gewaltig lange Tafel zu. 5; Zwei lange Bretter waren auf hölzerne Böcke gelegt, anstatt des Tisches. 1, 28; 168; Bergb.: Böcke (s. 8): zwei in die Erde gegrabne, oben mit einem Holm zusammengehaltne, die Feldkünste, bes. den Steg derselben tragende Hölzer; Schmelzh. (s. 16; 17): ein das Sieb zum Absondern des groben Erzes vom feinen tragendes Holzgestell; auch die Unterlage der hölzernen Gerinne zum Aufschlagwasser; Böckchen, das Gestell zum Abwärmen des Brandsilbers; Bock beim Billardspiel, die Krücke, die Maschine, auf welche man das Queue legt etc. — Für einzelne Arten bedient man sich, wo Zweideutigkeiten entstehn können, der Zsstzg., z. B.: Binde-: Gestell zum Binden der Faschinen, Bindebank; Brand- oder Feuer-: auf Herden und Ofen ein Brandrost, worauf das Feurungsmaterial, das zu röstende Erz etc. liegt: Die Feuerböcke ... von Silber, zwei schlummernde Kupido’s. Cymb. 2, 4; aber auch Brand-, Brenn-: Brenneisen (Schiffb.): eine Stange mit einem zweibeinigen eisernen B. n beiden Enden, worüber die durch das Brennen zu krümmenden Schiffsplanken gelegt werden. s. 17; Braten-: eisernes Gestell, worin der Bratspieß sich dreht; Falz- (Gärb.): zum Falzen dienende Vorrichtung. 2, 565; Färber-: die gefärbten Tücher darauf zu legen, damit die überschüssige Farbe ablaufe; Holz- oder Säge-: Kreuzgestell der Holzhacker, das Holz darauf zu sägen, — aber auch = Feuer-B., und sonst allgem. ein hölzerner Bock; Lager-: worauf eine Maschine etc. als auf ihrem Lager ruht. 1, 328; Messer-: bei Tisch die Messer und Gabeln drauf zu legen; Pfannen-: in den Salzsiedereien, für die aus ihrem Lager genommenen Pfannen, in denen der Bodensatz mit untergelegtem Stroh ausgebrannt werden soll; Räder- (Bergb.): Gestell für das Erzsieb, den sog. Räder; Rüst-: als Unterlage eines Gerüsts bei Zimmerleuten und Maurern; Sattel-: Sattel-Baum, -Bogen, das den Sattel tragende Gerippe: An den engen Sattelböcken hangen Karabiner. 165; Schabe-: Schabebaum, Etwas darauf zu schaben, zumal bei Gärbern, bei Kamm-Machern, das Horn mit dem sogen. Bockmesser; auch = Schiebe-, Schub-: Schubkarre. 2, 125; Sensen-: das die Ahren etc. beim Mähen zusammenfassende und in Schwaden legende Gerüst über der Sensenklinge (s. 12); Stutz-: Gestell, Etwas darauf zu stützen, z. B. Perückenkopf (s. Stutz): Pastor Schmolke | hing, weil er keinen St. sah, ans Fenster seine Wolke. 1, 255; — dann auch wie Perücke = Mensch mit einer solchen: Nunmehr ward’s vor den Augen hell | den blinden Stutzeböcken. ebd.; Wasch-: Gestell für Waschkübel; Wehr-, Wende- (bergm.): an den Feldgestängen, wodurch gewehrt wird, daß die ganze Last an einem Krummzapfen hange u. ä. m. (vgl. die Zsstzg. von Baum). — 11) ganz ebenso ein erhöheter Sitz für Personen, z.B. die meist höher oder niedriger zu schraubenden schmalen Sitze vor einem Pult oder Schreibtisch, worauf der Schreiber rittlings sitzt; s. Leseesel: Recensent, der tapfre Ritter, | steigt zu Rosse kühn und stolz; | ist’s kein Hengst aus Andalusien, | ist es doch ein B. von Holz. 307; Schreib- Hdl. 1,53); Schreibe- (Skl.1, 15); Schreiber- R. 1, 143); Kontor-, Komtoir-B. Sal. 1, 238 etc. — nam. auch der hohe Sitz der Kutscher, der Bedienten auf dem Wagen: Lohnkutschern, die er, als wären’s die Herren, sich in die Wagen setzen ließ und selbst vom B. fuhr. 21, 45; 5, 4; 16, 173; Bediente sprangen von den vordern Böcken