Biegen
beugen
Bīēgen, bog; gebogen. — Bēūgen, intr. (sein, haben), tr. und refl.:
theilweise wenden, durch eine Wendung theilweise aus der ursprüngl. Lage oder Richtung kommen oder bringen:
1) Wenden und biegen: Zwei einander aus dem Wege biegende Wagen verlassen die ursprüngl. Richtung theilweise; ein sich wendender, gewendeter ganz; Hier wendet sich der Gast mit Grausen. Er bog sich Etwas nach der Seite hin; Gewendeter Rock, gebogner Stab; Wer eine Seite zu Ende gelesen, wendet das Blatt um; wer eine Stelle bezeichnen will, biegt das Blatt um oder ein etc. Danach bez. wenden etwas Ruckweises, biegen etwas Allmähliches; die Wendung eine gebrochen grade, die Biegung meistens (doch s. 2) eine krumme Linie. — 2) Biegen und Beugen, intr. (gewöhnl. mit „sein“): bezeichnen beide das Abweichen von der ursprüngl. Richtung: Um die Ecke N. 2, 3), um den Schloßflügel Gr. 1, 145), seitwärts Bl. 1, 30) biegen; — Aus dem Wege G. 144), feldeinwärts Bl. 1, 19), in eine Seitenstiege gr. R. 89), um eine Ecke N. 499), vom Rechte Mak. 1, 15) beugen. Ahnlich auch tr.: Ein Wort biegen oder beugen, es flektieren, sprachliche Verhältnisse durch Formveränderungen daran ausdrücken: Ein Redetheil ist (un)biegbar, (un)beugbar. — So auch: Biegung der Straße. 4, 123, vgl.: Bogen 1; Noch eine Biegung und die Kuppel wurde sichtbar. 11, 255; Biegung des Klaviers. Ab. 136; Zickzackbiegung. Gesch. 170 etc. — Durch des Lebens | wirrende Beugung. 1, 88; Die Beugung der Strahlen bei der Refraktion. 39, 287; Macht eine verbindliche Beugung [Verbeugung]. 9, 258; 18, 265; 699b; Beugungen der Stimme. 3, 150 etc. — Außerdem gewöhnl. biegen, nicht beugen als intr.: Biegen oder brechen; Tadler- und Verleumdungswaffen | biegen wie geschliffnes Blei. etc. Nur scheinbar intr. beugen durch Fortlassung des „sich“ beim Partic. und zuw. beim Infin.: „Beuge dem Veziere dich“ ... Nie ein Beugender. 2, 333; Daß er nur beugen und anbeten muß. 31, 8, ungewöhnl., vgl.: Lehrt ... euren Rücken wie einen Aal biegen. H. 1, 2, 359. — 3) Sonst ist nach dem heutigen Gebrauch biegen in der sinnlichen, beugen in der übertr. Bed. von weitrem Umfang: Das Gebeugte ist immer durch Krümmung gesenkt, niedriger geworden, auch übertr. = niedergedrückt, niedergeschlagen, auch das Sich-demüthigen, wie das Gedemüthigt-werden bezeichnend; dagegen kann z. B. auch etwas Krummes wieder grade gebogen, etwas Niedergebeugtes oder Niedergebognes auch in die Höhe gebogen werden etc.: Der Hut, den sie grade bog. R. 5, 168; Die Krämpe ist in die Höhe gebogen, s. auf-, emporbiegen. — Beide Zeitw. können also nur da stehen, wo der gesenkte Ggstd. zugleich der gekrümmte ist, und zwar biegen oder beugen, je nachdem mehr das Krümmen oder das Senken (im übertr. Sinn das Niederdrücken, Demüthigen) hervorgehoben werden sollen, z. B.: Das Knie, den Nacken, die Schultern biegen oder beugen etc., s. 4. Dagegen wird z. B., wenn der Halsgebogen wird, gleichzeitig auch das Haupt, die Stirn gebeugt (gesenkt, nicht gekrümmt). Daher tadelt mit Recht den Gebrauch bei Wenn Jahre erdenwärts der Mutter Stirn gebogen, während (1, 1743) sehr irrt, wenn er bei 7, 148: Wir nehmen das Geheimnis mit gebeugter Stirne an (mit gesenkter Stirn, demüthig), — dafür gebogen (?!!) verlangt, vgl.: Beuge vor Allah das Haupt. 