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bläuen Blauen
II. Blǟūen, Blāūen, tr.: 1) ſchlagen: Stockfiſch
will gebläut ſein. Sprchw.: Flachs b., boken: Wohl ge-
bläuet, geſchlagen, verwundet. Sir. 32, 38; Bläu’ ihm den
Rücken. 30, 12; Überwinder und gebläut. G. 1, 155; Und
blauen ſich Beulen. 34, 43; Denen kein Latein | Schul-
meiſter in die Köpfe bläun. Gotter 1, 21; Hartmann Pat. 80;
Bläute in den Leib dir ganz | ſeinen Rhythmus. Lenau 2, 263;
Bläute den Dienſtmägden damit Rücken und Lenden blau.
Muſäus M. 2, 132; 63; Reithard 89; Rückert Mak. 2, 23;
Scheffel 260; Lahm gebläut. V. 2, 27; Hor. 1, 30 ꝛc. So
auch: Ungebläut, z. B.: B. 20a. 2) übertr.: Sich
mit Etwas bläuen, plagen, herumſchlagen, ſehr oft bei
Luther (ſ. Grimm); Spate, ferner = Etwas unabläſſig
treiben, wiederholen: Dieſen Artikel ſo fleißig getrieben
und gebläut. Luther 6, 69a; 69b; 44a; 1, 229b U. V.;
Ohren und Herz voll bläuen. 5, 510b; Ihr bläut ins Ohr
mir dieſes Wort, worob | mein Herz empört. V. Sh. 1, 38
(Ihr ſtopft mir dieſe Wort’ ins Ohr. Schlegel).
Anm. Dies Zeitw. (ſ. Benecke und vgl. engl. blow,
Schlag, lat. tligo, ſchlagen, plaga, Schlag ꝛc.) ſoll nach
Einigen Stammw. von „blau“ ſein (vgl.: braun und blau
geſchlagen). Jm Volksbewußtſein lebt aber die umgekehrte
Anſchauung (ſ. o. Muſäus M. 2, 132) und uns ſcheinen
mehrfach verwandte Stämme zuſammengefloſſen (ſ. auch
Blei Il.), wie z. B.: Blauofen = Schmelzofen (von blähen =
blaſen) in einen Ofen umgedeutet wurde, „in welchem reines
blaues Eiſen geſchmelzt wird“, ſ. Campe und vgl. Friſch und
Schmeller; vielleicht gehört hierher auch: Einem die Ohren
voll blaueu [= blaſen] ꝛc. Wegen der Verwechslung mit
I. wird vielfach ble uen geſchrieben, doch findet ſich auch ohne
Uml. blauen (ſ. o. G. 34, 43; So lange geblaut . .., bis ich
habe leſen lernen. AWall, die beiden Billets. 227; Luther 3,
234b ꝛc.).
Zſſtzg. ſ. d. von prügeln, ſchlagen ꝛc.: Áb-: Bald
Dem, bald Jenem wird ... Bruſt und Rücken abgeblaut.
Streckfuß Rol. 2, 53; Jhn von gemeinen Bauerjungen ab-
bläuen laſſen. W. 2, 3. Āūs-: durch Prügel aus-
treiben: Mit ſcharfer Propöna auszubläuen | die kraſſen
Schulbanksfüchſereien. Zachariä. Dúrch-: Wenn er mir
die Rothröcke recht d. wollte. Sealsfield Leg. 2, 189;
Vogt Oc. 1, 14. Eīn-: Einem Etwas e., durch Prü-
gel eintreiben; Sie Schülern einzubläuen. Hamann ſid. Bl.
246; Hackländer Stillfr. t, 144; auch: Nun wurden fie
[die Prügel] Einem recht eingeſchmiert und eingebläut. Alexis
Hoſ. 1, 1, 307. Nīēder-: zu Boden ſchlagen:
Dem Niedergebläuten. V. Georg. 1, 301. Zer-: zu
Schanden prügeln ꝛc.: Das Bankbein her! Zerbläut ihn!
Schlagt! Hagedorn 3, 187; V. Ov. 2, 92 ꝛc.