Faksimile 0164 | Seite 156
Faksimile 0164 | Seite 156
Faksimile 0164 | Seite 156
Faksimile 0164 | Seite 156
Faksimile 0164 | Seite 156
blau
I. Blāū, a.: eine der Hauptfarben: Man unterſchei-
det im Spektrum 7 Hauptfarben in folgender Ordnung:
Roth, Orange, Gelb, Grün, B., Indigo, Violet. Müller-
Pouilet 2, 157. —: 1) wie allgemein alle Bez. von
Farben umfaſſt auch b. einen weiten Kreis, je nachdem
die Farbe in entſchiedner Reinheit auftritt oder in be-
weglicher Lebendigkeit nach andern Farben hineinſpie-
lend überſchwankt (ſ. die „Nomenklatur“ der Farben
G. 37, 198 ff.), wie denn z. B. die oben von Pouillet ge-
nannten drei letzten Farben im Allgem. unter der Bez.
b. zuſammengefaſſt werden. Beſtimmtere Farben zu
unterſcheiden dienen Zſſtzg., wobei das Beſtimmungsw.
theils nur im Allgem., die größere oder geringere Jn-
tenſität ausdrückt, wie: blaß-, bleich-, dunkel-, düſter- (V.
Od. 12, 405), grell-, hell-, hoch-, intenſiv-, licht-, matt-,
ſatt-, ſchreiend-, tief-b. ꝛc., theils die Reinheit: rein-,
ſchmutzig-b. ꝛc., theils, zumal durch den Vergleich mit
Gegenſtänden von beſtimmter Farbe, beſtimmte Nüancen
(ſ. d. Zſſtzg. unten). 2) beſondre Beachtung ver-
dienen dabei die durch Verbindung mehrerer Farben ge-
bildeten Zſſtzg. Theils ſind dgl. nur Farbenzuſammen-
ſtellungen, Verbindungen, nicht Miſchungen von meh-
reren Farben, wobei, wenn nur zwei Farben genannt
ſind, zur Vermeidung der Zweideutigkeit gewöhnl.
„und“ dazwiſchen geſchoben wird, doch bleibt das erſte
Ew. uv., z. B.: Korallenbäume mit blau- und rothen
Früchten. Fouqué 8, 60; Mit roth- und blauer Laſur. G. 5,
252; In gelb- und blauer Livree. Gutzkow R. 3, 464; Ein
feines weiß- und blaues Federchen. Keller gH. 1, 9; Vorhänge
von weiß- und rother Leinwand. Lewald W. 4, 118; Um die
Stirn’ ein ſchwarz- und goldnes Band. G.1, 189 u. ä. m.
(ſ. 13 und 15). Doch auchohne,,und“, z.B.: Die
blauweiße (griechiſche) Flagge; die ſchwarzweiße (preußi-
ſche), die ſchwarzgelbe (öſtreichiſche) Fahne; Das ſchwarz-
rothgoldne Band ꝛc. Andrer Art ſind die wirklichen
Zſſtzg. als Bez. einer Farbenmiſchung, indem das
Grundw. die Grundfarbe angiebt, das Beſtimmungsw.
die Farbe hinzufügt, in die jene hinüberſpielt, der ſie
ſich nähert. So iſt z. B. weißgelb ein helles, dem Weiß
ſich näherndes Gelb; braungelb ein dunkles, dem Braun
ſich näherndes Gelb; gelbbraun ein helles, an Gelb
gränzendes Braun, ſchwarzbraun ein dunkles, an Schwarz
grenzendes, braunſchwarz, ein Schwarz, das dem
Braun ſich nähert ꝛc. So ſetzt z. B. G. 37, 255 ff.;
199, um den Übergang von b. zu roth zu bezeichnen,
dazwiſchen rothblau und blauroth u. ä. m. 3) wie alle
Farb-Ew. wird auch B. als ſächl. Hw. gebraucht,
z. B.: Lockt dich der tiefe Himmel nicht, | das feuchtverklärte
B.? G. 1, 150; Unter demſelben B. [Himmel], über dem
nämlichen Grün | wandeln die nahen und wandeln vereint die
fernen Geſchlechter. Sch. 77a; Das reine Azur-B. des wolken-
leeren Himmels verſchwindet und der Farbenton der Wolken
hat ſich nüancierend mit ſeinem [des Meeres] B. verbunden.
