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Biegen beugen
Bīēgen, bog; gebogen. Bēūgen, intr. (sein, haben), tr. und refl.:
theilweise wenden, durch eine Wendung theilweise aus der ursprüngl. Lage oder Richtung kommen oder bringen:
1) Wenden und biegen: Zwei einander aus dem Wege biegende Wagen verlassen die ursprüngl. Richtung theilweise; ein sich wendender, gewendeter ganz; Hier wendet sich der Gast mit Grausen. Sch.; Er bog sich Etwas nach der Seite hin; Gewendeter Rock, gebogner Stab; Wer eine Seite zu Ende gelesen, wendet das Blatt um; wer eine Stelle bezeichnen will, biegt das Blatt um oder ein etc. Danach bez. wenden etwas Ruckweises, biegen etwas Allmähliches; die Wendung eine gebrochen grade, die Biegung meistens (doch s. 2) eine krumme Linie. 2) Biegen und Beugen, intr. (gewöhnl. mit „sein“): bezeichnen beide das Abweichen von der ursprüngl. Richtung: Um die Ecke (Tieck N. 2, 3), um den Schloßflügel (Scherr Gr. 1, 145), seitwärts (Gutzkow Bl. 1, 30) biegen; Aus dem Wege (Gotthelf G. 144), feldeinwärts (Gutzkow Bl. 1, 19), in eine Seitenstiege (Hettner gr. R. 89), um eine Ecke (Mörike N. 499), vom Rechte (Rückert Mak. 1, 15) beugen. Ahnlich auch tr.: Ein Wort biegen oder beugen, es flektieren, sprachliche Verhältnisse durch Formveränderungen daran ausdrücken: Ein Redetheil ist (un)biegbar, (un)beugbar. So auch: Biegung der Straße. Chamisso 4, 123, vgl.: Bogen 1; Noch eine Biegung und die Kuppel wurde sichtbar. Gutzkow 11, 255; Biegung des Klaviers. Auerbach Ab. 136; Zickzackbiegung. Burmeister Gesch. 170 etc. Durch des Lebens | wirrende Beugung. G. 1, 88; Die Beugung der Strahlen bei der Refraktion. 39, 287; Macht eine verbindliche Beugung [Verbeugung]. 9, 258; 18, 265; Sch. 699b; Beugungen der Stimme. WHumboldt 3, 150 etc. Außerdem gewöhnl. biegen, nicht beugen als intr.: Biegen oder brechen; Tadler- und Verleumdungswaffen | biegen wie geschliffnes Blei. Günther etc. Nur scheinbar intr. beugen durch Fortlassung des „sich“ beim Partic. und zuw. beim Infin.: „Beuge dem Veziere dich“ ... Nie ein Beugender. G. 2, 333; Daß er nur beugen und anbeten muß. 31, 8, ungewöhnl., vgl.: Lehrt ... euren Rücken wie einen Aal biegen. Alexis H. 1, 2, 359. 3) Sonst ist nach dem heutigen Gebrauch biegen in der sinnlichen, beugen in der übertr. Bed. von weitrem Umfang: Das Gebeugte ist immer durch Krümmung gesenkt, niedriger geworden, auch übertr. = niedergedrückt, niedergeschlagen, auch das Sich-demüthigen, wie das Gedemüthigt-werden bezeichnend; dagegen kann z. B. auch etwas Krummes wieder grade gebogen, etwas Niedergebeugtes oder Niedergebognes auch in die Höhe gebogen werden etc.: Der Hut, den sie grade bog. Gutzkow R. 5, 168; Die Krämpe ist in die Höhe gebogen, s. auf-, emporbiegen. Beide Zeitw. können also nur da stehen, wo der gesenkte Ggstd. zugleich der gekrümmte ist, und zwar biegen oder beugen, je nachdem mehr das Krümmen oder das Senken (im übertr. Sinn das Niederdrücken, Demüthigen) hervorgehoben werden sollen, z. B.: Das