3, 317; Sein Haupt ist vor Alter gebeugt. 14, 137 etc.; Eine gebogene Stirn ist eine gewölbte etc.; Deren Schnabel blos an der Spitze gebogen [gekrümmt] ist. Th. 333 (s. 7); Den rundum-gebognen Kelch. 149a; Krummgebognes Silbergeschirr. 3, 339; Mit schöngebognem Silberhorn. 73h; Eine Brücke hoch über den Rand | der furchtbaren Tiefe gebogen. 50a etc. — Gegen den heutigen Gebrauch aber erscheinen Stellen, wie schon ähnl. bei anmerkt: Die Häupter unsers Stamms sind längst in Staub gebogen. (11) 293; Was hat den großen Geist so stark, so tief gebogen? 250 — und: Gebeugt erst, zeigt der Bogen seine Kraft. (s. 1, 305) etc. — Doch hat sich „beugen“ bei einzelnen Gewerben als Kunstausdruck neben „biegen“ erhalten (= krümmen), z. B. bei den Böttchern (s. Biege) und danach z. B. auch: Wenn der Wagenbereiter ... Äste. sich beuget etc. Th. 25, 248 (dagegen veralt. z. B.: Gebeuget statt gebogen Gold). Im übertr. Sinn ist dieser Gebrauch auch der gewöhnl. (s. 2): Das Grade krumm biegen; Das Recht beugen, z. B.: 2. 23, 6: 5, 16; 19; 27, 19; Aitol. 40; 247 u. v.; und so tadelt (1, 13) wiederum mit Unrecht bei Welche mit Bosheit | anderswohin abbeugen das Recht, obgleich sich natürlich auch findet: Da er das Recht zu Gunst der Pfaffen bog. 529b etc. — 4) Beisp. wo biegen und beugen (s. 3) beide mit einer Nüance stehen können: Die Kniee biegen. 13, 327; 135; 237; 63; 529a; Mit ungebognem Knie. Po. 3, 112 etc.; Die Kniee beugen. 92; Il. 19, 71; ebd. etc. Zuw. mit merklicherem Unterschied: Wer ein steifes Knie hat, kann es nicht biegen; Wer sich nicht demüthigen will, wird das Knie nicht beugen; Bog vor ihm das steife Knie demüthig fast. 4, 137. Bei 521a’ sagt der Schweiꝛer, der in der vorgeschriebnen Verehrung des Huts „mit gebognem Knie und mit entblößtem Haupt“ eine Demüthigung erblickt: Wir unsre Kniee beugen einem Hut! und so gewöhnl., wo es als Zeichen der Demuth gelten soll: Was in Augenblicken der Entzückung | die Kniee beugt, ist auch ein süß Gefühl. 13, 245; 11, 44; 6, 54; 29, 255; 6, 290; Reis. 2, 53; Cvmb. 5, 5; Gebete und Kniebeugungen. N. Kr. 2, 345; 3, 9 u. v. — Ebenso: Der Pflugstier .., der die .. Kraft | des Halses duldsam unters Joch gebogen. 523b; 489b; 1, 395; Wie hier das Joch .. den steifen Hals .. bog. 5, 42; Wenn sich .. vor ihm der steifen Räthe Rücken biegen. 1, 136 etc.; dagegen: Hatten seinen Nacken nur, nicht seinen Muth gebeugt. D. 96 (übertr. = niedergedrückt) und so auch: Daß sie den Nacken lernen beugen, | den sie aufrecht tragen. 545b; 4, 184; Züchtig, mit gebeugtem Nacken | treten fromm wir *zum Altar. 6, 9. Aber von der rein mechanischen Wirkung: Froh kehrten sie zurück, den Nacken krumm gebogen | von des Äghpters gelbem Korn. Garb. 142, vgl.: Die Schultern beugen | sich unter meines Vaters Last. 37b. (Ich bücke mich, um ihn auf die Schulter zu nehmen.) Ferner: Schwankes Biegen [des Rohrs]. Lied. 95; 1, 5; Beugte ... das Rohr. Pol. 1, 9. — Bäume biegen Bild. 4), beugen sich unter der Last der Früchte Grgz. 1, 68; 33); Bogen sich die Tannen. E. 101; Daß die Myrte ... den Wipfel ... bieget. 