Burmeiſter gB. 2, 13; Nur eines Mantels Dunkel-B. | ſieht
man den reinen Leib umfluthen. Schwab 459 u. ä. m. (ſ. U.,
zumal die Zſſtzg.). In Bezug auf die Deklination der-
artiger Hw. iſt zu merken, daß die Mz. meiſt vermieden
wird, z. B.: Weiße Farben: Bleiweiß, Zinkweiß ꝛc. ...;
ſchwarze Farben: .. . Rabenſchwarz, Elfenbeinſchwarz ...;
b–e Farben: Berliner-b., Pariſer-b., Mineral-B. ꝛc. Karmarſch
1, 736 ff.; doch findet ſich z. B.: Bei chemiſcher Unter-
ſuchung vieler im Handel vorkommenden Mineral-B–e. 2, 661.
Ferner bleibt der Genit. mit vorſtehendem Art.
(ſ. Der) uv. oder nimmt „(e)s“ an: Zur Darſtellung
des Berliner-B. Mitſcherlich 2, 2, 39; Die Eigenſchaften des
reinen Indigo-B. Karmarſch 2, 300; Bereitung des Berliner-
B–s. 1, 186; Die feineren Sorten ... des Pariſer-b–s. ebd.;
Von der Farbe des dunkelſten Königs-B–es. Humboldt Kl. Schr.
1, 196; Wer nicht des offnen Himmel-B–s | ſich freut, den
lacht der Kuckuck aus. V. 4, 47 ꝛc. Ebenſo finden ſich
auch im Dat. die Formen mit und ohne e: Der volle
Mond am wolkenloſen B. des Himmels. Stahr Par. 2, 153
u. o.; Ein lichter Stern im B–e. Rückert 1, 296. Im
Allgem. ſind die uv. Formen hier als die gewöhnliche-
ren zu bezeichnen. Man beachte ferner, daß bei denlunter
1 erwähnten Zſſtzg. als Ew. gewöhnl. das Grundw., als
Hw. das Beſtimmungsw. geſteigert wird: Je hoch-b–er
iſt der Himmel. G. 39, 306; Ein deſto höheres B. hat der
Himmel. Doch auch bei den Ew. findet ſich natürlich
aufgelöſt: Seine Augen ſind heller b. oder hell-b–er ꝛc.
4) ähnlich iſt auch das B–e, z. B.: Ihr Haar, deſſen
Schwärze ſo tief war, daß ſie ins B–e ſpielte. Kinkel E. 377;
Zwei Zinken ragen ins B–e der Luft. Sch. 50a; Es blickt
lachend das B–e [des Himmels] herein. 75a; Wie wir das
Gelbe ſehr bald in einer Steigerung gefunden, ſo bemerken
wir auch beim B–en dieſelbe Eigenſchaft. Das B–e ſteigert
ſich ſehr ſanft ins Rothe ... Sein Reiz iſt aber von ganz
andrer Art als der des Rothgelben ꝛc. G. 37, 255 fſ.
Seltner auch m. und f., z. B.: Der B–e macht uns vor
dem Auge | nur ewig einen b–en Dunſt. Daumer 2, 119,
vgl.: 211 [Der Sofi im blauen Kleid]; Derjenige unter den
B–en, der unter ihnen der Vornehmſte ſchien. Zſchokke 8, 65
[vorher: Blauröcke = Soldaten, ſ. 17]; ähnl.: Der
Grüne = Grünrock, z. B. Jäger, Laubfroſch ꝛc., vgl.
auch: Der Schwarze = Neger, der Weiße = Europäer ꝛc.
Zum Glück ſind dieſe Schönen keine B–en. Böttger Byr.
