Faksimile 0169 | Seite 161
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bleichen
Blēīchen, intr. (haben oder ſein) und refl.: bleich
werden; tr. bleich machen: 1) intr. mit Doppelform
im Impf. (bleichte, blich) und Partic. (gebleicht, ſelten
geblichen): Daß dein erſtarrter Blick dem Marmor gliche, |
vor deiner Wangen Scham der Marmor bliche. MBeer Arrag.
94; 90; Da bleichten die roſichten Wangen zu Schnee. B.
61a; Mein b–des Gebein. G. 13, 342; Sah wie Duglas
blich [ſtarb]. H. 8, 311; Sie hob ihn b–d auf ſein Pferd.
452; In ihrem ganzen Weſen bleichte Etwas, was an die
Blumen erinnerte, welche ... im Schatten aufbrechen mußten.
Immermann M. 2, 273; Bleichſt du nicht, | wenn ich Jerta’s
Namen nenne? Müllner 2, 59; Bleichten ſchon ſeine braunen
Locken. Muſäus M. 3, 31; Auch b. ſie. Rahel 1, 187 [wer-
den minder ſonnverbrannt]; So bleichet meine Jugend.
Sch. 49b; Des Tages heller Schimmer bleichet. 59b; Die
Alpenroſe bleicht und verkümmert in der Sumpfesluft. 542a;
Den ſieht man plötzlich b., ſchwinden und vergehn. FrSchlegel
Al. 51; Der beſte Wein, der an der Moſel bleichet [ſ. Blei-
chart]. uz 2, 123; Bleich’ am warmen Strahl der Sonnen,
Leinwand. V. 2, 54 v. 60; Ein ſchwarzer Mohr, der aber
wieder gebleichet hat. CFWeiße; Vor dem Auferſtehn der
Sonne | bleichet ſchon der trübe Mond. Werner Kr. 1, 192;
Sobald der ſchöne Morgenſtern am Himmel bleicht. W. 20,
277 ꝛc. 2) refl.: Materien, welche ſich b., wenn man
ſie wechſelweiſe netzt und an der Sonne trocknet. G. 39, 272;
Wie ſeine Haare ſich bleichten. Sch. 716a ꝛc. 3) tr.:
Leinwand, Wolle, Seide, Flachs, Wachs ꝛc. b.; Mohren b.
(Sprchw.), vergebliches Treiben. W. 19, 166; Müllner
6, 11 u. 0.; Laſſet ... Jahrhunderte dieſelben gebleicht und
ausgedorrt haben. Fichte 7, 311; Und bleichte je mit bitterm
Ätzen | die Zähre dieſes Auges Blau? Freiligrath 1, 282; Sie
leuchten durch die Nacht und b. ... der Sterne Schein. Goltz
3, 204; Den die Erinnerung an dieſe Schrecken weiß wie die
Wand bleichte. Gutzkow R. 7, 53; Die Mädchen b. Wäſche.
Heine Lied. 180; Laß dir deine Roſe nicht b., ſelige Götter-
jugend. Hölderlin H. 1, 115; Die Locke ſilberweiß | gebleicht
von der Fülle der Jahre. Sch. 69b; Der bloße Anblick bleicht
ſchon alle Wangen. 30b; Ich bleicht’ an deinem Meere | mein
bischen Salz. Thümmel 5, 42; Die b–de Zeit. V. Th. 14,
70 ꝛc. Das B. der Baumwolle. Karmarſch 1, 268; Die
Bleichung mit ſchweflicher Säure. ebd.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: tr. und intr. (ſein): Die
Phänomene des A–s und Abweißens (ſ. 2). G. 36, 11 =
etiolieren; Wir abgebleichten Nordgermanen. Goltz 1, 224,
Ggſtz. ſonngebräunt; Der Rock war durch Regen und
Sonnenſchein abgebleicht. Hackländer Stillfr. 2, 191; Gegen
den Herbſt hin bleichen die Gegenden ab. Hausbl. (56) 1, 385;
Daß die friſche Geſichtsfarbe abbleichte. Muſäus M. 2, 17;
Mit halb zerriſſenen und abgebleichten Flügeln, Tſchudi Th.579;
Mit abgebleichten Haaren. V. 3, 221; Faſt beſorge ich, irgend
eine gefällige Epheſerin habe das Bild unſerer Freundin in dei-
nem Kopfe ein wenig abgebleicht. W. 22, 336 ꝛc. Än-: tr.:
bleich machend anſcheinen ꝛc.: Der Mond ..., der den ver-
irrten Wandrer auf der Heide anbleicht. Alexis H. 2, 2, 121; 133
ꝛc. Āūf-: tr.: Das gelb gewordne Wachs wiedera.