Knie, den Nacken, die Schultern biegen oder beugen etc., s. 4. Dagegen wird z. B., wenn der Halsgebogen wird, gleichzeitig auch das Haupt, die Stirn gebeugt (gesenkt, nicht gekrümmt). Daher tadelt Adelung mit Recht den Gebrauch bei Dusch: Wenn Jahre erdenwärts der Mutter Stirn gebogen, während Grimm (1, 1743) sehr irrt, wenn er bei Claudius 7, 148: Wir nehmen das Geheimnis mit gebeugter Stirne an (mit gesenkter Stirn, demüthig), dafür gebogen (?!!) verlangt, vgl.: Beuge vor Allah das Haupt. Chamisso 3, 317; Sein Haupt ist vor Alter gebeugt. G. 14, 137 etc.; Eine gebogene Stirn ist eine gewölbte etc.; Deren Schnabel blos an der Spitze gebogen [gekrümmt] ist. Tschudi Th. 333 (s. 7); Den rundum-gebognen Kelch. B. 149a; Krummgebognes Silbergeschirr. Hebel 3, 339; Mit schöngebognem Silberhorn. Sch. 73h; Eine Brücke hoch über den Rand | der furchtbaren Tiefe gebogen. 50a etc. Gegen den heutigen Gebrauch aber erscheinen Stellen, wie Adelung schon ähnl. bei Günther anmerkt: Die Häupter unsers Stamms sind längst in Staub gebogen. Haller (11) 293; Was hat den großen Geist so stark, so tief gebogen? 250 (Bodmer) und: Gebeugt erst, zeigt der Bogen seine Kraft. Grillparzer (s. Börne 1, 305) etc. Doch hat sich „beugen“ bei einzelnen Gewerben als Kunstausdruck neben „biegen“ erhalten (= krümmen), z. B. bei den Böttchern (s. Biege) und danach z. B. auch: Wenn der Wagenbereiter ... Äste. sich beuget etc. V. Th. 25, 248 (dagegen veralt. z. B.: Gebeuget statt gebogen Gold). Im übertr. Sinn ist dieser Gebrauch auch der gewöhnl. (s. 2): Das Grade krumm biegen; Das Recht beugen, z. B.: 2. Mos. 23, 6: 5, 16; 19; 27, 19; Apel Aitol. 40; Lichtwer 247 u. v.; und so tadelt JGrimm (1, 13) wiederum mit Unrecht bei V.: Welche mit Bosheit | anderswohin abbeugen das Recht, obgleich sich natürlich auch findet: Da er das Recht zu Gunst der Pfaffen bog. Sch. 529b etc. 4) Beisp. wo biegen und beugen (s. 3) beide mit einer Nüance stehen können: Die Kniee biegen. G. 13, 327; Lichtwer 135; 237; Reithard 63; Sch. 529a; Mit ungebognem Knie. Pfeffel Po. 3, 112 etc.; Die Kniee beugen. Reithard 92; Stolberg Il. 19, 71; V. ebd. etc. Zuw. mit merklicherem Unterschied: Wer ein steifes Knie hat, kann es nicht biegen; Wer sich nicht demüthigen will, wird das Knie nicht beugen; Bog vor ihm das steife Knie demüthig fast. Chamisso 4, 137. Bei Sch. 521a’ sagt der Schweiꝛer, der in der vorgeschriebnen Verehrung des Huts „mit gebognem Knie und mit entblößtem Haupt“ eine Demüthigung erblickt: Wir unsre Kniee beugen einem Hut! und so gewöhnl., wo es als Zeichen der Demuth gelten soll: Was in Augenblicken der Entzückung | die Kniee beugt, ist auch ein süß Gefühl. G. 13, 245; 11, 44; 6, 54; 29, 255; Chamisso 6, 290; Heine Reis. 2, 53; Schlegel Cvmb. 5, 5; Gebete und Kniebeugungen. Tieck N. Kr. 2, 345; Börne 3, 9 u. v. Ebenso: Der Pflugstier .., der die .. Kraft | des Halses duldsam unters Joch gebogen. Sch. 523b; 489b; L. 1, 395; Wie hier das Joch .. den steifen Hals .. bog. Thümmel 5, 42; Wenn