4, 173 (vgl.: Blauſtrumpf) u. ä. m. 5) nach dieſen
auch für die übrigen Farben geltenden allgem. Bem.
noch folgende beſondre über das B., inſofern es als
eigenthümliche Farbe einzelner Dinge erſcheint undnach
ſeinen verſch. Nüancen eine beſondre Bed. im Sprach-
gebrauch erlangt hat, denn es verſteht ſich ohne Bemer-
kung, daß es von allen Dingen gebraucht werden kann,
denen eben dieſe Farbe eigenthümlich oder zufällig zu-
kommt: B–e Farbe, Zeuge Papiere, Tapeten, Steine, Blu-
men, Schmetterlinge ꝛc.; B–e Adern. Daumer 2, 207; Einen
Fiſch b. ſieden; Die b–e Fluth; Geſchwommen | durch dieſes
B. Kl.Groth 46; B–er Bart (ſ. 4, den erſten Beleg). G.
21, 25 ꝛc. 6) B. iſt die Farbe des wolkenfreien, hei-
tern Himmels; daher ſprichw.: So gewiß als der Him-
mel über uns b. iſt; Soweit der Himmel b. iſt; Das Be
vom Himmel herunter ſchwören ꝛc. Ein ſanfter Wind vom
b–en Himmel weht. G.; Freute mich des b–en Sonnenſcheins.
Gutzkow R. 8, 352; Die .. erfolgte Einladung .. ein b–er
Tag nach ſoviel grauen [ bewölkten; etwas Heitres, Er-
freuliches nach ſoviel Trübem]. Blaſ. 1, 137; Den An-
bruch des lichten b–en Morgens. Novalis 1, 37; Dann bekam
ich, wie aus b–er Luft, plötzlich einen Fieberanfall. Rahel 1,
326; Donnernd aus den b–en Höhen. Sch. 56a ꝛc. So
auch übertr.: Daß ein Brief .. in die b–e Tiefe ſeiner Zu-
kunft andere Wolkengeſtalten zog. Chamiſſo 5, 33; Roſenroth,
hell und lachend lag die el vor mir; lag doch auch mein
Herz, wie im reinen Äthec gebadet, blau, weit ꝛc. Tieck Nov.
5, 115. 7) Daran (ſ. 6 die Stelle aus Gutzkow Bl.)
ſchließt ſich vielleicht die Bezeichnung: b–er Montag, =
in Luſtigkeit, ohne Arbeit verbrachter, namentl. bei den
Handwerkern: Deine Montage ſind nicht b. [froh], wie es
ſcheint. Börne 2, 188; Am b–en Montag, der in Frankreich
weißer Montag heißt. Bucher (Nat. Z. 7, 307); Das Un-
weſen eines b–en Montags. Forſter Anſ. 3, 45; Hat jeder
Hudeltag einen ganzen oder wenigſtens einen halben b–en
Montag, Gotthelf Sch. 95; Daß er lieber die ganze Woche b.
machte [feierte] als bloß den Montag. vHorn Schmj. 144;
Möſer Ph. 4, 35; 48 ꝛc. Nach Friſch und Schmeller ur-
ſprüngl. der Montag vor den Faſten (von den Altar-
umhängen in der Kirche), dann aber wie auch der gute
Montag allgem.; früher auch der blaue Oſtertag (Palm-
ſonntag), Dinstag (in der Karwoche) u. ä. m. 8) das
Ferne erſcheint b. (ſ. grau 2): Es iſt etwas Widerſpre-
chendes von Reiz und Ruhe im Anblick; wie wir den hohen
Himmel, die fernen Berge b. ſehen, ſo ſcheint eine b–e Fläche
auch vor uns zurückzuweichen; wie wir einen angenehmen Ge-
genſtand, der vor uns flieht, gern verfolgen, ſo ſehen wir auch
das B–e gern an, nicht weil es auf uns dringt, ſondern weil
es uns nach ſich zieht. G. 37, 255, vgl.: 39, 443. Zu
ſehnen mich hinüber ... in jene räthſelhafte b–e Weite.
Chamiſſo 4, 29; Am Horizonte fern noch b. auf b. 30; Im
leeren B. 160; Die b–e Ferne. Haller 41; In grauem Duft
und b–er Ferne. Heinſe Ard. 2, 7; Verloren ins weite B.