2, 87; Die Ceder ... bog sich wie ein Buchs. Rost. 10 u. o.; Ein Wind beugt den Mast. Garb. 169; Frühlingslüfte beugen das Gras. 14, 134; Liefen über die Spitzen der Ähren, ohne sie zu beugen. Die Ähre muß sich ... beugen und wieder aufrichten, d. i. sich gar nicht beugen. 11, 148; Sturm, der die Tanne zu Thal beugt. Cymb. 4, 2. — Das Haupt auf eine Mappe R. 1, 13); über die Bahre (8, 319); über die niedrige Mauer M. 4, 129) beugen [oder biegen]; Ein Reh stand neugierig auf ihn gebeugt [gebückt]. E. 8. — Nie biege mehr Geschütz die Joche deiner Brücken. Garb. 137; Er lässt ... den Spieltisch unterm Gold sich biegen. Pol. 1, 21; Eine Taufe, der Tisch soll sich biegen. Eng. 1, 427 [rein mechanische Wirkung, daher besser als „beugen“]; aber: Der ... die Ranken, die uns Nektar geben, | um den Ulmbaum beugt. 244 [füglicher biegt] u. ä. m. — 5) Beisp. von beugen besonders in übertr. Bed., nam. auch: sich beugen, verbeugen, verneigen: Lied. 11; Beugung. 5, 191; 15, 178 etc. — Sich beugen gegen den Meister. 31, 57 [zur Bezeichnung der Richtung, so auch: nach, zu Einem, über Etwas etc.]; vor Einem [dem man dadurch seine Ehrfurcht bezeigen will]. 2, 308; 3, 237; 13, 388; R. 3, 222; Ps. 72, 9; 97, 7 u. v.; Einem [dem man als Mächtigern sich unterwirft]. 2, 333; 11, 54; 13, 255; Al. 14; Fürsten nie | beugtest du ein Sklavenknie. 11a; 13a. Sonst gewöhnl.: Sich, den Nacken etc. unter das Joch R. 5, 189 u. o.), Beil etc. beugen (s. 4), zuw. aber auch: unter mit Dat.: Lacedämon ... beugte zuerst seinen Nacken unter dem [schon über ihm schwebendem] Beile. Mor. 1, 74; 1, 413; So beugst du meine Widersacher unter mir. Ps. 18, 40; 106, 42 etc. — Ihren starren Hals zu einem höfischen Bückling beugen. 209 a etc. Ferner: Seinen Charakter zu beugen. 20, 99; Dein Brief hat mich sehr gedrückt, ja gebeugt. 2, 43; Den festen Willen zu beugen. 11, 86; Mich lehren, beugen und [be]deuten. 6, 544b; Es beugten sich für ihr die hohen Kaiserkronen, | die Schmergeln bückten sich ... Die Wälder regten sich mit tiefgebognen Zweigen. Hochz. 4; Er bog und beugte sich und sank und fiel dahin. Arm 201. [Das Krümmen geht dem Senken voran.] Daß der, die hier sich beugt — sich einst jedes Knie und Haupt gebeugt — eh das Unglück sie gebeugt. Mak. 1, 104: Den Stolz zu beugen. 13a; Eh Semele den Grimm der Götter beugt [wendet]. 14b; Deß schrankenlose Macht | selbst Götter sklavisch beugt. 18a; Dies Thor lehrt euch, wie man zum Himmel betet; | es beugt euch [macht, daß ihr euch beugt] zu des Morgens heiligem Dienst. Cymb. 3, 3; 1, 6. — Besonders oft im Partic.: Richtet die Gebeugten auf. Ps. 145, 14 etc. Die tiefgebeugten Herzen. 13, 346; Desto tiefgebeugter [s. besser 3] stehen wir da. 31, 11; Gott- (33, 35), gram- Leb. 2, 161), kummer- 2, 32), schmerz- Wandl. 2, 447), -gebeugt etc. = von Gott etc., und als Ggstz.: Ihre hohe Gestalt ... ungebeugt. Handel 1, 3; Ihr Muth ist ungebeugt. D. 263; 1, 88; Versteint und ungebeugt. 6, 19 etc. — Dazu (ún-) Gebeugtheit, f. — 6) Beisp. von biegen, sinnlich: Sich abwärts biegen. gB. 2, 58; so auch: auf-, aus-, ein-, hinter-, rück-, seit-, vorwärts biegen etc. — Sich schmiegen und biegen. 17, 23 u. v. — Es muß sich biegen oder brechen. 