sich .. vor ihm der steifen Räthe Rücken biegen. LHNicolai 1, 136 etc.; dagegen: Hatten seinen Nacken nur, nicht seinen Muth gebeugt. Alxinger D. 96 (übertr. = niedergedrückt) und so auch: Daß sie den Nacken lernen beugen, | den sie aufrecht tragen. Sch. 545b; Chamisso 4, 184; Züchtig, mit gebeugtem Nacken | treten fromm wir *zum Altar. Platen 6, 9. Aber von der rein mechanischen Wirkung: Froh kehrten sie zurück, den Nacken krumm gebogen | von des Äghpters gelbem Korn. Freiligrath Garb. 142, vgl.: Die Schultern beugen | sich unter meines Vaters Last. Sch. 37b. (Ich bücke mich, um ihn auf die Schulter zu nehmen.) Ferner: Schwankes Biegen [des Rohrs]. Heine Lied. 95; LHNicolai 1, 5; Beugte ... das Rohr. Freiligrath Pol. 1, 9. Bäume biegen (Kerner Bild. 4), beugen sich unter der Last der Früchte (Scherr Grgz. 1, 68; Haller 33); Bogen sich die Tannen. Kinkel E. 101; Daß die Myrte ... den Wipfel ... bieget. LHNicolai 2, 87; Die Ceder ... bog sich wie ein Buchs. Rückert Rost. 10 u. o.; Ein Wind beugt den Mast. Freiligrath Garb. 169; Frühlingslüfte beugen das Gras. G. 14, 134; Liefen über die Spitzen der Ähren, ohne sie zu beugen. Die Ähre muß sich ... beugen und wieder aufrichten, d. i. sich gar nicht beugen. L. 11, 148; Sturm, der die Tanne zu Thal beugt. Schlegel Cymb. 4, 2. Das Haupt auf eine Mappe (Gutzkow R. 1, 13); über die Bahre (8, 319); über die niedrige Mauer (Immermann M. 4, 129) beugen [oder biegen]; Ein Reh stand neugierig auf ihn gebeugt [gebückt]. Kinkel E. 8. Nie biege mehr Geschütz die Joche deiner Brücken. Freiligrath Garb. 137; Er lässt ... den Spieltisch unterm Gold sich biegen. Pol. 1, 21; Eine Taufe, der Tisch soll sich biegen. Prutz Eng. 1, 427 [rein mechanische Wirkung, daher besser als „beugen“]; aber: Der ... die Ranken, die uns Nektar geben, | um den Ulmbaum beugt. Michaelis 244 [füglicher biegt] u. ä. m. 5) Beisp. von beugen besonders in übertr. Bed., nam. auch: sich beugen, verbeugen, verneigen: Heine Lied. 11; Beugung. G. 5, 191; 15, 178 etc. Sich beugen gegen den Meister. 31, 57 [zur Bezeichnung der Richtung, so auch: nach, zu Einem, über Etwas etc.]; vor Einem [dem man dadurch seine Ehrfurcht bezeigen will]. Bodenstedt 2, 308; Chamisso 3, 237; G. 13, 388; Gutzkow R. 3, 222; Mendelssohn Ps. 72, 9; 97, 7 u. v.; Einem [dem man als Mächtigern sich unterwirft]. G. 2, 333; 11, 54; 13, 255; FSchlegel Al. 14; Fürsten nie | beugtest du ein Sklavenknie. Sch. 11a; 13a. Sonst gewöhnl.: Sich, den Nacken etc. unter das Joch (Gutzkow R. 5, 189 u. o.), Beil etc. beugen (s. 4), zuw. aber auch: unter mit Dat.: Lacedämon ... beugte zuerst seinen Nacken unter dem [schon über ihm schwebendem] Beile. Fallmerayer Mor. 1, 74; Rahel 1, 413; So beugst du meine Widersacher unter mir. Mendelssohn Ps. 18, 40; 106, 42 etc. Ihren starren Hals zu einem höfischen Bückling beugen. Sch. 209 a etc. Ferner: Seinen Charakter zu beugen. G. 20, 99; Dein Brief hat mich sehr gedrückt, ja gebeugt. Zelter 2, 43; Den festen Willen zu beugen. Gutzkow 11, 86; Mich lehren, beugen und [be]deuten. Luther 6, 544b; Es beugten sich für ihr die hohen Kaiserkronen, | die Schmergeln bückten sich ... Die Wälder regten sich mit tiefgebognen Zweigen. Mühlpforth Hochz. 