Faksimile 0160 | Seite 152
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blassen
Bláſſen: 1) intr. (haben): blaß ſein, werden
(ſ. er-b.): Bis ſie blutend blaſſt. H. 16, 242; Die Sterne
b. wenn die Sonnen funkeln. Herwegh 1, 25; Seine [des Ta-
ges] Farben b. Sch. 47b; Des alten Königs letztes B. 35a;
Sein [ des Glühwurms] unwirkſam Feu’r beginnt zu b.
Schlegel Haml. 1, 5 u. o. 2) tr. (ſeltner): blaß ma-
cheu (vgl.: bleichen): Röthen, | was Todtenaſche blaſſet.
Logau 3, 6, 13, auch mit Uml.: Unſere ... gebläſſten
und gerunzelten Tütendreher. Kohl Südr. 1, 196.
Zſſtz. z. B.: Áb-: gewöhnl. intr. m. ſein, die
Farbe fahren laſſen und blaß werden: Der Schmetter-
lingsſtaub. .. abgeblaſſt. Immermann M. 4, 199; Abgeblaßte
Wappen. Prutz Muſ. 2, 367; Die Farben der Haut ſind ab-
geblaſſt. Rückert Nal. 175; Blaſſeſt ab wie Tod. Schubart 2,
91; Olivenfarbene [Käfer] blaſſen ... ins reine oder bläu-
liche Schwarz ab. Tſchudi Th. 286 ꝛc.; refl: H. 11, 144 =
ſich blaß ſtudieren ꝛc. Án-: tr. (ſelten): Der Mond-
ſchein blaſſt alle Gegenſtände an. Aūs-: tr.: die Farbe
ausziehen, und intr. (ſein): ſie ſo verlieren: Die Sonne
blaſſt das Band aus. Dieſe Stickerei ſcheint mir ſehr aus-
geblaßt. Prutz Muſ. 3, 15 u. o. Dahín-: intr. m.
ſein: blaſſend hinſchwinden, dahinbleichen ſ. d.
Ent-: tr. und retl.: die Bläſſe fahren laſſen: Ent-
blaſſe dich. und werde wieder roth. Baggeſen 5, 55. Er-:
1) intr. ſein: blaß werden: a) vor Gemüthsbewegung,
beſonders Schreck: Über Etwas (Accuſ., zuw. auch Dat.,
z. B.: Petalozzi 1, 48, ſ. über) c.; Erſchrecken und e.
Iudith 6, 4 ꝛc.; Erröthend, e–d in einem Nu. Chamiſo 3,
239; Was nicht der keckſte Jäger ohn’ E. nur denken mag.
4, 72; Unerblaſſt zum Tode gehn. Haller 135; Vor keiner-
lei Schuld zu c. V. Hor. 2, 214; Von keiner Schuld e. W.
HBr. 1, 51, genauer als V., da man vor Etwas er-
blaſſt, wenn es erſt geſchehn ſoll; von Etwas, über
Etwas, was geſchehn iſt. b) Vor Etwas e., davor,
als vor dem Überſtrahlenden verſchwinden: Vor ihrem
reinen Licht erblaſſt der falſche Schein. Haller 73; Ein-innres
Leben, vor dem das Leben der Erd’ erblaſſt und ſchwand wie
Nachtlampen im Morgenroth. Hölderlin H. 2, 97 u. o,
c) (ſ. b) mattre Farben annehmen, erlöſchen, hin-
ſchwinden, wobei oft das Entſtehnde von blaſſer Farbe
mit „in“ ꝛc. beigefügt wird: Sie erblaſſen, die Wolken.
Geßner 2, 171; Das Abendroth erblaßte zur Dämmrung. 1,
52; Die Blume erblaſſt. Gotthelf G. 1; Die Hoffnungen er-
blaßten von ſelbſt. Guhrauer Leſſ. 1, 272; Der Purpur, der
im Weſten funkelt, | erblaſſet in ein falbes Grau. Haller 96;
Die Ausſicht auf die große Erbſchaft erblaſſt. Prutz Muſ. 2,
359; Auch der Stein erblaſſte zu Gold [durch die Berüh-
rung des Midas]. V. Ov. 2, 204. d) euphemiſtiſch
ſtatt ſterben: Läſſt ... ſein Herzogthum durch ſein E. frei.
LHNicolai 2, 67; Der Wohlerblaßte. Hagedorn 3, 171; Das
erblaßte Mädchen, éiner Schlafenden ähnlich, aber kalt und
athemlos. W. 18, 103 ꝛc. 2) ſelten tr. = machend:
Es hielt Jedweden e–de Angſt in der Stellung. V. Th. 25,
220 ꝛc. Hín-: dahin-b. Nāch-: intr. mit ſein,
von blaſſen Dingen, die nachträglich noch blaſſer wer-
den. Ver-: 1) intr. mit ſein, den hellen Farben-
glanz verlieren, ganz blaß werden: Nachdem mir das
Leben verblaſſt war. Chamiſſo 4, 305; Die tauſend ver-
blaßten und wieder in altem Farbenglanz auftauchenden
Kindheitserinnerungen. Herrig 16, 274; Luther 8, 250;
Gott! Sie ver-b.! Sch. 189b; 426a; Werner Febr. 91 ꝛc.
2) tr.: ver-b. machen: Thränen, die meine Schrift
ver-b. Bettina G. 1, 170; Bei dem einen [Schmetterling] ver-
düſtert und verblaſſt ſie [die Alpenzone] die rothgelbe Farbe.
Tſchudi Th. 283 ꝛc.