und öffneten die Schläge. R. 9, 75 etc.; Per Bock mitfahren, heimlich, als blinder Passagier. Ahnlich auch bei den Eisenbahnwaggons: Der Kondukteur- oder Bremser-B. 1, 678. — 12) ein Erhöhtes, Gebognes, Gekrümmtes mit oder ohne den Nebenbegriff des Tragens, so zunächst: Einem den Bock stehen, halten, sich auf die Hände legen, damit Einer den Rücken als Schemel benutze, um in die Höhe zu steigen, z. B. aufs Pferd (s. 10; 21), vielleicht auch Anspielung auf die Fabel vom Fuchs, der den B. dazu benutzt, aus dem Brunnen zu steigen), auch übertr. = sich zu den niedrigsten, demüthigendsten Diensten brauchen lassen; B., stehe fest! Spiel, wobei ein Kind gebückt dasteht, damit andre darüber wegspringen. Über einen B. springen, über eine so gebückte Person, oder auch über ein Holzgestell, so zumal beim Turnen. — 13) B., zuw. auch Geiß, eine Maschine, schwere Lasten empor zu winden, z.B. Kanonen; Schiffb.: Masten einzusetzen; Säge(r)-: um Bäume, aus denen Planken gesägt werden sollen, in die Höhe zu winden und auf die Schragen zu legen. 123. Bullen-B., ein auszubesserndes Schiff auf die Seite zu winden etc. — 14) weidm.: ein aus 3 zusammengewachsenen Holzspitzen gemachtes Gestell mit Pferdehaarschleifen an den Füßen, das auf den Horst eines Raubvogels gesetzt wird, um diesen in den Schleifen zu fangen. 2, 164; Leim-Böcke oder: Bäume, Stangen, worin die Leimruthen der Vogelsteller stecken: Ruheböcke, wor- auf die heruntergelassenen Leimstangen ruhen. 219a. — 15) kleiner in die Höhe gerichteter Haufen, z. B. von Ziegeln, Heu, Getreide, Flachsbüscheln, Torfsoden etc., dazu: „Bocken, mehrere Flachsbüschel, Torfsoden etc. so an- einanderstellen, daß sie sich gegenseitig aufrecht halten und so in der Luft besser trocknen“. Birn-B.: vier zu einem Häufchen zusammengelegte Birnen etc.; Heide- böckchen, Häufchen aus dem abgemähten Heidekorn, zum bessern Austrocknen der Körner etc. Vgl.: Bockhaufen: Miethen, neben den Scheunen errichtete Getreidehaufen. — 16) Kohlenb.: der am Schluß des Brandes aus den Uberbleibseln des großen Meilers gebildete kleinere; Hüttenw. (s. 10 und 17): ein mangelhafter, nicht die gewöhnliche Menge Erz enthaltender Rost; Den B. umbringen, das Erz eines solchen Rostes in ein andres Feuer bringen. — 17) mehr mit dem Begriff der Krümmung, Biegung des Bogens etc.: Hüttenw. (s. 10; 16): das krumme Eisen zum Rühren der Roste im Brennofen („Eisernes Instrument mit zwei krummen Hörnern“ das Gewölbe unter dem Schmelzofen, worin die Windlöcher sind, und daher auch das beim Schmelzen aus dem Krug durch die Windlöcher in den B. fließende Messing selbst. — 18) Stellmach.: an den Rädern das runde ausgebohrte Holz, in welchem die Achse geht, und zwar nam. dessen erhabenster Theil, worin die Speichen befestigt sind, während der vordere Theil „die Nabe“, der hintre „der Stoß“ heißt. — 19) Anat.: der vom Ohrläppchen durch ein Grübchen oder Spalt abgesonderte Theil des äußern Ohrs, wie der entgegengesetzte schneckenförmig aufsteigende: Gegen-B. 4,97.