4; Er bog und beugte sich und sank und fiel dahin. Rank Arm 201. [Das Krümmen geht dem Senken voran.] Daß der, die hier sich beugt sich einst jedes Knie und Haupt gebeugt eh das Unglück sie gebeugt. Rückert Mak. 1, 104: Den Stolz zu beugen. Sch. 13a; Eh Semele den Grimm der Götter beugt [wendet]. 14b; Deß schrankenlose Macht | selbst Götter sklavisch beugt. 18a; Dies Thor lehrt euch, wie man zum Himmel betet; | es beugt euch [macht, daß ihr euch beugt] zu des Morgens heiligem Dienst. Schlegel Cymb. 3, 3; 1, 6. Besonders oft im Partic.: Richtet die Gebeugten auf. Mendelssohn Ps. 145, 14 etc. Die tiefgebeugten Herzen. G. 13, 346; Desto tiefgebeugter [s. besser 3] stehen wir da. 31, 11; Gott- (33, 35), gram- (Auerbach Leb. 2, 161), kummer- (Platen 2, 32), schmerz- (FLewald Wandl. 2, 447), -gebeugt etc. = von Gott etc., und als Ggstz.: Ihre hohe Gestalt ... ungebeugt. Hackländer Handel 1, 3; Ihr Muth ist ungebeugt. Alxinger D. 263; LHNicolai 1, 88; Versteint und ungebeugt. Platen 6, 19 etc. Dazu (ún-) Gebeugtheit, f. 6) Beisp. von biegen, sinnlich: Sich abwärts biegen. Burmeister gB. 2, 58; so auch: auf-, aus-, ein-, hinter-, rück-, seit-, vorwärts biegen etc. Sich schmiegen und biegen. G. 17, 23 u. v. Es muß sich biegen oder brechen. Zinkgräf 2, 83. Nun will der Zweig der Myrte | sich biegen [winden] zum bräutlichen Kranz. Chamisso 3, 48; Daß ein alter ... Stamm sich nun noch biegen und ziehen soll. Engel 12, 62; Eine wachsene Nas ... in allerlei Gestalt biegen. Fischart B. 33a; Gott konnte sie nicht grade machen: | willst du sie biegen, sie bricht. G. 4, 44; Mit jedem Augenblick biegt und verändert sich die Landschaft. 14, 210; Auf mannigfaltig gebogenen Hügeln. 220; Daß er [Tycho] den Himmel öfter nach seiner Lehre ziehen und biegen werde. 39, 235; Um den schlanken Leib ... meinen Arm gebogen [geschlungen]. Heine Lied. 251; Sprang auf wie gebogner Stahl. Hölderlin H. 1, 56; Wo der See sich biegt. Ruge Rev. 2, 92. Auf lateinischen Schlag gelenkt und gebogen (s. 7). Stumpf 390b; Biegen wie Salat. Zelter 1, 301 etc. 7) das Partic. gebogen (s. 3), sinnverwandt „krumm“ (s. d.), das als Ggstz. des Graden, die unregelmäßigen Abweichungen, wie die regelmäßigen umfasst, während gebogen, als Partic., einen Biegenden und darin eine Absicht, eine Regelmäßigkeit voraussetzt: Zwischen zwei Punkten giebt es nur eine grade, aber unzähliche krumme Linien, darunter auch gebogne, z. B. Kreisbogen, elliptische Linien etc. Und so bez. gewöhnl. „krumm“ das Unregelmäßige, Häßliche, vgl. z. B.: Eine krumme und eine gebogne Nase; Der Schwan hat einen gebognen Hals etc. So auch: Gebogenheit, f. Biegung, f., –en: Die prächtige Biegung [des Schwanenhalses]. L. 1, 135; Durch bloße Änderung der natürlichen Biegung des Bogens. Forster R. 1, 330 etc. (s. 2).
