bluten
Blūten, intr. (haben) u. tr. (ſ. 2 u. 8): 1) Blut
verlieren, fließen laſſen: Der Finger, die Wunde blutet;
Jch blute, habe ſtark geblutet, aus der Naſe geblutet (ſ. 10);
Ein b–der Hirſch. Hölderlin 1, 29 (ſ. ſchweißen); Ich bin
... an die Arbeit gegangen, habe geblutet darüber. 9 (vgl.
Blut ſchwitzen); Von [aus] tödtlichen Wunden b. Weiße
ꝛc. — Dazu 2) tr. und refl.: Das ganze Bett voll b. =
b–d das Bett voll machen, beflecken; Sich zu Tode, todt
b., durch Blutverluſt ſterben (ſ. ver-b.) ꝛc. — 3) Voller
Blut ſein, von Blut triefen: Die Waffen (Kl. 1, 72),
das Richtbeil (Günther 1021), der um die Wunde gebundne
Lappen ꝛc. b.; Wenn vom Blute der Erſchlagnen | ringsum-
her die Felder b. ꝛc. — 4) übertr. vom Leib auf das
Geiſtige ꝛc., wie z. B. auch von Perſonen auf perſoni-
ficierte Gegenſtände = tief ergreifendes Weh erdulden,
fühlen: Spanien ... blute | bis dahin unter Philipps Hand.
Sch. 295a; Wo mein zerrißnes Herz an tauſend Dolchſtichen
blutet. 191b; Es ſchneidet mir ins Herz, | Wehmuth ergreift
mich und die Seele blutet. 419b; Schon ſeh ich deine Seele
vom gift’gen Biß des Argwohns b. 245b; Die Seele blutet
mir um euer Volk. 533b; 93a; Hört’s mit ſlummem Harme, |
reißt ſich b–d los. 64b; Die Königin ... blutet an Wunden
des Herzens. B. 244a; Das iſt’s, warum mein b–d Herz nicht
heilt. G. 13, 6; Mit b–dem Gefühl. 259 u. o. (ſ. 9). —
5) einen empfindlichen Verluſt am Vermögen erdulden
(vgl.: Aderlaß, ſchröpfen, Blutſauger ꝛc.): Das die
armen Teufel erſt b. und ... recht anſehnliche Beiträge geben
mußten. Benedir 1, 178; Uns ... ziehen, dabei aber tüchtig
b. laſſen. Tieck 5, 29 ꝛc., vgl. burſchik.: b. = beim
Biertrinken Etwas vorbeifließen laſſen, nach dem
„Bierkomment“ ſoviel als den Boden des Gefäßes
hätte bedecken können. — 6) Die Rebe blutet (ſ. Blut
10), weint, läſſt ihren Saft nach dem Beſchneiden rin-
nen. — 7) zuw. auch = blutroth ſein (ſ. Blut 12
und blutig): Das Frühroth blutet. Rückert 2, 8, namentl.
bergm.: Das Erz blutet, es findet ſich Blut- oder roth-
gültig Erz; Der Blutſtein blutet gelblich, braun, fällt ins
Gelbliche ꝛc. — 8) gewaltſam ſterben, blutigen Tod
finden (ſ. Blut 7): Wo Verbrecher büßend b. G. 1, 201;
Niemand .., der an Dianens Stufen nicht, ein unvermeidlich
Opfer, blutete. 34, 157; Fürs Vaterland zu b. Platen 6, 16
u. o. — 9) tr.: Blut, Etwas mit dem Blut, in dem
Blut, — zuw. auch wie Blut — hinſtrömen laſſen:
Bei dem Blute, das ich gern für deinen Vater geblutet. L. 2,
105; Wunden (Kl. M. 4, 1099), Todesangſt (5, 637), das
Leben (8, 92; 4, 1008), Gnade (18, 284), Freudenthränen
(Schubart ꝛc.) b. So auch im Partic.: Mit trübem und
thränen-b–dem Auge. Kl. (ſ. 10). — 10) (ſ. 9) in Zſſtzg.
des Partic. und Infin., wobei das Beſtimmungsw.
gewöhnl. das Blutende bez.: Er leidet an Naſen-b.; Der
naſen-b–de Küſter. Immermann M. 4, 162, Bleich und herze-
b–d. Heine Lied. 44 ꝛc.
Zſſtzg. wobei die Intr. mit „haben“ verbunden
werden, aber auch mit „ſein“, wenn die Bewegung,
das Hinſtrömen des Blutes hervortritt, z. B.: Áb-:
1) intr.: zu Ende bluten: Ein geſchlachtetes Thier a. laſ-
ſen; Wenn der erſte tiefe Riß abgeblutet hat. Zelter 4, 271;
6, 24 = der erſte Schmerz überwunden, ſ. aus-, ver-
b. — 2) tr. [8]: Abgeblutet [haſt du] die Beleidigungen.