Hölderlin H. 1, 10; In eine b–e Weite ſtrebend. Immermann
M. 1, 397; Im b–en Abendduft. Kinkel E. 462. Vgl.
jedoch: Hat man das verändert, ſo iſt der b–e Duft von der
Pflaume abgewiſcht. G. Zelt. 4, 240 [der zarte, würzige
Hauch des Genuſſes]. 9) Daran ſchließt ſich b. als
Bez. des Unbeſtimmten, Nebelhaften, Verſchwimmen-
den, ans Fabelhafte Grenzenden (vgl.: Das geht in’s
Aſchgraue), auch als das Ziel einer träumeriſchen, un-
beſtimmten Sehnſucht ꝛc.: Deutſche Antiquitäten aus der
b–eſten Zeit. Heine Reiſ. 2, 39; An deine b–en Augen (5) |
gedenk ich allerwärts; | ein Meer von b–en Gedanken | er-
gießt ſich über mein Herz. 277; Der ſich am liebſten auf
myſtiſch b–en Gefühlswogen ſchaukelt. Lut. 2, 190; Eine
unendliche Sehnſucht nach der b–en Blume im Traumlande
der Romantik. Verm. 7; Daß ſolche ... Hoffnungen in das
b–e Reich der Träume gehören. Stahr Weim. 195 ꝛc. Hierzu
wohl auch: Dieſe witzige, aber b–e und fabrikmäßige Pole-
mik. Ruge Revol. 2, 99 [etwa = allgemein, ohne Berück-
ſichtigung der ſpeziellen Verhältniſſe?]. 10) dazu:
Ins B–e [eigentl.: in die leere Luft, dann allgem.: ins
Gelag hinein ]: Mancher zielt ins B–e und trifft ins
Schwarze [der Scheibe, hat mehr Glück als Verſtand].
Sprchw.; Räſonnieren ins B–e hinein. Auerbach Tag. 30;
Gehofft ins B–e. Chamiſſo 4, 227; Nur überhaupt in das
b–e Feld hin, ſo daß kein beſtimmter Menſch getroffen würde,
beſchuldigen. Fichte 8, 63; Forderung ins B–e. G. 39, 126;
Ins unbeſtimmte B–e hinaus zu reden. Paulus (V. Leb. 50);
Einen Wurf ins B–e wagen. Muſäus 3, 65 ꝛc. 11) dazu
ferner: Sein b–es Wunder ſehen (B. 23a ꝛc.); hören (Immer-
mann M. 4, 285); haben (Gutzkow Bl. 1, 284); Erzählt
ja die b–en Wunder davon. R. 4, 138 ꝛc. [= unglaublich]
vielleicht mit Anſpielung auf die Meerwunder (ſ. d.):
Aus allen Tiefen blaue Wunder, | die hüpfend um den Sän-
ger ziehn. Tieck 16, 177. Hierzu wohl auch: B. pfeifen =
heren. Grimm M. 265. 12) dazu ferner: B–er Nebel
(Chamiſſo 4, 28; 29), auch übertr.: Das ſind b–e Nebel.
Hebel 3, 102 = Flunkereien, womit man Einen täu-
ſchen will: Gehüllt in b–en Dunſt. Göckingk 1, 188; Ho-
mers Begriffe ... dämmerten ihm durch den b–en Dunſt ge-
weihter und ſophiſtiſcher Umdeuter. V. Ant. 1, 8; Ged. 4,
116; Einem b–en Dunſt vormachen (Sch. 123a); vormalen
(Döbel 2, 189b) mit einem b–en Dunſt umhüllen (Börne
Frzfr. 111; umziehn (W. 11, 199); Dank meinem b–en
Dampfe [Täuſchungen]. Rückert Mak. 2, 118; Bodenſtedt
2, 194 ꝛc. Mit einer b–en Gloß wie mit einem Vorhang
überzogen. Fiſchart B. 35b; Ein Gloß ... ſuchen und ... ein
b. Mäntelin anwerfen. 51a; B–e Märchen (conte bleu,
c. en l’air). G. 35, 85; B–e Enten (ſ. Enten = lügen-
hafte Erzählungen). Friſch 1, 106c; Paracelſus 1, 62a;
Der ſo lügen kann ... Jhm nachzuweiſen, wo er b. färbe.
Hackländer Skl. 1, 233 ꝛc., ſ. vorblauen. 13) Mir wird
b. (ſ. 14); b. und grün (Heine Reiſ. 1, 227); grün und b.