Anm. Die Formen mit „eu“ sind ursprüngl. aus der 2. und 3. Person des Präs. hervorgegangen (vgl. die entsprechenden Formen von bieten, fliegen, fliehen, fließen, gießen, ziehen u. a. m.); beide Zeitw. bestanden lange ohne sichern Unterschied neben einander: Den Baum ... beugen, weil er jung ist; wird er alt, so bleibt er ungebogen. Luther 6, 165b; Bog sich die Straße; in der Beugung. Gotthelf Sch. 288; s. auch G. 39, 26. Spate 2, 151 führt noch unter den unregelm. Zeitw. auf: Beugen und biegen. Impf.: Bog, beugete oder biegete (z. B. noch L. 8, 51: Ein Hund, der sich über das Vordertheil des Schiffes herabbiegte); Partic.: gebogen, gebeuget und gebieget (Ramler F. 3, 263: Der schlanke Baum, der sich gebieget); vgl. ver-b. Die Herstammung des weitverzweigten Worts, wozu z.B. Bogen, Bug, Bügel, Bühel, Buckel, Bucht, wohl auch Bauch u. a. m. gehören, unsicher.
Zsstzg. vielfach, z. B.: Áb-: Vom Wege abbiegen. Auerbach D. 4, 297; Gutzkow R. 6, 132 u. v.; abbeugen. Putlitz Wald 31; Willkomm Sag. 1, 61 etc.; Mädchen, das seitwärts abgebogen [weggewendet] stammelte. JP. 21, 90; Die Rebe vom Stock abbiegen. Kecht 21; Leid, das mich scheuselig von aller Welt abbog [entfernte]. Zelter 2, 51; Das Recht abbeugen. [3] etc.; Ein Stück Blech abbiegen, biegend abbrechen; Ein Wort abbiegen, abbeugen, flektieren etc.; Leichte und rasche Abbiegung des Hinterkopfs [vom Vorderkopf]. Auerbach Ab. 60 etc.
Án-: Er schmiegt und biegt sich an mich an etc., namentl. Kanzleispr.; kaufm. = beifügen, s. bei-b.: In abschriftlich angebognem Steckbrief. Musäus Ph. 1, 42 u. o.; übertr.: Nie die Schönheit isoliert ohne angebognen Vortheil zu suchen. IP. 21, 42. Āūf- [3]:
1) in die Höhe biegen: Aufgebognen Rand. Karmarsch 1, 717; 2, 156 etc.; Das leis aufgebogne Näschen. Ruge Nov. 68.
2) durch Biegen öffnen etc. Āūs-: In weiten amphitheatralisch ausgebogenen Prachtfächern. Fallmerayer Or. 2, 7; Eine runde Ausbiegung. Kohl A. 1, 257; Geringe und allmähliche Aus- und Einbiegungen. Irl. 1, 267 etc.; Da er nicht ausbiegen wollte, sondern im Fahrgleise blieb. Grimm M. 192; Kinkel E. 50; Stets dem Anlaß ausgebogen. W. 20, 158; Heinse A. 1, 84 etc.; Geflissentliches Ausbeugen und Ablehnen. Engel 12, 219; David beugte aus, daß der Spieß in die Wand fuhr. Hebel 4, 93 (1. Sam. 18, 11); Bleibt bei der Sache! beugt nicht aus! Sch. 414a; Daß weder zur Rechten noch linksab ausbeuge der Wagen. V. Ov. 1, 76 v. 171; Od. 17, 581; Nach dieser kurzen Ausbeugung. Fichte 7, 25 etc.; Dissonanzen durch geschickte Ausbeugungen ins Gleiche bringen. W. 19, 317; Tieck Nov. 4, 53 etc. Bēī-: s. an-b.: Beigebogenes Blatt. Merck’s Br. 2, 277. Danīēder-: Die Schmach beugt mich danieder. Lewald W. 2, 437, s. nieder-b. Eīn-: Bogen in einen Seitenweg ein. Gutzkow 11, 115; R. 7, 82; Prutz Mus. 1, 217; Scherr Pr. 102 u. o. Wo sich beuget ein | der Weg. Werner Febr. 45 etc.; Zwei Stellen nur hab’ ich eingebogen [durch einen Kniff bezeichnet]. G. Sch. 249; Eine Karte beim Pharo, die Schärfe des Schwerts (Mendelssohn Ps. 89, 44), das Horn des Bogens (V. Ov. 1, 36) einbiegen; Geflügel in der Küche einbiegen, in gute Form bringen. Empōr- [3]: Bog jeden knospenden Zweig desselben zur hohen Menschengestalt empor. IP. 1, 31; Bog man des Viehes Häls’ empor zum Schlachten. B. 147a, vgl.: Beugten sie hinter die Hälse. 