Lenz, durch Blut getilgt. — Án-, intr.: anfangen zu
bluten: Man muß eine Wunde, die eben erſt angeblutet hat,
nicht verbinden, ſondern ſie erſt aus-b. laſſen ꝛc.— Aūf-, intr.:
blutend aufbrechen: Der Daumen blutete auf. Alexis H. 1,
2, 110, fing wieder an zu bluten; Ich rief’s und ließ a.
meine Wunde. Lenau 2, 6. — Āūs-: intr.: ganz zu
Ende, Ggſtz. an-b.: 3. Moſ. 1, 15; 5, 9; Seinen Schmerz,
ſeinen Zorn a. [mit dem Blut hinſtrömen] laſſen. Börne
Par. Br. 1, 65; Glatte, rein a–de Wunden. Immermann
M. 4, 92; Mehr für das volle A. des Herzens ..., als für
die gewaltſame Unterdrückung. Gutzkow R. 6, 404 ꝛc. —
2) tr.: mit dem Blut oder in blutigem Schmerze ꝛc.
hinſtrömen: Das Leben (Klinger Th. 3, 361; Muſäus M.
2, 143) u. v.; So gewaltig auch dieſe Klänge das Gewal-
tigſte ausſeufzen und a. Heine Lut. 26. — Be- [2]: mit
Blut Etwas beflecken: Die beblutete Scene. Götz 2, 43.
— Dahin-: ſ. hin-b. — I. Durch-, tr.: 1) [2,
mit Blut tränken: Die durchblutete Wäſche. Zſchokke 8,
316. — 2) [4] blutend, mit tiefem Schmerzgefühl ꝛc.
durchmachen: Doch immer mag er ſeine Schuld bezahlen, |
wie viel er auch durchkämpfet und durchblutet. Arndt 589 ꝛc.
— II. Dúrch-, intr.: hindurch bluten: Das Blut
ſtand nicht, ſondern blutete durch den Verband durch ꝛc. —
Ent-, tr.: Etwas des Bluts berauben: Und verließ den
entbluteten Leichnam. V. Ov. 1, 262. — Er-, intr. (ſein):
auf-b.: Des Mörders Nähe zu bekunden, | erbluteten des
Leichnams Wunden. — Fórt-: 1) intr.: weiter-b.,
nicht aufhören zu bluten. — 2) tr.: hin-b.: Das Leben
f. ꝛc. — Hêr-, hín- ꝛc., tr.: In ſel’gem Tod | ſein Da-
ſein für dich hinzubluten. Geibel Jun. 285 = aus- b.,
hinſtrömen, auch intr. (ſein), blutend hinſinken, fallen:
Alſo ſtarb ich ... und die anderen Freunde bluteten raſtlos hin.
V. Od. 11, 413 ꝛc. — Thränen bluteten aus ſeinem Auge;
ein Frauenherz aus der düſtern Hülle (Lewald Ferd. 2, 53)
hervor, u. ä. m. — Nāch-: hinterher, ſpäter: Wenn
die Jgel geſogen haben, müſſen die Wunden noch einige Zeit
n. — Nīēder-: 1) intr.: blutend niederſtrömen: Die
aufgedeckte Wunde blutete ungefühlt nieder. JP. 21, 33. —
2) tr.: Lieder, wie ich ſie oft mehr niederblutete als nieder-
ſchrieb. Schubart 1,VII. — Ver-: 1) tr.: hin-b. ꝛc.:
Sie ver-b. jetzt ihren letzten Tropfen Blutes für Den, der
ihre vorherigen verkaufte. Fichte 6, 151. — 2) intr.: bis zur
Erſchöpfungbluten: Eine Wunde hat verblutet, wenn alles
Blut darausabgefloſſen iſt, nichts mehr fließt; eine Perſon,
wenn ſie durch Blutverluſtganzerſchöpftiſt, od. garſtirbt:
Da er gar verblutet hatte. 2. Macc. 14, 16; Mehr Menſchen-
leben ... als je unter den Zähnen der Raubthiere verblutet
hat. Linck Schl. 1; Bis zum Äußerſten verblutet [ſeiend].
*29; Nadelſtiche, an denen man blutet, ohne zu ver-b. Börne
2, 127; Mein Herz ... bricht und zuckt und verblutet. Heine
Lied. 232; Meinen verbluteten [in der Schlacht gefallnen]
Bruder. Thümmel 5, 58; Er war verwundet, entkräftet und
verblutet, aber ohne Gefahr. Tieck 16, 384 ꝛc. — 3) refl.:
a) = 2: Ich kann nicht gehn, | verblutet hab’ ich mich.
Chamiſſo 4, 127; übertr.: Dieſe wundervolle Hingebung,
vn der Adele ſich verblutete. Lewald Ad. 60. — b) [5] ſeine
Kräfte, ſein Vermögen erſchöpfen. — c) Eine Sache hat
ſich verblutet, iſt todt, wird nicht mehr empfunden, be-
ſprochen ꝛc. — Zuſámmen-, tr.: auf blutige Weiſe
zuſammenbringen, erpreſſen: Von den zuſammengebluteten
Steuern armer ... Bauern. König Kl. 2, 269 u. ä. m.
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