2, 83. — Nun will der Zweig der Myrte | sich biegen [winden] zum bräutlichen Kranz. 3, 48; Daß ein alter ... Stamm sich nun noch biegen und ziehen soll. 12, 62; Eine wachsene Nas ... in allerlei Gestalt biegen. B. 33a; Gott konnte sie nicht grade machen: | willst du sie biegen, sie bricht. 4, 44; Mit jedem Augenblick biegt und verändert sich die Landschaft. 14, 210; Auf mannigfaltig gebogenen Hügeln. 220; Daß er [Tycho] den Himmel öfter nach seiner Lehre ziehen und biegen werde. 39, 235; Um den schlanken Leib ... meinen Arm gebogen [geschlungen]. Lied. 251; Sprang auf wie gebogner Stahl. H. 1, 56; Wo der See sich biegt. Rev. 2, 92. Auf lateinischen Schlag gelenkt und gebogen (s. 7). 390b; Biegen wie Salat. 1, 301 etc. — 7) das Partic. gebogen (s. 3), sinnverwandt „krumm“ (s. d.), das als Ggstz. des Graden, die unregelmäßigen Abweichungen, wie die regelmäßigen umfasst, während gebogen, als Partic., einen Biegenden und darin eine Absicht, eine Regelmäßigkeit voraussetzt: Zwischen zwei Punkten giebt es nur eine grade, aber unzähliche krumme Linien, darunter auch gebogne, z. B. Kreisbogen, elliptische Linien etc. — Und so bez. gewöhnl. „krumm“ das Unregelmäßige, Häßliche, vgl. z. B.: Eine krumme und — eine gebogne Nase; Der Schwan hat einen gebognen Hals etc. — So auch: Gebogenheit, f. — Biegung, f., –en: Die prächtige Biegung [des Schwanenhalses]. 1, 135; Durch bloße Änderung der natürlichen Biegung des Bogens. R. 1, 330 etc. (s. 2).
Anm. Die Formen mit „eu“ sind ursprüngl. aus der 2. und 3. Person des Präs. hervorgegangen (vgl. die entsprechenden Formen von bieten, fliegen, fliehen, fließen, gießen, ziehen u. a. m.); beide Zeitw. bestanden lange ohne sichern Unterschied neben einander: Den Baum ... beugen, weil er jung ist; wird er alt, so bleibt er ungebogen. 6, 165b; Bog sich die Straße; in der Beugung. Sch. 288; s. auch 39, 26. — 2, 151 führt noch unter den unregelm. Zeitw. auf: Beugen und biegen. Impf.: Bog, beugete oder biegete (z. B. noch 8, 51: Ein Hund, der sich über das Vordertheil des Schiffes herabbiegte); Partic.: gebogen, gebeuget und gebieget F. 3, 263: Der schlanke Baum, der sich gebieget); vgl. ver-b. — Die Herstammung des weitverzweigten Worts, wozu z.B. Bogen, Bug, Bügel, Bühel, Buckel, Bucht, wohl auch Bauch u. a. m. gehören, unsicher.
Zsstzg. vielfach, z. B.: Áb-: Vom Wege abbiegen. Auerbach D. 4, 297; Gutzkow R. 6, 132 u. v.; abbeugen. Putlitz Wald 31; Willkomm Sag. 1, 61 etc.; Mädchen, das seitwärts abgebogen [weggewendet] stammelte. JP. 21, 90; Die Rebe vom Stock abbiegen. Kecht 21; Leid, das mich scheuselig von aller Welt abbog [entfernte]. Zelter 2, 51; Das Recht abbeugen. [3] etc.; Ein Stück Blech abbiegen, biegend abbrechen; Ein Wort abbiegen, abbeugen, flektieren etc.; Leichte und rasche Abbiegung des Hinterkopfs [vom Vorderkopf]. Auerbach Ab. 60 etc. —
Án-: Er schmiegt und biegt sich an mich an etc., namentl. Kanzleispr.; kaufm. = beifügen, s. bei-b.: In abschriftlich angebognem Steckbrief. Musäus Ph. 1, 42 u. o.; übertr.: Nie die Schönheit isoliert ohne angebognen Vortheil zu suchen. IP. 21, 42. — Āūf- [3]:
1) in die Höhe biegen: Aufgebognen Rand. 1, 717; 2, 156 etc.; Das leis aufgebogne Näschen. Nov. 68. —
2) durch Biegen öffnen etc. — Āūs-: In weiten amphitheatralisch ausgebogenen Prachtfächern. Or. 2, 7; Eine runde Ausbiegung. A. 1, 257; Geringe und allmähliche Aus- und Einbiegungen. Irl. 1, 267 etc.; Da er nicht ausbiegen wollte, sondern im Fahrgleise blieb. M. 192; E. 50; Stets dem Anlaß ausgebogen. 20, 158; A. 1, 84 etc.; — Geflissentliches Ausbeugen und Ablehnen. 12, 219; David beugte aus, daß der Spieß in die Wand fuhr. 4, 93 (1. 18, 11); Bleibt bei der Sache! beugt nicht aus! 414a; Daß weder zur Rechten noch linksab ausbeuge der Wagen. Ov. 1, 76 v. 171; Od. 17, 581; Nach dieser kurzen Ausbeugung. 7, 25 etc.; Dissonanzen durch geschickte Ausbeugungen ins Gleiche bringen. 19, 317; Nov. 4, 53 etc. — Bēī-: s. an-b.: Beigebogenes Blatt. Br. 2, 277. — Danīēder-: Die Schmach beugt mich danieder. W. 2, 437, s. nieder-b. — Eīn-: Bogen in einen Seitenweg ein. 11, 115; R. 7, 82; Mus. 1, 217; Pr. 102 u. o. — Wo sich beuget ein | der Weg. Febr. 45 etc.; Zwei Stellen nur hab’ ich eingebogen [durch einen Kniff bezeichnet]. Sch. 249; Eine Karte beim Pharo, die Schärfe des Schwerts Ps. 89, 44), das Horn des Bogens Ov. 1, 36) einbiegen; Geflügel in der Küche einbiegen, in gute Form bringen. — Empōr- [3]: Bog jeden knospenden Zweig desselben zur hohen Menschengestalt empor. 1, 31; Bog man des Viehes Häls’ empor zum Schlachten. 147a, vgl.: Beugten sie hinter die Hälse. 191; Beugten zurück sie die Hälse. Il. 1, 459; Beugten sie rückwärts die Nacken der Stier’. ebd. — Entgêgen-: Wenn sich mir ein Lockenhaupt entgegenbog. 223; Der seinen Nacken selbst der Straf’ entgegenbieget. 20, 119; Und beugt dem Mörderstreiche sich entgegen. D. 117. — Fórt-: z. B.: Das Gesicht fortbiegen, fort-, abwenden etc. — Hêr-, hin- etc.: Und bog die Zweige schirmend um sie her. Garb. 106; Ich hatte über sie mich hingebogen. 1, 141; So entfernt von der Streitfrage, daß man nicht begreifen kann, wie er sie darauf hinbiegen wird etc.; Drüber [über die Leiche] hingebeugt. 136. — Ich bog hinab mich in die Tiefe. Garb. 41; Daß wir kaum um die Ecke in die Tiefe hinabgebogen waren. A. 1, 42; 183; [Das Tragische] biegt sich bis zum Komischen herab. 1, 260; Zu den Füßen eines Wunderbildes hinabgebeugt. Flor. 1, 237; Jl. 2, 148; In liebevoll herabgebeugter Haltung. R. 1, 27; Ich beugt’ ihn herab zum schwellenden Polster. Th. 2, 139 etc. — Hatte den Kopf hinausgebogen. W. 1, 319. — Bog in die Straße hinein. Schw. M. 2, 60. — Sah ihn, sich um den Stuhl herumbeugend von der Seite an. E. 1, 295; Die Halbinsel, die sich um den See herumbiegt. Irl. 2, 311. — Ihrem auf die Brust heruntergebeugten Gesicht. Schw. M. 2, 151. — Kastanien, welche ihre Äste hinüberbogen. W. 1, 1. — Bogst dem Flehenden du spröde den Mund hinweg. 3, 77 u. ä. m. — Hínter-: s. empor-b. — Knīē-[4]: 22, 30; 20, 236 etc. — Nīēder-: Sich niederbog, des Vaters Hand zu küssen. W. 1, 276; Niedergebeugt von der offenen Verachtung. 2, 362; Die Niedergebeugten aufzurichten. 18, 178; Beugt sich vor Schrecken zurück, starrt, das Haupt niedergebeugt vor sich hin. 31, 57; Beugten sich ehrfurchtsvoll vor ihm nieder. F. 28; Vorwärts niedergebeugt. 