191; Beugten zurück sie die Hälse. V. Il. 1, 459; Beugten sie rückwärts die Nacken der Stier’. Stolberg ebd. Entgêgen-: Wenn sich mir ein Lockenhaupt entgegenbog. Geibel 223; Der seinen Nacken selbst der Straf’ entgegenbieget. W. 20, 119; Und beugt dem Mörderstreiche sich entgegen. Alxinger D. 117. Fórt-: z. B.: Das Gesicht fortbiegen, fort-, abwenden etc. Hêr-, hin- etc.: Und bog die Zweige schirmend um sie her. Freiligrath Garb. 106; Ich hatte über sie mich hingebogen. Rückert 1, 141; So entfernt von der Streitfrage, daß man nicht begreifen kann, wie er sie darauf hinbiegen wird etc.; Drüber [über die Leiche] hingebeugt. Falk 136. Ich bog hinab mich in die Tiefe. Freiligrath Garb. 41; Daß wir kaum um die Ecke in die Tiefe hinabgebogen waren. Kohl A. 1, 42; 183; [Das Tragische] biegt sich bis zum Komischen herab. Rahel 1, 260; Zu den Füßen eines Wunderbildes hinabgebeugt. FSchlegel Flor. 1, 237; V. Jl. 2, 148; In liebevoll herabgebeugter Haltung. Gutzkow R. 1, 27; Ich beugt’ ihn herab zum schwellenden Polster. V. Th. 2, 139 etc. Hatte den Kopf hinausgebogen. Lewald W. 1, 319. Bog in die Straße hinein. Temme Schw. M. 2, 60. Sah ihn, sich um den Stuhl herumbeugend von der Seite an. HKleist E. 1, 295; Die Halbinsel, die sich um den See herumbiegt. Kohl Irl. 2, 311. Ihrem auf die Brust heruntergebeugten Gesicht. Temme Schw. M. 2, 151. Kastanien, welche ihre Äste hinüberbogen. Lewald W. 1, 1. Bogst dem Flehenden du spröde den Mund hinweg. V. 3, 77 u. ä. m. Hínter-: s. empor-b. Knīē-[4]: Ps. 22, 30; W. 20, 236 etc. Nīēder-: Sich niederbog, des Vaters Hand zu küssen. Lewald W. 1, 276; Niedergebeugt von der offenen Verachtung. 2, 362; Die Niedergebeugten aufzurichten. G. 18, 178; Beugt sich vor Schrecken zurück, starrt, das Haupt niedergebeugt vor sich hin. 31, 57; Beugten sich ehrfurchtsvoll vor ihm nieder. Klinger F. 28; Vorwärts niedergebeugt. Rahel 1, 45 u. 0. Über-: Der mit der Spitze sich rückwärts überbiegt. Burmeister Gesch. 379; gB. 2, 232; Seinen übergebogenen Körper unterstützend. G. 31, 58; Sie beugte sich über, zu schöpfen. G. 5, 67; Sich hinten, vorn (oder vor-) überbeugen etc. Um-: Er hätte sich gern umgebeugt und in die Loge eingesehen. Gutzkow R. 4, 380; Er bog den Brief um und zeigte ihr die Stelle. 421; Die scharfen Spitzen .. sind .. umgebogen. Auerbach Tageb. 56; Wie das Ende seines Lebens doch wieder in seinen Ausgangspunkt umbiege. Dicht. 