(W. 11, 69) vor den Augen; Es ward mir b. und roth um
die Augen, Alles drehte ſich um. Alexis H. 1, 1, 143 (ſ. Auge 6
und vgl.: blümerant) = es ſchwimmt mir vor den
Augen, mir wird ſchwindlig ꝛc. 14) dem friſchen
Roth (ſ. d.) als der Farbe des Lebens und der friſchen
Geſundheit ſteht das B. und Bläuliche gegenüber zur
Bez. der ſchmutzigen, häßlichen, ins Schwärzliche ſpie-
lenden Bleifarbe (lat. lividus), wie ſie das andrin-
gende, unter der Haut ſtockende Blut zeigt: Fühl doch,
er wird ſchon kalt! | Zurück vom b–en Munde | mit deinem
rothen! Freiligrath 2, 204; Der Lippen Roſenroth hat b–er
Gift umſangen. Mühlpforth 2, 25; Nicht das Bläuliche, nicht
das Falbe, | nur was friſch und lebensroth. Kinkel 4 ꝛc.
Dazu: Er rief nun, daß er ganz b. im Geſicht wurde. Eichen-
dorff Lärm. 9; Roth und b. im Geſicht wie ein kalkutiſcher
Hahn. 40; Schrei dir nicht b. das Geſicht. Heine Lied. 22;
Geärgert b. und blaß. 152; Der b–e Neid. Mühlpforth
Glückw. 12; Bekam vor Ärger das Höchſte und b. | ward er.
Werner Febr. 90; Im Sterbekittel, | zwar etwas b., doch noch
ſo ſchön. W. 12, 87; B. vor Froſt ꝛc.; B–e Krankheit, mor-
bus coeruleus, B–ſucht, von nicht gehöriger Orydation
des Blutes herrührend; B–er Huſten (ſ. d.). 15) So
namentl. in Folge von Quetſchungen, Kneifen, Schlä-
gen ꝛc.: B–e Flecke. Hebel 3, 287; Mäler. W. 19, 227 ꝛc.;
Hat Beulen und iſt ſo b. angelaufen wie der damascierte
Stahl. Tieck Acc. 1, 42. Die faule Dirne kneip’ ich b.
V. 3, 166; Ich muß dir den Rücken wieder ein wenig b. an-
ſtreichen mit dem hagebuchenen Pinſel. Hebel 3, 288 (ſ. Blau-
meiſe). Mit einem b–en Auge ( ſ. d.) davon kommen,
u. o. Oft: Braun und b. geſchlagen. Immermann M. 1,
317; Manche b–e Naſe gegeben. Gotthelf Sch. 256 ꝛc.
Seltner wie gewöhnl. im Engl. Man fand die
Verzweifelten b. und ſchwarz. Klinger F. 271 [black and
blue] u. ä. m. 16) der Blitz (ſ. d.) iſt b.; daher
damit verbunden oder allein in Flüchen und verwun-
dernden Ausrufen: Aber b. Blitz! Gotthelf Uli 2, 367;
Potz Himmel-B.! Sch. 173; B! Berlichingen 138; 241;
242; Ja, b–es Donnermaul! Sch. 192a. 17) wir be-
merken noch einzeln: a) B–e Bohnen (ſ. d.) und: B–es
Korn, Flintenkugel. b) Wie wird die b–e Grütze
ſchmecken? [die magre Koſt nach dem Feſteſſen, vgl.:
Zwingli 2, 403, am häufigſten von der Schule nach den
Ferien]. c) Alſo zog er das b–e | Soldaten-] Röcklein
aus. Hebel 3, 307; Der b–e Hut, Zeichen der Magiſter-
würde. Günther 171; 401 ꝛc., früher auch = das Heidel-
berger Schloßgefängnis. Zinkgräf 1, 268. d) Einem
einreden, grün ſei b. ſ. 3, 264 ꝛc. e) B. gilt als
Farbe der Treue, Beſtändigkeit.
Anm. Die Steigrung ohne Uml.: Wie die Lüfte wun-
dervoll | ſich b. und b–er dehnen. Geibel 94; Heine Lied.
217; B–er als die Wogen rollen, | glänzt der Himmel.
Platen 3, 29 ꝛc., doch z. B.: bläuer. V. 4, 52 (Reim.:
Schleier); Der b–ſten Fliegen b–ſte. Böttger Byr. 4, 174.