—20) Schriftg.: der im Verein mit der Feder die Gießform fest zusammenhaltende Haken. — 21) mehrere veralt. Marter- u. Strafwerkzeuge (vgl. Folter, Anm.), bei deren Anwendung der Rücken des Hineingespannten gekrümmt wird (s. 12): Einen in den Bock spannen, ihn bocken oder böcken, Hände und Füße dicht zusammen zw. zwei Klötzen mit runden, für die Theile hinter den Hand- und Fußwurzeln grade Raum habenden Ausschnitten spannen; waren Zehen- u. Daumschrauben damit verbunden, so hieß dies Folterwerkzeug: Der spanische, — wurde es unter die Waden gespannt: Der polnische (vgl. 28) — eine Art auch: Der bambergische Bock etc. — Vgl. Bockschinden, ein waghalsiges Kunststück der Alpler: Der, welcher „den B. schindet“, hängt sich mit den Füßen am Rand einer schroffen Felswand an einen herausstehenden Baum oder Strauch und schlenkert — den Kopf unten — seinen Leib in kühnen Schwingungen über dunklen Abgründen. 364. — Andre Anwendungen (s. auch Butz): 22) ein Sternbild im Fuhrmann Th. 7, 53; Ov. 2, 364), die Böcklein. — 23) Es schießen sehr viele Möhren in Samen, welche man Stockmöhren oder auch Böcke zu nennen pflegt. Gart. 3, 154; 164, wohl wegen der Geilheit, mit der sie wuchern, vgl.: Eich-B. — 24) Orgelb.: der Tremulant im Rückpositiv, wegen der Ahnlichkeit mit dem Meckern. — 25) im Kartensp. ein Blatt, das nicht gestochen werden kann. 1, 150, wohl: das sich steif hält, d. i. unbesiegt, s. 4. — 26) in Zürich: „Ein Baumwollenrad“, eine Schweizer Silbermünze = ¼ Gulden, wohl nach dem urspr. Gepräge, vgl. Bockpfennig, doch auch: Bock = ¹ Flasche Wein. — 27) allgem., der widerliche Schweißgeruch: Man liebt dich, Paula, nicht nach Riechen; | der B. ist bei dir eingeschlichen. 3, Zug. 42; schwzr. auch der widerliche Beigeschmack eines aus faulen Beeren gepreßten Weins etc. — 28) B., polnischer (vgl. 21) B., Bockpfeife, Dudelsack, engl. bagpipe, d. i. Sackpfeife. — 29) Name mehrerer nicht vierfüßiger Thiere, zumal einiger Insekten, so der sogen. Bockkäfer, entweder von den langen bockshornartig, meist rückwärts oder seitwärts getragnen Fühlern, oder wahrscheinlicher, weil die Larven sich ins Holz einbohren (vgl. 7), wie denn auch die in Wäldern lebenden sich in die Haut von Menschen und warmblütigen Thieren einbohrenden milbenartigen Zecken (Ixodes) Holzböcke heißen Ar. 3, 210). Von den sogen. Bockkäfern sind die bekanntesten Arten der Wiesen- (Leptura) mit dornlosem, und der Holzbock (Cerambyx) mit gedorntem Halsschild, darunter: Der gewöhnliche Holzbock (C. heros), auch Spieß-B., Zimmermann u. wegen des zirpenden Tons Spielmann genannt, und der nach dem Geruch benannte, metallisch glänzende Bisam- oder Moschus- (C. moschatus), der Buch- (C. cerdo), Blut- (C. sanguineus), Distel-B. (C. cardui) etc. — 30) auch von Fischen: See-B., Hornfisch.
Anm. In Bed. 1 etc. ahd. po(c)ch, mhd. boc, wohl von bochen, pochen (s. d. u. vgl. Bengel, Anm., Pauke etc.), das stoßende Thier bez. In einzelnen Fällen scheinen andre Stämme, z. B. der der Biegung (vgl. Back 1, Anm., Pocke etc.), mit eingeflossen, vgl. 28: Bockpfeife etc.
Zsstzg. s. o., danach leicht zu mehren, z. B. Oken 7, 1342 ff., z. B.: Āāl-: ein lachsartiger Fisch, Salmo lavaretus. — s. Belch — aber Alenbock auch = Möwe auf den Schweizerseen. Stalder 194; 95; nach Nemnich auch Kiebitz: Grund der Bez. unklar. —
Antilōpen-: Antilope [1]. — Bérg- [1]: Steinbock. — Bezoār- [1]: s. Bezoar. — Bínde- [10]. — Bírn- [15]. — Bīsam- [1; 29]. — Blāū- [1]: Oryx leucophaea. — Blūt-[29]. — Bránd- [10]. — Brāten-[10]. — Brémser- [11]. — Brénn- [10]. — Būch- [29]. — Búllen- [13]. — Búr- zel- [8]. — Búsch- [1]: Wald-B. — Dām- [1]: Cervus dama. — Dīstel- [29]. —
Eīch-: vgl. [23]: ein Schwamm, Boletus ramosissimus. — Eīm- [7]. — Eīs- [8]. — Elenthier- [1]. — Erz-:
1) [16]. —
2) [5] ein erzgeiler Mensch. — Fálz- [10]. — Fä́rber- [10]. ― Félsen-[1]: nam. auch Ovis montana. — Fēūer- [10]. — Fólter- [21]. — Gazéllen- [1]: Antilope dorcas. — Gêgen- [19]. — Gēīs- [1]: Ziegen-B. ― Géms- [1]: Antilope rupicapra. — Gnū- [1]: A. gnu. — Hánd- [7]. — Hēīde-:
1) [13]. —
2) [1]: männliches Heideschaf, Heideschnucke. — Hēīl- [3]. — Hírsch- [1]: Cervus elaphus. — Hórn-, Hörner- [3; 5]. — Hólz- [5; 10; 29]. — Jährlings- [3]. — Kīēl- [3]. — Kōhlen- [16]. — Komtoir-, Kontōr- [10]. — Kondüktȫr- [11]. — Kútsch(en)-, Kútscher- [11]. — Lāger- [10]. — Lāma- [1]: Auchenia lama. — Lēīm- [14]. — Lēīt- [3]. — Lōden- [5]. — Lúmpen- [5]. — Māūer-[7]. — Mécker-[5]. — Mésser- [10]. — Móschus-:
1) [29]. —
2) [1] Bisambock. Moschus moschiferus. — Ōhr(en)- [19]: zuw. auch ein Geschwür hinterm Ohr. — Pfánnen- [10]. — Rǟder- [10]. — Rámm(el)- [2; 7]. — Rēh- [1]: Cervus capreolus. — Rénnthier- [1]: Cervus tarandus. — Rīēt- [1]: Antilope eleotragus. 315. — Rōth- [1]: Rothhirsch, C. elaphus. — Rūhe- [14]. — Rǘst- [10]. — Sǟge(r)- [10; 13]. — Sáttel- [10]. — Schāb(e)- [10]. — Schāf-:
1) [1] Ovis. — 2) das weibl. Schafböckin, wie Hanfböckin, = Hasen-, Saunest, Sackhase, eine Bez. fehlerhaft, mit nicht gleichmäßig festgehaltner Pflugsterze gepflügter Stellen auf dem Acker. — Schār-: eine bes. durch Kälte, Nässe, schlechte Nahrung etc. entstehende, zumal auf Schiffen häufige, in Anschwellung des Zahnfleisches, überhaupt in Verderbnis der Säfte, Stockung und Fäulnis des Blutes sich kundgebende Krankheit, Skorbut. Der Sch. aus Mitternacht. 160; Y. 1, 41; s. A. 1, 137.
Anm. Die erste Hälfte ist klar (vgl. engl. scurvy) = Schorf, scharf; die zweite dunkel, schwerlich aber unser Bock (doch s. Bocksbohne), nach Bauch. — Auch einige gegen den Skorbut angewandte Pflanzen heißen Sch., z.B. Ranunculus Ficaria. Schīēbe- [10]. — Schīēl- [5]. — Schíff- [13]. — Schrēībe(r)- [11]. — Schūb- [10]. — Sēē- [30]. — Sénsen- [10]. — Sómmer-[3].— Spīēgel- [3]. — Spīēß- [2; 29]. — Spring- [1]. — Sprúng- [3]. — Stámm- [3]. — Stámmel- [5]. — Stánd- [3]. — Stēīf- [5]. — Stēīn-:
1) [1] Capra ibex, beide Geschlechter umfassend, daher sich auch statt Steingeis Steinziege (wie Th. 563 ff.) zuw. die Bez. weiblicher Steinbock findet; auch zuw. = Steppenbock, Antilope saiga. — 2) [28] bei Einigen = Holz-B., Cerambyx. — 3) ein Sternbild des Thierkreises, — s. 296 — in das die Sonne beim Beginn des Winters tritt. — Stéppen- [1]: s. Stein-B. 1. — Stúrm- [7]. — Stútz- [3; 10]. — Sǘnden-:
1) [5]Die zween alten Sündenböcke [sündhaften geilen Kerle]. K. 1,305 etc., namentl. aber:
2) nach 3. 16, 21 ff., eine Person, der Andre ihre Sünden und Vergehn aufbürden, so daß sie dafür zu büßen hat. H. 1, 1, 202; 2, 2, 48; Ebenso hat jede Bühne einen S., der, außer für seine eigenen, auch noch für die Febler Andrer ausgezischt wird. Mad. ist die Sündenziege der unsrigen. 1, 16; Daß sie der S. sei, der Alles ausessen sollte. G. 36 etc.; Allerwelts-S. DM. 1, 2, 135 etc. Tánn- [1]: Dam-B. — Trāg(e)- [10]. — Wáld- [1]: wilder Ziegenbock, auch Antilope silvatica. — Wásch- [10]. — Wêhr-, Wénde- [10]. — Wīēsen- [29]. — Zēīt- [3]. — Zīēgen- [1; 4; 5]. — Zúlken- [5]. — Zwérg- [1]: Capra depressa; auch das männliche Zwergmoschusthier, Moschus javanicus etc. u. ä. m.
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