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Blatter
Blátter, f.; –n; Blätterchen, lein; -: 1) ſchwzr.
= Blaſe 1d, Beutel für Geld (Gotthelf G. 172; 183),
für Tabak (Peſtalozzi 1, 30) ꝛc. 2) allgem. = Blaſe
(1e), eine Eiter enthaltende kleine Blaſe auf der Haut:
Eine hübſche Frau, die Morgens eine B. auf der Naſe gewahr
wird. G. 29, 211; Daß ihm ein Blätterchen im Geſicht auf-
fahren möchte. L. (Danzel 513). 3) (ſ. 2) in der Mz.,
von Krankheiten, die ſich in Eiterbeulen zeigen, am ge-
wöhnlichſten wie „Pocken“ (ſ. d.) von der bekannten
fieberhaften Ausſchlagskrankheit (variolae) bei Men-
ſchen und Vieh: Einem Kind die Blattern impfen, geben.
(veralt. Möſer Ph. 4, 34); Die B–n bekommen, haben;
An den B–n krank ſein; Die B–n heilen, trocknen ab; Nar-
ben von den B–n zurückbehalten; Von B–n überſäet. G. 20,
38; Das Geſicht durch die B–n ſehr entſtellt. 98 ꝛc.; doch
auch: Schwarze oder böſe B–n, von der Peſt und Peſt-
beulen, ferner von den Franzoſen (morbus gallicus)
ꝛc.: Da ſuhren auf böſe, ſchwarze B–n, beide an Menſchen
und Vieh. 2. Moſ. 9, 10 ꝛc.; Schlage dir den Mund mit
böſen B–n. Rückert Mak. 2, 204. 4) übertr. auf Per-
ſonen: „So will ich ein Chriſt werden.“ Die Kirche be-
dankt ſich für die B–n [vgl.: Auswurf ꝛc.] des Heiden-
thums. Sch. 176b.
Anm. Veralt. und mundartl. in allen Bed. von Blaſe,
ſ. Schmeller, Grimm; Daß ſie keine Blaſen oder Blatern ha-
ben, weder Harn noch Speichel ſammeln. Ryff Sp. 65b ꝛc.;
Wackernagel 2, 147 Z. 11. Man verwechsle die Verkl.
nicht mit der gleichlautenden der Mz. von Blatt ꝛc.
Zſſtzg. vielfach, obgleich nach allgemein gewordner
Jmpfung die Namen für die verſch. Arten der Kinder-
B–n meiſt veralt. ſind, z. B.: Fēīg- [3]; Venus-
B.; aber auch eine Pflanze, Ranunculns ficaria.
Flīēß- [3]: wo die Blattern eiternd zuſammenfließen.
Hítz- [2]: von erhitztem Geblüt entſtehnd, Hitz-
pickel, Phylactacna: Ein unbedeutendes Fleckchen oder ein
zufälliges Hitzblätterchen. W. Kínder- [3]: Variolae,
zumeiſt Kinder treffend. Kūh- [3]: nam. auch
zum Jmpfen der Blattern für Menſchen dienend.
Ménſchen- [3]: zuw. im Gaſtz. von Kinder-B–n,
die bösartige Krankheit, wie ſie bei nicht geimpften
Menſchen auftritt. Péſt- [3]: auch Peſtbeule.
Schāf-[3]. Schǟl-[2]: Hitz-B. Schwēīne-:
1) f1]: Füll die Sch. mit Tabak. Peſtalozzi 1, 30. 2)
[3] eine ſich durch Härte auszeichnende Art Kinder-B–n,
auch Stein-B–n genannt; ſ. Rankkorn. Spítz-
[3]; im Ggſtz. der fetten oder Fließ-B–n. Stēīn-;
ſ. Schweine-B. 2. Tābaks- [1]. Vēnus-
ſ3]; Feigwarze. Wáſſer- [2; 3]; mit Waſſer, ſt.
Eiter gefüllt. Wínd- [2; 3]; mit Luft, ſt. Eiter
gefüllt ꝛc.