Faksimile 0186 | Seite 178
Faksimile 0186 | Seite 178
Faksimile 0186 | Seite 178
bluten
Blūten, intr. (haben) u. tr. (s. 2 u. 8):
1) Blut verlieren, fließen lassen: Der Finger, die Wunde blutet; Jch blute, habe stark geblutet, aus der Nase geblutet (s. 10); Ein b–der Hirsch. Hölderlin 1, 29 (s. schweißen); Ich bin ... an die Arbeit gegangen, habe geblutet darüber. 9 (vgl. Blut schwitzen); Von [aus] tödtlichen Wunden b. Weiße etc. Dazu 2) tr. und refl.: Das ganze Bett voll b. = b–d das Bett voll machen, beflecken; Sich zu Tode, todt b., durch Blutverlust sterben (s. ver-b.) etc. 3) Voller Blut sein, von Blut triefen: Die Waffen (Kl. 1, 72), das Richtbeil (Günther 1021), der um die Wunde gebundne Lappen etc. b.; Wenn vom Blute der Erschlagnen | ringsumher die Felder b. etc. 4) übertr. vom Leib auf das Geistige etc., wie z. B. auch von Personen auf personificierte Gegenstände = tief ergreifendes Weh erdulden, fühlen: Spanien ... blute | bis dahin unter Philipps Hand. Sch. 295a; Wo mein zerrißnes Herz an tausend Dolchstichen blutet. 191b; Es schneidet mir ins Herz, | Wehmuth ergreift mich und die Seele blutet. 419b; Schon seh ich deine Seele vom gift’gen Biß des Argwohns b. 245b; Die Seele blutet mir um euer Volk. 533b; 93a; Hört’s mit slummem Harme, | reißt sich b–d los. 64b; Die Königin ... blutet an Wunden des Herzens. B. 244a; Das ist’s, warum mein b–d Herz nicht heilt. G. 13, 6; Mit b–dem Gefühl. 259 u. o. (s. 9). 5) einen empfindlichen Verlust am Vermögen erdulden (vgl.: Aderlaß, schröpfen, Blutsauger etc.): Das die armen Teufel erst b. und ... recht ansehnliche Beiträge geben mußten. Benedir 1, 178; Uns ... ziehen, dabei aber tüchtig b. lassen. Tieck 5, 29 etc., vgl. burschik.: b. = beim Biertrinken Etwas vorbeifließen lassen, nach dem „Bierkomment“ soviel als den Boden des Gefäßes hätte bedecken können. 6) Die Rebe blutet (s. Blut 10), weint, lässt ihren Saft nach dem Beschneiden rinnen. 7) zuw. auch = blutroth sein (s. Blut 12 und blutig): Das Frühroth blutet. Rückert 2, 8, namentl. bergm.: Das Erz blutet, es findet sich Blut- oder rothgültig Erz; Der Blutstein blutet gelblich, braun, fällt ins Gelbliche etc. 8) gewaltsam sterben, blutigen Tod finden (s. Blut 7): Wo Verbrecher büßend b. G. 1, 201; Niemand .., der an Dianens Stufen nicht, ein unvermeidlich Opfer, blutete. 34, 157; Fürs Vaterland zu b. Platen 6, 16 u. o. 9) tr.: Blut, Etwas mit dem Blut, in dem Blut, zuw. auch wie Blut hinströmen lassen: Bei dem Blute, das ich gern für deinen Vater geblutet. L. 2, 105; Wunden (Kl. M. 4, 1099), Todesangst (5, 637), das Leben (8, 92; 4, 1008), Gnade (18, 284), Freudenthränen (Schubart etc.) b. So auch im Partic.: Mit trübem und thränen-b–dem Auge. Kl. (s. 10). 10) (s. 9) in Zsstzg. des Partic. und Infin., wobei das Bestimmungsw. gewöhnl. das Blutende bez.: Er leidet an Nasen-b.; Der nasen-b–de Küster. Immermann M. 4, 162, Bleich und herzeb–d. Heine Lied. 44 etc.