Āūs-: intr. (ſein) u. tr.: Damit die Sonne ihn nicht aus-
bleicht. Bettine 1, 17; Dadie Kolorite der Gemälde von der Luft
noch nicht ſo ausgebleicht waren. L. 11, 214; Ein Fleck, den
die Zeit ausbleicht. Dſ. Ich habe ausgebleicht, zu Ende.
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Dahin-: intr. (ſein): Doch bleicht er [der Purpur]
grau einſt wie dies Thal dahin. Grün Schutt 160; Wenn es
hell wird, bleicht die Röthe bald dahin. Tieck NKr. 4, 88.
Dúrch-: tr.: Das Wachs muß durchgebleicht ſein, nicht
bloß an der Oberfläche. Er-: intr. (ſein): bleich
werden: Vor einem hellern Licht (Klencke Geſp. 2, 151;
Keller gH. 3, 55), ſelten: gegen (182) ein Licht e.; Er
erbleichte vor dem Muth des Kindes [erſchreckend]. Chamiſſo
6, 255 u. v., in der ältern Spr. auch: „ob“. Schaiden-
raißer 376 ꝛc.; im Partic. auch in Zſſtzg.: Angſt-e–d
zittert er. WHumboldt 4, 349; Die Roſen ihrer Wangen er-
bleichten. Muſäus M. 3, 86; Die ſilbernen Sternlein am
Himmel erbleichten. 1, 23: Blumen, die immer im Schatten
ſtehn, e. Heine Sal. 1, 316; Mich erſchreckt ein blaß E.
Mühlpforth Geiſtl. 5. Im Partic. Doppelform, z.B.:
Erbleichte Sterne. Gutzkow R. 2, 398; Erblichene
Sterne. V. Ant. 2, 260; Fällt nach und nach erbleicht,
doch deutlich ins Geſicht. Haller 41; Nun das ſüße Bild er-
blichen, | bin ich gänzlich nachtumhüllt. Heine Reiſ. 1, 5 ꝛc.
Von Verſtorbnen meiſt: erblichen, ſeltner: War .. noch
am Leben; ſeit Der aber erbleicht iſt. Muſäus M. 2, 142.
Fórt-: weg-b. Hín-: intr. (ſein), dahin-b.:
Matt und hingebleicht. G. 13, 312; Die Blätter bleichen hin
vor Sehnſucht. Putlitz Wald 32. Nāch-: tr. und intr.
(ſein): Das Wachs iſt noch nicht weiß genug, es muß nach-
gebleicht werden ꝛc. Nīēder-: tr.: Etwas überſtrah-
lend bleich erſcheinen laſſen: Rubinen werden gar ver-
ſcheucht, | das Wangenroth ſie niederbleicht. G. 12, 196.
Über-: tr.: Überbleicht erſcheint mir ſchon | von grauer
Zelten Woge weit das Thal dahin. G. 12, 103 = bleich
überdeckt ꝛc.; ferner: = nieder-b. Ver-: intr.
(ſein): ganz er-b.: Die Farbe dieſer Wange [ſoll] dort
ver-b. G. 13, 303; Verbleichte Waiſenkinder. 20, 26; Das
verblichene Bild. 31, 61; Die Sonne war geſunken, der
Schatten war verbleicht. KGroth 65; Verblichen und verweht
ſind längſt die Träume. Heine Lied. 5; Er verblich [erblaſſte].
Holtei Nobl. 2, 22; Der Glanz iſt für mich verbleicht. Leiſe-
witz 27; Dar ob wir All verblichen [erſchreckend]. Schaiden-
raißer 52b; Weß Todes er verblichen. 9a; Vor ſeiner Stärke
und Schöne | verbleichten die Heldenſöhne. Schwab 168; Da
ſchien die Kron’ auf ſeiner Bahre | verbleicht. 257; Ihren
verblichenen Mund. Zſchokke 180; 63 ꝛc. Wég-: tr.:
Die Farbe wieder w. Lichtenberg 5, 486; intr.: dahin-b.
Zer-: tr.: bleichend zerſtören: Durch Chlor wird die
Leinwand leicht zerbleicht ꝛc.