1, 45 u. 0. — Über-: Der mit der Spitze sich rückwärts überbiegt. Gesch. 379; gB. 2, 232; Seinen übergebogenen Körper unterstützend. 31, 58; Sie beugte sich über, zu schöpfen. 5, 67; Sich hinten, vorn (oder vor-) überbeugen etc. — Um-: Er hätte sich gern umgebeugt und in die Loge eingesehen. R. 4, 380; Er bog den Brief um und zeigte ihr die Stelle. 421; Die scharfen Spitzen .. sind .. umgebogen. Tageb. 56; Wie das Ende seines Lebens doch wieder in seinen Ausgangspunkt umbiege. Dicht. 2, 183; Die gradgestreckten Sensen waren wieder umgebogen. Dorf. 4, 66; Eine seltsame ... Umbiegung [Verdrehung] des Gedankens. 161; Sie heißen bei ihrem und nicht bei vornehm umgebogenen Namen. M. 1, 398; Das Umbiegen des Hauptes. 3, 96; Als sie das Dampfschiff ... in den Hafen umbiegen sah. Rev. 2, 295; A. 2, 5 etc. — Unter-: Geduld, | die lange schon den zarten Hals der Wucht | so langer schwerer Leiden unterbeugt. 2, 217; Tracht’ ich mir selber die Welt, nicht der Welt mich unterzubeugen. Hor. 2, 210. — Ver-: Verbiegen, einem Dinge eine falsche Biegung geben: Mit einem verbogenen Rückgrat. Verm. 1, 295; Der Hut hat sich verbogen etc. — Verbeugen refl., sich verneigen: Verbeugt vor Dem euch, der ihn schlug. 4, 185; Die sich tief knicksend vor dem Prinzen verbeugte. R. 5, 30 etc. — Die Mädchen machten statt der Verbeugung eine Vertiefung. 1,87; Wollte ihr eben meine Verbeugung machen. 626a; Abschiedsverbeugung Sch. 2, 59 etc. — Vōr-:
1) nach vorn biegen oder beugen: Da stand ich ... | mit ausgestrecktem Arm vorgebogen. 4, 123; Fenster das von innen vorgebogen werden konnte. R. 6, 384; Ha, bögest du Thor, | in Vermessenheit | zu weit dich vor. Th. 377; Vorgebogner Hals. 11, 169 etc. — Er beugte sich gegen den Doktor vor. 12, 157; Leicht vorgebeugt auf dem rechten Fuß feststehend. N. 191; Alle, vorgebeugt den jugendlichen | ... Leib. 4, 297; Th. 22, 91 etc. Auch: Den Leib vorüberbeugen etc.; Wo er vorüberbog [vorbeizog]. Morg. 1, 179. —
2) mit Dat. = vorbauen, durch eine getroffne Vorkehrung Etwas hindern: Aller Unlust vorzubiegen. 127; Damit glaubte man derartigen Schelmereien vorgebogen zu haben. Sch. 2, 212; 1, 129 etc.; gewöhnl.: Der Gefahr vorgebeugt. R. 1, 34; Den Mißverständnissen vorzubeugen. Sal. 1, 53; 244; 2, 107; Sch. 1, LIII. etc. — Wég-: fort-, hinweg-b.: Hat sie sich auch schon wieder weggebogen. 1, 143 etc. — Zū-: Der Sturm ergriffs und bog in einem Nu | das lecke Boot der groll’nden Tiefe zu. 464; Als sie um die Ecke nach dem Gasthofe zubogen. Nov. 4, 5 etc.; Das Licht der Kerze | beugt sich ihr zu. Cymb. 2, 2, auch Etwas durch Biegen schließen. — Zurécht-. — Zurück-: Das Haupt 4, 93), das Laub Bl. 1, 153), die Zweige E. 123), die Glocke der Hausthüre H. 189) zurückbiegen etc.; Wie ... sich von der That zurück mein Wille bog. 4, 98. — Den Kopf D. 75), die Zweige Dicht. 1, 190), den Strauch 11, 89), sich N. 7) zurückbeugen; Während der Jäger zurückgebeugt lag. M. 1, 413 etc. — Zusámmen-: Der ... die Begegnenden durch zusammengebogene Bäume von einander riß. Myth. 1. 110; Bog das Schreiben zusammen ... Es lässt sich biegen, es ist kein Spieß darinnen. 2, 216 etc.
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