Veralt. blo(h). Berlichingen 42; Zinkgräf 1, 268 u. o.
Ahd. blâo, mhd. blâ, Genit. blâwes, ſ. bläuen und flau 6
und Anm.
Zſſtzg. ſ. 1 und vgl. Farbe: unerſchöpflich ſind
nam. die einen Vergleich bezeichnenden und durch „wie“
aufzulöſenden, z. B.: Vitriol-b. (G. 14, 228) b. wie
[Kupfer-] Vitriol ꝛc. Steigerungen ſind bei derar-
tigen Ew. natürlich ſelten, da ſie ſchon in ſich einen
Vergleich enthalten, doch findet ſich z. B.: Selbſt unter
dem rabenſchwarzeſten Haarwuchſe ſchimmert das vergißmein-
nichtblaueſte Auge hervor. Kohl Irl. 1, 406 ꝛc., ſ. [3].
Áther- [6]. Azūr- [6]. Bérg- [3]:
ein als ſchöne himmelblaue Malerfarbe benutztes Kupfer-
erz, Kupferlaſur, eine Verbindung von 2 Atomen neu-
tralem kohlenſauren Kupferoryds mit 1 Atom Kupfer-
oxydhydrat. Karmarſch 1, 178. Berlīner- [3]: ein
aus einer Verbindung von Eiſen und Cyan beſtehnder
Farbeſtoff, auch Pariſer-B. genannt; ferner die Miſchung
desſelben mit Thonerde. 179; z. B. auch: Einen Streif-
zug gegen alles B–e. Waldau (DMuſ. 1, 2, 359), von der
Blauſtrümpfelei in Berlin ꝛc. Beryll-: Das Eis ...
mit einem ſchönen Saphir- oder vielmehr B. Forſter R. 1,
76. Blítz-. Brêmer- [3]: Das Bremergrün
oder B. Karmarſch 1, 178; Kupferorydhydrat, das als
Leimfarbe blau bleibt, als Olfarbe grün wird. 357.
Cyān(en)-: tremſen-b., blau wie die bekannten
Kornblumen, wofür gw. auch kornblau, eigentl. korn-
blumenblau, auch = Berliner-b. Karmarſch 2, 372.
Dámpf-: beim Kattundruck. Karmarſch 2, 386, ſ.
Dampffarbe. Dónner-: blitz-b. Engliſch-,
Fayénce- [3]: beim Kattundruck. Karmarſch 2, 306;
wegen der Ahnlichkeit mit dem blauen Steingut. 369;
381. Fēīn- [3]: eine Sorte des blauen Indigs.
218 ꝛc. Férn- [8]: F–es Berglein. Heine Reiſ. 3,
73. Frǖhlings- [6]: F–er Himmel. Schwab (46)
141, blauer Frühlingshimmel. Hécht-: Tieck Nov.
3, 150, ſ. hechtgrau. Hímmel- [6]: Klagelieder in
das heiterſtille H. hinaufſingend. Fouqué 8, 131; Eine ſanfte
h–e und roſenrothe Tugend. Forſter Br. 1, 197; Auf ihrem
[der Augen] licht-h–en Grunde. Novalis 1, 95 ꝛc.
Hólza: die durch Blauholz bewirkte Farbe. Karmarſch
1, 239. Hórn-: Der Schnabel [des Adlers] iſt h.
Tſchudi Th. 333, ſ. Horn. Indig(o)-: Karmarſch 2,
299; Abhänge von einem herrlichen Indigo-B. Kohl A. 3,
182. Kāli-: Bleu de France, eine durch Kalium-
eiſencyanid der Wolle gegebne Farbe. Karmarſch 1, 238.
Kálk- [3]: eine hellblaue Malerfarbe, Kupfer-
orydhydrat, mit einer Beimiſchung von kohlenſaurem
Kalk. 326. Káſten- [3]: Kattundr.: Schilder-b.
307; Jndig in Schwefelarſenik oder Zinnorydul auf-
gelöſt. Kítz-: intenſiv blau. Frommann 1, 231.