2, 183; Die gradgestreckten Sensen waren wieder umgebogen. Dorf. 4, 66; Eine seltsame ... Umbiegung [Verdrehung] des Gedankens. 161; Sie heißen bei ihrem und nicht bei vornehm umgebogenen Namen. Immermann M. 1, 398; Das Umbiegen des Hauptes. Knebel 3, 96; Als sie das Dampfschiff ... in den Hafen umbiegen sah. Ruge Rev. 2, 295; Kohl A. 2, 5 etc. Unter-: Geduld, | die lange schon den zarten Hals der Wucht | so langer schwerer Leiden unterbeugt. Schubart 2, 217; Tracht’ ich mir selber die Welt, nicht der Welt mich unterzubeugen. V. Hor. 2, 210. Ver-: Verbiegen, einem Dinge eine falsche Biegung geben: Mit einem verbogenen Rückgrat. Heine Verm. 1, 295; Der Hut hat sich verbogen etc. Verbeugen refl., sich verneigen: Verbeugt vor Dem euch, der ihn schlug. Chamisso 4, 185; Die sich tief knicksend vor dem Prinzen verbeugte. Gutzkow R. 5, 30 etc. Die Mädchen machten statt der Verbeugung eine Vertiefung. IP. 1,87; Wollte ihr eben meine Verbeugung machen. Sch. 626a; Abschiedsverbeugung G. Sch. 2, 59 etc. Vōr-:
1) nach vorn biegen oder beugen: Da stand ich ... | mit ausgestrecktem Arm vorgebogen. Chamisso 4, 123; Fenster das von innen vorgebogen werden konnte. Gutzkow R. 6, 384; Ha, bögest du Thor, | in Vermessenheit | zu weit dich vor. Tschudi Th. 377; Vorgebogner Hals. W. 11, 169 etc. Er beugte sich gegen den Doktor vor. Engel 12, 157; Leicht vorgebeugt auf dem rechten Fuß feststehend. Mörike N. 191; Alle, vorgebeugt den jugendlichen | ... Leib. Platen 4, 297; V. Th. 22, 91 etc. Auch: Den Leib vorüberbeugen etc.; Wo er vorüberbog [vorbeizog]. Rückert Morg. 1, 179.
2) mit Dat. = vorbauen, durch eine getroffne Vorkehrung Etwas hindern: Aller Unlust vorzubiegen. Canitz 127; Damit glaubte man derartigen Schelmereien vorgebogen zu haben. Gotthelf Sch. 2, 212; Rahel 1, 129 etc.; gewöhnl.: Der Gefahr vorgebeugt. Forster R. 1, 34; Den Mißverständnissen vorzubeugen. Heine Sal. 1, 53; Lichtwer 244; Müllner 2, 107; V. Sch. 1, LIII. etc. Wég-: fort-, hinweg-b.: Hat sie sich auch schon wieder weggebogen. Rückert 1, 143 etc. Zū-: Der Sturm ergriffs und bog in einem Nu | das lecke Boot der groll’nden Tiefe zu. Kinkel 464; Als sie um die Ecke nach dem Gasthofe zubogen. Tieck Nov. 4, 5 etc.; Das Licht der Kerze | beugt sich ihr zu. Schlegel Cymb. 2, 2, auch Etwas durch Biegen schließen. Zurécht-. Zurück-: Das Haupt (Chamisso 4, 93), das Laub (Gutzkow Bl. 1, 153), die Zweige (Kinkel E. 123), die Glocke der Hausthüre (Voigts H. 189) zurückbiegen etc.; Wie ... sich von der That zurück mein Wille bog. Chamisso 4, 98. Den Kopf (Alxinger D. 75), die Zweige (Auerbach Dicht. 1, 190), den Strauch (Gutzkow 11, 89), sich (Mörike N. 7) zurückbeugen; Während der Jäger zurückgebeugt lag. Immermann M. 1, 413 etc. Zusámmen-: Der ... die Begegnenden durch zusammengebogene Bäume von einander riß. V. Myth. 1. 110; Bog das Schreiben zusammen ... Es lässt sich biegen, es ist kein Spieß darinnen. Zinkgräf 2, 216 etc.