Zsstzg. wobei die Intr. mit „haben“ verbunden werden, aber auch mit „sein“, wenn die Bewegung, das Hinströmen des Blutes hervortritt, z. B.: Áb-:
1) intr.: zu Ende bluten: Ein geschlachtetes Thier a. lassen; Wenn der erste tiefe Riß abgeblutet hat. Zelter 4, 271; 6, 24 = der erste Schmerz überwunden, s. aus-, verb. 2) tr. [8]: Abgeblutet [hast du] die Beleidigungen. Lenz, durch Blut getilgt. Án-, intr.: anfangen zu bluten: Man muß eine Wunde, die eben erst angeblutet hat, nicht verbinden, sondern sie erst aus-b. lassen etc.— Aūf-, intr.: blutend aufbrechen: Der Daumen blutete auf. Alexis H. 1, 2, 110, fing wieder an zu bluten; Ich rief’s und ließ a. meine Wunde. Lenau 2, 6. Āūs-: intr.: ganz zu Ende, Ggstz. an-b.: 3. Mos. 1, 15; 5, 9; Seinen Schmerz, seinen Zorn a. [mit dem Blut hinströmen] lassen. Börne Par. Br. 1, 65; Glatte, rein a–de Wunden. Immermann M. 4, 92; Mehr für das volle A. des Herzens ..., als für die gewaltsame Unterdrückung. Gutzkow R. 6, 404 etc.
2) tr.: mit dem Blut oder in blutigem Schmerze etc. hinströmen: Das Leben (Klinger Th. 3, 361; Musäus M. 2, 143) u. v.; So gewaltig auch diese Klänge das Gewaltigste ausseufzen und a. Heine Lut. 26. Be- [2]: mit Blut Etwas beflecken: Die beblutete Scene. Götz 2, 43. Dahin-: s. hin-b. I. Durch-, tr.:
1) [2, mit Blut tränken: Die durchblutete Wäsche. Zschokke 8, 316.
2) [4] blutend, mit tiefem Schmerzgefühl etc. durchmachen: Doch immer mag er seine Schuld bezahlen, | wie viel er auch durchkämpfet und durchblutet. Arndt 589 etc. II. Dúrch-, intr.: hindurch bluten: Das Blut stand nicht, sondern blutete durch den Verband durch etc. Ent-, tr.: Etwas des Bluts berauben: Und verließ den entbluteten Leichnam. V. Ov. 1, 262. Er-, intr. (sein): auf-b.: Des Mörders Nähe zu bekunden, | erbluteten des Leichnams Wunden. Fórt-:
1) intr.: weiter-b., nicht aufhören zu bluten.
2) tr.: hin-b.: Das Leben f. etc. Hêr-, hín- etc., tr.: In sel’gem Tod | sein Dasein für dich hinzubluten. Geibel Jun. 285 = ausb., hinströmen, auch intr. (sein), blutend hinsinken, fallen: Also starb ich ... und die anderen Freunde bluteten rastlos hin. V. Od. 11, 413 etc. Thränen bluteten aus seinem Auge; ein Frauenherz aus der düstern Hülle (Lewald Ferd. 2, 53) hervor, u. ä. m. Nāch-: hinterher, später: Wenn die Jgel gesogen haben, müssen die Wunden noch einige Zeit n. Nīēder-:
1) intr.: blutend niederströmen: Die aufgedeckte Wunde blutete ungefühlt nieder. JP. 21, 33.
2) tr.: Lieder, wie ich sie oft mehr niederblutete als niederschrieb. Schubart 1,VII. Ver-:
1) tr.: hin-b. etc.: Sie ver-b. jetzt ihren letzten Tropfen Blutes für Den, der ihre vorherigen verkaufte. Fichte 6, 151.
2) intr.: bis zur Erschöpfungbluten: Eine Wunde hat verblutet, wenn alles Blut darausabgeflossen ist, nichts mehr fließt; eine Person, wenn sie durch Blutverlustganzerschöpftist, od. garstirbt: Da er gar verblutet hatte. 2. Macc. 14, 16; Mehr Menschenleben ... als je unter den Zähnen der Raubthiere verblutet hat. Linck Schl. 1; Bis zum Äußersten verblutet [seiend]. *29; Nadelstiche, an denen man blutet, ohne zu ver-b. Börne 2, 127; Mein Herz ... bricht und zuckt und verblutet. Heine Lied. 232; Meinen verbluteten [in der Schlacht gefallnen] Bruder. Thümmel 5, 58; Er war verwundet, entkräftet und verblutet, aber ohne Gefahr. Tieck 16, 384 etc.
3) refl.:
a) = 2: Ich kann nicht gehn, | verblutet hab’ ich mich. Chamisso 4, 127; übertr.: Diese wundervolle Hingebung, vn der Adele sich verblutete. Lewald Ad. 60.
b) [5] seine Kräfte, sein Vermögen erschöpfen.
c) Eine Sache hat sich verblutet, ist todt, wird nicht mehr empfunden, besprochen etc. Zusámmen-, tr.: auf blutige Weise zusammenbringen, erpressen: Von den zusammengebluteten Steuern armer ... Bauern. König Kl. 2, 269 u. ä. m.