Kōbalt- [3]: Thenard’ſches Blau, Verbindung von
phosphorſaurem Kobaltoxyd mit Thonerde. Kȫ-
nigs- [3]: die beſte Sorte der Schmalte. Mitſcherlich 2,
2, 139, d. h. die allerdunkelſte Sorte der ſogen. Kou-
leur. Karmarſch 2, 452; auch ſonſt dieſe Farbe: Mit
k–em Thibet. Kórn-: ſ. cyanen-b., vgl. Katzen-
grün. Kǖpen-: durch Indig in der Küpe gegeben.
Karmarſch 2, 303; K–e ... Taſchentücher. 348.
Kúpfer- [3]: Berg-b. Laſūr-: ultramarin-b.;
ungw.: –⏑ Stilling 2, 159. Louīſen-: mittel-b.
Mêêr-: Die m–e Fläche des Oceans. Gutzkow 11, 64.
Mílch-: Im reinſten m–en Schimmer. Novalis 1, 118.
Minerāl- [3]: eine Malerfarbe, ein Gemenge von
Pariſer-B. mit einer andern farbloſen Subſtanz. Kar-
marſch 2, 061. Míttel-: zwiſchen Dunkel- und
Hell-b. Mōhn-: Die m–e Holztaube. Tſchudi Th. 76.
Mōndſchein- [8 u. 9]: Die m–e Lyrik. LSchücking
HdZ. 1, 12. Mǘller-: Waldau N. 3, 150, weißlich-b.,
wie es die Müller zu tragen pflegen. Öl- [3]: die
feinſte, von den Malern gew. mit einem Ölfirnis auf-
getragne Schmalte. Parīſer-: ſ. Berliner-B.
Pfāūen-: wie der Pfauenſpiegel. Friſch. Ray-
mónd- ſ3]: eine, z. B. Seidenzeugen, durch Ber-
liner-B. gegebne Farbe. Karmarſch 1, 745; 2, 391 ꝛc.
Sä́chſiſch- [3]: eine mittels ſchwefelſaurer Jndig-
löſung gegebne Farbe. 303; 306. Sámmt-: Die
ſ–e . . . Brownsnatter. Linck Schl. 33, wie blauer Sammt
ausſehnd. Sáphir-: ſ. Beryll-b. Sāūer-:
von einer Art ſchlechter, einen dunkeln, ſauren Moſt
liefernden Weintrauben, S–er Zeug, auch ſchwarzer Tau-
ber. Schīēfer-: graublau wie Schiefer; Art
Bergblau. Schílder-: Kaſten-b. Schwêfel-:
wie brennender Schwefel. Schwímmend- [3]:
eine Sorte blauen Jndigs. Karmarſch 2, 298. Sēē-
len-: Aus den beiden ſ–en Augenhimmeln. Fouqué 8, 19
= den blauen Himmeln der ſeelenvollen Augen.
Sílber-: Der Mond ſchwamm leiſe an den ſ–en Himmel.
Lewald 3, 71; Sch. 71a; Einem ſ–en Teiche. Ramler F. 3,
6. S(ch)málte-. Solīd- [3]: beſonders dauer-
hafte Farbe im Kattundruck. Karmarſch 2, 372.
Sónnen-, Sónnig- [6]: So überwölbt mit ſeinem
Sonnen-B. Gutzkow Kön. V.; An dem ſonnig-b–en Himmels-
grund. Heine Lut. 2, 57. Stāhl-: wie angelaufner
Stahl. Strēū-: ſ. Äſchel. Tāfel-: Karmarſch
2, 387, ſ. Tafelfarbe. Tāūben-: mohn-b., ſ. d.;
auch ſchiefer-b., wie der ſchillernde Taubenhals.
Trêmſen-: cyanen-b. Túrnbull- [3]: ein ſehr
ſchönes Pariſer-B. Karmarſch 1, 187. Ultrama-
rīn-: Laſur-b. Vēīlchen-. Viōl(en)-:
violett, blauroth: Dem violblauen Mantel [des Biſchofs|.
Kinkel E. 8. Wáchs- [14]: W–es Krankengeſicht.
278. Wálzen-: dem Kattun durch Walzendruck
mitgetheilt. Karmarſch 2, 372. Wáſch-: eine aus
Jndig bereitete blaue, echte Farbe beim Kattundruck ꝛc.
303; 379. Waſſer-: hellblau wie Waſſer.
Wólken-: W–es Kleid [der Violen]. Opitz 1, 165
u. v. a.